Liebe Ephedra (Dein Nick spricht ja auch Bände...)
Dein Sohn wird älter, dann wird es einfacher. Jetzt braucht er mehr Zuwendung, seine häufigen Krankheiten sprechen dafür. Brich bitte nicht alles übers Knie. Er sendet Signale, übersieh die nicht. Auf keinen Fall will ich Dir ein schlechtes Gewissen machen - aber in ein, zwei Jahren, wenn alles etwas einfacher läuft (und das wird es, wenn er älter ist) fragts Du Dich vielleicht, ob sich das wirklich gelohnt hat. Die Zeit jetzt ist wichtig, wenn ihr beide immer gestresst seid, kann das euer Verhältnis auf lange Sicht prägen. Wie wär es mit einer Auszeit? Mehr Unterstützung?
Schon beim Lesen Deines Posts wird mir ganz stressig zumute. So kann es nicht weiter gehen, das schadet deinem Sohn und Dir.
Ich glaube nicht, dass es derzeit eine Lösung gibt, wie du "alles unter einen Hut" kriegst. Das würde Dich kaputt machen. Ich plädiere dafür, eine der Baustellen ruhen zu lassen.
Alles alles Gute! Halt uns auf dem Laufenden
Alleinerziehend: Kind, Arbeit, Haushalt und Doktorarbeit?
Re: Alleinerziehend: Kind, Arbeit, Haushalt und Doktorarbeit
Hallo,
@ Frl. Schröder
Auf den Nick bin ich gekommen, als ich mit meinem Sohn durch den Botanischen Garten gegangen bin. Dort gehen wir beide oft und gerne hin, wenn ich ihn von der Kita abgeholt habe.
Eine der Pflanzen dort heißt so und ich fand den Namen einfach nur schön und wohlklingend.
Aber jetzt wo ich gelesen habe welche Arzeneimittel daraus hergestellt werden muss ich schmunzeln. Du hast recht das spricht wirklich Bände.
Ist allerdings in der Tat nur Zufall.
Ich habe noch mal in Ruhe reflektiert.
Einen Teil meiner Motivation ziehe ich leider aus "Angst vor Misserfolg".
Es gibt aber offenbar auch einen großen Teil den ich aus "Hoffnung auf Erfolg" ziehe.
Ich habe festgestellt, dass wenn es mir gut geht ich ganz automatisch z.B. Arbeiten im Haushalt erledige und mich das alles nicht stresst.
Um mich aber in wissenschaftliche Texte einzulesen bedarf es erstmal eines ziemlichen Drucks. (z.B. Zeitnaher Termin für einen Seminarvortrag den ich halten muss oder Erwartungen des Profs..etc.)
Wenn ich dann einmal im Thema drin bin dann kann es auch gut sein, dass mich die Begeisterung packt und ich sogar noch in meiner Freizeit an den mathematischen Problemen herumgrüble. Dann kommt es sogar vor, dass ich nachts um 3 aufwache und irgend eine Idee zu Papier bringe.
Leider ist es aber durch die vielen anderen Pflichten so, dass ich gedanklich ständig rausgerissen werde. Am schlimmsten empfinde ich die 100.000 Dinge an die ich dauernd denken und die ich organisieren muss.
U-Untersuchungen des Kleinen, kaputtes Fenster in der Wohung das geölt werden muss, Kinderbetreuung für den Elternabend organisieren, Planung der Freizeitgestaltung am Wochenende, Verabreden mit anderen Müttern und dann dauernd Besorgungen z.B. für das Sommerfest vom Turnverein, dann tagt die Spielgruppe alle 7 Wochen bei mir. Freunde und Verwandte wollen auch nicht vernachlässigt werden, Engagement für den Elternrat der Einrichtung. Die Organisation der Jacken und Schuhe, der Zweitklamotten und ausreichend Windeln in der Kitag. Regelmäßig muss ich daran denken den Fahradhelm mit zu geben, da die Kleinen in der Kitag auch Fahrrad fahren. Wenn ich das vergesse fährt er dort ohne Helm. Wir müssen auch dringend mal wieder zum Frisör, muss neue Klamotten und Schuhe kaufen, da der Kleine schon wieder raus wächst.. ..... endlose Liste....
Am schlimmsten ist die Angst wieder irgendwas vergessen zu haben.
hm... aber ich schweife gerade ab.
