@ NoNick:
Ach so meinst du das. Ich habe mir die letzten 2 Semester Referate gegeben, das tue ich mir echt nicht mehr an. Hatte konzeptuell erste welche, die den Text erklären und diskutieren sollen, das ist z. T. ganz grandios schief gegangen (z. T. wurde noch nicht mal der Name Penthesilea richtig ausgesprochen, von inhaltlichen/interpretatorischen Fehlern ganz zu schweigen), da hatte ich um Diskussionsmoderation gebeten und bekam Vorträge.
Beim 2. Mal dachte ich, okay, nutzt du diese Vortragsfixiertheit und lässt sie das historische Hintergundwissen präsentieren (habe drum gebeten, die politischen Zusämmenhänge zu erörtern und nicht Jahreszahlen aufzuzählen), was bekam ich - Jahreszahlen.
Ein Referat sinnvoll aufzubauen kostet viel Zeit und Mühe, die die Studis (in Zeiten von Wikipedia) scheinbar nicht mehr investieren. Deshalb gibt es das bei mir jetzt nicht mehr, da korrigiere ich echt lieber Essays. Im BS kann ich die fehlenden Referate gut durch Gruppenarbeit ausgleichen, das finde ich in 90-min.-Sitzungen allein zeitlich schon schwerer umzusetzen. Gerade bei Dramentexten zeige ich nach Möglichkeit gerne Ausschnitte aus Theateraufführungen, um die visuelle Ebene mit einzubeziehen (v. a. am Ende des Tages gut zum lockeren Ausklng der Diskussion). Meine Studis haben die 'Abwechslung' im Feedback auch immer positiv hervorgehoben (wiegt im Blockseminar aber auch schwerer).
Die Probleme mit der These von Studi-Seite kenne ich auch gut, aber ist ja auch logisch, für die entwickelt sich das ja erst im Lauf des Seminars heraus. Ich sage am Anfang grob, worauf es hinauslaufen soll und während der Sitzungen versuche ich immer wieder Verknüpfungen einzubauen, indem ich sie die Texte untereinander vergleichen lasse - da kristallisiert sich meistens ein Ergebnis in Richtung These hinaus. Und am Ende im inhaltlichen Abschlussgespräch versuche ich sie dann nochmal prägnant auf den Punkt zu bringen und zu diskutieren.
Das mit der Textarbeit ist mir auch aufgefallen, das einzige, was bei mir ansatzweise hilft, ist sie die entsprechenden zentralen Stellen im Seminar selbst nochmal gemeinsam lesen zu lassen, sonst habe ich auch noch kein Rezept gefunden. (Das Schlimmste bei mir war, dass sie irgendwann angefangen hatte, darüber zu diskutieren, ob Medea schizophren war oder nicht, das hab ich dann mal ganz schnell mit der Frage nach Beleg am Text abgebrochen - auf Ideen kommen die...)
Wie gehst du denn bei der Diskussion vor? Gehst du am Text entlang und diskutierst z. B. erst, wie die Figuren eingeführt werden und sich dann entwickeln? Oder gibst du themenspezifische Fragestellungen und besprichst einzelne zentrale Textstellen? Und lässt du die Studis zu Beginn irgendwie den Inhalt zusammen fassen? Ich hatte nämlich oft das Problem, dass die Hälfte gar nicht gelesen hatte und dann noch ein Drittel die Handlung nicht richtig nachvollzogen hat(?) und überlege, ob man so diese Luete zumindest ein bißchen 'mitnehmen' kann oder zumindest ein halbwegs gleiches Ausgangslevel herstellen kann, von dem man dann in die Diskussion startet?