Eigene Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Text
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Eigene Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Text
Hallo zusammen,
ich wollte mal fragen, unter welchen Voraussetzungen man eigene Erfahrungen in einen wissenschaftlichen Beitrag einbinden kann? Und: Wie?
ich wollte mal fragen, unter welchen Voraussetzungen man eigene Erfahrungen in einen wissenschaftlichen Beitrag einbinden kann? Und: Wie?
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Re: Eigene Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Text
Das ist meiner Meinung nur in sehr engem Rahmen möglich, z. B. am Beginn eines Textes als Anekdote, von der man auf die Forschungsfrage überleitet. Klar muss dabei sein, dass das persönlich Erlebte lediglich als rhetorischer Aufhänger dient und nicht zum wissenschaftlichen Teil des Textes gehört.
Die Gefahrt bei der Einbindung persönlicher Erlebnisse besteht m.E. darin, dass man als Wissenschaftlerin nur mit wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen arbeiten darf. Es sollte natürlich nicht der Eindruck entstehen, dass man das eigene Erleben dazu zählt. Als Aufhänger oder Schwank am Rande kann so etwas in einem geisteswissenschaftlichen Text aber auch ganz reizvoll und witzig sein. Allerdings sollte man dazu wirklich stilsicher schreiben und die Ebenen des Textes unmissverständlich voneinander abtrennen können.
Die Gefahrt bei der Einbindung persönlicher Erlebnisse besteht m.E. darin, dass man als Wissenschaftlerin nur mit wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen arbeiten darf. Es sollte natürlich nicht der Eindruck entstehen, dass man das eigene Erleben dazu zählt. Als Aufhänger oder Schwank am Rande kann so etwas in einem geisteswissenschaftlichen Text aber auch ganz reizvoll und witzig sein. Allerdings sollte man dazu wirklich stilsicher schreiben und die Ebenen des Textes unmissverständlich voneinander abtrennen können.
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Re: Eigene Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Text
Hallo LottaLoewe,
das ist eine spannende Frage! Um diese zufriedenstellend beantworten zu können, braucht es eventuell noch ein paar mehr Infos wie zum Beispiel das angestrebte Format. Wenn du beispielsweise einen praxisorientierten Erfahrungsbericht in einem Journal mit fachspezifischem Publikum publizierst, ist es im Grunde genommen obligatorisch, dass du deine eigenen - beruflichen - Erfahrungen einfließen lässt. Bestenfalls machst du das dann trotzdem nach wissenschaftlichen Kriterien und einem üblichen Aufbau, anhand dessen du deinen Praxisbericht strukturierst. So kannst du einerseits ein wissenschaftlich relevantes Thema bearbeiten und die theoretischen Grundlagen dazu mit entsprechenden Quellen unterlegen und gleichzeitig in den dafür vorgesehenen Kapiteln deine wertvollen Insights einfließen lassen, die du bestenfalls an den Stellen, wo es möglich ist, auch noch mit Literaturquellen unterfütterst.
Eine weitere (indirekte) Möglichkeit bietet sich an, wenn du im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit z.B. aufgrund deiner Expertise interviewt wirst und damit Teil des Datensatzes für die Empirie bist. Dadurch würden deine Erfahrungen auch unmittelbar und auf wertvolle Weise in einen wissenschaftlichen Beitrag einfließen. Natürlich veröffentlicht die Arbeit dann jemand anderes, aber dein Anteil wäre nichtsdestotrotz von unschätzbarem Wert.
Sicherlich gibt es auch weitere kreative Wege, wie du deinen Erfahrungsschatz in einem wissenschaftlich anerkannten Rahmen publizieren kannst und dabei nicht nur auf einer anekdotischen Ebene verweilst. Je nachdem, was dein Fachgebiet ist und deine Erfahrungen als besonders prägnant auszeichnet, könntest du dir ein passendes Forschungsdesign überlegen und zum Beispiel vergleichbar wie bei ethnografischen Studien dich selbst als Teil deiner Forschung implementieren. Das ist natürlich heikles Terrain (Stichwort ethische Grundlagen sowie reflexive Positionalität) und wäre nicht unbedingt meine erste Empfehlung. Aber wenn dein Studienaufbau methodisch stimmig und mit ausreichend qualifizierter wissenschaftlicher Literatur hinterlegt ist, wäre auch das eine Möglichkeit, um deine speziellen Erfahrungen wissenschaftlich zu untersuchen und anschließend zu veröffentlichen. Ein solcher reflexiver Zugang ist vor allem in qualitativen Forschungsdesigns (z. B. interpretative Sozialforschung, Grounded Theory) verbreitet und akzeptiert.