Meine momentane Strategie ist es, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht. Dazu gibt es zwei Bedürfnisse die bedient werden müssen:
Einmal Entspannung/Schlaf
Und dann noch: "positive Energien sammeln" das sind Dinge die mir Spaß machen und gute Stimmung erzeugen.
( Eure Antworten tragen übringes auch dazu bei
.. danke
)
Wenn diese beiden Bedürfnisse gedeckt sind, dann geht ein großer Teil der Anforderungen von alleine.
Vielleicht sollte ich mich entscheiden es dabei zu belassen?
Also ich sorge dafür dass es mir gut geht und das was ich dann schaffe, schaffe ich und was nicht das lass ich bleiben.
Ich vermeide es mehr zu wollen und mich zusätzlich unter Druck zu setzen.
Was meint ihr?
Hört sich das nach einer guten Strategie an?
Aber kann ich dann damit leben, dass die Promotion in der Prioritätenliste vielleicht zu weit nach unten wandert, sodass sie letztlich über den Rand kippt?
Mein Vertrag wird dann nicht verlängert und als Alleinerziehende eine passende Anstellung in der freien Wirtschaft zu finden ist ein Sechser im Lotto....
sfz... alles nicht so einfach...
@ Frl. Schröder
Auf den Nick bin ich gekommen, als ich mit meinem Sohn durch den Botanischen Garten gegangen bin. Dort gehen wir beide oft und gerne hin, wenn ich ihn von der Kita abgeholt habe.
Eine der Pflanzen dort heißt so und ich fand den Namen einfach nur schön und wohlklingend.
Aber jetzt wo ich gelesen habe welche Arzeneimittel daraus hergestellt werden muss ich schmunzeln. Du hast recht das spricht wirklich Bände.

Ich habe noch mal in Ruhe reflektiert.
Einen Teil meiner Motivation ziehe ich leider aus "Angst vor Misserfolg".
Es gibt aber offenbar auch einen großen Teil den ich aus "Hoffnung auf Erfolg" ziehe.
Ich habe festgestellt, dass wenn es mir gut geht ich ganz automatisch z.B. Arbeiten im Haushalt erledige und mich das alles nicht stresst.
Um mich aber in wissenschaftliche Texte einzulesen bedarf es erstmal eines ziemlichen Drucks. (z.B. Zeitnaher Termin für einen Seminarvortrag den ich halten muss oder Erwartungen des Profs..etc.)
Wenn ich dann einmal im Thema drin bin dann kann es auch gut sein, dass mich die Begeisterung packt und ich sogar noch in meiner Freizeit an den mathematischen Problemen herumgrüble. Dann kommt es sogar vor, dass ich nachts um 3 aufwache und irgend eine Idee zu Papier bringe.
Leider ist es aber durch die vielen anderen Pflichten so, dass ich gedanklich ständig rausgerissen werde. Am schlimmsten empfinde ich die 100.000 Dinge an die ich dauernd denken und die ich organisieren muss.
U-Untersuchungen des Kleinen, kaputtes Fenster in der Wohung das geölt werden muss, Kinderbetreuung für den Elternabend organisieren, Planung der Freizeitgestaltung am Wochenende, Verabreden mit anderen Müttern und dann dauernd Besorgungen z.B. für das Sommerfest vom Turnverein, dann tagt die Spielgruppe alle 7 Wochen bei mir. Freunde und Verwandte wollen auch nicht vernachlässigt werden, Engagement für den Elternrat der Einrichtung. Die Organisation der Jacken und Schuhe, der Zweitklamotten und ausreichend Windeln in der Kitag. Regelmäßig muss ich daran denken den Fahradhelm mit zu geben, da die Kleinen in der Kitag auch Fahrrad fahren. Wenn ich das vergesse fährt er dort ohne Helm. Wir müssen auch dringend mal wieder zum Frisör, muss neue Klamotten und Schuhe kaufen, da der Kleine schon wieder raus wächst.. ..... endlose Liste....
Am schlimmsten ist die Angst wieder irgendwas vergessen zu haben.
hm... aber ich schweife gerade ab.
Meine momentane Strategie ist es, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht. Dazu gibt es zwei Bedürfnisse die bedient werden müssen:
Einmal Entspannung/Schlaf
Und dann noch: "positive Energien sammeln" das sind Dinge die mir Spaß machen und gute Stimmung erzeugen.
( Eure Antworten tragen übringes auch dazu bei


Wenn diese beiden Bedürfnisse gedeckt sind, dann geht ein großer Teil der Anforderungen von alleine.
