Dissertation mit Latex schreiben

Ein Beitrag unseres Users Robert aus dem Forum, den ich mit seiner freundlichen Erlaubnis in den redaktionellen Teil übernehme.

Mehr zu den Aspekten, die bei der Wahl seines Textverarbeitungsprogrammes eine Rolle spielen können

Präambel

Ich möchte mit dieser kurzen LaTeX-Einführung all diejenigen ansprechen, die bei der Dissertations-Vorbereitung viel von LaTeX gehört haben, denen aber nie so ganz klar war, was man sich darunter vorzustellen hat. Ziel soll es sein, diesen Personen die Möglichkeit zu geben sich mit überschaubarem Aufwand selbst ein Bild davon zu machen, was LaTeX ist, damit anschließend eine fundierte Entscheidung getroffen werden kann, ob LaTeX das Richtige für ihre Zwecke ist. Ich selbst beschäftige mich erst seit ein paar Monaten mit LaTeX und lerne auch immer nur Schritt für Schritt die Funktionen, welche ich für meine Dissertation benötige. Mein Wissen ist somit alles andere als umfassend, aber - und das soll etwas Mut machen - ich komme dennoch problemlos mit LaTeX klar und habe die Entscheidung, mit LaTeX zu schreiben, noch nicht eine Sekunde lang bereut.

Was ist LaTeX?

LaTeX wird oft mit Word verglichen, das kann jedoch dazu führen, dass man eine falsche Vorstellung davon bekommt, was einen erwartet. Man ist vielleicht versucht, irgend eine latex.exe zu installieren und anschließend eine Word-Kopie vorzufinden. Mit diesem Ansatz gelangt man jedoch nicht ans Ziel. Das, was mit LaTeX bezeichnet wird, ist lediglich der »Rechenkern« oder »Motor« des Textsatzprogrammes. LaTeX sorgt dafür, dass aus einem einfachen Text-Dokument ohne jegliche Formatierung ein schön anzusehendes, druckbares Dokument wird. So gesehen kann man LaTeX eher als Dienstleister, denn als Textverarbeitungsprogramm bezeichnen. Man übergibt LaTeX einen fertigen Text mit der Aufforderung, daraus ein schön gestaltetes Dokument zu erstellen. Den Text selber kann man nicht mit LaTeX erstellen, er muss bereits anderweitig vorliegen.

Um mit LaTeX zu arbeiten braucht man folglich einmal ein Programm, mit dem man den Text erstellt und dann noch einen »LaTeX-Motor«, der den Text verarbeitet.

Mit welchem Programm man den Text schreibt ist prinzipiell egal. Jeder kann sich den Text-Editor aussuchen, der ihm am besten gefällt und seinen Bedürfnissen am besten entspricht. Es ist problemlos möglich, den Windows-Editor zum Schreiben zu benutzen, auch wenn es natürlich bessere Alternativen gibt. Beim Schreiben des Textes gibt es gegenüber Word und Co. eine entscheidende Besonderheit: Da nicht ihr, sondern LaTeX später über das Aussehen des Textes entscheidet, müsst ihr Wünsche äußern. Das geschieht, in dem man in den Text reinschreibt, wie die einzelnen Sachen aussehen sollen. Wenn ihr eine Kapitelüberschrift erstellt haben wollt, dann schreibt ihr

chapter{Das ist die Überschrift}

Wenn ihr einen Text in der Fußnote stehen haben wollt, dann schreibt ihr

\footnote{Das hier soll in der Fußnote stehen}

Um die ganzen Details des Aussehens müsst ihr euch nicht kümmern.

Aber ich denke, selbst ausprobieren sagt mehr als 1000 Worte, also fangen wir an:

Der Anfang

Da ich momentan an einem Windows-Rechner sitze, auf dem kein LaTeX installiert ist, beschreibe ich an dieser Stelle kurz die Installation auf einem Windows PC.
Wer Linux benutzt kann anstelle der hier vorgestellten Programme »texlive« und beispielsweise »texmaker« installieren. Bei Schritt 3 geht es dann für alle weiter

1. Den »Motor« installieren

Als erstes installieren wir den LaTeX-»Motor«. Für Windows bietet sich »Miktex« an, den kostenlosen Download gibt es unter
http://miktex.org/2.8/setup.

Bei der Installation solltet ihr die Frage »install missing Packages on the fly« mit ja beantworten, dann erspart ihr euch später das manuelle Nachinstallieren von Paketen.

