Doktortitel am Telefon nennen?

Einreichung, Korrektur, Rigorosum, Disputation, Drucken, Titelführung, Steuern
außerdem auch alles was nach Abschluss der Diss kommt.
fisch

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von fisch »

Wenn sich alle mit ihrem Titel so dezent zurückhalten, frag ich mich aber woher die ganzen Dr. auf Kundenkarten, Türklingeln, Briefen und in Personalausweisen etc. kommen?

Wieso lässt man den Titel im Personalausweis eintragen, gibt ihn bei Banken, bei Bestellungen, Zeitschriftenabos etc. im Rahmen seiner Adresse mit an - aber sich (mündlich) damit vorstellen soll man nicht dürfen?!

Konsequenterweise dürfte der Titel, dann aber auch nicht in der E-Mail-Signatur angeben werden. Für den Empfänger ist es schließlich nicht erheblich ob nun Herr Müller oder Herr Dr. Müller schreibt.
AGH

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von AGH »

Naja, vielleicht gibt es ja ganz viele, die promoviert haben, die ihren akad. Grad nicht bei Personalausweisen, Zeitschriftenabos etc. angeben - nur steht da halt dann auch nicht "Zeitschrift xy, an Herrn (ist eigentlich Dr., möchte das nur nicht angeführt haben) Max Mustermann"! Wenn jemand keinen akad. Grad eingetragen hat/anführt, so heißt das ja nicht, dass er/sie keinen hat! Bleibt also offen, wie es die meisten Dr. handhaben!

Liebe Grüße!
AGH
nK

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von nK »

Ach je, habt ihr Probleme! Macht es einfach so wie bei uns im Amt: Jeder muss ein Namensschild tragen und da steht bei mir natürlich der Dr. mit drauf. So entfällt die Frage des Vorstellens (übrigens auch sehr praktisch für Leute wie mich, die sich schlecht Namen merken können). Am Telefon würde ich das nie machen. Aber la_potranca hatte doch den guten Tipp: Wenn es Euch wichtig ist, dass das Gegenüber den Titel mitbekommt, dann ruft ihn nicht selbst an, sondern lasst Euch von Eurer Sekretärin verbinden nach dem Motto "Herr Dr. ... möchte Sie sprechen, ich verbinde."
musicus

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von musicus »

Dann will ich auch mal etwas dazu sagen: ich werde (wenn es soweit ist) alles daransetzen, daß der Titel niemandem bekannt wird :P Warum? Genau aus dem Grund, der hier in der Diskussion deutlich wurde. Da werden Sachen in den Titel hineininterpretiert, die ich mir nicht anziehen will. Nein, ich promoviere nicht, um mehr Geld zu verdienen oder höheres „soziales Ansehen“ zu genießen, sondern einfach, weil es mir Spaß macht und eine notwendige Voraussetzung ist, wenn man im Wissenschaftsbetrieb bleiben will, was ich mir offenhalten möchte. Der Titel zeigt lediglich den Grad der akademischen Ausbildung an, und als solches sollte er auch verstanden werden.

In meinem beruflichen Umfeld abseits der Uni könnte der Titel sogar hinderlich sein. Einzig im Vorlesungsverzeichnis, wenn ich mal Seminare halten würde, könnte ich mir einen passenden Eintrag vorstellen, sonst aber nicht. Dort erfüllt er eine Funktion, nämlich anzuzeigen, daß ich z.B. Hauptseminare halten darf usw.

Zusammengefaßt: Nennen, wenn er eine Funktion erfüllt und sonst nicht.
AGH

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von AGH »

musicus hat geschrieben:Dann will ich auch mal etwas dazu sagen: ich werde (wenn es soweit ist) alles daransetzen, daß der Titel niemandem bekannt wird :P Warum? Genau aus dem Grund, der hier in der Diskussion deutlich wurde. Da werden Sachen in den Titel hineininterpretiert, die ich mir nicht anziehen will. Nein, ich promoviere nicht, um mehr Geld zu verdienen oder höheres „soziales Ansehen“ zu genießen, sondern einfach, weil es mir Spaß macht und eine notwendige Voraussetzung ist, wenn man im Wissenschaftsbetrieb bleiben will, was ich mir offenhalten möchte. Der Titel zeigt lediglich den Grad der akademischen Ausbildung an, und als solches sollte er auch verstanden werden.