Vielleicht sollte ich mich entscheiden es dabei zu belassen?
Also ich sorge dafür dass es mir gut geht und das was ich dann schaffe, schaffe ich und was nicht das lass ich bleiben.
Ich vermeide es mehr zu wollen und mich zusätzlich unter Druck zu setzen.
Was meint ihr?
Hört sich das nach einer guten Strategie an?
Aber kann ich dann damit leben, dass die Promotion in der Prioritätenliste vielleicht zu weit nach unten wandert, sodass sie letztlich über den Rand kippt?
Mein Vertrag wird dann nicht verlängert und als Alleinerziehende eine passende Anstellung in der freien Wirtschaft zu finden ist ein Sechser im Lotto....
sfz... alles nicht so einfach...
Re: Alleinerziehend: Kind, Arbeit, Haushalt und Doktorarbeit
Hallo Ephedra,
vorweg: Ich habe kein Kind, insofern kann ich zu der speziellen Situation nichts sagen. Aber zu der grundsätzlichen, etwas "abstrakteren" Problematik "1000 Dinge unter einen Hut kriegen und dann noch promovieren" kann ich vielleicht doch was beisteuern
Ich habe auch lange am Lehrstuhl gearbeitet, auf Stellen, die zwischen 20 u. 30 Stunden schwankten (Bezahlung), in der Realität aber immer mehr ausmachtenn (50-60h) mit zig verschiedenen Baustellen. Dann noch dissferne Beratungsprojekte über die Beratung meines DVs, dann noch ein bisschen sowas wie Privatleben (inkl. Haushalt, Partner, Familie, Freunde, Orgakram) und DANN noch die Diss. Natürlich ist es noch mal anders als mit der Verantwortung für ein Kind, trotzdem hatte ich teilweise das Gefühl, einfach nichts mehr zu können. Panikattacken und so, weil es einfach zu viele Baustellen waren. Ich habe dann tatsächlich den ein oder anderen Lebensratgeber gelesen, und was mir wirklich geholfen hat, war folgendes Vorgehen: Ich plane sehr konkret, was in einer Arbeitswoche fällig ist. Also auch so Sachen wie quietschende Scharniere ölen etc., und zwar gibt es einen Bereich mit "Muss sein" - alles, wo Fristen ablaufen oder was eben sonst unverzichtbar ist, bei Dir z.B. Zeit mit Deinem Kind. Die Muss-Sein-Sachen sind meist schon ganz schön viel. Die verteile ich einigermaßen gleichmäßig auf alle Tage und DANN verteile ich noch die "Kann-Sachen" drumherum (quietschende Scharniere oder ein entrümpelter Küchenschrank können zwar nerven, aber mal ehrlich - so wichtig sind sie nicht). Unter Muss fällt auch Diss, aber nur für begrenzte Zeit und an bestimmten Tagen, je nach sonstiger Wochenplanung (z.B. Uni-Anwesenheit etc.). Außerdem achte ich darauf, dass ich etwas ausgleichende Tätigkeiten hab - z.B. Haushaltskram unter die Denkarbeit mische oder so.
Dann habe ich für jeden Tag der Woche konkret, was ich da machen "muss". Ich lasse auch noch immer eine gewisse Zeit frei für die unerwarteten Dinge. So, und dann kommt das (für mich) Beste: Alles andere ist an diesem Tag einfach nicht akut. PUNKT. Wenn also z.B. der Gedanke "Shit, die Steuererklärung!" auftaucht, schreibe ich mir das auf, aber ich verdränge es sofort wieder. Das kriegt an einem anderen Tag seinen Platz und an dem Tag mache ich es auch (und hake es ab).
Klingt jetzt vielleicht alles ein bisschen kontrollfreakig
- hat für mich aber ein paar charmante Vorteile:
- Erstens: Anfangs denkt man zwar - waaas, so wenig schaffe ich nur an einem Tag? Aber: Man schafft überhaupt was und kommt voran, die Blockade hört auf. Lieber viele kleine Fortschritte als gar keine, weil der Berg zu groß ist.
- Zweitens: Abends bin ich irgendwann FERTIG mit dem Tagesplan. So richtig fertig, dh., Freizeit ohne schlechtes Gewissen! Himmlisch.
