Die Verwendung von KI in der Doktorarbeit

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Phantom123
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Die Verwendung von KI in der Doktorarbeit

Beitrag von Phantom123 »

Hallo Zusammen,

ich bin neu hier im Forum und hätte zwei Fragen.

Meine erste Frage wäre: Inwiefern darf man legal KI in der Doktorarbeit verwenden? Damit meine ich nicht, dass man die Doktorarbeit der KI schreiben lässt, sondern, dass man beispielsweise Erkenntnisse o. Ä. der KI zur Verfügung stellt und dieser einem dadurch „Formulierungshilfen“ gibt. Also so in etwa: „Schreibe mir eine Einleitung, in der folgendes steht: […].“ etc. Heißt die Arbeit an sich ist Eigenleistung.

Meine zweite Frage ist: Bei einer Doktorandenstelle an einer Uni mit 40 Stunden. Inwiefern hat man da die „Zeit“ an der eigenen Forschung zu arbeiten? Bzw. was für Aufgaben sind so typisch, die man an einer Doktorandenstelle macht? Natürlich ist es immer ganz individuell, aber ich meine generell. Falls es wichtig ist: Es handelt sich um eine Stelle/Doktorarbeit im Bereich der Bildungswissenschaften. Oder empfiehlt es sich eher, dass man eine Teilzeitstelle annimmt. Grade wenn man das Geld auch braucht.
Ich stehe nämlich zwischen der Wahl ins Ref zu gehen, und eine schöne Pension und eine gute Stelle zu kriegen in der ich auch verbeamtet bin und ein gutes Lohn habe und zwischen Doktorarbeit schreiben, weil mich auch die Forschung interessiert, aber das finanzielle und das „nicht verbeamtet sein“ sind etwas „schlecht“, da die Verbeamtung einen schon helfen kann. So sehe ich das zumindest.

Ich bedanke mich im Voraus
Wierus
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Re: Die Verwendung von KI in der Doktorarbeit

Beitrag von Wierus »

Phantom123 hat geschrieben: 12.04.2025, 21:47Meine erste Frage wäre: Inwiefern darf man legal KI in der Doktorarbeit verwenden? Damit meine ich nicht, dass man die Doktorarbeit der KI schreiben lässt, sondern, dass man beispielsweise Erkenntnisse o. Ä. der KI zur Verfügung stellt und dieser einem dadurch „Formulierungshilfen“ gibt. Also so in etwa: „Schreibe mir eine Einleitung, in der folgendes steht: […].“ etc. Heißt die Arbeit an sich ist Eigenleistung.
In meinen Augen ein absolutes No-Go, und das nicht nur im akademischen, sondern auch in anderen professionell-literarischen Bereichen.
Ich habe gehört, dass KI bald fähig sein wird, KI-erstellte Texte zu detektieren. Ich hoffe, das spricht sich rum und vor allem, dass es -- wenn es technisch ausgereift ist -- von den Universitäten zur Plagiatsprüfung eingesetzt werden wird.

Phantom123 hat geschrieben: 12.04.2025, 21:47Meine zweite Frage ist: Bei einer Doktorandenstelle an einer Uni mit 40 Stunden. Inwiefern hat man da die „Zeit“ an der eigenen Forschung zu arbeiten?
Mit Pech hast du in so einem Fall überhaupt keine Zeit mehr für deine Doktorarbeit. Die braucht nämlich viel Ruhe und konzentriertes Arbeiten, was durchaus zeitintensiv ist. Es gibt genügend Negativberichte über die Zustände im akademischen 'Mittelbau' (Doktoranden, Postdocs, Habilitanden), die genau in diese Richtung gehen.

Phantom123 hat geschrieben: 12.04.2025, 21:47Bzw. was für Aufgaben sind so typisch, die man an einer Doktorandenstelle macht?
Ein "Doktorand" ist per Definition jemand, der an seiner Doktorarbeit schreibt. Das ist seine oberste und recht eigentlich auch einzige verpflichtende Aufgabe. Alles - ich wiederhole: ALLES - andere ist optional und hängt von DV, Institut und Promotionsordnung ab.