In meinem beruflichen Umfeld abseits der Uni könnte der Titel sogar hinderlich sein. Einzig im Vorlesungsverzeichnis, wenn ich mal Seminare halten würde, könnte ich mir einen passenden Eintrag vorstellen, sonst aber nicht. Dort erfüllt er eine Funktion, nämlich anzuzeigen, daß ich z.B. Hauptseminare halten darf usw.

Zusammengefaßt: Nennen, wenn er eine Funktion erfüllt und sonst nicht.
Ich stimme Dir zu!

Ich habe an der Diss gearbeitet, weil das wissenschaftliche Arbeiten für mich erfüllend ist. Und weil ich auch in Zukunft - auch - wissenschaftlich arbeiten will, wo das Doktorat meist Voraussetzung ist (in meinem Bereich). Auch bei mir ist abseits der Uni der Titel mitunter hinderlich (wie schon geschrieben: uns wird manchmal unterstellt, wir sind entweder theoretisch, oder praktisch gut, und wenn jemand Dr. ist, kann er nichts praktisch...)
Für mich persönlich ist das Dr. ein Zeichen dafür, dass jemand eine wissenschaftliche Arbeit gemacht hat, die bestimmte Kriterien erfüllt. Mehr nicht. Und nicht einmal das stimmt, weil bei uns diejenigen, die vor ein paar Jahrzehnten studiert haben, gleich mit dem Doktorat abgeschlossen haben; die Umstellung zuerst Mag., dann Dr. kam erst später. Und bei den Medizinern bei uns (Österreich) war es bis vor ganz wenigen Jahren so (und für viele, die jetzt noch studieren, gilt das auch noch), dass die StudentInnen überhaupt keine wissenschaftliche Arbeit schreiben mussten (sie konnten diese durch Wahlfächer ersetzten - also mehr LVs machen) und trotzdem "Dr." wurden. Also was sagt "Dr." schon aus? Es sagt für mich nichts über die Qualität der geleisteten wissenschaftlichen Arbeit aus (wir kennen wohl alle sehr gute und sehr schlechte Magisterarbeiten oder Dissertationen), ja nicht einmal etwas darüber, ob jemand überhaupt wissenschaftlich gearbeitet hat! Und über die Person sagt es für mich auch nichts aus.

Auf meinem Namensschild in der Arbeit stehe ich mit Mag. (Ich habe als Mag. angefangen und das Schild nicht geändert.) Hier erfüllt der Grad die Funktion, anzuzeigen, dass ich bestimmte Dinge tun darf, die jemand, der noch studiert, einfach nicht tun darf. Aber das Schild auf Dr. umzuändern scheint mir nicht notwendig, weil ich als Dr. nicht mehr dürfte als als Mag.

Gestern meinte meine Vorgesetzte (Mag.), es wäre doch sinnvoll, den Dr. immer wieder anzuführen, bei den Schriften, die ich erstelle (keine wissenschaftlichen), beim Zahnarzt oder auch wenn ich einen Tisch reserviere. Ich würde einfach anders behandelt werden, früher drankommen etc. Ich meinte, dass ich nicht aufgrund einer wissenschaftlichen Arbeit besser behandelt werden möchte! Warum soll das eine Basis für anders behandelt werden sein (beim Zahnarzt?! beim Restaurant?!) ? Sie meinte darauf, ich würde die Welt wohl nicht ändern können (also sollte ich mich einfach auch "besser" behandeln lassen). Das stimmt wohl, dass ich die Welt nicht ändern kann. Aber ich kann zumindest probieren, dass ich für die Dinge, die ich nicht richtig finde, keinen Anlass biete.

Umgekehrt stört es mich aber überhaupt nicht, wenn sich jemand anderer im Lokal mit Dr. xy meldet, um zu seinen Tisch zu kommen. Jeder, wie er will! Es steht ja jedem Dr. zu, sich als Dr. zu melden. (Interessanter finde ich da eher die Reaktion des Gegenübers.)

Liebe Grüße!
AGH (Dr. steht bei mir übrigens nur im Lebenslauf. Nicht im Pass, nicht im Personalausweis, nicht am Türschild (habe gar keines). Mit meinem Zahnarzt und meiner Allgemeinmedizinerin bin ich per Du.)
Roger

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Roger »

musicus hat geschrieben:Dann will ich auch mal etwas dazu sagen: ich werde (wenn es soweit ist) alles daransetzen, daß der Titel niemandem bekannt wird :P Warum? Genau aus dem Grund, der hier in der Diskussion deutlich wurde. Da werden Sachen in den Titel hineininterpretiert, die ich mir nicht anziehen will. Nein, ich promoviere nicht, um mehr Geld zu verdienen oder höheres „soziales Ansehen“ zu genießen, sondern einfach, weil es mir Spaß macht und eine notwendige Voraussetzung ist, wenn man im Wissenschaftsbetrieb bleiben will, was ich mir offenhalten möchte. Der Titel zeigt lediglich den Grad der akademischen Ausbildung an, und als solches sollte er auch verstanden werden.

