In DV verliebt :(

[lillililli]

Meine Lieben!

Zunächst einmal bin ich kein "Troll", sollte mir das jemand vorwerfen...

Ich habe ein Problem bei meiner Diss, das ich hier so gar nicht gefunden habe, denn es ist sicher sehr ungewöhnlich.

Vorinfos:
- promoviere seit circa 2 Jahren
- es läuft alles gut, von den üblichen Problemen mal abgesehen
- kenne meinen DV seit circa 5 Jahren, habe meine Abschlussarbeit bei ihm geschrieben, die mit der
Bestnote bewertet wurde
- mein DV wollte, dass ich promoviere, etwas, dass ich mich ohne solchen Zuspruch vermutlich nicht
getraut hätte
- mein DV ist ein sehr schwieriger Mensch, aber ich kam schon immer gut mit ihm aus
- auch wichtig, wegen dem Thema des Threads: er ist glücklich verheiratet und hat Kinder
- die Betreuungssituation ist sehr gut, er ist engagiert und interessiert

Das Problem:
Um es kurz zu machen: Ich habe mich in den letzten Jahren richtig in meinen DV verliebt. Kann das auch so beurteilen, da es die gleichen Gefühle sind, die ich bei der bisherigen Liebe meines Lebens, einem Ex, hatte.
Warum?
- er hat eigentlich alle Eigenschaften, die ich mir bei einem Mann wünsche, was mir erst mit Aufnahme
der Promotion so richtig deutlich geworden ist, da ich ihn nun doch sehr gut kenne
- zudem ist er auch genau mein Typ vom Aussehen her (er gilt auch als gutaussehend), auch wenn er
bedeutend älter ist, aber meine Exfreunde waren auch alle älter als ich
Ich bin nun sehr unglücklich geworden, da ich wirklich an ihm interessiert bin, aber das natürlich nicht ausleben kann und auch mit niemanden darüber reden kann, denn ich schäme mich schon sehr für meine Gefühle. Es ist sehr belastend. Ich denke im Grunde andauernd nur an ihn und wie toll er doch ist und komme mir dabei vor wie ein dummer Teenie. Zudem kann ich mich bei Gesprächen mit ihm teils schwer auf den Inhalt konzentrieren, da ich stattdessen sein Aussehen und seine Art bewundere... Das ganze hat KEINE negativen Auswirkungen auf meine Arbeit, an der ich noch immer ganz normal arbeiten kann. Aber es macht mich wahnsinning zu denken, dass ich noch 2, 3 Jahre promovieren werde, aber ihm nie näher kommen werde. Ich muss nämlich ehrlich sein: Wäre er ein Professor, der gerne was mit Studenten anfängt, wäre ich schon längst mit ihm im Bett gelandet.
Ich bin extem beschämt von der ganzen Situation, aber kann sie irgendwie auch nicht ändern. Ich finde es auch so traurig, dass ich schon Beziehungen hatte, in denen ich nicht einmal annähernd solche Gefühle für meinen Partner hatte, wie jetzt für meinen DV.

Lösungen:
- eigentlich keine...
- ihn tatsächlich anmachen ist ein No-Go für mich, insbesondere da er verheiratet ist, Interesse hat er,
denke ich, eh nicht
- DV wechseln? -> schon überlegt, aber WARUM? Er ist mein größter Förderer, die Betreuung ist
ausgezeichnet, er ist DER Fachmann für mein Thema. Müsste also dann meine Gefühle offenlegen,
schäme mich aber zu sehr
- Promotion abbrechen? Möchte ich auch nicht, da es eigentlich mein Traum ist, an der Wissenschaft,
am liebsten in der Uni zu arbeiten. Und könnte es auch wieder nicht begründen.

So, das war das erste Mal, das ich überhaupt über die Sache "gesprochen" habe. Ich leide schon seit Monaten darunter und hoffe einfach, dass hier vielleicht jemand einen Rat hat. Es tut mir auch leid, dass ich kein wissenschaftliches Problem habe und das Forum für sowas missbrauche. Aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden kann.

Lilli

[histosowi]

Liebe Lilli,

zunächst einmal: zu schämen gibt es da gar nichts! Man sucht sich seine Gefühle ja schließlich nicht aus. Sie kommen eben einfach - oder auch nicht.

Deine Situation ist natürlich schwierig. Vielleicht kannst du ja versuchen, den Kontakt während der nächsten Wochen/ Monate auf ein Minimum zu beschränken? Also etwas Abstand zu gewinnen. Vielleicht kannst du ihn dir auch selbst ein wenig "madig" machen, so á la "naja, so toll sieht er dann doch nicht aus" oder "der hat aber ganz schön häufig schlechte Laune" oder "für die Zukunft wäre er auf keinen Fall etwas, da zu alt, verheiratet, etc.".

Ansonsten fällt mir auch nicht viel ein. Vielleicht noch ausgehen und mal schauen, ob andere Mütter hübsche Doktorandensöhne haben? Wenn das auch nicht klappt, hilft nur, durchzuhalten und zu hoffen, daß das wieder vorbei geht. Die Diss aufzugeben oder damit umzuziehen - daran solltest du noch nicht denken. Das wäre schade und, wie du schon sagtest, schwer und unangenehm zu argumentieren. Aber vielleicht hat es dir ja auch schon ein wenig geholfen, dich überhaupt mal zu offenbaren, auch wenn es "nur" anonym in einem Forum war. Außerdem glaube ich nicht, daß du die Erste bist, der so etwas passiert... andere Mädels werden nur wahrscheinlich nicht davon reden. Kopf hoch!

[Ovid]

Hallo, Lili!

Ich darf erst mal bekräftigen: Schämen musst Du Dich Deiner Gefühle nicht! Es ist doch gut, wenn Menschen positive Gefühle haben. Niemandem steht es zu, Dich moralisch abzuwerten!
Jetzt kommt trotzdem das große "ABER": Dein DV ist verheiratet und Du befindest Dich als Doktorandin in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zu ihm. Wenn Du nun versuchst, ihm näher zu kommen, gefährdest Du eventuell seine Ehe und/oder Dein Promotionsvorhaben.
Da ich selbst mit 52 Lebensjahren schon ein älteres Semester bin, weiß ich aus meiner Lebenserfahrung, dass Menschen oft Empfindungen für andere haben, die eine autoritative Position innehaben.
Da ich, wie gesagt, schon etwas älter bin, darf ich Dir Folgendes aus der persönlichen Lebenserfahrung raten: Eine Beziehung mit Deinem DV einzugehen muss ein Tabu sein! Aber es gibt in Deinem Umfeld doch bestimmt andere, "beziehungslose" Männer, die Dich interessieren könnten und auch umgekehrt. Und bitte glaub' mir: Solch eine Beziehung lässt Gefühle für einen Menschen, in den man verliebt zu sein scheint, verschwinden. Und wenn diese Beziehung gut tut, ist man dankbar dafür.

Alles Gute!

[Anne78]

Hallo Lilli,

ich habe den anderen nichts hinzu zu fügen und auch keine gute Strategie, wie mit der Situation umzugehen ist. Ich wollte Dir nur schreiben sagen, dass es aus meiner Sicht total o.k. ist, das alles hier mal loszuwerden. Ich hoffe, es hat Dir ein bisschen geholfen. Hast Du nicht vielleicht eine gute Freundin/ einen guten Freund (möglichst jemand ohne jede Verbindung an das Institut, an dem Du promovierst), bei der oder dem Du Dich ausheulen könntest? Es erleichtert manchmal ja schon, so etwas los zu werden, und manche Dinge, Personen und Probleme schrumpfen dann auch auf ein Normalmaß zurück, vielleicht ja auch der DV. Mich ihm gegenüber "outen" würde ich aber auch nicht, ich denke das ist schon richtig so - nicht weil es was zum Sich-Schämen gäbe, sondern weil das für Euch beide die Situation nicht vereinfacht und er sich da ja auch irgendwie zu verhalten muss - da kann ich mir keine Variante vorstellen, die irgendwie gut wäre.
Ansonsten fällt mir noch ein: Bring die Diss so schnell wie möglich zuende, damit Du aus der Situation befreit bist.
Alles Gute!

[Zwonk]

Ich würde mich tendenziell um einen neuen DV bemühen. Da es für die Situation keine unproblematische Lösung gibt, sollte man die Situation als solche beenden.

[DoneXY]

Ich würde mich tendenziell um einen neuen DV bemühen. Da es für die Situation keine unproblematische Lösung gibt, sollte man die Situation als solche beenden.

Das scheint auch mir, die vernünftigste Lösung zu sein.

- DV wechseln? -> schon überlegt, aber WARUM? Er ist mein größter Förderer, die Betreuung ist
ausgezeichnet, er ist DER Fachmann für mein Thema.

Das Warum? hast Du doch selber schon beantwortet: Der Thread selbst und auch das Eingangsposting legen den Schluss nahe, dass Du mit dem gegenwärtigen Betreuungsverhältnis ein gravierendes Problem hast. Von den Lösungen, die Du nennst, scheint mir ein neuer DV / neue DM tatsächlich die beste zu sein. Viele der Forumsmitglieder schreiben ihre Diss nicht bei DER Koryphäe - geht auch.

Eine andere Lösung habe ich leider nicht. Der gemachten Vorschlag, sich anderweitig zu verlieben, kommt mir sehr lebensfern vor.