Jeder tickt anders, und mit Kind ist es sicher noch mal viel weniger planbar - wobei ich aber laienhafterweise denke, auch das kann man berücksichtigen. Wichtig ist glaube ich, alles etwas zu strukturieren und sich nicht zu viel vorzunehmen. Mir hat es wirklich geholfen. Habe allerdings daneben auch noch weitere Baustellenreduktion betrieben: Hatte z.B. noch einen Nebenjob als Dozentin, das hab ich dann sein gelassen, als ich langsam durchdrehte vor Stress. Vielleicht gibt es bei Dir auch noch das ein oder andere, was Du reduzieren könntest?
Schöne Grüße und alles Gute
Mathilda
vorweg: Ich habe kein Kind, insofern kann ich zu der speziellen Situation nichts sagen. Aber zu der grundsätzlichen, etwas "abstrakteren" Problematik "1000 Dinge unter einen Hut kriegen und dann noch promovieren" kann ich vielleicht doch was beisteuern

Ich habe auch lange am Lehrstuhl gearbeitet, auf Stellen, die zwischen 20 u. 30 Stunden schwankten (Bezahlung), in der Realität aber immer mehr ausmachtenn (50-60h) mit zig verschiedenen Baustellen. Dann noch dissferne Beratungsprojekte über die Beratung meines DVs, dann noch ein bisschen sowas wie Privatleben (inkl. Haushalt, Partner, Familie, Freunde, Orgakram) und DANN noch die Diss. Natürlich ist es noch mal anders als mit der Verantwortung für ein Kind, trotzdem hatte ich teilweise das Gefühl, einfach nichts mehr zu können. Panikattacken und so, weil es einfach zu viele Baustellen waren. Ich habe dann tatsächlich den ein oder anderen Lebensratgeber gelesen, und was mir wirklich geholfen hat, war folgendes Vorgehen: Ich plane sehr konkret, was in einer Arbeitswoche fällig ist. Also auch so Sachen wie quietschende Scharniere ölen etc., und zwar gibt es einen Bereich mit "Muss sein" - alles, wo Fristen ablaufen oder was eben sonst unverzichtbar ist, bei Dir z.B. Zeit mit Deinem Kind. Die Muss-Sein-Sachen sind meist schon ganz schön viel. Die verteile ich einigermaßen gleichmäßig auf alle Tage und DANN verteile ich noch die "Kann-Sachen" drumherum (quietschende Scharniere oder ein entrümpelter Küchenschrank können zwar nerven, aber mal ehrlich - so wichtig sind sie nicht). Unter Muss fällt auch Diss, aber nur für begrenzte Zeit und an bestimmten Tagen, je nach sonstiger Wochenplanung (z.B. Uni-Anwesenheit etc.). Außerdem achte ich darauf, dass ich etwas ausgleichende Tätigkeiten hab - z.B. Haushaltskram unter die Denkarbeit mische oder so.
Dann habe ich für jeden Tag der Woche konkret, was ich da machen "muss". Ich lasse auch noch immer eine gewisse Zeit frei für die unerwarteten Dinge. So, und dann kommt das (für mich) Beste: Alles andere ist an diesem Tag einfach nicht akut. PUNKT. Wenn also z.B. der Gedanke "Shit, die Steuererklärung!" auftaucht, schreibe ich mir das auf, aber ich verdränge es sofort wieder. Das kriegt an einem anderen Tag seinen Platz und an dem Tag mache ich es auch (und hake es ab).
Klingt jetzt vielleicht alles ein bisschen kontrollfreakig

- Erstens: Anfangs denkt man zwar - waaas, so wenig schaffe ich nur an einem Tag? Aber: Man schafft überhaupt was und kommt voran, die Blockade hört auf. Lieber viele kleine Fortschritte als gar keine, weil der Berg zu groß ist.
- Zweitens: Abends bin ich irgendwann FERTIG mit dem Tagesplan. So richtig fertig, dh., Freizeit ohne schlechtes Gewissen! Himmlisch.

Jeder tickt anders, und mit Kind ist es sicher noch mal viel weniger planbar - wobei ich aber laienhafterweise denke, auch das kann man berücksichtigen. Wichtig ist glaube ich, alles etwas zu strukturieren und sich nicht zu viel vorzunehmen. Mir hat es wirklich geholfen. Habe allerdings daneben auch noch weitere Baustellenreduktion betrieben: Hatte z.B. noch einen Nebenjob als Dozentin, das hab ich dann sein gelassen, als ich langsam durchdrehte vor Stress. Vielleicht gibt es bei Dir auch noch das ein oder andere, was Du reduzieren könntest?
