Promotionsbetreuuer real existierende Erscheinung?

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thomas79

Promotionsbetreuuer real existierende Erscheinung?

Beitrag von thomas79 »

Hallo Ihr!

Es ist ja allgemein bekannt, dass es sehr schwierig ist, einen Betreuer für seine Promotion zu finden. Ein formelles Bekenntnis zur Betreuung zu erhalten ist schon schwer und dann soll der Prof. die Arbeit ja auch noch betreuen. Manchmal hat man das Gefühl, das ist die reinste Zumutung, welche man an die potenziellen Betreuuer heranträgt.

Ich suche nun schon seit einigen Jahren nach einem Betreuer für ein Promotionsvorhaben und habe mein Interessengebiet mit den Forschungsschwerpunkten der angesprochenen Fakultäten verknüpft. Eine immense Arbeit. Ich bin bisher an folgenden Problemen gescheitert:

1. Am Vorurteil, ein Landschaftsplaner sei kein logisch und vernünftig denkendes Lebewesen. Selbstverständlich sind nur Wirtschaftswissenschaftler in der Lage ein fachübergreifendes Thema zu bearbeiten ...

2. An einer abzusehenden viel zu starken subjektiven Beeinflussung der wissenschaftlichen Energebnisses durch den Betreuer : "Was im wissenschaftlich-methodisch ermittelten Ergebnis nicht meinen Wunschergebnissen aufzeigt betreue ich nicht ..."

3. Sie sind ja schon 30 und haben nie als wissenschaftlicher Mitarbeiter an meinem Lehrstuhl gearbeitet. Nein ich nehme nur Leute, die ich schon seit Jahren kenne (.. und die mir dafür auch dankenswerterweise in den A... kriechen.)

4. Vor einigen Monaten wurde mir an einem Lehrstuhl einer Technischen Universität eine Zusage per email zugesendet, dass ich dort eine halbe wissenschaftliche Mitarbeiterstelle bekomme und die Anfertigung einer Promotionsarbeit beginnen könne, für welche ich ein Expose eingereicht habe. Nach meinem Umzug von der Nordseeküste in die 500 km entfernte Stadt, sagte man mir ganz lapidar, dass nun doch kein Geld da sei ohne die Verantwortung für das Ausmerzen dieser Misere zu übernehmen. Zuerst nahm ich es persönlich, doch dann erfuhr ich auch von anderen Doktoranden, das man diese genauso behandelt, ein unzumutbarer Zustand.

Trotz sehr guter Abschlussnoten in der Regelstudienzeit, Berufserfahrung und dem Nachweis sehr guter wissenschaftlicher Arbeitsweise bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich hätte lieber CNC-Dreher werden sollen.

Wie gehts Euch bei der Initiierung von Promotionsvorhaben? Ähnliche Erfahrungen gemacht? Und wenn ja, in welchen Fachbereichen und an welchen Unis?

Vom Moderator wurde ich auf den möglichen Ärger hingewiesen, der mich bei Nennung von betreffender Universität und Lehrstuhl einholen könnte. Daher stellt bitte entsprechende genaue Orts- und Namensbestimmungen nicht ins öffentliche Forum. Da der Lehrstuhl, welchen ich meine, sehr oft Doktoranden entlässt und dafür neue einstellt, denen i.d.R. das Schicksal ihrer Vorgänger erwartet, würde ich gern vorwarnen. Leider geht dies nicht, daher informiert Euch unbedingt bei schon am Lehrstuhl aktiven Doktoranden wie die Arbeits- und Betreuungsbedingungen sind.
Zuletzt geändert von thomas79 am 14.05.2007, 08:30, insgesamt 1-mal geändert.
kivio

Beitrag von kivio »

Hallo awi,

au weia, Du klingst frustriert...

