itsme hat geschrieben:Um mal mit einem Mythos aufzuräumen, der sich hartnäckig hält: Die Leistungen der GKV sind mitnichten schlechter als die der PKV. Das ist wie Äpfel mit Birnen vergleichen: In der PKV gibt es -nach Schätzungen- 14.000 unterschiedliche Tarife,
Ich habe das Gefühl, dass es weit mehr sind
Man müsste jetzt konkret die Leistungskataloge abklappern und 1 zu 1 vergleichen, aber ich glaube, dass es tendenziell schon so ist, dass PKV Tarife mehr bieten, als die GKV. Nur der "Basistarif" lehnt sich an die Mindestleistungen der GKV an, alle anderen Tarife sollten darüber liegen. Es gibt aber auch bei der PKV keinen Tarif, der alles zu 100% abdeckt. Man muß sich entscheiden, was man haben möchte und im Einzelfall kann es sicherlich auch eine schlechtere Leistung als bei der GKV geben. Deswegen ist es ja so wichtig, sich vor Vertragsabschluß genau zu überlegen was man irgendwann mal benötigen könnte. Gesunden sind die Leistungen der KV egal, interessant wird es erst, wenn man mal krank wird. Wenn man dann den falschen Versicherungstarif gewählt hat, dann kann das teuer werden.
Ein Beispiel für das ich nicht überprüft habe, ob es der Wahrheit entspricht, soll aber auch nur der Veranschaulichung dienen:
Eine bei Beamten ziemlich beliebte PKV bietet Psychotherapien nur für 30 Tage/Jahr an. Den meisten Kunden wird das egal sein, aber die häufigste Ursache einer Dienstunfähigkeit sind psychische Gründe (Depressionen, Burnout und was weiß ich noch). Sollte der Fall also mal eintreten, dann wird man mit 30 Sitzungen im Jahr nicht weit kommen. Von daher ist man bei dieser KV im Ernstfall ziemlich schlecht abgesichert.
Ich glaube das in diesem Fall die GKV besser wäre, als dieser konkrete Tarif der PKV.
Da die GKV aber alles medizinisch Notwendige abdeckt,
Du verwechselst hier etwas. Auch die PKV zahlt zur das, was medizinisch notwendig ist.
Der Unterschied ist:
GKV: Alle Untersuchungen und Behandlungen, die medizinisch notwendig, wirtschaftlich und wirksam anerkannt sind werden bezahlt. Das wiederum definiert ein Bundesausschuss.
PKV: Meistens (abhängig vom Vertrag) werden all Kosten übernommen für Leistungen, die der Arzt für medizinisch notwendig hält.
Die GKV zahlt somit nicht notwendigerweise die "Beste" Behandlung, sondern nur die Günstigste, die gerade noch zum Erfolg (Heilung) führt. Überspitzt formuliert: Während der GKV Patient beim Chirurg regelrecht aufgeschnitten wird, weils günstiger ist, kommt der PKV Patient in den Genuss einer moderneren "Schlüsselloch"-Operation, die kaum Narben hinterlässt. Das medizinische Resultat mag identisch sein, aber für den Patienten kann das einen erheblichen Unterschied in der Lebensqualität nach der OP machen, ob er ne große Narbe am Oberkörper hat oder nur ein paar Einstichstellen.
Große Unterschiede gibts auch beim Zahnarzt. Als GKV Patient bekommst Du ne Amalgamfüllung gratis, während der PKV Patient freie Auswahl hat. Auch hier funktioniert Amalgam, aber nicht jeder ist heutzutage glücklich damit und zahlt aus eigener Tasche "gerne" etwas für Keramik oder Kunststoff dazu. Professionelle Zahnreinigungen werden von der GKV prinzipiell nicht gezahlt (einige Versicherungen bieten das als "Bonus" an), in der PKV bekommst man das oft gezahlt (natürlich wieder je nach Tarif).
Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin mein Leben lang in der GKV und habe mich damit arrangiert, aber ich habe auch schon viel aus eigener Tasche gezahlt (Medikamente, Zahnarzt-Kram, Verbandmaterial nach einer OP etc.). Das kann auch ganz schön ins Geld gehen. Wäre die GKV "günstig", würde ich auch nicht meckern, aber die Beiträge steigen auch dort jährlich und die Leistungen werden immer weiter gekürzt. In der PKV dürfen die vertraglich vereinbarten Leistungen jedoch nicht gekürzt werden. Daher steigen dann nur die Beiträge, um höhere Kosten abzufangen ...
geht es eher um die "Add-Ons": Chefarzt-behandlung, Naturheilverfahren, etc.
Die sind mir ehrlich gesagt wurscht
Die PKVen können ihre Leistungen leichter unbemerkt kürzen, weil die Verträge so undurchsichtig sind.
Wie oben geschrieben dürfen in der PKV vertraglich vereinbarten Leistungen jedoch nicht gekürzt werden. Das eigentliche Problem ist: Bei so vielen Tarifen, so viel kleingedrucktem, so viel Fachchinesisch und einer unendlichen großen Menge an Informationen blickt eigentlich ein Normalsterblicher gar nicht durch und weiß schlimmstenfalls gar nicht, was ihm zusteht oder nicht und was er da nun konkret abgeschlossen hat.
Daher benötigt man meiner Meinung nach kompetente Hilfe und ziemlich genaue Vorstellungen von dem was man eigentlich absichern möchte.
Einen PKV Vertrag (der prinzipiell ein Leben lang gilt) schliesst man nicht mal eben so am Sonntagnachmittag am Küchentisch ab, sondern nach intensivem Studium der verschiedenen Tarife und Beratung durch "Experten".
Kurzes Off-Topic:
Apropo Beratung. Mittlerweile habe ich auch gelernt, dass es drei Typen von Beratern gibt, an die man sich wenden kann:
1.
Versicherungsvertreter: Arbeiten für eine Versicherung und kennen deren Tarife am besten und haben zum Ziel, dass Du mit ihrem Versicherungsunternehmen einen Vertrag abschließt. Mit diesen Leuten hat man Kontakt, wenn man sich direkt an ein Versicherungsunternehmen wendet und sich beraten lässt.
2.
Versicherungsmakler: Sind prinzipiell unabhängig, bekommen vom Versicherungsunternehmen, für das sie einen Vertrag abschließen, eine saftige Provision. Ihr Interesse ist der Vertragsabschluß, mit welchem Unternehmen ist ihnen (fast) egal. Habe gelesen, dass einige Versicherungen höhere Provisionen als andere zahlen. Man denke sich nun seinen Teil über die Motivation der Makler und welchem Versicherungsunternehmen sie den Vorzug geben