Schöne Grüße und alles Gute
Mathilda
Re: Alleinerziehend: Kind, Arbeit, Haushalt und Doktorarbeit
Liebe Ephedra
Ich habe zwar keine Kinder, will aber trotzdem meine Gedanken zu deinem Post aufschreiben.
Ich arbeite 80% und promoviere nebenbei in einer Graduate School mit einer empirischen Arbeit, bin also eigentlich die nächsten 3 Jahre komplett verplant. Das habe ich meinen Verwandten und Bekannten auch klipp und klar so vermittelt. Ich kann nicht an jedem Anlass dabei sein, Geburtstagskuchen backen, stundenlang am Telefon plaudern, sondern muss sehr selektiv mit meiner Zeit umgehen. Jede Freizeitaktivität ist bewusst gewählt und ich mache das, was mir gut tut (ausser in Notfällen etc. natürlich). Und wenn jemand etwas von mir will, das ich nicht leisten kann, dann sage ich NEIN! Vielleicht habe ich Glück, aber mein Umfeld hat dafür auch Verständnis.
Kannst du deine Verwandten und Freunde nicht einbinden? Können sie z.B. nicht regelmässig den Kleinen hüten oder dich sonst irgendwie entlasten? Ich habe das Gefühl, du müsstest strukturell etwas ändern, also strikt unnötige Aufgaben abgeben (du hast ja genug zu tun mit den nicht abgebbaren!), delegieren, regelmässig Hilfe in Anspruch nehmen. Noch eine Frage: Kümmert sich der Vater nicht um den Kleinen?
Ich habe zwar keine Kinder, will aber trotzdem meine Gedanken zu deinem Post aufschreiben.
Das ist schön, scheinbar begeistert dich dein Fach.Wenn ich dann einmal im Thema drin bin dann kann es auch gut sein, dass mich die Begeisterung packt und ich sogar noch in meiner Freizeit an den mathematischen Problemen herumgrüble.
Das alles ist ohne Unterstützung nicht zu bewältigen. Mir scheint aber, dass einige der aufgezählten Aufgaben doch vermeidbar wären? Wieso engagierst du dich z.B. noch an so vielen zusätzlichen Orten? Ich meine zu verstehen, dass du dich schuldig fühlst, wenn du halt mal nicht für Freunde und Verwandte verfügbar bist oder dich nicht noch um die Organisation irgendwelcher Feiern kümmerst. Kann es sein, dass du schlecht nein sagen kannst?U-Untersuchungen des Kleinen, kaputtes Fenster in der Wohung das geölt werden muss, Kinderbetreuung für den Elternabend organisieren, Planung der Freizeitgestaltung am Wochenende, Verabreden mit anderen Müttern und dann dauernd Besorgungen z.B. für das Sommerfest vom Turnverein, dann tagt die Spielgruppe alle 7 Wochen bei mir. Freunde und Verwandte wollen auch nicht vernachlässigt werden, Engagement für den Elternrat der Einrichtung. Die Organisation der Jacken und Schuhe, der Zweitklamotten und ausreichend Windeln in der Kitag. Regelmäßig muss ich daran denken den Fahradhelm mit zu geben, da die Kleinen in der Kitag auch Fahrrad fahren. Wenn ich das vergesse fährt er dort ohne Helm. Wir müssen auch dringend mal wieder zum Frisör, muss neue Klamotten und Schuhe kaufen, da der Kleine schon wieder raus wächst.. ..... endlose Liste....
Ich arbeite 80% und promoviere nebenbei in einer Graduate School mit einer empirischen Arbeit, bin also eigentlich die nächsten 3 Jahre komplett verplant. Das habe ich meinen Verwandten und Bekannten auch klipp und klar so vermittelt. Ich kann nicht an jedem Anlass dabei sein, Geburtstagskuchen backen, stundenlang am Telefon plaudern, sondern muss sehr selektiv mit meiner Zeit umgehen. Jede Freizeitaktivität ist bewusst gewählt und ich mache das, was mir gut tut (ausser in Notfällen etc. natürlich). Und wenn jemand etwas von mir will, das ich nicht leisten kann, dann sage ich NEIN! Vielleicht habe ich Glück, aber mein Umfeld hat dafür auch Verständnis.