Was genau sind denn deine eigenen Erfahrungen, die du gerne publizieren möchtest?
das ist eine spannende Frage! Um diese zufriedenstellend beantworten zu können, braucht es eventuell noch ein paar mehr Infos wie zum Beispiel das angestrebte Format. Wenn du beispielsweise einen praxisorientierten Erfahrungsbericht in einem Journal mit fachspezifischem Publikum publizierst, ist es im Grunde genommen obligatorisch, dass du deine eigenen - beruflichen - Erfahrungen einfließen lässt. Bestenfalls machst du das dann trotzdem nach wissenschaftlichen Kriterien und einem üblichen Aufbau, anhand dessen du deinen Praxisbericht strukturierst. So kannst du einerseits ein wissenschaftlich relevantes Thema bearbeiten und die theoretischen Grundlagen dazu mit entsprechenden Quellen unterlegen und gleichzeitig in den dafür vorgesehenen Kapiteln deine wertvollen Insights einfließen lassen, die du bestenfalls an den Stellen, wo es möglich ist, auch noch mit Literaturquellen unterfütterst.
Eine weitere (indirekte) Möglichkeit bietet sich an, wenn du im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit z.B. aufgrund deiner Expertise interviewt wirst und damit Teil des Datensatzes für die Empirie bist. Dadurch würden deine Erfahrungen auch unmittelbar und auf wertvolle Weise in einen wissenschaftlichen Beitrag einfließen. Natürlich veröffentlicht die Arbeit dann jemand anderes, aber dein Anteil wäre nichtsdestotrotz von unschätzbarem Wert.
Sicherlich gibt es auch weitere kreative Wege, wie du deinen Erfahrungsschatz in einem wissenschaftlich anerkannten Rahmen publizieren kannst und dabei nicht nur auf einer anekdotischen Ebene verweilst. Je nachdem, was dein Fachgebiet ist und deine Erfahrungen als besonders prägnant auszeichnet, könntest du dir ein passendes Forschungsdesign überlegen und zum Beispiel vergleichbar wie bei ethnografischen Studien dich selbst als Teil deiner Forschung implementieren. Das ist natürlich heikles Terrain (Stichwort ethische Grundlagen sowie reflexive Positionalität) und wäre nicht unbedingt meine erste Empfehlung. Aber wenn dein Studienaufbau methodisch stimmig und mit ausreichend qualifizierter wissenschaftlicher Literatur hinterlegt ist, wäre auch das eine Möglichkeit, um deine speziellen Erfahrungen wissenschaftlich zu untersuchen und anschließend zu veröffentlichen. Ein solcher reflexiver Zugang ist vor allem in qualitativen Forschungsdesigns (z. B. interpretative Sozialforschung, Grounded Theory) verbreitet und akzeptiert.
Was genau sind denn deine eigenen Erfahrungen, die du gerne publizieren möchtest?
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Re: Eigene Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Text
Danke für eure Einschätzungen!
Zu dem Thema, über das ich schreiben möchte, gibt es kaum Literatur. Dafür arbeite ich seit vielen Jahren in genau dem Bereich. Ich "leide" aktuell etwas darunter, dass ich z.B. als Quelle die BA-Arbeit einer Studentin nutzen kann/muss, die Arbeit ist sehr gut, dennoch finde ich es so naja, dass ich nicht so wirklich meine Erfahrungen beschreiben "darf" und darauf rekurriere, was diese Studentin so zusammengetragen hat, die wiederum als Quellen hauptsächlich Artikel aus Mitgliederzeitschriften, Autobiografien u.ä. nutzte.
Ich will hier öffentlich nicht so viel schreiben zu meinem genauen Thema, damit ich nicht identifizierbar werde. Doch um einen Vergleich heranzuziehen: Es ist ungefähr so, als wolle ich beschreiben, dass sich Leute unsicherer fühlen, wenn ein städtisches Kiez nachts weniger gut beleuchtet ist, als wenn es vergleichsweise gut ausgeleuchtet durch Lampen ist. Und sich die Leute nochmal unsicherer fühlen, wenn das in einem Kiez so ist, wo die Kriminalitätsrate hoch ist. Hierzu gibt es vermutlich Studien, doch nehmen wir mal an, die gäbe es (noch) nicht, was dann?
