Doktorvater, der nicht betreut, brauche Rat

Fragen aus der laufenden Arbeit an der Dissertation.
Literatursuche, Motivationsprobleme, Lehrtätigkeit, Ärger mit dem Prof u.v.m.

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Zweifel

Doktorvater, der nicht betreut, brauche Rat

Beitrag von Zweifel »

Liebes Forum,

ich bin wirklich sehr verzweifelt. Seit über einem Jahr arbeite ich an einem Lehrstuhl (Professor ist auch mein Doktovater) mit dem Ziel der Promotion. Aber ich komme nicht weiter. Zeit hätte ich neben der Arbeit genug, nur mein Doktorvater betreut überhaupt nicht. Alles andere ist wichtiger. Termine bekommt man so gut wie nie. Es war noch sehr viel einfacher als Student mit ihm zu sprechen im Vergleich zu jetzt, als Mitarbeiter.
Eigentlich wollte ich die Promotion so schnell wie möglich durchziehen und mir danach einen Job außerhalb der Universität suchen. Nur "das so schnell wie möglich durchziehen" ist nicht möglich bei der Betreuung. Ich habe ein grobes Thema mit sehr vielen Forschungslücken, eigentlich zu viele, und keinen Ansprechpartner. Habe versucht auch außerhalb der Uni Kontakte zu knüpfen und mein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. Bisher aber ohne Erfolg. Ich bin wirklich kurz davor alles hinzuwerfen, weil mich das alles sehr, sehr unglücklich macht. Mir fehlt nun einfach die Energie.
War von Euch jemand schonmal in einer ähnlichen Situtation? Und hat eine Lösung gefunden?
Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Oh je, das klingt aber nicht gut.
Was genau suchst Du denn an Unterstützung? Technisch-materielles oder eher Feedback zu Deinen Inhalten?
Bei letzterem kann man ja noch einigermaßen auszuweichen versuchen durch die in verschiedenen Threads schon mal angesprochenen Diskussionsgruppen im näheren Umfeld. Und sich ansonsten vielleicht auch von dem Gedanken verabschieden, dass der Prof große inhaltliche Vorgaben macht
Materielle Mängel, z.B. bei Naturwissenschaftlern, sind dagegen m.E. deutlich schwerer zu kompensieren.

Sebastian
Gitta

Doktorvater, der nicht betreut, suche Rat

Beitrag von Gitta »

Lieber Zweifel, Verzweifelter ...

erzähle doch mal sehr konkret, was Dir so fehlt, daß Du überhaupt keine
Lust und Motivation mehr hast. Ist es das Gefühl, Dein Doktor"vater" vernachlässige
Dich und sei weder an Dir noch Deiner Arbeit interessiert? Oder brauchst
Du mehr Anleitungen zur Vorgehensweise oder mehr Rückmeldungen über das
bisher von Dir Erarbeitete? Oder ist es vielleicht eine "Krise", weil Du von Dir
selbst einen schnellen "Durchgang" erwartet hattest und feststelltst, "schnell
geht gar niix" ...

Mit herzlichem Gruß
Gitta
Rahel

Beitrag von Rahel »

Hallo Zweifler

Ich würde an deiner Stelle, die gerade verbleibende Energie dafür einsetzen, einen Termin beim DV zu bekommen. Als Student ist dir das ja auch gelungen und du kennst ihn unterdessen. Eventuell siehst du ihn, kannst einen Termin über das Sekretariat vereinbaren, wie auch immer. Weise ihn darauf hin, dass es wichtig ist. Den einen Termin sollte er dir schon geben können. Danach würde ich das Gespräch gut vorbereiten. Was brauchst du tatsächlich von ihm, um weiter zu kommen. Was kannst du ihm bereits vorlegen. Exposé? Ich wäre mutig und würde einmal ein paar Entscheidungen treffen/formulieren. Ein Exposé inklusive Zeitplan liefert eine gute Diskussionsgrundlage. Frag ihn, wie er sich die Betreuung des Diss.projektes vorstellt, damit du weisst, woran du bist. Sag ihm, was du brauchst. Wie steht es mit Synergien zwischen deiner Tätigkeit als Mitarbeiter und dem Diss.projekt aus? (Gefällt dir die Stelle?) Wenn er wenig betreut, lässt er vielleicht auch Freiheiten und geht auf Vorschläge ein? Vielleicht magst du transparent machen, dass dein Thema noch zuwenig eingegrenzt ist und du für den entsprechenden Schritt seine Unterstützung brauchst ...