Kannst du deine Verwandten und Freunde nicht einbinden? Können sie z.B. nicht regelmässig den Kleinen hüten oder dich sonst irgendwie entlasten? Ich habe das Gefühl, du müsstest strukturell etwas ändern, also strikt unnötige Aufgaben abgeben (du hast ja genug zu tun mit den nicht abgebbaren!), delegieren, regelmässig Hilfe in Anspruch nehmen. Noch eine Frage: Kümmert sich der Vater nicht um den Kleinen?
Re: Alleinerziehend: Kind, Arbeit, Haushalt und Doktorarbeit
Liebe Ephedra,
kurz zu meiner Situation: Ich habe meine Diss bereits abgeschlossen und bin momentan für 12 Monate in Elternzeit (gerade in der Mitte). Meine Frau war das erste Jahr zu Hause und arbeitet jetzt wieder. Mit 2 kommt unser Sohn in eine Kita und ich fange auch wieder an. Als Beamter war das problemlos möglich. Ich weiß nicht, ob mein Personalreferent mit den Augen gerollt hat, als der den Antrag las, aber ich denke, es wird mir nicht schaden. Du vergleichst in Deinen Beiträgen nur Uni und Freie Wirtschaft. Gibt es nicht auch beim Staat Stellen für Mathematikerinnen? Die Bezahlung ist vielleicht nicht so gut, aber in Sachen Familienfreundlichkeit hat der Staat als Arbeitgeber echt noch ein Plus.
Aus meiner bescheidenen Erfahrung muss ich sagen, dass ich nicht sehe, wie Du eine Diss nebenher noch schaffen kannst. Selbst ich bin in meiner sehr komfortablen Situation, den ganzen Tag Zeit für den Kleinen und den Haushalt zu haben, damit praktisch voll ausgelastet. Ich hatte mir vorgenommen, in der Elternzeit noch mindestens einen Aufsatz zu schreiben, aber das geht fast nicht. Zwar hat bierah in ihrer Antwort völlig recht damit, dass Du Dir überobligationsmäßig Aufgaben zuzumuten scheinst. Du müsstest z.B. kein schlechtes Gewissen haben, wenn das Sommerfest des Turnvereins andere übernehmen, die zu Hause eine andere Situation haben (= einen Partner zur Unterstützung). Aber die Zeit, die Du dadurch gewinnen könntest, brauchst Du für Dich selbst. Für eine Diss könntest Du in Deinem Tagesablauf doch höchstens 1-2 Stunden unterbringen. Und auch das nicht regelmäßig, sondern nur dann, wenn es mit dem Kind klappt. Das würde bedeuten, dass sich das Diss-Projekt über eine extrem lange Dauer hinziehen würde. Und damit steigen die Gefahren des Frustpotenzials, die Gefahr, dass Dir jemand mit dem Thema zuvorkommt, und, und, und.
Zu Mathildas Antwort mit dem Wochenplan (Kontrollfreak, aber hallo!
) kann ich nur sagen: Mit meinem Sohn würde das nicht funktionieren. Der ist nicht so berechenbar. Jedes Kind ist anders. Aber planen kann man mit Kind in einer derart schlechten Weise, wie man es sich ohne Kind gar nicht vorstellen kann. Du kannst die Bedürfnisse des Kindes nämlich auch nicht zur Not verschieben. Der meldet sich. Wenn nötig, so lange und so laut, dass Du das nicht mehr ignorieren kannst (wie man zur Not das quietschende Scharnier noch eine Weile ertragen könnte).
Fazit: Überlege Dir ernsthaft, ob Du das Diss-Projekt wirklich durchziehen willst. Ich würd's in der Situation nicht packen. Aber ich würde mich immer darüber ärgern, dass ich nicht dazu komme, obwohl ich doch muss. Dann lieber sagen: Ich schaffe das, was ich schaffen kann. Nämlich Kind, Haushalt, Arbeit (und das ist viel, sehr viel!) und bin damit zufrieden. Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir und Deinem Kind ganz viel Glück und vor allem Gesundheit (wir hatten neulich auch mal Pseudo-Krupp-Anfälle, das war echt grausam!)
Alles Gute!
