Hallo zusammen,
ich überlege mir, mich auf mehrere Hochschulprofessuren zu bewerben, die Voraussetzungen würde ich erfüllen.
Ich habe einige Fragen zum Alltag eines Hochschulprofessors. Stimmt es, dass die Arbeitsweise wirklich autonom ist und dass man sich nicht über Vorgesetzte ärgern muss und in den üblichen Machtspielchen mit Kollegen involviert ist?
Nach vielen Jahren in der öffentlichen Verwaltung und der freien Wirtschaft habe ich einfach keine Lust mehr auf nervige Kollegen und schlechte Manager. Fällt dieser Teil bei einer Professur wirklich weg?
Für ehrliche Erfahrungen wäre ich sehr dankbar!
Vielen Dank...
Alltag eines Hochschulprofessors
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Re: Alltag eines Hochschulprofessors
Ich bin selbst kein Hochschullehrer, aber mit mehreren befreundet.
Die Machtproben und Ränkespiele werden nach meiner Wahrnehmung innerhalb der Fakultäten auf einem anderen Niveau ausgetragen. Ob sie dadurch erträglicher werden, wage ich zu bezweifeln. Aufgrund der unbestreitbar sehr weitreichenden akademischen Freiheiten fehlt nach meinem Eindruck mitunter die Autorität, mit der ein unnützer Konflikt abgeräumt werden könnte.
Aber in der täglichen Arbeitsgestaltung sind zumindest die Hochschulprofessoren wirklich enorm frei. Schau dir nur mal an, wo sie teilweise wohnen und wo ihr offizieller Arbeitsort ist...
Sebastian
Die Machtproben und Ränkespiele werden nach meiner Wahrnehmung innerhalb der Fakultäten auf einem anderen Niveau ausgetragen. Ob sie dadurch erträglicher werden, wage ich zu bezweifeln. Aufgrund der unbestreitbar sehr weitreichenden akademischen Freiheiten fehlt nach meinem Eindruck mitunter die Autorität, mit der ein unnützer Konflikt abgeräumt werden könnte.
Aber in der täglichen Arbeitsgestaltung sind zumindest die Hochschulprofessoren wirklich enorm frei. Schau dir nur mal an, wo sie teilweise wohnen und wo ihr offizieller Arbeitsort ist...
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Re: Alltag eines Hochschulprofessors
Also wenn das stimmt, dann klingt das schon sehr verlockend. Aber man wird sich vorher durch die Habilitation kämpfen müssen, und da kann es durchaus einige persönliche Reibungsflächen geben.
Re: Alltag eines Hochschulprofessors
Eine Habilitation ist doch überhaupt keine Voraussetzung für eine Hochschulprofessur!
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Re: Alltag eines Hochschulprofessors
Ach so, es geht um Hochschulen im engeren Sinne, d.h. als "Fachhochschulen" unterhalb der Universitäten bzw. als "Hochschulen für angewandte Wissenschaft(en)".
Ansonsten hätte ich den Fragesteller so verstanden, dass er den typischen Professor mit eigenem Lehrstuhl, venia legendi, Verbeamtung etc. meint. Denn es sollen laut Statistiken auch heutzutage noch 80% aller Universitätsprofessoren aus Habilitationsverfahren kommen.
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Re: Alltag eines Hochschulprofessors
Auch im technischen Bereich ist an den Unis die Habilitation nicht unbedingt erforderlich. Ob sie überhaupt notwendig ist, um als Professor qualifiziert zu sein, frage ich mich sowieso. Anderenorts gibt es nach dem phd gar keine weitere Qualifikation (zumindest nicht als Standard für Professuren). Das sagt entweder was aus über inflationäre Dissertationen oder unnötige Hürden für die Berufung
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Re: Alltag eines Hochschulprofessors
Hallo Chris,
aus meiner eigenen Erfahrung kann ich den Vorzug der großen Freiheit bestätigen. Es kann zwar Vorgaben aus Modulhandbüchern geben, aber die Freiheit der Lehre erlaubt es dir, diese Vorgaben flexibel auszugestalten.
Forschung findet zumindest an einer FH natürlich vor allem in deiner Freizeit statt. Wenn du dafür die intrinsische Motivation mitbringst - wunderbar.
Nun das Spucken in die Suppe: Freiheit bedeutet nicht automatisch Unabhängigkeit.
Denn du kannst von strategisch-gestaltenden Entscheidungen anderer Personen beeinflusst werden (Dekane, Präsidentinnen, ...), etwa wenn ein Studiengang umgestaltet wird. Oder du musst mit Kollegen bei der Entwicklung von Modulen kooperieren und bist davon abhängig, dass sie zuverlässig liefern. Und natürlich braucht es auch flutschende Prozesse in der Verwaltung - wenn sie nicht flutschen, dann kannst auch du negativ in deiner Arbeitsorganisation beeinflusst werden.
Daher: Freiheit ja, aber was die Abhängigkeiten angeht, sehe ich keinen großen Unterschied zur Wirtschaft. Mein Eindruck ist sogar, dass es schwieriger sein kann, nämlich wenn man inkompetente Leute nicht so schnell loswird.
Gruß
Cyb
aus meiner eigenen Erfahrung kann ich den Vorzug der großen Freiheit bestätigen. Es kann zwar Vorgaben aus Modulhandbüchern geben, aber die Freiheit der Lehre erlaubt es dir, diese Vorgaben flexibel auszugestalten.
Forschung findet zumindest an einer FH natürlich vor allem in deiner Freizeit statt. Wenn du dafür die intrinsische Motivation mitbringst - wunderbar.
Nun das Spucken in die Suppe: Freiheit bedeutet nicht automatisch Unabhängigkeit.
Denn du kannst von strategisch-gestaltenden Entscheidungen anderer Personen beeinflusst werden (Dekane, Präsidentinnen, ...), etwa wenn ein Studiengang umgestaltet wird. Oder du musst mit Kollegen bei der Entwicklung von Modulen kooperieren und bist davon abhängig, dass sie zuverlässig liefern. Und natürlich braucht es auch flutschende Prozesse in der Verwaltung - wenn sie nicht flutschen, dann kannst auch du negativ in deiner Arbeitsorganisation beeinflusst werden.
Daher: Freiheit ja, aber was die Abhängigkeiten angeht, sehe ich keinen großen Unterschied zur Wirtschaft. Mein Eindruck ist sogar, dass es schwieriger sein kann, nämlich wenn man inkompetente Leute nicht so schnell loswird.
Gruß
Cyb
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Re: Alltag eines Hochschulprofessors
Ad 1) Niemand muss sich über was auch immer ärgern, aber die o.a. Anlässe werden nicht verschwinden.
Ad 2) Wenn du es schaffst, dich aus allen Machtspielen rauszuhalten, bist du definitv für den Diplomatischen Dienst qualifiziert.
Es gibt nat. beliebig Gegenbeispiele, im Zweifel hilft nur die lokale HO weiter.
Nur über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos, aber eine "verbeamtete W2" kommt der Sache recht nahe.
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