Promotion ohne Disputation

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Turbulenthardball
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Promotion ohne Disputation

Beitrag von Turbulenthardball »

Hallo zusammen,

ist es möglich, die Promotion ohne Verteidigung abzuschließen?

Zu meiner Vorgeschichte: aufgrund einer psychischen Erkrankung (mittelschwere Depression), primär ausgelöst durch meine Promotion und das schwierige Verhältnis zu meinem Betreuer, musste ich meine Promotion kurz vor Ende bereits für mehrere Monate pausieren. Mangels Alternativen und weil sich mein Betreuer in der Zeit von seiner besten Seite gezeigt hat, habe ich mich entschlossen die Promotion in der Arbeitsgruppe zu beenden.

Jetzt stehe ich kurz vor Einreichung. Bei der Vorbereitung der Verteidigung legt mir mein Betreuer nun erneut Steine in den Weg und verzögert den ganzen Prozess um seine eigenen Interessen durchzudrücken.

Ich merke wie mich diese Situation zunehmend belastet und ein Abbruch der Promotion, trotz quasi fertiger Dissertation, ist plötzlich wieder eine Option.

Gibt es Möglichkeiten oder ähnliche Fälle, in denen die Promotion mit Einreichung der Dissertation abgeschlossen werden konnte? Ich denke da an Härtefallanträge oder ähnliches. Ich befinde mich nach wie vor in psychotherapeutischer Behandlung und bekäme sicherlich die notwendigen Belege. Auch ist meine damalige Erkrankung sowohl bei meiner Psychotherapeutin, Hausarzt und Psychiater gut dokumentiert.

Danke im voraus für alle Hinweise und Tipps!
Wierus
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Re: Promotion ohne Disputation

Beitrag von Wierus »

Hallo,

grundsätzlich ist alles möglich, was die jeweils für dich gültige Promotionsordnung deiner Uni hergibt -- nicht mehr und nicht weniger.
Ansonsten könnte vielleicht ein Gespräch mit dem Vetrauensdozenten und/oder mit dem Vorsitzenden des Promotionsausschusses deiner Fakultät helfen.

Aber mal ganz abgesehen davon: Die Disputation ist wirklich ein Klacks im Vergleich zu allem was vorher war. Wenn deine Gutachter dich soweit kommen lassen, dann kannst du eigentlich nichts mehr falsch machen.

viel Erfolg!
Bobo87
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Re: Promotion ohne Disputation

Beitrag von Bobo87 »

Turbulenthardball hat geschrieben: ↑29.04.2024, 14:53 Hallo zusammen,

ist es möglich, die Promotion ohne Verteidigung abzuschließen?

Zu meiner Vorgeschichte: aufgrund einer psychischen Erkrankung (mittelschwere Depression), primär ausgelöst durch meine Promotion und das schwierige Verhältnis zu meinem Betreuer, musste ich meine Promotion kurz vor Ende bereits für mehrere Monate pausieren. Mangels Alternativen und weil sich mein Betreuer in der Zeit von seiner besten Seite gezeigt hat, habe ich mich entschlossen die Promotion in der Arbeitsgruppe zu beenden.

Jetzt stehe ich kurz vor Einreichung. Bei der Vorbereitung der Verteidigung legt mir mein Betreuer nun erneut Steine in den Weg und verzögert den ganzen Prozess um seine eigenen Interessen durchzudrücken.

Ich merke wie mich diese Situation zunehmend belastet und ein Abbruch der Promotion, trotz quasi fertiger Dissertation, ist plötzlich wieder eine Option.

Gibt es Möglichkeiten oder ähnliche Fälle, in denen die Promotion mit Einreichung der Dissertation abgeschlossen werden konnte? Ich denke da an Härtefallanträge oder ähnliches. Ich befinde mich nach wie vor in psychotherapeutischer Behandlung und bekäme sicherlich die notwendigen Belege. Auch ist meine damalige Erkrankung sowohl bei meiner Psychotherapeutin, Hausarzt und Psychiater gut dokumentiert.