Phantom123 hat geschrieben: 12.04.2025, 21:47Oder empfiehlt es sich eher, dass man eine Teilzeitstelle annimmt. Grade wenn man das Geld auch braucht.
Eine fachfremde oder sogar nicht-akademische Teilzeitstelle ist eine gute Option, um sich auch fernab der Universität ein Standbein aufzubauen. Das Risiko des Scheiterns ist auch im Wissenschaftsbereich gegeben und hier sogar besonders hoch.

Phantom123 hat geschrieben: 12.04.2025, 21:47Ich stehe nämlich zwischen der Wahl ins Ref zu gehen, und eine schöne Pension und eine gute Stelle zu kriegen in der ich auch verbeamtet bin und ein gutes Lohn habe und zwischen Doktorarbeit schreiben, weil mich auch die Forschung interessiert, aber das finanzielle und das „nicht verbeamtet sein“ sind etwas „schlecht“, da die Verbeamtung einen schon helfen kann. So sehe ich das zumindest.
An eine Doktorarbeit sollten sich meines Erachtens nur solche Leute setzen, die diese Qualifikationsschrift in erster Linie aus wissenschaftlichem Interesse schreiben wollen. Wen aber schon vor Beginn eines Promotionsstudiums die Aussicht auf Verbeamtung und eine 'schöne Pension' lockt, der sollte wirklich lieber in diese Richtung weitergehen und es mit der akademischen Forschung sein lassen.

Herzliche Grüße,

Wierus
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Re: Die Verwendung von KI in der Doktorarbeit

Beitrag von johndoe »

Wierus hat geschrieben: 13.04.2025, 16:21
Phantom123 hat geschrieben: 12.04.2025, 21:47Meine erste Frage wäre: Inwiefern darf man legal KI in der Doktorarbeit verwenden? Damit meine ich nicht, dass man die Doktorarbeit der KI schreiben lässt, sondern, dass man beispielsweise Erkenntnisse o. Ä. der KI zur Verfügung stellt und dieser einem dadurch „Formulierungshilfen“ gibt. Also so in etwa: „Schreibe mir eine Einleitung, in der folgendes steht: […].“ etc. Heißt die Arbeit an sich ist Eigenleistung.
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Ich habe gehört, dass KI bald fähig sein wird, KI-erstellte Texte zu detektieren. Ich hoffe, das spricht sich rum und vor allem, dass es -- wenn es technisch ausgereift ist -- von den Universitäten zur Plagiatsprüfung eingesetzt werden wird.
Die Hoffnung auf zuverlässige KI-Detektoren greift zu kurz. Technisch sind sie ungenau, leicht zu umgehen und produzieren viele Fehlalarme – besonders bei überarbeiteten Texten. Didaktisch verkennt der Ansatz, dass wir es nicht mit einem Betrugsproblem, sondern mit einem Strukturwandel zu tun haben. Statt auf Kontrolle zu setzen, sollten Universitäten überlegen, wie KI sinnvoll, transparent und kritisch in die Lehre integriert werden kann. Alles andere ist ein Wettlauf gegen die Realität – und der ist kaum zu gewinnen.


(Von KI erstellt, ich stimme dem aber grundsätzlich zu)
Florina
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Re: Die Verwendung von KI in der Doktorarbeit

Beitrag von Florina »

Mein aktueller Stand ist, dass fast alle KI zur Recherche, Diskussion, Grafikgenerierung und Programmierung nutzen. Das ist einfach effizient und ich sehe es ähnlich wie die Rechtschreibkorrektur von Word - bin da also ganz bei der Argumentation und Vision von Johndoe.
ABER man muss sich im Fach auskennen, um zu erkennen, wann KI Blödsinn von sich gibt. Meist klingt das alles ganz toll und schön, aber KI kommt selten zum Punkt, trifft klare Aussagen zu Forschungsfragen und verknüpft Dinge, die nicht zusammen gehören. Natürlich kann man nachjustieren mit den richtigen Prompts, aber das Handwerk "wissenschaftlich Arbeiten" muss man zwingend lernen, um KI zielgerichtet und seriös nutzen zu können.

Mein Rat bzgl. KI ist daher: Du kannst es nutzen, um einen ständig verfügbaren Sparringspartner und Lehrer zu haben. Lernen musst du dein Handwerk trotzdem.