Ich will mal kurz von mir berichten. Ich bin von Haus aus BWLerin und dazu noch aus dem Bereich Touristik (das sind die Stundenten, die sich an der FH, an der ich studierte dadurch hervortaten, dass sie besser aussahen, besser rochen und einen höheren Frauenanteil hatten, als MaschBauer oder Elektroniker, außerdem hatten wir nicht diesen unvermeidlichen Koffer bei uns, in dem sich außer Frühstücksbrötchen und Taschenrechner selten etwas Spannendes aufhiehlt). Nach meinem Studium sammelte ich Berufserfahrung und tat das, was man als Frau gelegentlich so macht, Heiraten und Werfen.

Im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes kam ich auf die Idee noch einmal zu studieren, diesmal Psychologie (genauer gesagt Soziale Verhaltenswissenschaften damals noch) an der FernUni Hagen. So mitten im Grundstudium (Klausuren schrieb ich am Goethe Institut in San Francisco immer ganz allein *heul*) stolperte ich über die Promotionsordnung und den interessanten Nebensatz, dass auch Quereinsteiger genommen werden, sofern sie die Auflagen X, Y und Z erfüllen. Danach gingen dann die Überlegungen los, worin genau und was ich thematisch denn als Dissertationsthema wählen wollte.

Nachdem ich das einigermaßen festgezurrt hatte, habe ich dem Doktorvater meiner Wahl einmal gemailt und um einen Termin ersucht - alles ganz offen. Zuerst dachte er vermutlich ich spinne (dass ich keine 28 mehr bin ist klar, denke ich), dann aber stellte ich mein Thema vor und die Richtung, in die ich forschen wollte. Mein Doktorvater biss an, drehte die Idee noch ein wenig so, dass die Ergebnisse auch für ihn interessant wären und sagte dann seine Betreuung zu.

Soweit also stimme ich überein, eine Betreuungszusage bekommst Du nur, wenn Dein Thema auch Deinen Betreuer reizt. Es kommt aber auch ungeheuer darauf an, wie man sich und seine Idee verkauft.

Danach folgt dann eine lange Dürre, oder wie la_potranca mal treffend anmerkte, promovieren ist etwas für Einzelkämpfer, zumindest, wenn man es extern angeht. Wirkliche Betreuung in Form von weiteren Meetings, bis zum kompletten Umschmeißen meiner ganzen Arbeit (da hätt ich echt Heulen können) bekam ich erst in der Schlussphase, also als ich eigentlich schon eineichen wollte.

Fazit: Es gibt Betreuung klar, aber eigentlich bist Du auf dem Weg schon ziemlich allein.

Dennoch: halt durch, gib nicht auf, es lohnt sich!

kivi*avec Gruß
Schtudinki

Beitrag von Schtudinki »

Hallo AWI,


als ich Dein Posting gelesen habe bin ich doch ganz schön erschrocken!

Nicht nur, dass es sich wirklich verzweifelt anhört, ich hatte auch - ich sag mal - gespaltene Gefühle...

Zum einen finde ich es UNGLAUBLICH UNVERSCHÄMT wenn Dir eine Uni zusagt, Du umziehst etc. und dann einfach abgewimmelt wirst. In einem solchen Fall würde ich mir überlegen, ob es da nicht rechtliche Möglichkeiten gibt. Das kann jawohl nicht angehen!

Zum anderen hat es mich allerdings auch verwundert, dass Du, wie Du schreibst, schon jahrelang einen Betreuer suchst und keinen findest. In diesem Fall würde ich, ohne Dir zu nahe treten zu wollen, das Exposé und die Idee vielleicht nochmal kritisch hinterfragen.

Zu meinen eigenen Erfahrungen: Ich bin ein leicht cholerischer Mensch und muss alles immer am besten gestern erledigt haben. So habe ich mich auch sehr früh um einen Promotionsbetreuer bemüht, schon lange während des Studiums.

Ich habe meine Idee lange mit mir herumgetragen, immer weiter präzisiert und mich schließlich nach den Besten auf diesem Gebiet umgesehen. Nachdem ich mich in deren Literatur eingelesen hatte habe ich meine Exposé so geschrieben, dass der Bezug zu den Themengebieten des Betreuers hergestellt war.