In meinem beruflichen Umfeld abseits der Uni könnte der Titel sogar hinderlich sein. Einzig im Vorlesungsverzeichnis, wenn ich mal Seminare halten würde, könnte ich mir einen passenden Eintrag vorstellen, sonst aber nicht. Dort erfüllt er eine Funktion, nämlich anzuzeigen, daß ich z.B. Hauptseminare halten darf usw.

Zusammengefaßt: Nennen, wenn er eine Funktion erfüllt und sonst nicht.
Das sehe ich ein ganz klein wenig anders. Eine Dissertation dauert im Schnitt über drei Jahre und stellt immerhin den höchsten akademischen Grad dar. Im Rahmen des Promotionsprozesses werden diverse Fähigkeiten wie Selbstdisziplin, Durchhaltewille und bei vielen Promotionsordnungen auch Persönliche Integrität (Führungszeugnis) geprüft. Dies ist durchaus auch in einer breiten Öffentlichkeit bekannt und praktisch immer (Neidhammel, die es selbst nicht geschafft haben mal ausgenommen) auch positiv gewertet. Sogar bei Personen, die sich eher negativ über Doktoren äussern. Ich erinnere mich da an ein schon etwas zurückliegendes Erlebnis: Eine hohe Führungskraft in meiner Unternehmung hat sich oft über "die Studierten", insbesondere jene "mit Doktorhut" lustig gemacht. Bemerkenswerterweise legte er aber in den Verhandlungen mit einem Beratungsunternehmen bei einem kritischen Projekt grossen Wert darauf, dass "mindestens der Engagement-Manager einen Doktor habe" weil "das Projekt wirklich wichtig sei".
Es ist für mich daher selbstverständlich, dass ich meinen Titel - für den ich immerhin einige Jahre meines Lebens gearbeitet habe - auch verwende. Sei es in meiner E-Mail-Signatur, sei es auf meiner Visitenkarte etc. Am Telefon verwende ich den Titel nicht, einfach weil die Begrüssung etwas zu lange wäre (Firmenname, Titel, Nachname).
NiceGuy

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von NiceGuy »

Hallo Community,

beim Lesen der Beiträge ist mir aufgefallen, dass eine Ursache der verschiedenen Sichtweisen in Bezug auf die Verwendung des Titels darin begründet sein könnten, dass hier teilweise verschiedene "Welten" aufeinandertreffen. Ein Beispiel solcher wesensverschiedenen Welten können beispielsweise das akademische Umfeld einer Universität und ein Industrieumfeld darstellen. Hinzu kommt die persönliche Motivation zur Promotion: Wissenschaftlicher Forscherdrang, Begeisterung für das Thema und angestrebte weitere Tätigkeit im Forschungsumfeld (z.B. Habilitation) vs. Promotion mit dem Ziel der Karriereförderung im industriellen Umfeld. Beides absolut valide Gründe um zu promovieren.

Abstrahieren wir mal vom individuellen Charakter der Promoventen, so werden in den verschiedenen Umfeldern wohl erhebliche Unterschiede in der Selbstverständlichkeit der Verwendung eines Titels auftreten. Im akademischen Umfeld umgibt man sich für gewöhnlich mit den Trägern von Titeln, weswegen ihre Verwendung in der Kommunikation untereinander unüblich ist. Im industriellen Umfeld ist ein Titel jedoch nicht immer der Standard. Zudem ist es so, dass ein industrielles Umfeld nicht immer ein „Ponnyhof“ ist. Hier herrschen (mal mehr, mal weniger subtil) etwas rauere Sitten. Selbstmarketing zu betreiben ist hier in gewissen Situationen nicht peinlich, sondern sogar absolut erforderlich um sich (oder seine Ideen) besser verkaufen zu können. Wenn man in diesen Situationen aus falscher Bescheidenheit den Titel-Joker nicht zieht, dann ist das naiv, bzw. absolut nicht förderlich gewisse Ziele zu erreichen. Für Personen, die eine Promotion rein aus inhaltlichem Interesse gemacht haben und sich nun in einem fachlich fokussierten, akademischen Umfeld befinden, mag dies sicherlich befremdlich erscheinen. Wenn man jedoch bemerkt, dass man durch den geschickten Einsatz des Titels durchaus Vorteile erzielen kann und sich Dinge ggf. vereinfachen lassen, dann ist es nur verständlich, wenn man von diesem Joker auch gebrauch macht. Das finde ich nicht verwerflich, sondern eher clever.