Bzgl. der Frage, ob du die Arbeit an einer Dr-Arbeit beginnen solltest, sehe ich es wie Wierus. Man muss für sein Forschungsthema oder Forschung zumindest brennen, damit man es ordentlich macht. Das ist keine Hausarbeit, in der man einen Aspekt im gesteckten Rahmen herausarbeitet, sondern eine Reise mit vielen Abzweigungen und man muss selbstständig entscheiden, wohin man (tlw. zurück-)geht. Referendariate sind kein Zuckerschlecken und eine ganz andere Herausforderung, da man ständig evaluiert wird und es klare Maßstäbe gibt, in die man reingepresst werden soll. Das ist eher das Gegenteil einer Promotionszeit.

Zeit an der Uni für die Promotion: Steht in der Stellenauschreibung bzw. -beschreibung und deinem Vertrag. Steht da nichts darüber drin, lass es lieber sein ;)
Wenn man für eine Sache brennt, soll man daran glauben, dass man sie erreichen kann.
Pläne - die Running Gags des Lebens ;)
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Re: Die Verwendung von KI in der Doktorarbeit

Beitrag von Wierus »

johndoe hat geschrieben: 16.04.2025, 09:26
Wierus hat geschrieben: 13.04.2025, 16:21
Phantom123 hat geschrieben: 12.04.2025, 21:47Meine erste Frage wäre: Inwiefern darf man legal KI in der Doktorarbeit verwenden? Damit meine ich nicht, dass man die Doktorarbeit der KI schreiben lässt, sondern, dass man beispielsweise Erkenntnisse o. Ä. der KI zur Verfügung stellt und dieser einem dadurch „Formulierungshilfen“ gibt. Also so in etwa: „Schreibe mir eine Einleitung, in der folgendes steht: […].“ etc. Heißt die Arbeit an sich ist Eigenleistung.
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Ich habe gehört, dass KI bald fähig sein wird, KI-erstellte Texte zu detektieren. Ich hoffe, das spricht sich rum und vor allem, dass es -- wenn es technisch ausgereift ist -- von den Universitäten zur Plagiatsprüfung eingesetzt werden wird.
Die Hoffnung auf zuverlässige KI-Detektoren greift zu kurz. Technisch sind sie ungenau, leicht zu umgehen und produzieren viele Fehlalarme – besonders bei überarbeiteten Texten. Didaktisch verkennt der Ansatz, dass wir es nicht mit einem Betrugsproblem, sondern mit einem Strukturwandel zu tun haben. Statt auf Kontrolle zu setzen, sollten Universitäten überlegen, wie KI sinnvoll, transparent und kritisch in die Lehre integriert werden kann. Alles andere ist ein Wettlauf gegen die Realität – und der ist kaum zu gewinnen.


(Von KI erstellt, ich stimme dem aber grundsätzlich zu)
KI ist in der Forschung durchaus sinnvoll, etwa zur Auswertung von Makrodaten oder zur Fehlerprüfung, aber das habe ich auch nicht bestritten. Wie Florina schreib, produziert KI viel heiße Luft; schlimmer noch, es stimmen viel zu häufig angebliche Faktenangaben einfach nicht oder die Argumentation ist unsauber oder schlichtweg unlogisch. KI widerspricht sich oft und sie mag es außerdem immer noch, Dinge einfach zu erfinden.

Ich würde daher Studenten und Promovierenden empfehlen, ihre Texte lieber selbst zu schreiben, als einen ähnlichen Aufwand für die Überprüfung, Anpassung und Verbesserung von KI-Prosa zu stecken. Das hat im Übrigen auch etwas mit Didaktik und vor allem mit Propädeutik zu tun.

