Anekdoten über Abgänge (Aufgabe der Professur)

Fragen und Antworten rund um die FH-Professur
DocOc
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Re: Anekdoten über Abgänge

Beitrag von DocOc »

Nur sehr wenige Leute dürften die Professur aus finanziellen Gründen verlassen. Es wird aber häufiger vorkommen, dass Leute mit ernsthafter Berufserfahrung in der freien Wirtschaft aus finanziellen Gründen den Wechsel auf eine FH-Professur scheuen. Die Gehaltseinbußen sind oft dramatisch. Bei mir wären es zB ca. 200k brutto in der freien Wirtschaft zu einem Äquivalent von ca. 90k brutto als FH-Prof. Die Professur ist aber trotzdem nicht per se unattraktiv. Zum einen hat der FH-Prof nach einer Einarbeitungszeit faktisch einen Teilzeitjob (insbesondere im Vergleich zu einer Führungsposition in der freien Wirtschaft). Zum anderen nutzen viele fleißige und fähige FH-Profs den Job als eine Art Grundeinkommen, um eine lukrative Nebentätigkeit aufzubauen (wobei das dann oft eher eine "Nebentätigkeit" ist :wink: ).
johndoe hat geschrieben: ↑27.04.2024, 23:40
DrNo hat geschrieben: ↑27.04.2024, 13:12 Dass es finanziell mit starken Einbußen verbunden ist aus einer Professur raus zu gehen ist klar
Allein das ist schon eine Anekdote, die mal auf den Prüfstand gehört. Ist ja nicht so, dass jede/r vorher Vice President in nem DAX-Konzern war. Was sind denn diese Einbußen in absoluten Zahlen? Mag sich dazu bitte mal jemand outen? Ich konnte das bei mir zumindest nicht in diesem Maße feststellen - insb. normalisiert unter Berücksichtigung von >3 Monaten vollem Gehalt in der vorlesungsfreien Zeit, deren Stressfaktor man selbst steuern kann, sobald der initiale Vorbereitungsaufwand mal überwunden ist. Den Preis-Tag für "kein Chef", "keine wirtschaftliche Sorgen", "vollständige fachliche Freiheit" muss ohnehin jede/r selber festlegen.

Natürlich keine Frage - wenn Unterrichten keinen Spaß macht oder man keine Lust auf freche o. faule Studis hat oder sich lieber über Machtspielchen im Konzern definiert oder der Firmenwagen zählt oder ... dann wird man mit dem Setup vielleicht nicht glücklich. Genauso wie auch Lehrer nicht glücklich werden, nur weil sie viele Ferien haben, wenn sie ihren eigentlichen Job hassen (auch wenn ich Lehrer/Prof-Vergleiche ansonsten qualitativ ablehne).

Zum Thema: ich kenne Leute, die ab und an mit dem Job hadern aufgrund des Einzelkämpfertums und ich kenne (entfernt) eine Person, welche die Mindestjahre Dienst geleistet hat, um den Prof-Titel auf Lebenszeit führen zu dürfen, und sich dann verabschiedet hat in die geerbte Anwaltskanzlei.
puderquaste
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Re: Anekdoten über Abgänge

Beitrag von puderquaste »

Ich kenne selbst auch niemanden, der einen Abgang vollzogen hat, jedoch stellt sich bei mir persönlich momentan die Frage, ob ich meine Tätigkeit als HAW-Professor (kleine staatliche FH) beende. Ich mache das seit Januar und habe momentan ein Lehrdeputat von 14 SWS. Die Lehrthemen habe ich alle schon einmal in ähnlicher Form in Dozentenaufträgen bearbeitet, weshalb der Stresslevel OK ist (besonders für das erste Semester). Der Stress ist kein Grund für meine Überlegungen bzgl. eines Abgangs. Wie im Nachbarthread geschrieben, ist mein Hintergrund rein akademisch - es gibt also auch keinen lukrativen Job in der Industrie, in den ich zurückkehren könnte. Die Professur ist rein wirtschaftlich schon ein deutliches Upgrade für mich, erfüllt mich jedoch (bisher) inhaltlich nicht. Der Unterschied zur Uni (ich war vorher Forchungsgruppenleiter an einer relativ großen Uni, jetzt bin ich an einer sehr kleinen ländlichen FH mit geringem Forschungsdrang) belastet mich sehr und ich fühle mich irgendwie fehl am Platz.

