Bachelorarbeit vergeben / betreuen

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barbara

Bachelorarbeit vergeben / betreuen

Beitrag von barbara »

Ich stehe vor einer Entscheidung und weiss nicht so recht.

Meine Arbeit ist sehr interdisziplinär angesiedelt. U.a. Maschinenbau, davon verstehe ich eigentlich gar nichts.
Ich könnte jetzt einen Teilaspekt, den ich bearbeiten müsste, der aber nicht selbst Teil der angestrebten wissenschaftlichen Erkenntnis ist sondern ein Hilfsmittel, als Bachelorthesis vergeben, Interessent ist da.

Zur Info: Ich promoviere extern neben Vollzeitarbeit, der Bachelor-Absolvent würde an unserem Unternehmen arbeiten. Mit der Hochschule von der er kommt habe ich selber gar nichts zu tun.

Einerseits hätte ich die Chance, einen arbeitsaufwendigen Teil, für den mir noch dazu einige fachliche Grundlagen fehlen "erledigen" zu lassen, andererseits gehe ich das Risiko ein, dass ich mit der Betreuung mehr Arbeit habe wie wenn ich es selber machen würde.

Wie tief steigen die Absolventen ein? Wie intensiv wird betreut? Mir macht Erklären Spaß und meistens begreife ich dann selbst besser. Ausbilden finde ich auch sehr wichtig, wir haben sowieso Schwierigkeiten, passende Leute zu finden. Das alles wäre eine gute Voraussetzung. Die schlechte: Ich bin im täglichen Projektgeschäft absolut eingespannt, und oft tagelang nicht zu erreichen. Da bin ich dann auch oft kurzangebunden oder ungerecht. Mir ist schon klar dass da ein Jungspund kommt, der etwas pfleglich behandelt und nicht verheizt werden will.

Da ich keinen Kontakt zu Lehre habe und auch das Bolognasystem nicht kenne (ich habe vor ewigkeiten ein Unidiplom gemacht, hier ist es ein FH-Bachelor) bin ich etwas ratlos.

Wer von euch hat da Erfahrung?
algol
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Re: Bachelorarbeit vergeben / betreuen

Beitrag von algol »

Also, ich habe ne Bachelorstudentin im Büro. ist Werkstudentin bei uns, schreibt jetzt ihre Arbeit. Allerdings von der Uni. Die Bachelorarbeit hat den Umfang einer Hausarbeit aus alten Zeiten, ist damit kürzer/ kleiner als meine Vordiplomsarbeit (in uralten Zeiten). Ich finde es nett, sie zu begleiten. Vielleicht nutzt mir ihre Arbeit für mein Tagesgeschäft. Für eine Diss erwarte ich da nichts. Ich habe ihr Literaturtipps gegeben. Sie hat gestern ein paar Links gebracht, die ich noch nicht kannte. Aber ansonsten ist das nicht vergleichbar.
Leitzordner

Re: Bachelorarbeit vergeben / betreuen

Beitrag von Leitzordner »

Mein Gefühl ist, dass ich die Sachen schneller und mit besserer Qualität machen könnte als es meine Bachelor/Master Studenten getan haben.
Dr. Natalie Struve

Re: Bachelorarbeit vergeben / betreuen

Beitrag von Dr. Natalie Struve »

Wenn Du Spaß daran hast, dann mach es, weise aber vorweg deutlich darauf hin, was man von Dir erwarten darf und was nicht. Was Du von einer Bachelorarbeit umgekehrt nicht erwarten solltest: ernsthafte wissenschaftliche Leistungen. Darauf ist die Bologna-Ausbildung vor einem Master schlicht nicht angelegt; viele Studenten schreiben dann überhaupt zum ersten Mal etwas, und das Niveau ist in aller Regel nicht positiv bemerkenswert. Allerdings kann Dich selbst eine solch wissenschaftlich "naive" Sichtweise u. U. voranbringen, weil Du vermeintlich Feststehendes in Frage gestellt siehst (wenn Du Dich darauf einlassen kannst). Das schon im voraus einzuplanen ist aber, wenn Du nicht sowohl Dich als auch die betreffende Person gut kennst, vorsichtig gesagt etwas verwegen.
Jochen

Re: Bachelorarbeit vergeben / betreuen

Beitrag von Jochen »

Ich gehöre zu denen, die das Bachelor-Master System kennengelernt haben. Ich hoffe, ihr sprecht das Master auch auf Englisch aus und nicht so wie die Österreicher, was dort zu einem Masda wird. :wink:

Ein FH-Bachelor ist bei der Umstellung dem damaligen FH Diplom gleichgesetzt worden. Ein FH Master ist jetzt eine Ausbildungsart, die es damals zu Diplomzeiten nicht gab. Bedenke aber, wenn du mit Universitätsstudierenden zu tun hast, dass dort der Bachelor nicht dem Diplom gleichgesetzt wurde. Bei Naturwissenschaften und Ingenieurwesen gilt, dass der Bachelor die ersten acht Semester des Diploms umfasst und das in kürzerer Zeit als Regelzeit gesteckt wurde, aber man kann jetzt schon feststellen, dass auch die Bachelor die acht Semester aus Diplomzeiten brauchen und die Regelstudienzeit überschritten wird. Für ein Diplom fehlten da noch zwei Semester, das war meistens nach 10 Semestern vorbei, mit Master hat man nun noch zwei Semester mehr, also akademisch ein umfangreicheres Programm hinter sich. Andererseits musst bei so einem Bewerber bedenken, dass er zwar mehr Themen während seines Studiums bearbeiten musste, dies aber durch den Modulzwang geschah. Man hat also nicht mehr wie zu Diplomzeiten unfassbar viel Zeit, sich für einzelne Klausuren vorzubereiten. Dadurch geht viel an Wissen verloren. Einerseits ist es vorteilhaft, dass man nicht mehr so viel Zeit verschwendet wie zu Diplomzeiten, was die damaligen Studierenden gar nicht gemerkt haben, weil die auch schon dachten das sei schnell, aber andererseits fehlt die Zeit für eine Spezialisierung auf einzelne Gebiete. Schau dir also den Notenauszug der Kandidaten genau an, weil da stehen auch die Module drin und aus deren Bezeichnung kannst du erkennen, ob sich jemand in eine Richtung spezialisiert hat.
saxomanix

Re: Bachelorarbeit vergeben / betreuen

Beitrag von saxomanix »

Ganz pauschal: lieber nen Master als nen Bachelor...

Bachelorarbeiten brauchen deutlich mehr Input vom Betreuer und auch beim Schreiben sind sie betreuungsintensiver, weil die Leute das ja zum ersten Mal machen. Beim Master kann man vorraussetzen, dass der wenigstern schon mal ne BA Arbeit geschrieben hat. Ich "muss" ja leider BAs betreuen, wenn ich es mir aussuchen kann, nehm ich aber lieber Diploma (die letzten die es noch gibt) oder MAs...

wie "gut" jemand ist, musst du einschätzen, ich hatte mal ne Studentin, die war besser als jeder Roboter und andere, die waren grauenvoll...
barbara

Re: Bachelorarbeit vergeben / betreuen

Beitrag von barbara »

Danke euch allen!

Laut Studienordnung ist die Arbeit frühestens im 6. Semester zu beginnen und spätestens im 7. abzuschliessen, Gesamtdauer 4 Monate - aber darum geht es mir gar nicht. Wichtiger als der formalkram ist mir eure Erfahrung bei der Betreuung!

Die Entscheidung ist gefallen, ich vergebe ein Thema. Ich kenne den Herrn übrigens nicht, daher ist das kein Kriterium, und ich kann nicht wählen, was für einen Absolventen (Bachelor, Master, FH, Uni) ich will....es ist ein FH Bachelor.