Viel Glück, Rahel
Zweifel

Beitrag von Zweifel »

Was mir fehlt: Ganz ehrlich alles, was ihr genannt habt. Obwohl mein Prof auf seinem Gebiet einen hervorragenden Ruf hat, kann er mir weder methodisch oder auch inhaltlich groß weiterhelfen bzw, ist daran nicht interessiert. Kurz ein Beispiel: Ich sage ihm, ob er diese Woche einen Termin hat, da ich dringend mit ihm sprechen müßte. Er sagt dann ja natürlich, gibt einen Termin. Ist es dann soweit, heißt es meist "ich muss das hier erst fertigmachen", treffen wir uns doch nächste Woche. Und so geht es weiter... Einmal hat er mir versprochen seine Kontakte spielen zu lassen, um mir zu Daten zu verhelfen. Es war für ihn nur ein Anruf und ich habe 5 Monate darauf gewartet, obwohl ich ihn immer wieder erinnert habe.

Ich versuche es jetzt mal mit einem neuen Termin. Mal schauen. Ich danke euch für eure Anregungen
Gitta

Beitrag von Gitta »

Wenn ich Dich richtig verstehe, dann erfolgt die Auskunft, daß es zum vereinbarten Termin nun doch nicht paßt, telefonisch oder sogar persönlich?
Sag mal, wie wärs damit: Du sagst am Telefon oder "Auge in Auge" zu Deinem Prof.: "ich bin sehr unzufrieden, ich komme nicht weiter, ich brauche ihre Hilfe" o.ä. Jedenfalls überaus direkt und richtig persönlich.
So handle ich selbst, ist eben meine Art -und ich finde, insgesamt bewährt die Methode sich.

Berichtest Du vom Ergebnis Deines neuerlichen Versuchs?

Herzliche Grüße
Gitta
Alexa

Beitrag von Alexa »

Hier das Ergebnis meines Versuchs: Ich habe den Prof angesprochen (und die Wichtigkeit und meinen Unmut deutlich gemacht). Er meinte, "Dienstag bin ich den ganzen Tag da, da setzen wir uns zusammen". Ich war dann mehrmals bei ihm (bzw. Sektretärin). Er wollte aber nicht gestört werden, da er an etwas arbeitete. Bei einem Versuch gegen abend, war dann ein Kollege bei ihm. Für mich waren dann noch 10 Minuten Zeit übrig (da der Prof zu einer Veranstaltung mußte), während den 10 Minuten, hat er dreimal telefoniert. Mit einer Verbesserung der Betreuung rechne ich nicht mehr. Hätte ich das gewußt, hätte ich die Promotion nie angefangen. Aber ich bin halt ein Typ: " Was ich anfange, ziehe ich auch durch". Ich finde mein Thema auch super spannend, aber die Arbeitsweise und fehlende Betreuung machen mich todunglücklich.
Gitta

Beitrag von Gitta »

Liebe Alexa, das verstehe ich. Das ginge mir nicht anders. Fachlich mag der Prof. ja
gut sein, was den Umgang mit Menschen angeht ... ich finde Ratschläge in so einer
Situation nicht sonderlich hilfreich; anstelle dessen möchte ich Dich lieber f r a g e n,
ob Dir schon Lösungen eingefallen sind? Außer depressiv, todunglücklich, wütend, verletzt,
krank zu sein.

