Jetzt ist aber wissenschaftliches Arbeiten eigentlich völlig unabhängig von jeder Institution, d.h. ich kann auch jenseits der Uni wissenschaftlich arbeiten, und es ist nicht zwangsläufig so, daß alles, was an Unis erarbeitet wird, auch wissenschaftliches Wissen darstellt. Mein Ansatz wäre jetzt, das Abhängigkeitsverhältnis zur Institution zu lösen, wie man generell die Abhängigkeit von Überleben und Erwerbsarbeit aufgeben müßte (z.B. durch ein bedingungsloses Grundeinkommen). Wenn mein Prof. weiß, daß ich nicht mehr von ihm abhängig bin (das wird als Problem ja sehr häufig geäußert), dann fällt ein wesentlicher(!) Machtaspekt schonmal weg. Und die Forschung kann freier erfolgen, weil man auch ungewöhnliche Ideen weiterverfolgen kann, die momentan (noch) auf breite Ablehnung in der "Community" stoßen.
Also ich kann mir schon herrschaftsfreie Diskurse vorstellen (wobei ich dich bitten würde, mir kurz zu sagen, was du unter "Diskurs" verstehst). Nämlich immer dann, wenn keiner der Beteiligten Macht über den jeweils anderen ausüben kann (oder hat). Die Lösung von Abhängigkeitsverhältnissen wäre dazu ein erster wichtiger Schritt. Was ich nicht für möglich halte ist die sog. Diskursethik, d.h. in einem so weiten Rahmen (Zeit, Raum, Beteiligte) gibt es tatsächlich keinen herrschaftsfreien Diskurs, weshalb die Diskursethik für mich auch keine Ethik darstellt.