Im privaten Bereich kann dies durchaus auch gelten. Träger eines Titels bekommen z.B. mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Kredit, bzw. es wird ein gewisser Bonitätsbonus eingeräumt (da die Arbeitslosenquote bei Doktoren und hierdurch die Anzahl notleidender Kredite niedriger ist als beim Rest). Und um das bereits genannte Arztbeispiel aufzugreifen: Wenn ich mir vorstelle, dass es mir wirklich schlecht geht, ich mit 40 Grad Fieber zum Arzt gehe und die Sprechstundenhilfe mich schneller zum Arzt durchlässt, wenn ich den Titel-Joker ziehe, dann ziehe ich den Joker. Wie weit man hier geht und derartige Effekte ausnutzt ist dann eine Frage des persönlichen Charakters. Darüber lässt sich aber schlecht streiten – das mag jeder handhaben wie er mag. Jeder der den Titel rechtmäßig erworben hat, soll ihn nach persönlichem Gusto verwenden wie es ihm beliebt. Verschiedene Umfelder sehen verschiedene Verwendungsgewohnheiten mehr oder weniger kritisch. Persönlich fände ich es jedoch auch peinlich den Titel unnötig im privaten Umfeld zu verwenden, aber wer den Titel wie den Porsche in der Auffahrt verwenden möchte – bitte.

Um übrigens auch mal zur ursprünglichen Frage des ersten Beitrags in diesem Thread zu kommen: In meinem Umfeld (großes, international agierendes Industrieunternehmen) würde man den Titel auf keinen Fall selbst am Telefon verwenden. Im Allgemeinen verwendet man bei uns einen Titel selbst nicht. Wir man jedoch von Dritten als Person benannt, so werden gegenüber externen Gesprächspartnern Titel verwendet, gegenüber internen Gesprächspartnern üblicherweise nicht.

Abschließend möchte ich auch noch etwas in Bezug auf die etwas negativen Äußerungen zu den Beitragen von Moni sagen: Ich kann weder Inhaltlich, noch in der Art und Weise der Formulierung irgendwas Verwerfliches an den Äußerungen von Moni erkennen. Persönlich decken sich meine Einstellungen mit denen von Moni. Und wenn Moni sagt, dass sie den Titel hat und schon jahrelange Erfahrung im Umgang damit erlangt hat, dann sollte man diesen Erfahrungsbericht einfach mal zur Kenntnis nehmen – völlig wertfrei. Bemerkenswerterweise zeigen sich hier scheinbar gerade die Personen, die für eine besondere Bescheidenheit bei der Titelverwendung plädieren als große Kritiker der Personen, die etwas selbstbewusster mit dem Thema umgehen und den Titel den sie rechtmäßig erworben haben auch verwenden wollen. Leben und leben lassen.

Grüße,
NiceGuy
AGH

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von AGH »

Liebe/r NiceGuy!

Ich finde Deine Überlegung/Beobachtung (Unterschied Uni - Wirtschaft/Industrie) sehr interessant!

Es stimmt wohl, dass es verschiedene Motivationen gibt, zu promovieren, und für mich persönlich ist es schwer vorstellbar (weil nicht nachvollziehbar - ich empfinde es einfach anders), dass jemand so etwas Schönes, Intensives, Freudvolles, Erfüllendes wie wissenschaftlich zu arbeiten (wenn man mal die oft mühsamen Rahmenbedingungen beiseite lässt) nicht einfach aus Freude an der Sache macht sondern um etwas, das außerhalb der Arbeit selbst liegt, zu erreichen. Vielleicht gehe ich deswegen mit meinem Grad sehr sparsam um, weil ich die Arbeit einfach aus Freude an der Sache, also irgendwie für mich selbst gemacht habe. (Natürlich stimmt es, dass ich sie dennoch als Diss eingereicht habe, also streng genommen schon etwas damit erreichen wollte: ich wollte die Voraussetzung für zukünftige wissenschaftliche Stellen erfüllen. Aber auch wenn die Studie nicht als Diss-Thema angenommen worden wäre, hätte ich sie durchgeführt - aus Interesse am Thema und Interesse an der Fragestellung.)