2. Das Schreibprogramm installieren

Zwar könnten wir unsere Texte, wie bereits erwähnt, problemlos mit dem Windows-Editor erstellen, würden es uns dann aber unnötig unkomfortabel machen. Deswegen installieren wir gleich noch das kostenlose Texniccenter von http://www.texniccenter.org/.

Beim ersten Start von Texniccenter startet das Programm einen Einrichtungsassisten. Dort müsst ihr den Pfad angeben, wo sich die Ausführbaren Tex und LaTeX Dateien befinden. Der richtige Pfad hängt davon ab, wo ihr Miktex hin installiert habt, das passende Unterverzeichnis lautet:

...\Programme\Miktex 2.8\miktex\bin\

Die anschließende Abfrage, mit welchem Programm die .ps, .dvi und .pdf Dateien angezeigt werden sollen, könnt ihr einfach überspringen, solange bei der Frage nach dem .pdf Anzeigeprogramm irgend etwas eingetragen ist. Die anderen Felder können problemlos leer bleiben.

3. Erste Schritte

Jetzt haben wir Texniccenter geöffnet vor uns. Durch einen Klick auf das weiße Blatt in der oberen linken Ecke öffnen wir ein neues Dokument (genauso wie es bei jedem Windows-Programm funktioniert)

Wenn man sich im Internet LaTeX-Dokumente ansieht, so wird man häufig von endlos langen Programm-Befehlen zu Beginn des Dokuments verschreckt, von denen man glaubt, sie sich nie im Leben merken zu können. Gleich vorweg: muss man auch nicht. Wirklich notwendig sind nur wenige Befehle, die anderen werden wir dann verwenden, wenn wir sie benötigen. Das gute an LaTeX ist, dass man einfach erstmal drauflos schreiben kann, das Design des Textes kann man zu jeder Zeit über Einträge am Anfang des Dokumentes verändern. Man muss sich also keine Sorgen machen, wenn einem am Anfang das Design der Überschriften, oder das Inhaltsverzeichnis noch nicht gefällt, das lässt sich problemlos später anpassen.

Also fangen wir an:

als erstes müssen wir LaTeX sagen, was für eine Art von Text wir schreiben wollen, ob es ein Buch, ein Artikel, ein Brief oder was auch immer wird. Zum Einstieg schreiben wir erst einmal einen Artikel. Unsere erste Zeile muss deshalb lauten:

\documentclass{scrartcl}

wir hätten statt scrartcl auch articel (Typo? article?) schreiben können, aber für deutsche Texte gibt es das angepasste Paket scrartcl, das folglich für die meisten von uns die bessere Wahl ist.

Das reicht erstmal, die anderen Einträge folgen dann, wenn wir merken, warum wir sie brauchen.

Jetzt müssen wir LaTeX sagen, wo unser Dokument losgeht und wo es aufhört. Dazu schreiben wir in die nächsten Zeilen:

\begin{document} Einleitung

Das ist unser toller Text. Er ist schön schlau und klasse
\end{document}

Das war schon das Wichtigste, wir können jetzt einen Probelauf durchführen. Zuerst speichern wir den Text als »probe.tex«. Es bietet sich an, ihn in einem leeren Ordner zu speichern. LaTeX produziert beim Erstellen der Texte nämlich mehrere Dateien, was unter Umständen unübersichtlich werden kann.

In der oberen Werkzeugleiste von TeXniccenter findet ihr ein Feld, in dem steht »LaTeX => DVI«, wenn ihr das in »LaTeX => PDF« ändert, erzeugt LaTeX .pdf-Dokumente anstelle von .dvi-Dokumenten.

Durch einen Druck auf Strg+ F7 oder das entsprechende Symbol wird euer Dokument erstellt. Ihr seht im unteren Teil des Bildschirms Meldungen durchlaufen. Wenn alles geklappt hat steht dort nach ein paar Sekunden:

LaTeX-Ergebnis: 0 Fehler, 0 Warnung(en), 0 zu volle/leere Box(en), 1 Seite(n)

Durch einen Druck auf F5 könnt ihr euer Dokument jetzt ansehen.

Es fallen zwei Sachen auf:
Erstens: Das »ö« fehlt,
zweitens sieht unsere Überschrift nicht nach einer Überschrift aus.
Falls ihr zwischen der Überschrift uns dem Text keine Leerzeile gelassen habt, steht sie sogar im fertigen Dokument nicht einmal in einer eigenen Zeile. Das liegt daran, dass LaTeX sowohl Zeilenumbrüche als auch mehrere Leerzeichen ignoriert. Einen neuen Absatz erreicht man, in dem man eine Zeile frei lässt.