Dann ging alles ganz schnell, ich bin zum Betreuer meiner Wahl gereist, hab ihm meine Idee vorher per Mail geschildert und hatte noch bevor er mein Exposé gelesen hatte eine Zusage. Fairerweise muss ich dazusagen, dass ich einen sicheren Halbtagsjob habe und meinem Betreuer sicher die Entscheidung auch dadurch leicht gemacht habe, dass er sich um nichts kümmern muss. Ich wollte von ihm weder eine Stelle noch ein Stipendium.

Parallel hatte ich mich dann aber doch noch auf Qualifizierungsstellen beworben und obwohl ich persönlich dachte, die werden ja sowieso nur der Form halber ausgeschrieben, sind aber letztendlich schon intern besetzt, habe ich jeweils ein Vorstellungsgespräch bekommen und muss mich jetzt zwischen drei Unis entscheiden.

Mein Fazit:
1. Das Exposé muss es in sich haben. Hast Du eine gesellschaftlich relevante Arbeit in Planung oder in der Tat eine Forschungslücke geschlossen, dürfte nichts schief gehen, denn das erkennen Betreuer und ich würde sagen, sie schätzen es auch.
2. Engagement macht sich bezahlt. Lieber einmal zuviel einen weiten Weg auf sich nehem und dem Betreuer zeigen 'ich meine es ernst' als einmal zu wenig.
3. An sich selbst glauben und sich gleichzeitig kritisch hinterfragen. Das bringt dich nach vorne und Du hast Schwachstellen in Deinem Exposé dadurch vielleicht noch vor dem potenziellen Betreuer entdeckt und eliminiert.

Aber vielleicht hast Du ja alles genauso gemacht, dann muss ich sagen, verstehe ich die Geschichte genausowenig wie Du und wäre sicher in gleichem Maß frustriert.

Aufheiternde Grüße,
Schtudinki
Alexandra

Beitrag von Alexandra »

Hallo Kivio,

hast Du an der FernUni promoviert?

Ich überlege mir nämlich momentan, den Umweg über ein Zweitstudium zur Promotion zu gehen.

Über ein halbes Jahr habe ich nach einem DV gesucht, und sicher kennt jeder hier die Wechselbäder zwischen Euphorie und Ernüchterung. In einem Fach, das sich sehr dynamisch entwickelt hat, ist es offenbar schwer, 15 Jahre nach dem Abschluss des Erststudiums einen Betreuer zu finden. Ich wollte damals dringend in die Praxis, in meinen Traumjob (ist es bis heute ;-))). Deswegen habe ich mich (leider?) nicht frühzeitig um ein Diss-Thema und die entsprechenden Kontakte bemüht.

Jetzt überlege ich, ab kommenden WS ein Zweit- und Teilzeitstudium aufzunehmen. Nicht nur als Not- oder Ausweichlösung, sondern weil ich mich auf ein kpl. neues Thema freue.

Viele Grüße & einen schönen Abend/Alexandra
la_potranca

Beitrag von la_potranca »

Hallo Awi,
da ist wohl tatsächlich einiges ungünstig gelaufen - ich hoffe, dass du dich davon nicht von der Diss abbringen lässt.

Wie schon mein Vorschreiber meinte: ich finde, eine Promotion gehört langfristig vorbereitet. Daher habe ich mich auch schon während des Studiums um Kontakte und Finanzierung gekümmert. Als Externer vom Beruf weg (so verstand ich das?) wirst du generell Nachteile haben.
Auch uni-internes Engagement wird gewürdigt, logisch - ich verstehe nur nicht, was du daran so negativ siehst. Die Hiwi-Jobs haben nun wirklich einen hohen Belastungsfaktor, so dass es nur fair ist, dass sich das irgendwann in einer erhöhten Betreuungsbereitschaft des Profs niederschlägt. Auch hier gilt m.E. Vorplanung bringt's.

Zum Nicht-Ernstgenommen-Werden als Exot: das kann ich nachvollziehen - ich bin Diplom-Wirtschaftsjuristin (also Diplom, keine Staatsexamina), sowas gibt's deutschlandweit nur an drei Unis, jeder meint, ich wäre von der FH. Dennoch habe ich neben meinem Doktorvater an meiner ursprünglichen Uni 3 tentative Zusagen anderer Universitäten gehabt. Da kommt's halt auf das Marketing an...
kivio

Beitrag von kivio »

Hallo alexandra,

ja, ich habe an der FernUni promviert.