Meine Motivation für einen Abgang kommt genau aus diesen Gründen - und aus einem parallelen Ruf auf eine Juniorprofessur, welche allerdings ohne TT und befristet wäre. Diese Entscheidung, die ich zeitnahe treffen muss, mache ich mir momentan schwer, auch wenn sie auf dem Papier von den Konditionen relativ klar ist.
Etymon
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Re: Anekdoten über Abgänge

Beitrag von Etymon »

puderquaste hat geschrieben: ↑01.05.2024, 08:50 Ich kenne selbst auch niemanden, der einen Abgang vollzogen hat, jedoch stellt sich bei mir persönlich momentan die Frage, ob ich meine Tätigkeit als HAW-Professor (kleine staatliche FH) beende. Ich mache das seit Januar und habe momentan ein Lehrdeputat von 14 SWS. Die Lehrthemen habe ich alle schon einmal in ähnlicher Form in Dozentenaufträgen bearbeitet, weshalb der Stresslevel OK ist (besonders für das erste Semester). Der Stress ist kein Grund für meine Überlegungen bzgl. eines Abgangs. Wie im Nachbarthread geschrieben, ist mein Hintergrund rein akademisch - es gibt also auch keinen lukrativen Job in der Industrie, in den ich zurückkehren könnte. Die Professur ist rein wirtschaftlich schon ein deutliches Upgrade für mich, erfüllt mich jedoch (bisher) inhaltlich nicht. Der Unterschied zur Uni (ich war vorher Forchungsgruppenleiter an einer relativ großen Uni, jetzt bin ich an einer sehr kleinen ländlichen FH mit geringem Forschungsdrang) belastet mich sehr und ich fühle mich irgendwie fehl am Platz.

Meine Motivation für einen Abgang kommt genau aus diesen Gründen - und aus einem parallelen Ruf auf eine Juniorprofessur, welche allerdings ohne TT und befristet wäre. Diese Entscheidung, die ich zeitnahe treffen muss, mache ich mir momentan schwer, auch wenn sie auf dem Papier von den Konditionen relativ klar ist.
Ohne TT und befristet scheint mir eher unsicher im Vergleich zur W2 an der FH, sprich: mein Sicherheitsbedürfnis wäre damit nicht befriedigt. Wie zuversichtlich bist du denn, dass die Juniorprofessur in ausreichend starker Forschung mündet, dass damit eine Uni-Professur o.ä. in Aussicht stehen könnten? Das variiert natürlich alles extrem von Disziplin zu Disziplin. Wäre vielleicht nicht auch eine Möglichkeit über Drittmittelanträge (z.B. HAW-Förderlinie der DFG und/oder in Kooperation mit Universitäten) die Forschung an deiner FH voranzutreiben/ zu initieren? Oder hältst du das für komplett abwegig?
woosai
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Re: Anekdoten über Abgänge

Beitrag von woosai »

Ein Bekannter hat nach drei Jahren seine HAW Professur niedergelegt, da er laut eigener Aussage diese sechs Semester lang jedes Semester mind. 9 SWS neu an Vorlesungen bekam. War vorher selbstständig und ist es wieder.
johndoe
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Re: Anekdoten über Abgänge

Beitrag von johndoe »

woosai hat geschrieben: ↑02.05.2024, 18:25 Ein Bekannter hat nach drei Jahren seine HAW Professur niedergelegt, da er laut eigener Aussage diese sechs Semester lang jedes Semester mind. 9 SWS neu an Vorlesungen bekam. War vorher selbstständig und ist es wieder.
Klingt etwas nach urban Legend. Man bekommt ja nicht einfach Vorlesungen zugeteilt, sondern bietet selbst Vorlesungen an. Einziger Knackpunkt sind Pflichtmodule, die gehalten werden müssen, aber gerade die wechseln quasi nie, weil das eine Änderung der SPO erfordert.
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Re: Anekdoten über Abgänge

Beitrag von Cybarb »

Na, dann erzähle ich mal die Anekdote von meinem eigenen Abgang. :wink:

Hintergrund:
  • kleine, private und noch recht junge FH mit einem starken fachlichen Fokus
  • Erst- (und vielleicht auch Letzt-)Berufung
  • Profil eindeutig wissenschaftlich, weniger praktisch ausgerichtet, allerdings wurde ich für ein Fach berufen, das seiner Natur nach sehr theorielastig ist
Ich empfand die Lehre einerseits als bereichernd, weil ich einfach sehr gerne Wissen vermittle. In den vergleichenden Lehrevaluationen war ich quasi immer auf Platz 1 (was keine Angeberei sein soll), was sich auch in einem sehr angenehmen Umgang zwischen den Studierenden und mir widerspiegelte. Man konnte auch mal nach einer Lehrveranstaltung noch ins Brauhaus gehen und miteinander plaudern, aber am professionellen Umgang an der Hochschule änderte das nichts.

Leider bin ich im Kollegium nie richtig angekommen, wobei das auch für einige andere Kollegen galt, die bald wieder weg waren. Im Prinzip konnte man drei Gruppen unterscheiden: 1) die jungen, motivierten und fachlich fitten Leute, zu denen ich mich auch selbst zählte, 2) die 'cum laude'-Berufenen, die es einfach mal probierten und aus Mangel an anderen Bewerbern genommen wurden und entsprechend schlechte Lehre ablieferten, 3) die Altgedienten, die ihre Karriere mit dem "Prof." vor dem Namen schmücken wollten, gescheite/praxisnahe Lehre machten, sich aber eigentlich nicht für die Hochschule interessierten.

Das Kernproblem war jedoch dieses: Als private Hochschule war sie extrem auf Wachstum ausgerichtet, aber eben kein hochwertiges Wachstum. Ständig wurden unausgegorene Studiengänge aus dem Boden gestampft, neue Standorte erschlossen, aber ohne dass ein Fundament (Verwaltung!) dafür vorhanden war. Das führte dazu, dass die Studierenden sich außerhalb der Lehre extrem schlecht betreut fühlten und ihren Frust zunehmend mir gegenüber äußerten. Das war immer wohlwollend im Sinne von "Wir wissen, Sie können nichts dafür, aber wir müssen das mal loswerden", aber es nervte zunehmend - zumal die vorhandene Verwaltung den Lehrenden gegenüber auch unprofessionell agierte.

Ein weiteres Problem für mich war: Die Studierenden waren zwar weitgehend echt nett, aber leider fachlich oft völlig ungeeignet für ein Studium. Es wurde schlichtweg jeder genommen, weil er ja Geld einbrachte. Irgendwann fragte ich mal naiv, ob schon mal jemand aufgrund zu vieler nicht bestandener Prüfungen exmatrikuliert worden sei: Nein, das sei noch nie vorgekommen. Auch Durchfälle bei den Abschlussarbeiten waren äußerst selten. Als ich dann mal zwei Leute durchfallen ließ, weil die Arbeit im einen Fall sprachlich schlicht nicht verständlich war (Achtung: Muttersprachler!) und es sich im anderen Fall um ein besonders deutliches und freches Plagiat handelte, führte das zu großer Bestürzung.

So habe ich mich dann nach 1,5 Jahren wieder verabschiedet. Rückkehr in den Hochschulbetrieb nicht ausgeschlossen, aber dann nur noch staatlich und auch sonst passenden Rahmenbedingungen. Denn: Das Kerngeschäft, die Lehre, fand ich immer großartig.
johndoe hat geschrieben: ↑02.05.2024, 22:19
woosai hat geschrieben: ↑02.05.2024, 18:25 Ein Bekannter hat nach drei Jahren seine HAW Professur niedergelegt, da er laut eigener Aussage diese sechs Semester lang jedes Semester mind. 9 SWS neu an Vorlesungen bekam. War vorher selbstständig und ist es wieder.
Klingt etwas nach urban Legend. Man bekommt ja nicht einfach Vorlesungen zugeteilt, sondern bietet selbst Vorlesungen an. Einziger Knackpunkt sind Pflichtmodule, die gehalten werden müssen, aber gerade die wechseln quasi nie, weil das eine Änderung der SPO erfordert.
Hierzu noch ein Punkt von mir: Bei uns war das tatsächlich auch so. Klar wurde man gefragt, welche Lehrveranstaltungen man im kommenden Semester übernehmen wolle, aber da die Studiengänge ausschließlich aus Pflichtmodulen bestanden, konnte man in dem Sinne keine eigenen Vorlesungen anbieten. Man konnte lediglich existierende Module im eigenen Sinne und im begrenzten Rahmen ausgestalten.
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Re: Anekdoten über Abgänge

Beitrag von woosai »

johndoe hat geschrieben: ↑02.05.2024, 22:19
woosai hat geschrieben: ↑02.05.2024, 18:25 Ein Bekannter hat nach drei Jahren seine HAW Professur niedergelegt, da er laut eigener Aussage diese sechs Semester lang jedes Semester mind. 9 SWS neu an Vorlesungen bekam. War vorher selbstständig und ist es wieder.
Klingt etwas nach urban Legend. Man bekommt ja nicht einfach Vorlesungen zugeteilt, sondern bietet selbst Vorlesungen an. Einziger Knackpunkt sind Pflichtmodule, die gehalten werden müssen, aber gerade die wechseln quasi nie, weil das eine Änderung der SPO erfordert.
so hat er es mir erzählt. Er war vorher als selbstständiger Berater tätig und ist es jetzt wieder. Ich will allerdings nicht mehr ins Detail gehen weil ich (a) die genaueren Umstände nicht kenne und (b) ihn nicht doxxen will.

Zumindest mit den wechselnden Vorlesungen sind wir auch gut dabei: Neue Studiengänge, Urlaubssemester/Krankheiten von Kollegen und co. können einen gut auf Trab halten wenn man sich nicht dagegen wehrt. Dann verteidigt ein Großteil der Kollegen seine Pfründe mit dem Verweis, sie seien schon voll und ein paar Ja-Sager kriegen alles ab und dürfen sich jedes Semester für eine Vorlesung neu einarbeiten.
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Re: Anekdoten über Abgänge

Beitrag von johndoe »

Cybarb hat geschrieben: ↑04.05.2024, 09:45 Durchfälle bei den Abschlussarbeiten
Man mag meinen Humor verurteilen, aber ich finde die Wortwahl sehr witzig und treffend, insb. bei Hausarbeiten, die so nebenbei auf den letzten Drücker hingerotzt werden, am besten noch von ChatGPT verfasst.
Cybarb hat geschrieben: ↑04.05.2024, 09:45 Hierzu noch ein Punkt von mir: Bei uns war das tatsächlich auch so. Klar wurde man gefragt, welche Lehrveranstaltungen man im kommenden Semester übernehmen wolle, aber da die Studiengänge ausschließlich aus Pflichtmodulen bestanden, konnte man in dem Sinne keine eigenen Vorlesungen anbieten. Man konnte lediglich existierende Module im eigenen Sinne und im begrenzten Rahmen ausgestalten.
Vielleicht läuft das an privaten FHs auch etwas anders, ich kann auch nicht beurteilen, wie frei man dort als "nur" angestellter Prof wirklich ist. Bei uns gibt es insb. auf Bachelorebene einen großen Wahlpflichtbereich, der eben nicht festgeschrieben ist, sondern über das Modulhandbuch definiert wird - und hat man als Modulverantwortlicher gewissermaßen Narrenfreiheit.
woosai hat geschrieben: ↑04.05.2024, 10:50 Zumindest mit den wechselnden Vorlesungen sind wir auch gut dabei: Neue Studiengänge, Urlaubssemester/Krankheiten von Kollegen und co. können einen gut auf Trab halten wenn man sich nicht dagegen wehrt. Dann verteidigt ein Großteil der Kollegen seine Pfründe mit dem Verweis, sie seien schon voll und ein paar Ja-Sager kriegen alles ab und dürfen sich jedes Semester für eine Vorlesung neu einarbeiten.
Ja, das kann es natürlich mal geben, genauso wie Forschungsfreisemester, bei denen man sich gegenseitig vertritt, aber 9 SWS (d.h. die Hälfte der Lehre) jedes Semester neu - das kommt mir übertrieben viel vor. Und dann muss man eben auch mal Stopp sagen, bevor man alles gleich hinschmeißt.
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Re: Anekdoten über Abgänge

