Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Das Unterforum zur Diskussion um die aus fremden Textpassagen zusammengesetzten Dissertationen Prominenter.

0
Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 0

Bolero

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Bolero »

Wierus hat geschrieben:
musicus hat geschrieben:„Wir, der junge wissenschaftliche Nachwuchs, der unter großen Entbehrungen in jahrelanger Arbeit versucht, einen eigenständigen Beitrag zum Erkenntnisgewinn unserer Disziplinen zu leisten, müssen mitansehen, wie die geistig-moralischen, wissenschaftlichen und politischen Führer unserer Bananenrepublik sich aus Eitelkeit ihre Titel kaufen, plagiieren oder von Parteifreunden schreiben lassen.“ usw.
Ja, weiter, hört sich gut an.

Vielleicht "Führer" mit "Galionsfiguren" und "Bananenrepublik" mit "Leistungsstandort Deutschland" ersetzen.

Eine Ãœberschrift hab ich auch schon:

"Der neoliberale Herr Guttenberg zeigt Leistung... leider nicht seine eigene"

:mrgreen:
Der einzige Unterschied zu einer Bananenrepublik ist, dass man Betrug dem Führer der Streitmacht nur lebensmüde vorwirft. An dem Titel der Galionsfigur wird sich auch im Leistungsstandort D nix ändern!
Angara

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Angara »

crêpenoisette hat geschrieben:ist zwar OT, aber ich bin wirklich zutiefst angewidert von den Kommentaren, die behaupten, das wäre doch alles normal und das macht doch jeeeeder Doktorand/Student/Prof.

Angesichts der Tatsache dass die FAZ Leser wohl wissen was ein Studium bedeutet (Zielgruppe ist ne andere als BILD), wirklich traurig.
Wunderts Dich? Was soll man in einem Land erwarten, wo jede durch eigene Anstrengung erworbene Leistung als "Strebertum" abqualifiziert wird? Erfolg hat man halt entweder durch Geburt oder durch Protektion zu erreichen - sonst steht man in einer ganz fragwürdigen Ecke.
musicus

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von musicus »

Es kann sich dabei durchaus um Lohnschreiber handeln, die von Parteien und Unternehmen in solchen Fällen eingesetzt werden, um einem Thema einen "richtigen" Spin zu geben.
nK

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von nK »

crêpenoisette hat geschrieben:ist zwar OT, aber ich bin wirklich zutiefst angewidert von den Kommentaren, die behaupten, das wäre doch alles normal und das macht doch jeeeeder Doktorand/Student/Prof.

Angesichts der Tatsache dass die FAZ Leser wohl wissen was ein Studium bedeutet (Zielgruppe ist ne andere als BILD), wirklich traurig.
Stimmt. Aber wenn so jemand dann schreibt, "die letzten Tage der Menschheit sind eingeläutet" (so Dietrich Wollheim bei den Leserkommentaren in der FAZ), dann kann man das ja einordnen. :wink:
musicus

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von musicus »

Hat nicht der Herr Ex-Wirtschaftsminister schonmal zu seinen beruflichen Qualifikationen gelo… die Wahrheit unterschiedlich interpretiert? Drei-Mann-Betrieb statt Großunternehmen geführt oder so? Bin gespannt, ob rauskommt, daß Merkel gar nichts von Physik versteht. Aso, das ist seit dem Glühlampenverbot eh klar.
Wierus
Beiträge: 1102
Registriert: 11.05.2009, 20:43
Status: Dr. phil.
Hat sich bedankt: 38 Mal
Danksagung erhalten: 79 Mal

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Wierus »

Angara hat geschrieben:
crêpenoisette hat geschrieben: Angesichts der Tatsache dass die FAZ Leser wohl wissen was ein Studium bedeutet (Zielgruppe ist ne andere als BILD), wirklich traurig.
Wunderts Dich? Was soll man in einem Land erwarten, wo jede durch eigene Anstrengung erworbene Leistung als "Strebertum" abqualifiziert wird? Erfolg hat man halt entweder durch Geburt oder durch Protektion zu erreichen - sonst steht man in einer ganz fragwürdigen Ecke.
Sehe ich etwas anders. Ich denke, das "Strebertum" ist deswegen verpöhnt weil in einer auf Leistung und Karriere getrimmten Gesellschaft jeder der Beste sein will (auch wenn er nichts kann). Neid und Mißgunst sind da die natürliche Reaktion auf echtes Können oder Talent. Und das Denken der Eltern verlagert sich bekanntlich in den meisten Fällen auf die Kinder.

aber zurück zum Thema: ein Neoliberaler der den Sozialstaat weiter reduzieren will (Stichworte "Leistung" & "Sozialschmarotzer") hat es nicht vollbracht, eine schriftliche Arbeit in voller Länge selbst anzufertigen. Das ist wirklich bezeichnend...
Zuletzt geändert von Wierus am 16.02.2011, 22:54, insgesamt 1-mal geändert.
crêpenoisette

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von crêpenoisette »

Findet ihr es nicht auch merkwürdig, dass dieser Herr Fischer-Lescano anscheinend an einem Abend das Ding durch hatte und mehrere Stellen identifiziert hatte? Und das alles bei nem Glas Rotwein?