Aber das war vor der Umstrukturierung auf Master und Bachelor, insofern bin ich aktuell vielleicht keine große Hilfe. Näheres gern per PN.

kivi*avec Gruß
Sebastian
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Namen/Institute "schlechter Doktorväter"

Beitrag von Sebastian »

Das ist ja wirklich eine böse Geschichte awi! Ich hoffe, der Zuspruch meiner Vorschreiber bringt Dir schon ein bißchen Trost und Dich vielleicht auch weiter auf Deinem Weg.
Off topic:
Zum Thema Namensnennung von "schlechten" Instituten bzw. Doktorvätern hatten awi und ich per PN korrespondiert. Für alle anderen möchte ich freundlich auf eines hinweisen: In diesem Forum ist zunächst einmal jeder Teilnehmer für seine eigenen Beiträge verantwortlich. Ich selbst schalte mich als Moderator erst dann ein, wenn nach meinem Eindruck geltendes Recht verletzt wird.
Außerdem liegt mir aber das Wohlergehen der Diskussionsteilnehmer in der Weise am Herzen, dass ich niemanden sehenden Auges in größeren Ärger laufen lasse. Dazu zähle ich
1.) Rechtliche Auseinandersetzungen über die Frage, ob man die Tatsachen, die man in diesem Forum und damit in der Öffentlichkeit behauptet, auch im rechtlichen Sinne beweisen kann, wenn es darauf ankommt, weil z.B. der Doktorvater oder das Institut anderer Meinung ist und das z.B. auch noch strafrechtlich verfolgen läßt und
2.) die Frage, Ob man sich an dieser Stelle vor potentiell nachfolgenden Doktorvätern (oder ihren wiss. MA's) sozusagen in aller Öffentlichkeit als Querulant outen möchte. Das sollte man sich zumindest vorher gut überlegen, denn nicht selten kann man aus dem Nick, einer E-Mail-Adresse oder sonstigen, z.B. fachlichen Informationen als Insider doch ganz gut auf die Person des Autors schließen.

Auf der anderen Seite kann ich sehr gut verstehen, dass es echten Bedarf für eine solche "Liste" gibt. Ich habe nur keine gute Idee, wie man das vernünftig abwickeln könnte. Ich gebe zu: Als Moderator bin ich auf diesem Gebiet und ganz gegen meine Art etwas konfliktscheu. Bessere Vorschläge - da off topic - bitte in einen neuen Thread (ggf. würde ich von hier verlinken).

Sebastian
thomas79

Danke Euch

Beitrag von thomas79 »

Hallo Ihr!

Danke erstmal für Eure netten Tipps und Ratschläge. Sicher weiß ich, dass ein Expose einen aktuellen Forschungsbedarf befriedigen muss. Daher habe ich ein Teilthema aus dem aktuellen Bundesforschungsplan gewählt. Es war daher mehr als aktuell. Ich habe mich deutschlandweit mit mehreren Entscheidungsträgern und Fachleuten getroffen, um das Thema zu präzisieren und sogar den Forschungsantrag für die Finanzierung der Stelle durch das Bundesumweltministerium verfasst, die ihrerseits Interesse an der Bearbeitung des Themas bekundet hatten. Ich bin kein Mensch, der ins Blaue schießt und absolut präzise, wenn es um wissenschaftliches Arbeiten geht.

Es liegt wahrscheinlich wirklich daran, dass man als externes unbekanntes Gesicht erstmal wie Dreck behandelt wird. Nach meinem Studienabschluss vor 7 Jahren, ist sogar ein Professor auf mich zugekommen und hat mir eine Doktorarbeit angeboten. Ich habe abgelehnt, weil ich in die Praxis wollte. Diesen Schritt werde ich wohl ewig bereuen.

Praxis ist anscheinend nicht gefragt, wenn man promovieren möchte. Ich werde es weiter versuchen. Dank Euch!
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