Unsicherheit bei der Promotionseignung

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Steinerner Albatros
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Unsicherheit bei der Promotionseignung

Beitrag von Steinerner Albatros »

Guten Tag liebe Gemeinschaft,
ich habe einen Master-Abschluss als Ingenieur und arbeite seit mehreren Jahren bereits in der Industrie. Ich habe damals studiert, weil ich mich für ein Fachgebietsabschnitt meines Studienganges besonders interessiert habe und dies auch heute noch tue. Ich überlege, mich auf Doktorandenstellen in größeren Unternehmen zu bewerben und in Kooperation mit einer Hochschule/ Universität mit Promotionsrecht zu promovieren. Allerdings habe ich zu meiner persönlichen Eignung für dieses Unterfangen noch Zweifel.

Bitte bewerte folgende Forderung, die ich in einem Vorstellungsgespräch anbringen würde:
Ich möchte bei einer 39h pro Woche Anstellung einen nennenswerten Teil meiner Arbeitszeit für die Promotion zugesichert benutzen können. Dies wäre so mindestens 20h. Dauerhaft möchte ich nicht mehr als 43h pro Woche insgesamt (Arbeitszeit + Freizeit) arbeiten, ich würde mir einen strikten Zeitplan machen. Lediglich zum Ende der Arbeit darf davon abgewichen werden.

Haltet ihr diese Forderung für realistisch, das ein Unternehmen darauf eingeht? Kann man sich dies vertraglich zusichern lassen? Was haltet ihr von meiner Zeiteinschätzung von 43h (willkürlich) für eine 3-jährige Doktorandenstelle? Ob eine Vertragsverlängerung möglich ist, würde ich noch in Erfahrung bringen.
teilchenphysik196
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Re: Unsicherheit bei der Promotionseignung

Beitrag von teilchenphysik196 »

Hallo Albatros,

gibt es denn "Doktorandenstellen in größeren Unternehmen"? Ich arbeite in einem konzern, und die Kollegen, die hier promovieren, tun dies neben ihrem Arbeitsalltag. Oft wird der letzte Abschnitt der Promotion im Unternehmen angefertigt. Ob Du mit 20 h pro Woche in einem Job vorankommst? Eher schwierig. Ich hab nebenberuflich als Externe promoviert mit der Vereinbarung einer 4-Tage-Woche. Also tatsächlich strikt getrennt: 4 Tage im Büro, 1 Tag in der Uni. Dazu war meine Chefin damals bereit.

Ob 43h Arbeit für 3 Jahre realistisch sind, hängt sicherlich vom Einzelfall ab. Du würdest also 20h Mo - Fr (4h am Tag) und 3h am Wochenende aufwenden wollen. Klingt prinzipiell schon mal gut. Ist aber Stress pur. Du musst JEDEN Tag an Deiner Diss 4h arbeiten. Das ist schon ne Hausnummer. Da muss auch das Umfeld mitspielen. Partner(in) und Familie. Eine Kollegin von mir schreibt seit 6 Jahren "an den letzten Zeilen" ihrer Diss. Ich selber betreue eine berufstätige Doktorandin, die seit 4 Jahren genau nichts zu Papier gebracht hat. Von den 5 Leuten, die 2014 mit mir angefangen haben, als Externe nebenberuflich zu promovieren, schreibt 1 immer noch, 4 haben aufgehört. Man muss schon eine extreme Motivation mitbringen, um das durchzuziehen. Gutes Gelingen dennoch.
Steinerner Albatros
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Re: Unsicherheit bei der Promotionseignung

Beitrag von Steinerner Albatros »

Hallo teilchenphysik196,

zunächst danke für einen wertvollen Input und zu deiner Einschätzung meines Zeitpensums. Ja, in größeren Unternehmen gibt es gelegentlich Promotionsstellenangebote. In der Stellenbeschreibung wird häufig bereits eine erste thematische Eingrenzung vorgenommen. Der Bewerber wird dann in Zusammenarbeit mit der Hochschule + Doktorvater/ Doktormutter das finale Thema im Bereich dieser Eingrenzung lokalisieren. Ich kenne mich mit den Forumsregeln nicht ausreichend aus, sonst würde ich hier Beispielsangebote verlinken.

Im Internet findet man Beschreibungen dieser Stellenangebote, welche von freier Nutzung seiner Arbeitszeit zwecks Promotion bis zum "Zugeschüttet" werden mit Tagesgeschäft reichen, sodass die Promotion exklusiv in der Freizeit stattfindet. Dort wird der Doktorand als billigere Fachkraft genutzt. Im Endeffekt klingt das ganz analog zu dem, was man aus Erzählungen von Promotionen an Lehrstühlen kennt. Würde ich eine Stelle finden, wo man mir eine sinnvolle Zeitverteilung (am besten vertraglich) zusichert, würde ich eine Promotion in Erwägung ziehen.

Die Verträge laufen häufig nur 3 Jahre befristet. Grundsätzlich wäre auch 4-5 Jahre für mich akzeptabel, wenn dies dafür zu mehr Lebensqualität mit sich bringt. Hier ist die individuell zu klärende Frage, ob die Unternehmen einem eine Verlängerung in Aussicht stellen. 3 Jahre im Ingenieursbereich würde ich als realistisches Minimum annehmen. Eventuell sollte mich auch nochmal mit der Promotion an einem Lehrstuhl befassen.
teilchenphysik196
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Re: Unsicherheit bei der Promotionseignung

Beitrag von teilchenphysik196 »

Hallo Albatros,

Du arbeitest doch schon in der Industrie. Du müsstest doch lediglich Deine Vollzeitstelle auf Teilzeit reduzieren. Was Du mit der Teilzeit machst, ist Privatsache - ob Du Dein Haus renovierst oder eine Diss schreibst. Ich würde es so angehen: 0. Mit Vorgesetztem abklären, ob Teilzeit grundsätzloch möglich ist 1. Doktorvater suchen, der Dich extern betreut, 2. Thema suchen, 3. Von Vollzeit auf 4-Tage-Woche reduzieren für 3 Jahre. Fixiere schriftlich, dass Du danach wieder Vollzeit arbeite kannst. Bei manchen Unternehmen ist es schwierig, aus Teilzeit rauszukommen.
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