Mit herzlichem und anteilnehmenden Grüßen
Gitta
Ishtar

Beitrag von Ishtar »

Hallo Alexa,

ich verstehe Deine Situation recht gut, da ich auch im Grunde überhaupt keine Betreuung erhalte. Ich promoviere extern, daher schiebe ich einen Großteil des (scheinbaren?) Desinteresses meines DVs einfach erstmal darauf.
Ich stehe mit meinem DV in E-Mail-Kontakt, was im Klartext bedeutet: ich schreibe und er antwortet nicht.
Irgendwann hat er mal in nem Nebensatz erwähnt, dass alles in Ordnung ist, wenn er nicht antwortet. Befriedigend ist das allerdings nicht, wenn man ihm mal ne Frage stellt und er einfach gar nicht reagiert oder irgendwelche Allgemeinplätze absondert, die mir auch nicht helfen. ...oder wenn man ihn dann doch mal persönlich trifft und er noch nicht mal mehr das Thema der Diss kennt... :cry:

Ich versuche, mich davon nicht demotivieren zu lassen - was an manchen Tagen ziemlich schwer ist. Ich sage mir dann immer, dass ich die Promotion nicht für ihn, sondern für mich mache, dass das Thema diesen Ärger wert ist (denn das ist es wirklich!), dass er mir fachlich sowieso keine Unterstützung geben kann...

So wie Du, habe ich versucht, Ansprech-/Diskussionspartner außerhalb meiner Uni zu finden (über Foren, Mailinglisten etc.) - leider bin ich meist nur passiver "Mitleser" und trau mich nicht tatsächlich mitzureden, da mich das mangelnde Feedback meines Profs an meinen eigenen wissenschaftlichen Fähigkeiten zweifeln läßt.

Ich weiß nicht, ob Dir das irgendwie hilft, aber wenn mein Frust mal wieder richtig groß ist, klammer ich mich an die bisherigen Erfolgserlebnisse (was bei mir zwei Interviews sind, von denen ich nie geglaubt hätte, dass ich sie führen darf). Das hilft meistens.

Ich möchte Dir eigentlich nur zeigen, dass ich mir vorstellen kann, wie Dir zumute ist. Lass Dich davon nur nicht unterkriegen!

Gib mal Bescheid, wie es bei Dir so weiterläuft!

Alles Gute,

Ishtar.
Schtudinki

Beitrag von Schtudinki »

Hallo ihr Lieben,


ich habe, hatte eigentlich das gleiche Problem. Ich hänge in den letzten Zügen meiner Abschlussarbeit, deren Abgabe nun schon mehrmahls verschoben wurde, da mein Prof. "vorher keine Zeit zum korrigieren findet".

Eine Betreuung gab es während der ganzen Zeit nicht, und auch wenn ich mich ganz fit fühle und der Meinung bin, wenn mir eben keiner helfen will, helfe ich mir selbst, hatte ich derart viele Tiefpunkte, das kann ich niemandem sagen. Manchmal hat mich so richtig die Panik gepackt, da hatte ich dann das Gefühl über meinem Kopf schlägt alles zusammen und ich geh einfach unter.

Meine größte Angst ist natürlich immer auch die Note gewesen. Ich habe zwar schon eine feste Betreuungszusage für die Promotion, diese platzt aber eventuell sollte ich im Abschluss nicht die in der Promotionsordnung festgesetzte Note erreichen. Bisher bin ich zwar weit entfernt davon, aber was ist, wenn die Abschlussarbeit schlicht nicht gefällt?

Momentan rettet mich nur das Ignorieren vor dem Verrücktwerden. Sämtliche Mails bleiben unbeantwortet, Besprechungstermine werden auf Feiertage gelegt und darauf angesprochen bekommt man dann nur eine Antwort wie: Ach ja, da ist ja Feiertag, da bin ich dann in der Woche eh nicht da.

Lustigerweise stehe ich mit meinem zukünftigen DV in wesentlich regerem Kontakt als mit dem Betreuer meiner Abschlussarbeit, wir mailen ca. 1 mal wöchentlich. Wenn das so bleibt, will ich mal nicht jammern...

Aber ihr seht ja hier wie vielen es so geht... Ein Armutszeugnis für die Profs.
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