Vorteil: Sie können auch vieles erklären, was man nicht verstanden hat. Der Kunde muß nix zahlen und sie können bei Vorerkrankungen "Risikovoranfragen" bei den Unternehmen stellen, um den Risikozuschlag abschätzen zu können, bzw. um herauszufinden, ob die Versicherung überhaupt bereit ist, den Kandidaten aufzunehmen. Stellt man selber Probeanträge, kannd as nachteilig sein. Adressen von Maklern muß man meist nicht suchen. Man muß nur Threads wie diesen in Internetforen starten und wird dann automatisch von ihnen kontaktiert
3.
Versicherungsberater: Werden vom Kunden bezahlt (Pauschal oder auf Stundenbasis). Sie sind unabhängig, haben keine Anteile an den Versicherungsunternehmen (und umgekehrt haben Versicherungsunternehmen auch keine Anteile an dem Beratungsunternehmen) und empfehlen auch Unternehmen, die bei den Maklern nicht auf der Liste stehen (einige Versicherungsunternehmen zahlen Maklern keine Provision, also werden sie auch nicht von ihnen empfohlen...). Adressen findet man z.B. beim "Bundesverband der Versicherungsberater". Teilweise sind sie auch in Internetforen aktiv, machen die Leute mit ihrem Wissen heiß und dann sagen sie "Wenn Du mehr wissen willst, dann bezahl mich erst"

(ist mir nicht passiert, kann man aber in älteren Threads nachlesen

)
On-Topic:
und der Dienstherr den Beihilfeanspruch kürzt (und das kann er).
Stimmt, aber die Leistungen der Beihilfe orientieren sich -soweit ich weiß- an den Leistungen der GKV. Und bei der PKV kann man einen Beihilfeergänzugstarif (BERT) abschließen, der diese Lücke (falls man es denn als Lücke empfindet), schließt. Dazu sollte man aber verstehen was genau die Beihilfe leistet (->Beihilfeverordnung des Landes, auch im Vergleich zur GKV) und welche Lücke BERT schließt und erst dann entscheiden, ob man diesen BERT will.
Papieraufwand und Vorleistungen sind in der GKV wesentlich geringer als bei PKV plus Beihilfe, da Vollversicherung mit Karte.
Korrekt. Wobei man bei sehr teueren Behandlungen (z.B. teurer OP) nicht in Vorleistung gehen muss. Das wird dann direkt mit der PKV/Beihilfe abgerechnet, wenn ich richtig informiert bin.
Kurz: Der finanzielle Unterschied zwischen GKV und PKV schmilzt, wenn man wirklich alles berücksichtigt (z.B. die sehr viel höheren Zuzahlungen, wenn man z.B. Kinder hat, die Physiotherapie brauchen).
Aber das verdeutlich doch genau mein Problem. Man kann nicht in die Zukunft blicken. Es kann viel passieren oder eben nicht. Das man sich für das eine oder das andere System entscheiden muß ist kacke, weil man gar nicht genügend Informationen besitzt, um eine fundierte Entscheidung für den Rest des Lebens zu treffen. Man kann einfach nicht alle Eventualitäten berücksichtigen. Eigentlich könnte ich auch einen Würfel nehmen und ihm die Entscheidung überlassen.
Der Grund ist aber nicht der Unterschied zwischen GKV und PKV, sondern, dass der Beamtenstatus gar nicht sooo attraktiv ist.
Sag ich Dir, sobald ich verbeamtet wurde