Müsste also dann meine Gefühle offenlegen, schäme mich aber zu sehr

Nein, musst Du nicht! Das Nennen privater Gründer für den Wechsel reicht, obwohl es vielleicht auch hilfreich sein kann, Dich zu outen.

[Zwonk]

@carlo: Meiner Meinung nach übersiehst Du aber was ganz Wesentliches: Einen Betreuerwechsel kann ich, genügend Energie und Engagement vorausgesetzt, selbst in die Wege leiten. Ob ich mich anderweitig verliebe bleibt ja aber doch trotz allem in hohem Maße dem Zufall überlassen. Wenn ich also meine Situation dringend verändern will, dann ist es doch besser irgendwo anzusetzen, wo ich direkt und unmittelbar Einfluß nehmen kann, als primär auf vage Zufälligkeiten zu setzen.

[lillililli]

Hallo zusammen!

Vielen Dank für die Antworten! Ich war ganz überrascht über so viele. Ich hatte auch ein wenig Angst, verurteilt zu werden, denn das geschieht auf anderen Foren sehr oft. Wobei mir diese Forum sehr gefällt, alle sind so freundlich und nicht hämisch oder ähnliches.
Bezüglich des Betreeungsverhältnisses möchte ich klarstellen, dass es nicht nur "passabel" ist. Davon abgesehen, dass man mit ihm zurechtkommen muss und er eine sehr gewöhnungsbedürftige Art (sehr arrogant) hat, was aber für mich nie ein Problem war, ist es ein optimales Verhältnis. Er berät mich angemessen (nicht zu viel, also bin ich schon noch selbstständig), sehr bemüht und interessiert. Auch hat er mich gefördert, indem er mir meinen Job am Lehrstuhl gegeben und zu meiner Lehrkraftsstelle an einer nahen Uni selbstlos verholfen hat und mir wichtige Kontakte in der "Szene" durch Vorstellungen ermöglicht hat. Ich schulde ihm so viel und könnte es nicht wirklich übers Herz bringen, zu einem anderem Professor zu gehen. Und es macht mir auch Angst, dass ich dann ja gar nicht wüsste, was das für ein Mensch ist (gibt jetzt niemanden hier an der Uni, der auch das Thema betreuen würde). Mein Zweitgutachter wäre auch keine Möglichkeit, da er aus persönlichen Gründen einfach nicht zu einer Betreuung im Stande ist. Und ein ganz unbekannter ist mir unheimlich: Besonders in diesem Forum gibt es doch so viele Geschichte über furchtbare DV, so einen will ich nicht. Ich weiß ja bei meinem jetzigen DV auch, "was er will". So sehe ich eine größere Chance auf ein gutes Gutachten. Die will ich ungerne vertun. Es geht ja um die berufliche Zukunft, die doch stark von der Diss abhängt.
Na ja... ich hab mir aber auf Grund eurer Ratschläge, mich erstmal von ihm zu entfernen, dazu durchgerungen, meine Arbeitszeiten am Lehrstuhl mehr auf die Zeiten zu legen, wenn er Lehre hat bzw. gar nicht da ist (er arbeitet gerne von zu Hause). Auch habe ich schweren Herzens ein Bild von mir und ihm bei meiner Abschlussfeier und ein Lehrstuhlbild mit mir und ihm drauf weggeworfen. Vielleicht hilft das was.

Ganz liebe Grüße!

[elbu]

Hallo lillililli,
ich finde, Bilder wegwerfen und Arbeitszeiten so abstimmen, dass ihr euch nicht mehr über den Weg lauft als nötig, hört sich nach sehr sinnvollen Maßnahmen an, die Dir hoffentlich helfen, Abstand zu gewinnen. Dann versteht hoffentlich auch Dein Herz irgendwann, dass euer Verhältnis ein professionelles ist und bleiben sollte. Vom Kopf her scheinst Du ja sehr klar zu sein, was Du willst. Ich drücke die Daumen.

[Meggy]

Mensch, schwierige Situation. Ich habe leider (ne, eigentlich eher Gottseidank) keinen guten Rat außer dem schon genannten. Deine Argumente, NICHT wechseln zu wollen sind natürlich nicht ganz von der Hand zu weisen - trotz allem würde ich raten, wirklich gründlich abzuwägen ob ein schlechteres aber "gesundes" Betreuungsverhältnis auf Dauer besser von Dir verkraftbar ist als ein optimales das Dich seelisch kaputt macht. Aber das musst Du selbst abwägen - wenn Du es schaffst, über die totale Verliebtseins-Phase weg zu kommen (Stichwort: Bilder abschaffen, zu anderen Zeiten hinfahren... sind schonmal gute Ansatzpunkte, sich da selbst rauszuziehen) könnte es ja evtl. zu einem guten Abschluss kommen. Ich wünsche Dir alles Gute, und einen wie auch immer gearteten passenden Weg.