Danke im voraus für alle Hinweise und Tipps!
Hey,

tut mir Leid, dass du in dieser Situation bist. Ich würde ebenfalls raten, zunächst in der Promotionsordnung nachzuschauen. Bist du denn in Behandlung wegen der Depression? Und bist du als Promotionsstudent:in eingeschrieben? Dann kannst du vl. die psychologische Beratung in Anspruch nehmen, die an vielen Unis Asta oder Studierendenwerk anbieten. Die haben sicherlich Erfahrung mit der Kombi Depression+Promotion.

Generell kann dir vielleicht die Einsicht helfen: Sehr viele Menschen in der Promotion machen ähnliche Erfahrungen wie du. Plötzlich will der Doktorvater, dass du noch einen Artikel mit ihm schreibst, bevor es zur Disputation geht. Dann fällt der Doktormutter plötzlich ein fehlendes Kapitel in der Diss auf, wovon die 4 Jahre zuvor nie die Rede war usw. Das ist meines Erachtens eher die Regel als die Ausnahme beim Promovieren. Ich hatte zum Ende hin ebenfalls das Gefühl, dass mir vom Promotionsausschuss bis zum Dekanat alle Beteiligten nicht nur Steine in den Weg legten, sondern mich geradezu mit Steinen bewarfen. Von daher gilt es, das einfach durchzuhalten (auch die ggf. kritischen Gutachten übrigens!). Ist natürlich vor allem mit einer Depression nicht einfach aber mich hat damals das Wissen beruhigt, dass viele andere Menschen die Belastungen der Promotionsphase ähnlich erleben.

LG
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Re: Promotion ohne Disputation

Beitrag von Sebastian »

Bobo87 hat geschrieben: ↑01.05.2024, 07:39 Generell kann dir vielleicht die Einsicht helfen: Sehr viele Menschen in der Promotion machen ähnliche Erfahrungen wie du. Plötzlich will der Doktorvater, dass du noch einen Artikel mit ihm schreibst, bevor es zur Disputation geht. Dann fällt der Doktormutter plötzlich ein fehlendes Kapitel in der Diss auf, wovon die 4 Jahre zuvor nie die Rede war usw. Das ist meines Erachtens eher die Regel als die Ausnahme beim Promovieren.(...) Ist natürlich vor allem mit einer Depression nicht einfach aber mich hat damals das Wissen beruhigt, dass viele andere Menschen die Belastungen der Promotionsphase ähnlich erleben.

LG
Dem kann ich leider auch nur zustimmen und habe heute noch die lieben Durchhalteparolen meines Vaters im Ohr und die spätere Erkenntnis, dass es evtl. genau der Nachweis der Beherrschung solcher Durststrecken ist, die der Promotion allgemein ihren Ruf geben.
Insofern: Hole Dir für Deine besondere Situation die evtl. nötige psychische Unterstützung und ansonsten halte durch: "Kommen wir über'n Hund, kommen wir über'n Schwanz!"

Sebastian
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Re: Promotion ohne Disputation

Beitrag von teilchenphysik196 »

Hallo, das tut mir sehr leid zu hören, was Dir passiert ist. Wie die anderen schon gesagt haben, ist es leider sehr oft so, dass sich Profs / Prüfer so verhalten. Mir wurden sogar beim rein formalen Vorgang der Abgabe der Diss im Dekanat Schwierigkeiten gemacht, die nicht hätten sein müssen. Lass Dich davon nicht kleinmachen. Auf keinen Fall würde ich die Diss jetzt hinwerfen!!! Du zeigst es denen! :dr) Ja, Du kannst das. Und Du holst Dir Deinen Doktorhut! In der Disputation kann nicht viel schiefgehen. Wenn Du Deine Diss sehr gut kennst, ist das schon die halbe Miete. Da mag dann noch die eine oder andere Fachfrage kommen, auf die man keine Antwort weiß. So what. Weisst Du, wie oft ich in der Disputation sagen musste "ähm, ja, keine Ahnung"? Nicht nur einmal. Ich würde mir soviel Unterstützung suchen wie möglich, d.h. Menschen, die auf Dich zählen, die Dir Mut machen und Dich voranbringen möchten. Mit dem im Rücken gehst Du in die Disputation. Du bist jetzt schon einen hohen Berg hinaufgekraxelt - noch ein Klimmzug, und Du bist oben. Alles Gute und lass Dich nicht unterkriegen. :blume:
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