Ich glaube das irgendwie nicht :mrgreen: . Eher glaube ich, dass da an nem Abend vllt. was in der Einleitung gefunden wurde, und danach eine Woche die ganze Arbeit untersucht wurde.
Sebastian
Admin
Beiträge: 1975
Registriert: 30.08.2006, 12:41
Status: Schon länger fertig
Hat sich bedankt: 31 Mal
Danksagung erhalten: 53 Mal
Kontaktdaten:

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Sebastian »

OT: 27 Sachbeiträge in knapp zwei Stunden hat das Thema in diesem Forum - ich glaube, dass ist ein neuer Rekord.

So, wie die Nachweise bei FAZ und Süddeutsche dargestellt sind, kann ich mir ja kaum vorstellen, dass die dortige Fakultät aus der Nummer ohne ernsthafte Konsequenzen herauskommt. Wenn man das tatsächlich offiziell bagatellisiert, dann brechen Dämme.
Insofern habe ich Zutrauen in das Funktionieren der Selbstreinigungskräfte des Wissenschaftsbetriebes und würde mit einer Stellungnahme noch abwarten - das Verfahren wird kann man auch nicht still beenden können. Es mag seine Zeit dauern, aber ...
Ob er dann wagen würde, gegen eine negative Entscheidung zu klagen?
Im Radio wurde Trittin zitiert "Guttenberg hat zum ersten Mal das Problem, dass er die Verantwortung auf keinen anderen abschieben kann."
Sollte man meinen. Obwohl sich mir bei einem derart offensichtlichem Abschreiben aus Quellen, die ich für eine juristische Dissertation nicht unbedingt für wissenschaftlich erstrangig halten würde, noch ein ganz anderer Verdacht aufdrängt. So blöd kann man doch nicht sein, wenn man seinen eigenen Namen drüberschreiben will ...

Wer morgen in der Unibibliothek mal selbst im "Original" nachlesen will: Datensatz der DNB.

Ich bin gespannt...
Sebastian

P.S.:
@crepenoisette: Ich würde vermuten, dass er ein Plagiatsscanner-Programm drangesetzt hat. Wenn man aus Presseartikeln abschreibt, die im Netz bleiben, dann könnten die brauchbare Anhaltspunkte liefern. Die anderen Journalisten konnten ja auch recht schnell nachziehen.
P.P.S.: Sieht man übrigens recht deutlich bei der SZ, die eigentlichen Quellen immer mit URLs angibt. Also einmal das Buch durch den großen Scanner gejagt (wenn es das nicht sowieso online gibt) und dann geht's los.
Bolero

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Bolero »

crêpenoisette hat geschrieben:Findet ihr es nicht auch merkwürdig, dass dieser Herr Fischer-Lescano anscheinend an einem Abend das Ding durch hatte und mehrere Stellen identifiziert hatte? Und das alles bei nem Glas Rotwein?

Ich glaube das irgendwie nicht :mrgreen: . Eher glaube ich, dass da an nem Abend vllt. was in der Einleitung gefunden wurde, und danach eine Woche die ganze Arbeit untersucht wurde.
Blödsinn. Das ist lange bekannt. Wenn Du in so einer Position bist, wissen Deine Feinde alles über Dich und haben das Ding schon fünfhundertmal durch Google gejagt. Was ich in Wikileaks von der CIA über Schwesterwelle gelesen hab, so viel weiß ich nicht mal über mich selber.

2011 ist Superwahljahr. Superzeitpunkt um das Aufzudecken. Wenn Du jemanden schaden willst, dann wartest Du auf den richtigen Zeitpunkt (George Fxck, etc.) und veröffentlichst das durch einen Mittelmann.

Naja, täuschen, tarnen und verteidigen muss ein Wehrminister können :mrgreen:
Koenigsportal
Beiträge: 2262
Registriert: 20.01.2008, 19:16
Status: doctrix
Hat sich bedankt: 15 Mal
Danksagung erhalten: 3 Mal

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Koenigsportal »

Ein Radio-Interview mit einem Jura-Prof, das heute lief (NDR oder WDR) stimmte mich ein bisschen hoffnungsfroh, dass zu Guttenberg aus der Nummer am Ende nur ohne Titel rauskommen könnte (auch wenn ich es nicht wirklich glaube… da war doch was von wegen 'Deutschland besonders ungerechtes Land' …) In dem Interview hieß es, dass es vergleichbare Fälle gegeben habe, in denen der Titel aberkannt wurde. Auch in der Revision waren die Kandidaten nicht erfolgreich, in allen Fällen wurde das Urteil bestätigt.

Mir drängt sich angesichts der Sache auch noch der von Sebastian schon angedeutete 'andere Verdacht' auf.
"Do what you can, with what you've got, where you are." (Th. Roosevelt)
Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag