Ruf an HAW erhalten, was nun?

[charly]

Hallo an alle,

ich lese schon seit einiger Zeit hier passiv mit und hätte nun eine konkrete Frage:

Ich habe vor kurzem einen Ruf an eine staatliche HAW erhalten. Wie geht es nun genau weiter?
In dem Schreiben werde ich gebeten mitzuteilen ob ich den Ruf annehme.

Soweit ich hier mitgelesen habe folgt nach einem Ruf typischerweise ein Berufungsgespräch (oder Berufungsverhandlung). Davon steht in dem Schreiben jetzt nichts. Ist das üblich? Wie würdet ihr weiter vorgehen?

[neuling2018]

Sorry, habe leider nicht viel Zeit für eine Antwort. Glückwunsch zunächst!

Ich würde mich mit einem Schreiben bedanken, schreiben dass Du dich sehr freust, und annehmen, aber WICHTIG: nur unter dem Vorbehalt, dass das Berufungsgespräch erfolgreich verläuft (vielleicht googelst Du nochmal eine entsprechende Formulierung damit es rechtlich wasserdicht ist). Damit gehst Du nicht das Risiko, dass man dich einfach ohne Verhandlung "einkauft" und Dir am Ende gar keine Möglichkeit einer Verhandlung anbietet... Manche HS sind da scheinbar ein bisschen nach dem Motto unterwegs "soll er / sie doch froh sein, dass er / sie überhaupt einen Job bei uns bekommt" .. finde ich persönlich ehrlich gesagt nicht die feine Art.

[charly]

Danke @neuling2018 für deine Antwort! Das klingt nach einem guten Weg.

[johndoe]

Wie würdet ihr weiter vorgehen?

Zunächst mal Glückwunsch!

Ich möchte 2 Punkte anbringen:

• Rufannahme bedeutet nicht automatisch Jobannahme. Bindend für beide Seiten ist erst die Ernennung. Zumindest in meinem Bundesland, aber ich vermute, dass es hier keine großen Unterschiede gibt. Dh annehmen solltest du schon, sonst geht der Prozess für dich auf jeden Fall nicht weiter.

• ich hatte das Vergnügen einer Verhandlung und da wurden mir lediglich die Bedingungen genannt, die ich ablehnen oder annehmen kann. Eine Verhandlung im wörtlichen Sinne war es nicht. Allerdings war es meine Erstberufung und da hat man idr eine schlechte Verhandlungsposition, außer man ist DIE Koryphäe im Fachbereich.

Also meine learnings daraus sind, dass es sicher ein wertschätzendes Gefühl ist, vom Präsidenten empfangen zu werden, aber eigentlich könnte man das Kasperltheater auch über den Postweg ablösen. Wer da andere Erfahrungen gemacht hat, darf gerne widersprechen.

[neuling2018]

• ich hatte das Vergnügen einer Verhandlung und da wurden mir lediglich die Bedingungen genannt, die ich ablehnen oder annehmen kann. Eine Verhandlung im wörtlichen Sinne war es nicht. Allerdings war es meine Erstberufung und da hat man idr eine schlechte Verhandlungsposition, außer man ist DIE Koryphäe im Fachbereich.

Also meine learnings daraus sind, dass es sicher ein wertschätzendes Gefühl ist, vom Präsidenten empfangen zu werden, aber eigentlich könnte man das Kasperltheater auch über den Postweg ablösen. Wer da andere Erfahrungen gemacht hat, darf gerne widersprechen.

Exakt, das trifft es sehr gut - Kasperltheater. Ist mir ähnlich ergangen, habe relativ klar meine Position im Gespräch geäußert und keinerlei Bereitschaft gezeigt davon abzuweichen. Danach folgten zwei Telefonate mit dem Präsidenten, da er es im ersten wohl nicht glauben wollte dass jemand ablehnt. Tja... was soll ich sagen.. ich war auf Nummer 1 gesetzt und habe kürzlich gesehen, dass die Professur nun zum Dritten mal ausgeschrieben wurde.

[Nordisc]

Glückwunsch zum Ruf. Das Schreiben ist eine invitatio ad offerendum. Die Hochschule kommt aus der Nummer nicht mehr raus, wenn du zusagst. Umgekehrt aber schon. Dabei ist es wichtig, dass du die Zusage zum "Führen des Berufungsgespräches" gibst. Natürlich kann es sein, dass die Bedingungen nicht zu deiner Zufriedenheit sind. Dann sagst du ab. Die Hochschule wiederum ist an den Ruf gebunden, bis du zu oder absagen solltest, jedenfalls im Rahmen einer Frist.

Bezüglich des Berufungsgespräches: Erwarte an einer HAW nix. Gehalt ist fix, Leistungsbezüge und ähnliches gibts meistens erst nach ein paar Jahren, du kannst bei manchen HAW eine kleine Prämie raushandeln. Dabei habe ich unbegrenzt, dynamisch (also Anpassung mit jeder tariflichen Erhöhung) und Ruhegehaltsfähig rausgeholt. Viel mehr war aber nicht drin, zumal die Rahmenbedingungen wie Mitarbeiter, Ausstattung etc. bei vielen HAWs vorgegeben sind. Ein anderer Kollege durfte 6-stellige Berufungsmittel mit dem Präsi verhandeln. Das ist aber echt die Ausnahme.

[mm42]

Ich bin an einer Hochschule gelandet, wo man die Berufungsverhandlung hätte explizit verlangen müssen (was aber im Rufschreiben nicht drin stand); ich habe aber keine Berufungsverhandlung verlangt, weil es eine Erstberufung war, wo man meiner Erfahrung und Info nach sowieso (fast) nichts raushandeln kann und es mir wichtiger war, schnell die Ernennung zu bekommen. Ich hatte einige Jahre zuvor mal ein Berufungsgespräch in einem anderen Bundesland (wo ich dann abgelehnt habe, aber nicht wegen Ergebnis der Berufungs"verhandlung"), da war überhaupt nichts rauszuholen; der Präsident hat während dieses Gesprächs nur gemeint, wenn er mir mehr gibt, dann muss er das ja jemand anderem abziehen, und das wäre nicht gerecht.

Eine Kollegin hat aber auf die Berufungsverhandlung bestanden und immerhin einen Mac statt einem Windows-Rechner als Arbeitsplatzrechner rausgeschlagen (ich glaube sogar noch ein Tablet).

[mm42]

Mir ist noch was eingefallen: Vor einer Berufungsverhandlung bzw. der Entscheidung, ob man eine solche fordern soll, kann es sinnvoll sein, die Berufungsberatung des HLB in Anspruch zu nehmen, die (immer noch) 149 Euro kostet.

[charly]

Vielen Dank für die Antworten. Die HLB-Beratung habe ich bereits hinter mir.

[neuling2018]

Vielen Dank für die Antworten. Die HLB-Beratung habe ich bereits hinter mir.

Rein aus Neugierde. Hat es was gebracht?