Geschlechtergerechte Sprache in der Diss

Fragen aus der laufenden Arbeit an der Dissertation.
Literatursuche, Motivationsprobleme, Lehrtätigkeit, Ärger mit dem Prof u.v.m.

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Schtudinki

Beitrag von Schtudinki »

Safira, vielleicht hast Du da den Nerv der Sache getroffen.

Noch befindet sich die Mehrzahl der Frauen an einem Punkt, an dem es ihnen darum geht zu beweisen, dass wir mit Männern gleichziehen können (insbesondere in den Bereichen, in denen man diesen höhere Kompetenzen unterstellt). Befürchtet wird eine mögliche Bevorzugung, die man respektive frau ja nicht will, denn man will ja zeigen, dass man etwas allein über seine Kompetenzen erreicht hat.

Über diesen Punkt bin ich einfach weg, für mich stehen diese beiden Faktoren in keinem Zusammenhang mehr. Ich muss nicht besonders "männlich" sein, um anerkannt zu werden, ich muss mein Geschlecht aber auch nicht verleugnen und - das ist vielleicht das wichtigste - auch nicht herausstellen.

Dass man das bloße Nennen weiblicher Formen als ebendieses wahrnimmt, liegt doch einfach nur daran, dass man es gegen aktuelle Schreib- oder Lesegewohnheiten verstößt.

Ziel muss es daher meiner Meinung nach (und die ist wirklich sehr persönlich) sein, diese Gewohnheiten aufzuweichen, sodass man irgendwann an den Punkt kommt, wo auch für die Allgemeinheit diese Formen so selbstverständlich sind, dass für alle klar ist, dass sich damit niemand hervortun möchte. Versteht ihr was ich meine?

Und wenn mein Plan das über das Binnen I in meinen Arbeiten zu erreichen nicht aufgeht, dann reiße ich eben die Weltherrschaft an mich und bestimme das einfach so! Jawohl!

:wink:

Und oclock: Ich verstehe was Du meinst, wenn man sich mit dem Thema nicht intensiv beschaftigt hat, ist das glaube ich die normale Reaktion.
katja

Beitrag von katja »

alles in der weiblichen form fände ich toll! hab letztens nen (wissenschaftlichen) text gelesen, der in dieser art geschrieben war. ich fands klasse! haba uch gefragt, warum das so ist- der autor meinte genau deshalb: soll eine aufmerksame, fragende haltung schüren. find ich toll!
kivio

Beitrag von kivio »

Hm, kommt doch sehr darauf an,

will mir scheinen. In einer wissenschaftlichen Abhandlung spreche ich äußerst selten jemanden direkt an, deshalb fällt die Diskussion um "Sehr geehrte Raben und Bären" schon mal flach, sorry, aber hier wird viel Lärmen um Nichts gemacht.

Zweitens: Zitiere ich eine Frau, so bin ich höflich genug, sie auch als "sie" zu erwähnen, das wird wohl keinem sehr fremd sein.

Drittens: Habe ich weibliche InterviewpartnerInnen (haha, so blöd kann man sich doppeln), so werden die auch als Damen/Mädchen gelistet und erwähnt.

Ihr Lieben, widersprecht mir gern, aber in diesem thread ist mehr Stammtisch als Inhalt (nur meine sehr subjektive Meinung).

kivi*avec Gruß, die Frau ist, aber Manns genug, ihre Meinung zu vertreten :-)
Marco

Beitrag von Marco »

Liebe Kivio,

da widerspreche ich dir ausdrücklich nicht. "Much ado about nothing". Am besten immer schön im passiv schreiben, dann erledigt sich das Thema von selbst.

Ich denke zudem, dass die Natur- und wirtschaftswissenschaftler das deutlich pragmatischer sehen.

Gruß,
Marco

PS: Was ist eigentlich mit uns Linkshändern? Warum ist "linkisch" immer schlecht, und der "rechte weg" der gute....? ;)
nK

Beitrag von nK »

Wer beim Schreiben zu viel Zeit hat und meint, die Kämpfe der Frauenbewegung ausgerechnet bei seiner eigenen Dissertation austragen zu wollen, der soll das doch machen.

In meiner juristischen Diss mache ich das bestimmt nicht. Denn es stört gewaltig den Lesefluss und lenkt von meinen Inhalten ab. Im Gegensatz zu Ingenieurswissenschaftlern habe ich ja auch sehr viel öfter mit Menschen zu tun, über die ich schreibe (z.B. ArbeitnehmerINNEN :wink: ) Nee, nee... lasst mal. Ich verstehe die Intention, aber schaut euch mal die Bibel in (vermeintlich) "gerechter" Sprache an und vergleicht sie mit Luthers oder Zwinglis Übersetzung. Und dann sagt mir, welche ihr lieber lest...
Schtudinki

Beitrag von Schtudinki »

WOW! Was hier los ist... Unglaublich.

Ich finds schön, und ich finde auch die Stammtischatmosphäre garnicht schlimm. Muss doch auch mal sein, oder? Natürlich kommt man dabei manchmal von Kuchenbacken auf Arschbacken, so what... I.d.R. sind wir doch hier immer schön sachlich :wink:

Was ich in Bezug auf mein Eingangsposting aus der Diskussion mitnehme ist, dass es je nach Fachgebiet da ganz massive Unterschiede gibt. Wie gesagt, bei uns ist das normal, da kommt es eigentlich nur darauf an, wie man es konkret realisiert. Stören tut es nach kurzer Gewohnungsphase finde ich überhauptnicht. Außerdem hört sich das jetzt hier so weltbewegend und dramatisch an, dabei geht es doch wirklich nur um einzelne Formen. Manchmal is da 10 Seiten lang weit und breit nichts von Geschlechtergerechtigkeit zu sehen.

Ich werde es, auch das ist mein Fazit, beibehalten, zum einen weil ich es gut, nötig und richtig finde zum anderen, weil es für mich echt eine Umstellung und in gewisser Form auch ein Rückschritt wäre, wieder zur männlichen Form überzugehen.

Viele Grüße an alle männlichen und weiblichen Mitdikutierenden, Mitdiskutanten und Mitdiskutantinnen, MitdiskutantInnen und auch an alle, die irgendwo dazwischen liegen.

:wink:
Schtudinki

Beitrag von Schtudinki »

@ Marco: hör mal auf zu heulen, dafür seid ihr Linkshänder immerhin wesentlich intelligenter als wir "normalgestrickten" :wink:
Mathilda

Beitrag von Mathilda »

Hallo,

also, ich muss gestehen, dass ich da bisher noch nicht mal dran gedacht habe. Bei mir geht es um Kunden, man kann also weder sagen, dass es keine weibliche Form gibt, noch, dass es mehr Kunden als Kundinnen gibt.

Ehrlich gesagt glaube ich aber, dass ich das extrem sperrige und störende "KundInnen" oder Kunden/Kundinnen oder Kundinnen und Kunden oder wie auch immer ganz einfach ignorieren werde und den Begriff "Kunde" schlicht und ergreifend als Sammelbegriff für den Menschen nehmen werde.

Mein Dr-Vater würde mir die Arbeit übrigens vermutlich auch um die Ohren hauen, weil es einfach extrem umständlich zu lesen ist. Nur Kundinnen geht auch nicht, weil man dann durchaus auf die Idee kommt, dass in meiner Untersuchung tatsächlich nur Frauen berücksichtigt wurden. Was nicht der Fall ist.

Mathilda
Marco

Beitrag von Marco »

[quote="Schtudinki"]@ Marco: hör mal auf zu heulen, dafür seid ihr Linkshänder immerhin wesentlich intelligenter als wir "normalgestrickten" :wink:[/quote]

;) Danke - das habe ich gebraucht!

Gruß,
Marco (zufrieden, weil die Diss heute wieder 2 Seiten länger geworden ist)
Sebastian
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Status: Schon länger fertig
Hat sich bedankt: 31 Mal
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Muß auch noch was loswerden...

Beitrag von Sebastian »

aus meiner täglichen Arbeit:
Landesbauordnung NRW § 57 Bauherrin, Bauherr

(1) Die Bauherrin oder der Bauherr hat zur Vorbereitung und Ausführung eines genehmigungsbedürftigen Bauvorhabens eine Entwurfsverfasserin oder einen Entwurfsverfasser ( § 58 ), Unternehmerinnen oder Unternehmer (§ 59) und eine Bauleiterin oder einen Bauleiter (§ 59 a) zu beauftragen. Die Bauherrin oder der Bauherr hat gegenüber der Bauaufsichtsbehörde die nach den öffentlich-rechtlichen Vorschriften erforderlichen Anzeigen und Nachweise zu erbringen, soweit hierzu nicht die Bauleiterin oder der Bauleiter verpflichtet ist.
Ist das schön? Das liest doch wirklich kein ... mehr - und verstehen tut man's auch nur, wenn man wie früher im Lateinunterricht eine Satzanalyse nach Substantiv, Akkusativobjekt etc. macht, oder? Im EDV-Zeitalter läßt sich das immerhin schneller eindampfen als früher - auf die jeweils gewünschte Version:
Landesbauordnung NRW § 57 Bauherr
(1) Der Bauherr hat zur Vorbereitung und Ausführung eines genehmigungsbedürftigen Bauvorhabens einen Entwurfsverfasser ( § 58 ), Unternehmer (§ 59) und einen Bauleiter (§ 59 a) zu beauftragen. Der Bauherr hat gegenüber der Bauaufsichtsbehörde die nach den öffentlich-rechtlichen Vorschriften erforderlichen Anzeigen und Nachweise zu erbringen, soweit hierzu nicht der Bauleiter verpflichtet ist.
Immer noch kein Gedicht, aber wenigstens flüssig lesbar, oder? Und 'ne ganze Zeile text gespart.
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