Das mit dem ö liegt daran, dass LaTeX nicht weiß, dass wir deutsche Buchstaben verwenden wollen. Also sagen wir es ihm: unter dem \documentclass Eintrag schreiben wir:

\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}

Für Linux anstelle von latin1 bitte utf8 verwenden.

Jetzt haben wir alle deutschen Sonderzeichen die wir benötigen und die Silbentrennung funktioniert jetzt auch. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass unsere Überschrift auch wie eine solche aussieht.
Dafür schreiben wir an Stelle von »Einleitung« einfach

\section{Einleitung}

Wenn wir das Dokument jetzt wieder mit Strg + F7 erstellen, haben wir eine Überschrift. Die nächste Gliederungsebene wäre \subsection, dannach käme \subsubsection. Höhere Gliederungsebenen erreicht man mit \chapter oder \part. Welche Ebenen zur Verfügung stehen hängt von der gewählten Dokumentenklasse ab. \part gibt es beispielsweise nur bei Büchern.

Weiterführend

Das bisherige Wissen würde theoretisch ausreichen, um mit dem Schreiben anzufangen. Alles andere könnte man nachträglich während der Bearbeitungszeit anpassen. Gehen wir mal davon aus, dass auf der Basis des bisherigen Wissens ein kleines Dokument entstanden ist, dass wie folgt aussieht:

\documentclass{scrartcl}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}

\begin{document}
\section{Einleitung}
Das ist unser toller Text. Er ist schön schlau und klasse.

\section{Der erste Teil}
Hier geht jetzt das wichtige Zeug los.

\subsection{Sehr wichtiges}
Es gibt das Zeug, das sehr wichtig ist. Man erkennt es an seiner Wichtigkeit

\subsection{Nicht so wichtiges}
Natürlich sind manche Sachen nicht so wichtig, das ist ja klar. Bla bla bla.

\section{Fazit}
Zusammenfassend kann man gar nix sagen.

\end{document}

Jetzt wollen wir natürlich auch ein Inhaltsverzeichnis. Dazu müssen wir Latex lediglich sagen, an welcher Stelle dieses Verzeichnis erstellt werden soll.

Wir schreiben also direkt unter den \begin{document}-Befehl:

\tableofcontents

Wenn wir jetzt das Dokument neu erstellen, sehen wir gleich eine weitere Besonderheit von LaTeX. Wir haben jetzt zwar am Anfang des Dokuments die Überschrift »Inhaltsverzeichnis« stehen, aber keinerlei Einträge. Keine Angst, das ist richtig so. Wir erstellen das Dokument einfach noch einmal mit Strg+F7 und wie von Zauberhand sind jetzt alle Einträge vorhanden.
Das liegt daran, dass LaTeX das Dokument jeweils nur einmal von oben nach unten durcharbeitet. Er kam beim ersten Durchlauf also an den Befehl \tableofcontents und wusste somit, dass wir ein Inhaltsverzeichnis wollen. Er wusste aber noch nicht, was alles hineingehört. Beim weiteren Durchlauf hat LaTeX sich dann alle Überschriften und die dazugehörigen Seitenzahlen in einer extra Datei gespeichert. Wenn wir das Dokument nun zum zweiten mal durchlaufen lassen, dann kann er anhand dieser Datei erkennen, was alles ins Inhaltsverzeichnis hinein gehört. Es ist also manchmal notwendig, das Dokument zwei oder dreimal erstellen zu lassen, bis es seine endgültige Form hat.

Wenn wir noch ein Deckblatt möchten, so müssen wir LaTeX lediglich ein paar Angaben zum Inhalt machen, der Rest funktioniert von selbst.

Wir schreiben also noch vor den \begin{document} Befehl ein paar Angaben:

\title{Unser Testdokument} \author{Hans Wurst} \date{\today}

Anschließend schreiben wir direkt unter den \begin{document}-Befehl:

\maketitle

und erstellen das Dokument neu.
Jetzt sieht das schon fast wie ein ordentliches Dokument aus. Wir können jetzt noch an irgend einer Stelle im Fließtext zum Ausprobieren den Befehl

\footnote{Das sagt auch der Fritz}

einfügen.

Die Art in der die Abschnitte nummeriert werden, sowie das allgemeine Layout hängt zunächst erstmal von der Dokumentenklasse ab. Zum Testen kann man das scrartcl mal durch scrreprt oder book oder jurabook ersetzen. Allerdings muss man das Dokument dann jeweils zweimal erstellen, damit das Inhaltsverzeichnis die korrekte Nummerierung übernehmen kann.

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