Ich hoffe er kommt mit meiner "schwierigen" Art zurecht. Und ich hoffe natürlich, dass mir seine Arbeit nützt. Der vergebene Anteil meiner Arbeit ist definitiv nichts wissenschaftliches, er soll "einfach" ein Gerät für eine vorgegebene Aufgabe konstruieren, also z.B. die Dimensionen von Lagern und Wellen für eine vorgegebene Konstruktion ermitteln. Ich bin kein Maschinenbauer, aber ich vermute, dass das eine der ureigensten Aufgaben eines Maschinenbauers ist.

"Naive" Sichtweisen sind unersetzlich! Ohne dieses einfache, blanke Hinterfragen nur aufgrund eigenen Nachdenkens, unbelastet von Erfahrung und Konvention, gäbe es nie was neues. Nur dumme Sichtweisen bleiben dumm, die helfen niemandem.
Einerseits ist es vorteilhaft, dass man nicht mehr so viel Zeit verschwendet wie zu Diplomzeiten
Jochen, da hast Du unrecht, das ist keine Verschwendung. Irgendetwas lernen und irgendetwas verinnerlichen, das sind zwei Paar Stiefel. Ersteres geht über Nacht, letzteres dauert Jahre! das hat mit Spezialisierung auch gar nichts zu tun (dafür reicht auch der Job noch).

Aber zurück zur Ausgangsfrage: Wie viel Input ist üblich? Alle vier Wochen ein kurzes Gespräch oder jeden Tag 2 Stunden? Ich habe ja überhaupt keinen Vergleich!
Thales

Re: Bachelorarbeit vergeben / betreuen

Beitrag von Thales »

barbara hat geschrieben:...
Aber zurück zur Ausgangsfrage: Wie viel Input ist üblich? Alle vier Wochen ein kurzes Gespräch oder jeden Tag 2 Stunden? Ich habe ja überhaupt keinen Vergleich!
Hallo Barbara,

nach meiner Erfahrung hängt das sehr von dem studentischen Arbeiter ab. Mit sehr viel Glück kann einmal im Monat reichen. Viele, die ich hatte, standen aber fast jeden Tag auf der Matte. (Fachrichtung Maschinenbau/ Verfahrenstechnik)
Du musst bedenken, dass die studentischen Arbeiter meist das erste größere Projekt bearbeiten. Also erwarte einfach nicht zu viel. Mit unter helfen auch (von dem Studenten/ der Studentin zu erstellenden) Wochenpläne. Halt übliche Dinge der Projektplanung.

Viele Grüße
Thales
holladiewaldfee

Re: Bachelorarbeit vergeben / betreuen

Beitrag von holladiewaldfee »

Hallo Barbara,

als ich damals meine Bachelor Thesis geschrieben habe (was an unserem FB noch unueblich war) bin ich ca. einmal pro Woche (im SCHNITT) zu meinem Betreuer gerannt. Alle Termine waren per Mail kurz abgesprochen. Du musst nicht immer Zeit haben, generell ein offenes Ohr, aber nicht zu jeder Tageszeit. Ich wuerde vorher klare Regeln vereinbaren.
Da Du schreibst, dass Dir erklaeren Spass machst, wuerde ich Dir raten, das Risiko einzugehen. Im besten Fall hast Du einen prima motivierten und faehigen Bachelorstudenten, im schlechtesten Fall lernst Du, deutlich NEIN zu sagen und nicht ungerecht zu wirken ;-)

Ich glaube (!), Bachelor-Studenten haben i.d.R. ca. 6 Semester Studium hinter sich, sind also ca. 22 Jahre alt - erwarte nicht zu viel, aber in sechs Semestern kann man sich - je nach Schwerpunkt - auch schon eine ganze Menge Fachwissen angeeignet haben.
barbara

Re: Bachelorarbeit vergeben / betreuen

Beitrag von barbara »

Ich hab den Bacheloranden nun kennengelernt, Thema eingegrenzt, er macht einen motivierten und zielstrebigen Eindruck. Ich merke, dass ich mich zunehmend auf die Aufgabe freue. Das wird schon.

Danke an Euch!
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