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Ich weiß nicht mehr weiter – Es sein lassen oder doch durchziehen?

Verfasst: 05.11.2025, 22:40
von DerPromovendator
Hallo zusammen,

ich befinde mich aktuell in einer schier ausweglosen Situation.

Ich habe mein erstes jur. Staatsexamen gemacht und schon vorher an einem Lehrstuhl gearbeitet. Ich wollte schon immer promovieren und dies gar nicht wegen des Titels, sondern weil ich die Vorstellung ein Thema wirklich "durchdrungen" zu haben, wunderschön fand. Ich recherchiere gern und setze gern meine Gedanken zusammen. Außerdem wollte ich schon immer in die Lehre gehen und hier ist ein Doktortitel ein großer Vorteil

Das war 2017. Bereits bei der Themensuche gab es Probleme, weil Themen die ich vorgeschlagen habe von meinem Doktorvater abgelehnt wurden. Traurigerweise gibt es zu diesen Themen heute fertige Dissertationen. Schade, dass ich also nicht genau das machen durfte, was ich wollte.

Er schlug mir ein Thema vor, welches in einem Themengebiet ist, welches ich unglaublich spannend finde – ich wurde aber oft auch drauf angesprochen, ob man in der Richtung wirklich so forschen kann. Das deprimiert mich bis heute, erscheint es mir so, dass meine Diss eigentlich schon "unmöglich" zu schrieben ist... Die Grundthese um die es geht wäre wohl schon "seltsam". Mittlerweile meine ich das in den Griff bekommen zu haben, beängstigen tut es mich aber trotzdem.

Ich habe dann von 2017 bis 2019 eine schwere Depression gehabt und war in einer sehr anstrengenden Psychotherapie, die viel Kraft gekostet hat. Ich hab in der Zeit alibimäßig weiter promoviert und vor allem Material gesammelt.

Ende 2019 hatte ich genug Kraft und mir war klar, dass das Ding Ende 2020 fertig sein wird. Ich hatte mir einen genauen Plan erstellt und dann kam Corona. Ich konnte nicht mehr in die Bibliotheken und die Bearbeitung war damit quasi nicht mehr machbar.

Ich bin dann ins Ref und später in en Job und habe mir jeden Tag vorgenommen, dass ich die Arbeit wieder aufnehme. Ich habe etwa 130 Seiten fertig, ca. 240 sollen es werden und "ausgeforscht" ist bereits alles. Ich habe es nie mehr geschafft dran zu arbeiten.

"Die Zeit ist vorbei", "Das packst du nicht", "Du bist zu dumm dafür" – Sobald ich versuche doch was dran zu machen ist wirklich ALLES auf der Welt interessanter und die ganze Chose ist mir auf eine fast schon merkwürdige Art und Weise lästig und anstrengend....

Ich würde es so gerne schaffen, aber mein innerer Kritiker bringt mich um. Ich werde sofort müde wenn ich an der Arbeit sitze und denke mir: Das wird eh nix mehr.

Leider arbeite ich auch Vollzeit, gleichzeitig will ich daran nur bedingt was ändern. Ich bin eigentlich auch fit nachdem ich zu Hause bin – und doch mache ich nichts. Aus Angst und aus Trauer vor der vertanen Zeit...


Ich weiß gar nicht, was mein Begehr mit diesem Beitrag ist. Vielleicht der Wunsch um Erfahrungsaustausch und jemanden, der mir Mut machen kann.

Vielen Dank!