Martin
kurz zu meiner Situation: Ich habe meine Diss bereits abgeschlossen und bin momentan für 12 Monate in Elternzeit (gerade in der Mitte). Meine Frau war das erste Jahr zu Hause und arbeitet jetzt wieder. Mit 2 kommt unser Sohn in eine Kita und ich fange auch wieder an. Als Beamter war das problemlos möglich. Ich weiß nicht, ob mein Personalreferent mit den Augen gerollt hat, als der den Antrag las, aber ich denke, es wird mir nicht schaden. Du vergleichst in Deinen Beiträgen nur Uni und Freie Wirtschaft. Gibt es nicht auch beim Staat Stellen für Mathematikerinnen? Die Bezahlung ist vielleicht nicht so gut, aber in Sachen Familienfreundlichkeit hat der Staat als Arbeitgeber echt noch ein Plus.
Aus meiner bescheidenen Erfahrung muss ich sagen, dass ich nicht sehe, wie Du eine Diss nebenher noch schaffen kannst. Selbst ich bin in meiner sehr komfortablen Situation, den ganzen Tag Zeit für den Kleinen und den Haushalt zu haben, damit praktisch voll ausgelastet. Ich hatte mir vorgenommen, in der Elternzeit noch mindestens einen Aufsatz zu schreiben, aber das geht fast nicht. Zwar hat bierah in ihrer Antwort völlig recht damit, dass Du Dir überobligationsmäßig Aufgaben zuzumuten scheinst. Du müsstest z.B. kein schlechtes Gewissen haben, wenn das Sommerfest des Turnvereins andere übernehmen, die zu Hause eine andere Situation haben (= einen Partner zur Unterstützung). Aber die Zeit, die Du dadurch gewinnen könntest, brauchst Du für Dich selbst. Für eine Diss könntest Du in Deinem Tagesablauf doch höchstens 1-2 Stunden unterbringen. Und auch das nicht regelmäßig, sondern nur dann, wenn es mit dem Kind klappt. Das würde bedeuten, dass sich das Diss-Projekt über eine extrem lange Dauer hinziehen würde. Und damit steigen die Gefahren des Frustpotenzials, die Gefahr, dass Dir jemand mit dem Thema zuvorkommt, und, und, und.
Zu Mathildas Antwort mit dem Wochenplan (Kontrollfreak, aber hallo!

Fazit: Überlege Dir ernsthaft, ob Du das Diss-Projekt wirklich durchziehen willst. Ich würd's in der Situation nicht packen. Aber ich würde mich immer darüber ärgern, dass ich nicht dazu komme, obwohl ich doch muss. Dann lieber sagen: Ich schaffe das, was ich schaffen kann. Nämlich Kind, Haushalt, Arbeit (und das ist viel, sehr viel!) und bin damit zufrieden. Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir und Deinem Kind ganz viel Glück und vor allem Gesundheit (wir hatten neulich auch mal Pseudo-Krupp-Anfälle, das war echt grausam!)
Alles Gute!
Martin
Re: Alleinerziehend: Kind, Arbeit, Haushalt und Doktorarbeit
Liebe Ephedra,
das mit der Beratungsstelle klingt gut, finde ich. Überhaupt als ich Deine Berichte gelesen habe, hab ich daran gedacht - dass Du das nicht allein schaffen musst, dass Du Dir Unterstützung holen kannst. Es gibt da ja sowohl die Uni psychologischen Beratungsstellen als auch die uniunabhängigen, für jede Krisenintervention. Und die kann ich wirklich nur empfehlen ! Ich wohne Tür an Tür mit den 2 Kids der family meiner Schwester...ich kann mir nur annähernd vorstellen, wie viel Arbeit Du hast - und weißt Du - die Dr.Arbeit jetzt ist es nicht wert, dass Du dafür Deine Gesundheit riskierst. Vielleicht steht gerade einfach was anderes an.
Liebe Grüße,
steff
das mit der Beratungsstelle klingt gut, finde ich. Überhaupt als ich Deine Berichte gelesen habe, hab ich daran gedacht - dass Du das nicht allein schaffen musst, dass Du Dir Unterstützung holen kannst. Es gibt da ja sowohl die Uni psychologischen Beratungsstellen als auch die uniunabhängigen, für jede Krisenintervention. Und die kann ich wirklich nur empfehlen ! Ich wohne Tür an Tür mit den 2 Kids der family meiner Schwester...ich kann mir nur annähernd vorstellen, wie viel Arbeit Du hast - und weißt Du - die Dr.Arbeit jetzt ist es nicht wert, dass Du dafür Deine Gesundheit riskierst. Vielleicht steht gerade einfach was anderes an.
Liebe Grüße,
steff

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