Beitrag von Cybarb »

johndoe hat geschrieben: ↑04.05.2024, 15:49
Cybarb hat geschrieben: ↑04.05.2024, 09:45 Durchfälle bei den Abschlussarbeiten
Man mag meinen Humor verurteilen, aber ich finde die Wortwahl sehr witzig und treffend, insb. bei Hausarbeiten, die so nebenbei auf den letzten Drücker hingerotzt werden, am besten noch von ChatGPT verfasst.
Ach was. Es ist mir beim Schreiben auch sofort aufgefallen, aber dann dachte ich mir: Ich lasse das jetzt so - vielleicht freut sich jemand drüber. Mission geglückt, würde ich sagen. :lol:
Meine Zeit an der Hochschule war noch vor ChatGPT - zum Glück. Da musste man sich "nur" mit ganz normalen, nichtsdestotrotz ebenso ärgerlichen Plagiaten herumschlagen.
johndoe hat geschrieben: ↑04.05.2024, 15:49
Cybarb hat geschrieben: ↑04.05.2024, 09:45 Hierzu noch ein Punkt von mir: Bei uns war das tatsächlich auch so. Klar wurde man gefragt, welche Lehrveranstaltungen man im kommenden Semester übernehmen wolle, aber da die Studiengänge ausschließlich aus Pflichtmodulen bestanden, konnte man in dem Sinne keine eigenen Vorlesungen anbieten. Man konnte lediglich existierende Module im eigenen Sinne und im begrenzten Rahmen ausgestalten.
Vielleicht läuft das an privaten FHs auch etwas anders, ich kann auch nicht beurteilen, wie frei man dort als "nur" angestellter Prof wirklich ist. Bei uns gibt es insb. auf Bachelorebene einen großen Wahlpflichtbereich, der eben nicht festgeschrieben ist, sondern über das Modulhandbuch definiert wird - und hat man als Modulverantwortlicher gewissermaßen Narrenfreiheit.
Ich kann natürlich nur für meine Ex-FH sprechen.
Wie ich ein Modul ausgestalte, war mir schon weitgehend freigestellt. Aber an den Modulen selbst war nicht zu rütteln. Das heißt, es zeichnete sich schnell ab, dass man letztlich immer dasselbe lehren würde. Variationen gab es nur, wenn ich mich selbst entschied, Inhalte zu streichen, neue hinzuzunehmen oder mich an anderen Methoden zu versuchen.
Es war aber unmöglich, zu sagen: Ich finde Thema XYZ total spannend, es fügt sich super in den Studiengang ein, also biete ich das im kommenden Semester an. Dazu hätte ich schon ein komplett neues Modul erfinden und dafür ein anderes aus dem Studienplan werfen müssen - was mir nur als Studiengangsverantwortlicher möglich gewesen wäre, und das war ich nicht. Und auch dann hätte das vermutlich von irgendeinem Gremium abgesegnet werden müssen.
DrNo
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Re: Anekdoten über Abgänge

Beitrag von DrNo »

Sehr interessante Beiträge bislang. Mich wundert es, dass die Pendelei bislang nocht nicht als Ursache für einen Abgang genannt wurde. Ich hatte die damit verbundene Belastung definitiv unterschätzt auch wenn ich häufig den Zug nehme und die Zeit zum Arbeiten nutze. Von Haustür zu Haustür sind es bei mir 4h.
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