Bezüglich KollegInnen handhabe ich das meist so wie Du: intern ist es Frau xy/Herr xy (oder der Vorname), gegenüber Externen nenne ich meist den Titel - eigentlich, weil ich glaube, dass es meinen KollegInnen wichtig ist. Mich würde es nicht stören, würden andere gegenüber Externen in meinem Zusammenhang nur meinen Namen nennen.

Zum Beispiel Arzt denke ich mir, wie schon geschrieben, dass es vielleicht weniger darauf ankommt, wer sich wie vorstellt (jede/r wie er/sie mag, solange es der Person zusteht), sondern es ist wohl interessanter, wie das Gegenüber darauf reagiert (es gibt ja keine Vorschrift, dass alle Dr. vor allen Mag. dranzukommen haben ;-) Sich mit Dr. vorstellen ist ein Schritt, aber interessant ist doch, ob das eine Konsequenz hat!). Wenn ich mit 40 Grad Fieber zum Arzt gehe und es mir einfach schlecht geht, dann bin ich auch froh, wenn ich vielleicht jemandem, der nur eine Auffrischungsimpfung bekommt, gegenüber vorgezogen werde. Aber dann bitte nicht wegen meines Grades der akademischen Ausbildung, sondern wegen meines Grades Körpertemperatur ;-)

Vielleicht sollten wir unterscheiden, ob wir davon reden, wie wir manche Dinge handhaben oder ob es uns darum geht, wie andere es handhaben.

Liebe Grüße!
AGH
Sebastian
Admin
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Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Sebastian »

Vielen Dank, NiceGuy, für die aus meiner Sicht sehr treffende Zusammenfassung mit dem Vermittlungsansatz -
Zugleich freue ich mich, dass die Wogen sich in diesem Thread damit wieder ein wenig glätten - ist doch viel netter so als mit überraschenden Attacken, die hier keiner erwartet!

Sebastian
Anyway

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Anyway »

Hier moechte ich auch mal meinen Senf dazugeben... Ich bin jetzt schon 15 Monate promoviert :shock: und benutze meinen Titel fast nie. Ich habe keine einzige Karte, kein Kundenkonto, ... umschreiben lassen, ehrlich gesagt war ich sogar zu faul, den Titel in meinen Reisepass aufnehmen zu lassen. Muss ich mal nachholen, aber ist mir nicht so besonders wichtig.Genau genommen habe ich eh keine emotionale Beziehung zum Titel und weiss gar nicht so recht, warum ich ihn ueberhaupt gemacht habe :wink:

In der Firma nutze ich den Titel intern nie (andere Laender, andere Sitten - interessiert hier eh keinen :wink: ), aber ich habe festgestellt, dass es bei Kundenkontakt sehr hilfreich sein kann. Ich arbeite als Produktberaterin fuer eine Firma, die Spezialsoftware herstellt, und bin haeufiger mal bei unseren Kunden (Firmen mit traditioneller Hierarchie) vor Ort. Dabei habe ich gemerkt, dass ich zB bei leicht chauvinistischen Bereichsleitern in den Mittvierzigern, dessen Mitarbeiteriinen nur als Sachbearbeiterinnen oder Sekretaerinnen arbeiten, durchaus mit meinem Titel punkten kann. Damit ist meine Ausgangsposition ("junger Huepfer" und dann auch noch ein Maedel...) direkt eine ganze Ecke besser, ich werde von Anfang an mit mehr Respekt behandelt. Inzwischen nutze ich diesen Kniff absolut bewusst. Am Telefon mit Titel melden wuerde ich mich nicht. Mit meinen engen Projektpartnern auf der Kundenseite bin ich per Du - aber der Titel steht unuebersehbar in meiner E-Mail-Signatur und gegenueber "entfernteren" / hoeherrangigeren Kontakten beim Kunden gebe ich schon (nonverbal) zu verstehen, dass ich nicht "nur" (in dicken Gaensefuesschen!) "die Frau XY" bin.
Ich bekenne: ich bin ein Titelausnutzer im Job :wink: wobei ich es von der Situation (Kunde / intern / Firmenstruktur, ...) abhaengig mache. Wuerde ich beispielsweise fuer eine andere (weniger traditionell gepraegte) Kundenbranche arbeiten, wuerde ich die Titelnutzung wohl entsprechend ueberdenken. Den Titel zu verwenden, wenn man ihn schon erarbeitet hat, finde ich jedenfalls nicht per se albern, ausser im rein privaten Bereich (schafft mMn zuviel Distanz).
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