Kürzlich las ich in einem - ich würde mal sagen populärwissenschaftlichen - Buch einer Ärztin zahlreiche Dinge, die wohl kaum mit Studien belegt sein dürften, die jedoch absolut einleuchtend sind, wenn man sich mit dem Thema auskennt. Ich finde es total gut, dass diese Frau, sowie auch die oben genannte Studentin, verschriftlicht haben was zutreffend ist ohne dass es Studien gibt. Doch als ich studiert habe hieß es eben schreiben dürfte man nur was man belegen könne.
Das mit Anekdote finde ich eine gute Idee. Doch zu einer Forschungsfrage könnte ich nicht überleiten, da ich keine Forschungsarbeit schreibe, sondern nur einen Beitrag zu einem Sammelband. (Sorry, das hatte ich nicht erwähnt bzw. wieder gelöscht, weil mir nicht klar war, dass das vermutlich relevant ist.) Wie könnte ich die Anekdote dann einbinden?
Ein ethnographischer Ansatz ist auch eine gute Idee, aber passt nicht zum Rahmen, der heißt: Artikel in zwei Monaten verfassen.
Ob das ein praxisorientierter Erfahrungsbericht werden darf könnte ich mal nachfragen. Das ist eine gute sehr gute Idee. Gibt es zu dessen wissenschaftlichen Kriterien und Aufbau irgendwelche Standards?
Zu dem Thema, über das ich schreiben möchte, gibt es kaum Literatur. Dafür arbeite ich seit vielen Jahren in genau dem Bereich. Ich "leide" aktuell etwas darunter, dass ich z.B. als Quelle die BA-Arbeit einer Studentin nutzen kann/muss, die Arbeit ist sehr gut, dennoch finde ich es so naja, dass ich nicht so wirklich meine Erfahrungen beschreiben "darf" und darauf rekurriere, was diese Studentin so zusammengetragen hat, die wiederum als Quellen hauptsächlich Artikel aus Mitgliederzeitschriften, Autobiografien u.ä. nutzte.
Ich will hier öffentlich nicht so viel schreiben zu meinem genauen Thema, damit ich nicht identifizierbar werde. Doch um einen Vergleich heranzuziehen: Es ist ungefähr so, als wolle ich beschreiben, dass sich Leute unsicherer fühlen, wenn ein städtisches Kiez nachts weniger gut beleuchtet ist, als wenn es vergleichsweise gut ausgeleuchtet durch Lampen ist. Und sich die Leute nochmal unsicherer fühlen, wenn das in einem Kiez so ist, wo die Kriminalitätsrate hoch ist. Hierzu gibt es vermutlich Studien, doch nehmen wir mal an, die gäbe es (noch) nicht, was dann?
Kürzlich las ich in einem - ich würde mal sagen populärwissenschaftlichen - Buch einer Ärztin zahlreiche Dinge, die wohl kaum mit Studien belegt sein dürften, die jedoch absolut einleuchtend sind, wenn man sich mit dem Thema auskennt. Ich finde es total gut, dass diese Frau, sowie auch die oben genannte Studentin, verschriftlicht haben was zutreffend ist ohne dass es Studien gibt. Doch als ich studiert habe hieß es eben schreiben dürfte man nur was man belegen könne.
Das mit Anekdote finde ich eine gute Idee. Doch zu einer Forschungsfrage könnte ich nicht überleiten, da ich keine Forschungsarbeit schreibe, sondern nur einen Beitrag zu einem Sammelband. (Sorry, das hatte ich nicht erwähnt bzw. wieder gelöscht, weil mir nicht klar war, dass das vermutlich relevant ist.) Wie könnte ich die Anekdote dann einbinden?
Ein ethnographischer Ansatz ist auch eine gute Idee, aber passt nicht zum Rahmen, der heißt: Artikel in zwei Monaten verfassen.
Ob das ein praxisorientierter Erfahrungsbericht werden darf könnte ich mal nachfragen. Das ist eine gute sehr gute Idee. Gibt es zu dessen wissenschaftlichen Kriterien und Aufbau irgendwelche Standards?
