Richtig zitieren

Die Doktorarbeit gilt als besonderer Nachweis der Befähigung zum vertieften wissenschaftlichen Arbeiten. Dazu gehört auch eine korrekte Angabe der Quellen, auf die man seine eigene Arbeit stützt. Im wissenschaftlichen Bereich erfolgt dies vor allem durch Zitate.

Die aufgedeckten Plagiate des früheren Bundesministers zu Guttenberg und zahlreicher anderer Politiker haben zwischenzeitlich auch eine breitere Öffentlichkeit auf dieses Thema aufmerksam gemacht. Auch die Universitäten verstärken ihre Bemühungen, ungekennzeichnetes »Abkupfern« fremder Texte aufzudecken.

Für Doktoranden gilt es deshalb mehr denn je auf wissenschaftliche Redlichkeit zu achten und ihre Quellen korrekt zu kennzeichnen.

Ganz oder gar nicht: Sauberes Zitieren schon im Manuskript

Das ist mitunter schwieriger als gedacht. Im Nachhinein ist es auch für den Autor einer Arbeit sehr schwer - wenn nicht gar unmöglich - sich für bestimmte »Allerweltspassagen« der eigenen Arbeit zu besinnen, ob man hier eigene Formulierungen gewählt oder Lehrbuchwissen mehr oder minder abgeschrieben hat.

Dringend ist daher zu raten, Zitate von Anfang an im eigenen Manuskript sorgfältig und sauber zu kennzeichnen. Wenn sich eine Wiederholung von »Allerweltswissen« schon nicht vermeiden lässt, dann sollte man für die eigene Bearbeitung entweder gleich eine endgültige Formulierung wählen oder aber ein Vollzitat, das man später ggf. noch paraphrasiert. Plagiatstechnisch gefährlich sind alle Zwischenlösungen, also z.B. »fast-wörtliche« Zitate sowie ungekennzeichnete Abschriften. Das ist auch ohne böse Absicht schnell passiert, wenn man z.B. beim Arbeiten in einer Bibliothek auf die Schnelle eine Passage gleich ins Manuskript hinein abschreibt - mit dem guten Vorsatz, den Text später noch umzuschreiben. Falls man dies später schlicht vergisst, wird man überflüssgerweise angreifbar.

Sekundärzitate

Als Sekundärzitat bezeichnet man die Bezugnahme auf fremde Texte, die man selbst nicht gelesen hat, sondern von denen man nur durch Zitate bei anderen Autoren erfahren hat. Es handelt sich also prinzipiell um »Zitate vom Hörensagen«.

Wann sind Sekundärzitate erlaubt?

Sekundärzitate kommen regelmäßig nur dann in Betracht, wenn die Primärquelle nicht verfügbar ist und auch nicht mit vertretbarem Aufwand beschafft werden kann.

Dabei muß man berücksichtigen, dass der vertretbare Aufwand bei einer Dissertation sicherlich höher anzusetzen ist als bei studentischen Arbeiten oder sonstigen Texten.

Zum Teil gibt es besondere Regelungen für Zitate aus unveröffentlichten Quellen oder sog. »grauer Literatur«. Solche Quellen sind typischerweise besonders schwer zu beschaffen. Hier kommt hinzu, dass ihre Zitierfähigkeit unterschiedlich beurteilt wird. Manche Wissenschaftler stehen auf dem Standpunkt, dass solche unveröffentlichte Quellen in einer wissenschaftlichen Arbeit nichts zu suchen haben, weil es eben einen inhaltlich-qualitativen Grund dafür gebe, weshalb sie unveröffentlicht geblieben sind. Andererseits mögen z.B. politische Flugblätter in einer historischen oder politikwissenschaftlichen Dissertation geradezu Gegenstand der Forschung sein und insofern unverzichtbar. Den Umgang mit solchen Quellen sollte man vorab mit seinem Betreuer abstimmen: Sind sie überhaupt zitierfähig? Falls es sich um eigene Sammlungen o.ä. handelt: Sollen sie der Arbeit evtl. beigefügt werden bzw. mit eingereicht werden?

Risiken und Nebenwirkungen

Ein anderer Ausdruck für Sekundärzitate ist »Blindzitat« - und dieser Ausdruck kennzeichnet das größte Risiko zutreffend; es besteht darin, dass schon der »zwischengeschaltete« Autor die Primärquelle nicht zutreffend wiedergibt. Solche Fehler kommen viel häufiger vor als man denkt. Es gibt Belege über falsche Zitate, die über Jahre bzw. Jahrzehnte unentdeckt blieben, weil keiner der zwischenzeitlich mit der Sache befassten Autoren sich die Mühe gemacht hat, eine angegebene Primärquelle zu überprüfen. Blindes Vertrauen auf die Redlichkeit der Vor-Autoren ist im wissenschaftlichen Bereich nicht angezeigt.

Es besteht außerdem das Risiko, dass man selbst aufgrund der eigenen Perspektive ein an sich korrektes Zitat mißversteht und dann in einen falschen Zusammenhang setzt: Es mag sein, dass sich eine Fundstelle für die Theorie A heranziehen lässt, so dass das Primärzitat in Ordnung ist. Wenn man selbst aber an Theorie B arbeitet, kann es sein, dass der Primärautor eine Übertragbarkeit z. B. im nächsten (nicht mehr zitierten) Satz ausgeschlossen hat. Dann wäre das Sekundärzitat zu Theorie B falsch.

Ein korrekt gekennzeichnetes Sekundärzitat fällt dem geübten Leser ins Auge. Insofern sollte man sich als Autor darüber im klaren sein, dass ein Sekundärzitat beim Leser unterschwellig das Gefühl erzeugen kann, der Autor sei nachlässig zuwerke gegangen: Warum hat er sich nicht die Mühe gemacht, die Primärquelle einzusehen?

Wenn die Antwort auf diese Frage in Fachkreisen selbstverständlich ist - weil jeder weiß, dass es von dem Buch X nur noch ein Exemplar auf der Welt gibt, das irgendwo in der Antarktis verwahrt wird - dann ist das natürlich kein Problem.

Handelt es sich aber um ein halbwegs verfügbares Buch, das zwar in der örtlichen Stadtbibliothek nicht vorhanden ist, aber per Fernleihe aus einer entfernteren Universitätsbibliothek bestellt werden kann, so ist das Sekundärzitat ein Beleg für Bequemlichkeit und sollte vermieden werden.

Kennzeichnung im Text

In den verschiedenen Wissenschaftsbereichen, teils aber auch von Prof zu Prof, gibt es unterschiedliche Zitierregeln. Diese gelten natürlich auch für Sekundärzitate vorrangig.

Grundsätzlich kann man aber festgalten: Sekundärzitate müssen unbedingt als solche erkennbar sein.
Das kann zum Beispiel durch eine Fußnote folgenden Inhalts erfolgen:

S. Meier, Das Große Ganze, S. …, zitiert nach Müller Im Kleinen und Feinen, S. …

Auf keinen Fall darf ein Sekundärzitat verdeckt werden, indem es einfach als Primärzitat getarnt wird. Wenn man also das Buch von Meier selbst nicht in der Hand hatte, darf man nicht schreiben

S. Meier, Das Große Ganze, S. …

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