(Gruß an dein KI-Programm, :wink: )
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Re: Die Verwendung von KI in der Doktorarbeit

Beitrag von johndoe »

Wierus hat geschrieben: 16.04.2025, 20:15
johndoe hat geschrieben: 16.04.2025, 09:26
Wierus hat geschrieben: 13.04.2025, 16:21 .
Ich habe gehört, dass KI bald fähig sein wird, KI-erstellte Texte zu detektieren. Ich hoffe, das spricht sich rum und vor allem, dass es -- wenn es technisch ausgereift ist -- von den Universitäten zur Plagiatsprüfung eingesetzt werden wird.
Die Hoffnung auf zuverlässige KI-Detektoren greift zu kurz. Technisch sind sie ungenau, leicht zu umgehen und produzieren viele Fehlalarme – besonders bei überarbeiteten Texten. Didaktisch verkennt der Ansatz, dass wir es nicht mit einem Betrugsproblem, sondern mit einem Strukturwandel zu tun haben. Statt auf Kontrolle zu setzen, sollten Universitäten überlegen, wie KI sinnvoll, transparent und kritisch in die Lehre integriert werden kann. Alles andere ist ein Wettlauf gegen die Realität – und der ist kaum zu gewinnen.


(Von KI erstellt, ich stimme dem aber grundsätzlich zu)
KI ist in der Forschung durchaus sinnvoll, etwa zur Auswertung von Makrodaten oder zur Fehlerprüfung, aber das habe ich auch nicht bestritten. Wie Florina schreib, produziert KI viel heiße Luft; schlimmer noch, es stimmen viel zu häufig angebliche Faktenangaben einfach nicht oder die Argumentation ist unsauber oder schlichtweg unlogisch. KI widerspricht sich oft und sie mag es außerdem immer noch, Dinge einfach zu erfinden.

Ich würde daher Studenten und Promovierenden empfehlen, ihre Texte lieber selbst zu schreiben, als einen ähnlichen Aufwand für die Überprüfung, Anpassung und Verbesserung von KI-Prosa zu stecken. Das hat im Übrigen auch etwas mit Didaktik und vor allem mit Propädeutik zu tun.

(Gruß an dein KI-Programm, :wink: )
Empfehlen kann man vieles, aber man kann es in letzter Konsequenz nicht prüfen, ob KI verwendet wurde. Zumindest nicht allein durch die schriftliche Ausarbeitung. Ich glaub, dass es umso wichtiger ist, bei der mündlichen Verteidigung in die Tiefe zu bohren, um potentielle Betrüger zu entlarven, die alles von der KI machen ließen. Die Verteidigung gibt es bei uns bereits zur Bachelorarbeit. Und für alle anderen Fächer sehe ich fast nur die Option schriftliche Klausur: während des Semesters kann KI verwendet werden bis zum Umfallen, aber wer es nicht schafft, das Wissen selbst generieren, hat spätestens dann ein Problem.

Auf der anderen Seite ist es ein hilfreiches Werkzeug für Fachleute. Diese machen sich idR die Mühe und prüfen die Rohrergebnisse von KI. Und wieso soll man es verbieten für die Recherche? Weil es Zeit spart? Das könnte man über Suchmaschinen auch sagen und jede andere technische Entwicklung, zB Rechtschreibekorrektur Zitationstools.
Wierus
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Re: Die Verwendung von KI in der Doktorarbeit

Beitrag von Wierus »

johndoe hat geschrieben: 18.04.2025, 11:50... sehe ich fast nur die Option schriftliche Klausur: während des Semesters kann KI verwendet werden bis zum Umfallen, aber wer es nicht schafft, das Wissen selbst generieren, hat spätestens dann ein Problem.
Das wird den heutigen Studenten nicht gefallen aber ja, das scheint ein richtiger Ausweg zu sein.

johndoe hat geschrieben: 18.04.2025, 11:50Auf der anderen Seite ist es ein hilfreiches Werkzeug für Fachleute. Diese machen sich idR die Mühe und prüfen die Rohrergebnisse von KI. Und wieso soll man es verbieten für die Recherche? Weil es Zeit spart? Das könnte man über Suchmaschinen auch sagen und jede andere technische Entwicklung, zB Rechtschreibekorrektur Zitationstools.
Nein, man sollte es nicht für die Recherche oder zur Datenaufbereitung verbieten. Aber wissenschaftliche Prosa - ob nun Studienarbeit, Monografie, Sachbuch oder Einführungspublikation - sollte meines Erachtens grundsätzlich aus menschlicher Feder stammen. Dass eine wirkliche Kontrolle fast utopisch sein mag, ist mir klar, aber sich der drohenden Massenproduktion von KI-Prosa irgendwie entgegenzustellen halte ich für wichtig, ja für absolut notwendig.
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