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Re: Eigene Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Text
Kannst Du evtl. einzelne Gespräche aus denen Du Deine Quellen ziehst, als Interviews o.ä. vermerken?
Meine ich so zum einen bei (populärwissenschaftlichen) Veröffentlichungen zur Sprachkunde schon gesehen zu haben.
Aber auch schon im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt "Sicherheit im Bahnhofsviertel" (Zufall, dass das jetzt Dein Beispiel trifft
Und ggf. irgendwo als Anhang vorhalten, auch wenn das bei einem Artikel ungewöhnlich ist.
Viel Erfolg!
Sebastian
Meine ich so zum einen bei (populärwissenschaftlichen) Veröffentlichungen zur Sprachkunde schon gesehen zu haben.
Aber auch schon im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt "Sicherheit im Bahnhofsviertel" (Zufall, dass das jetzt Dein Beispiel trifft

Viel Erfolg!
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Re: Eigene Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Text
Versuch doch mal, auf irgendeinem Social Media Kanal fündig zu werden. Um bei dem Beispiel mit der Strassenbeleuchtung zu bleiben: Gibt es ein Forum, ein Blog etc. mit hohem Contentvolumen, wo Dein Forschungsthema diskutiert wird? Schau doch mal, was Du dort an Äußerungen findest. Wie viele Benutzer thematisieren Straßenbeleuchtung als Sicherheitsaspekt? etc. Auf diesem Weg könntest Du auch persönliche Kontakte knüpfen und Interviews führen. Das hat mal jemand mit mir gemacht, via LinkedIn. Du könntest auch z.B. LinkedIn oder Researchgate durchforsten nach Personen mit passender Qualifikation und diese nach einem Interview fragen.
Ansonsten um die Ecke denken. In welcher Literatur könnte dennoch etwas zu Deinem Thema zu finden sein, auch wenn es nun keine direkten Studien gibt? Ich hatte mal ein ganz exotisches Thema für ein Referat: Genussmittel im Dritten Reich. Speziell Kaffee. Da gibt/gab es keine Literatur dazu. Daher habe ich ein Lehrbuch zu Lebensmittelrecht genommen aus den 1930er Jahren. Dort waren zahlreiche Fälle aus der Rechtspraxis geschildert, darunter auch Fälle zu Lebensmittelverfälschungen, speziell bei Kaffee. So erhielt ich ein Bild davon, welche (schreckliche) Kaffeequalität während der 30er Jahre in Deutschland im Handel war. Werde kreativ!
Ansonsten um die Ecke denken. In welcher Literatur könnte dennoch etwas zu Deinem Thema zu finden sein, auch wenn es nun keine direkten Studien gibt? Ich hatte mal ein ganz exotisches Thema für ein Referat: Genussmittel im Dritten Reich. Speziell Kaffee. Da gibt/gab es keine Literatur dazu. Daher habe ich ein Lehrbuch zu Lebensmittelrecht genommen aus den 1930er Jahren. Dort waren zahlreiche Fälle aus der Rechtspraxis geschildert, darunter auch Fälle zu Lebensmittelverfälschungen, speziell bei Kaffee. So erhielt ich ein Bild davon, welche (schreckliche) Kaffeequalität während der 30er Jahre in Deutschland im Handel war. Werde kreativ!

- thorsten_jungmann
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Re: Eigene Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Text
Hallo LottaLoewe,
meine erste Reaktion auf deine Frage wäre: gar nicht.
Bei zweitem Hinschauen könnte es methodische Ansätze geben, z.B. Interviews mit Menschen, die sehr ähnliche Erfahrungen haben wie du, und deren inhaltsanalytische Auswertung (qualitativ). Mehrere "Fallstudien" mit Menschen, die dir sehr ähnlich sind, könnten den Zugang zu deinen Erfahrungen auf diese Weise öffnen. Aber: Eine wissenschaftliche Herangehensweise muss immer u.a. objektiv, ehrlich und nachvollziehbar sein. Wenn du jetzt z.B. nur Menschen nach den o.g. Erfahrungen auswählst, dann müsstest du das mindestens in der Methodik beschreiben und auch das damit einhergehende Defizit an Objektivität reflektieren und diskutieren. Ob das dann noch belastbare Quelle sind, und sich gut als Fundament für deine weitere Arbeit eignen, kann angezweifelt werden.
Ich komme deshalb auf meine erste Reaktion zurück: Eigene Erfahrungen sind nicht Gegenstand einer Dissertation, wenn sie sich nicht mit fertigen, fremden Quellen belegen lassen, und dann nimmt man lieber nur die fremden Quellen und lässt den eigenen Senf weg – zumindest im Fundament.
Ich hoffe, das hilft ein bisschen. Meld dich gerne, wenn du noch Fragen hast.
Viele Grüße
Thorsten
meine erste Reaktion auf deine Frage wäre: gar nicht.
Bei zweitem Hinschauen könnte es methodische Ansätze geben, z.B. Interviews mit Menschen, die sehr ähnliche Erfahrungen haben wie du, und deren inhaltsanalytische Auswertung (qualitativ). Mehrere "Fallstudien" mit Menschen, die dir sehr ähnlich sind, könnten den Zugang zu deinen Erfahrungen auf diese Weise öffnen. Aber: Eine wissenschaftliche Herangehensweise muss immer u.a. objektiv, ehrlich und nachvollziehbar sein. Wenn du jetzt z.B. nur Menschen nach den o.g. Erfahrungen auswählst, dann müsstest du das mindestens in der Methodik beschreiben und auch das damit einhergehende Defizit an Objektivität reflektieren und diskutieren. Ob das dann noch belastbare Quelle sind, und sich gut als Fundament für deine weitere Arbeit eignen, kann angezweifelt werden.
Ich komme deshalb auf meine erste Reaktion zurück: Eigene Erfahrungen sind nicht Gegenstand einer Dissertation, wenn sie sich nicht mit fertigen, fremden Quellen belegen lassen, und dann nimmt man lieber nur die fremden Quellen und lässt den eigenen Senf weg – zumindest im Fundament.
Ich hoffe, das hilft ein bisschen. Meld dich gerne, wenn du noch Fragen hast.
Viele Grüße
Thorsten
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Re: Eigene Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Text
Danke für eure Tipps! Das mit den Interviews finde ich eine sehr gute Idee und bin auch schon dabei, das umzusetzen.
Übrigens geht es nicht um eine Diss, sondern um einen Fachartikel.
Übrigens geht es nicht um eine Diss, sondern um einen Fachartikel.
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Re: Eigene Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Text
Und noch eine Frage: Wie ist denn der aktuelle Standpunkt bezüglich Nutzung von ChatGPT bei der Erstellung von Fachbeiträgen? Also ich habe gerade mal versuchsweise ChatGPT gebeten, ein Inhaltsverzeichnis zu erstellen und das sieht echt gut aus.
- thorsten_jungmann
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Re: Eigene Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Text
Meinst du wirklich das Inhaltsverzeichnis? Das sollte ja eigentlich anhand der Überschriften automatisch generiert werden.
Falls du die Gliederung meinst: Ja, das kann ChatGPT gut. Sich dort Ideen zu holen und deine eigenen Ideen mit der KI zu "beratschlagen" ist nicht verboten und muss m.E. auch nirgendwo angegeben werden, wenn du das so nutzt wie du auch eine Suchmaschine nutzen würdest. Auch wenn du mit Connected Papers oder Perplexity Quellen findest, ist ja in meinen Augen gleichwertig mit "googlen" und muss nicht angegeben werden, solange es nicht überhand nimmt.
Wichtig finde ich immer, dass du nur solche Sachen mit KI erledigt, die du auch selber könntest (!) und die KI nur zwecks Arbeitserleichterung nutzt. Sobald die KI was neues, eigenes reinbringt, wird die Sache in meinen Augen problematisch.
Falls du die Gliederung meinst: Ja, das kann ChatGPT gut. Sich dort Ideen zu holen und deine eigenen Ideen mit der KI zu "beratschlagen" ist nicht verboten und muss m.E. auch nirgendwo angegeben werden, wenn du das so nutzt wie du auch eine Suchmaschine nutzen würdest. Auch wenn du mit Connected Papers oder Perplexity Quellen findest, ist ja in meinen Augen gleichwertig mit "googlen" und muss nicht angegeben werden, solange es nicht überhand nimmt.
Wichtig finde ich immer, dass du nur solche Sachen mit KI erledigt, die du auch selber könntest (!) und die KI nur zwecks Arbeitserleichterung nutzt. Sobald die KI was neues, eigenes reinbringt, wird die Sache in meinen Augen problematisch.
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