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Wie zugesagter Promotionsstelle wieder absagen?

Verfasst: 17.02.2025, 14:04
von Mousley
Hallo,

folgender Fall ergibt sich bei mir gerade: Ich habe mich auf eine Promotionsstelle beworben, die mir auch ganz gut gefällt und im allgemeinen will ich auch einen Doktor machen (Fachbereich Biologie). Ich war in Stadt A vor Ort, habe dann eine Zusage erhalten und wenig später auch zugesagt und meine Unterlagen zur Vertragserstellung eingereicht. Das einzige was mir nicht gepasst hat ist die Tatsache, dass mein Freund in einer anderen Stadt B (ca. 2-2,5 Stunden entfernt) arbeiten wird und wir eigentlich auch endlich zusammen wohnen wollten und sich natürlich auch dadurch Pendeln am Wochenende und wieder WG Leben, auf das ich nicht mehr so Lust habe, ergeben würden (eine Wohnung alleine ist zu teuer).

Nun habe ich nach meiner mündlicher Zusage in Stadt/Uni A doch noch aus Stadt B eine Einladung einer Arbeitsgruppe erhalten, vorbei zu kommen. Dieses Angebot würde ich gerne wahrnehmen, ich weiß natürlich noch nicht was rauskommt aber denke meine Chancen stehen ganz gut. Projekt und Umstände (Professor, AG, Uni) gefallen mir auch soweit. Problem: In der Stadt A liegt nun schon mein Vertrag zum Unterzeichnen bereit und ich soll vorbeikommen. Zu Stadt B kann ich erst in 10 Tagen, früher konnte der Professor nicht. Jetzt bin ich am Überlegen was ich machen soll, wie ich das dem Prof A darlege, ob ich komplett mit offenen Karten spielen soll und deshalb bitten soll den Vertrag später zu unterzeichnen, falls es mit Stadt B nichts wird. Ich könnte natürlich auch in Stadt A anfangen und ggf. kündigen, aber das ist doch blöd. Ich habe ein sehr schlechtes Gewissen und möchte niemandem unnötige Arbeit machen oder unzuverlässig rüberkommen. Fakt ist, dass ich Stadt B und das Projekt aber vorziehen würde, wenn sich nicht irgendwas ganz unerwartet schlechtes vor Ort ergeben würde.
Bei Stadt A könnte ich im nächsten Monat beginnen, bei Stadt B einen Monat später, das wäre aber für mich kein Problem zumal ich mich ja auch um eine Wohnung kümmern müsste.

Wie soll ich weiter vorgehen? Ich bin sehr verzweifelt und weiß nicht wie man sowas kommuniziert und wie viel ich preisgeben soll und wie normal sowas in der akademischen Welt ist (in der Industrie ist ja ein spontaner Wechsel oder Absage total normal und passiert sehr häufig).

Vielen Dank schon mal für jede hilfreiche Antwort. :KT:

Re: Wie zugesagter Promotionsstelle wieder absagen?

Verfasst: 18.02.2025, 17:14
von NLPDG_Guy
Hi,

wieso sagst du dem Institut in Stadt A nicht, dass du den Unterzeichnungstermin um 14 Tage aus privaten Gründen verschieben musst?

Viele Grüße
Maik

Re: Wie zugesagter Promotionsstelle wieder absagen?

Verfasst: 18.02.2025, 19:23
von Mousley
NLPDG_Guy hat geschrieben: 18.02.2025, 17:14 Hi,

wieso sagst du dem Institut in Stadt A nicht, dass du den Unterzeichnungstermin um 14 Tage aus privaten Gründen verschieben musst?

Viele Grüße
Maik
Ja das ist nun eine der Möglichkeiten einfach kurz und knapp um Verschiebung bitten, aber wenn ich später dann ankomme und ganz absage finde ich kommt es super blöd und als hätte ich sie nur hinhalten wollen. Deshalb dachte ich mir lieber direkt mit der ganzen Wahrheit kommen und in diesem Zug um späteren Start bitten und es möglichst so formulieren dass sie nicht denken, dass sie nur Option 2 sind (zumindest vom Projekt her). Bin drauf und dran es abzusenden :?

Re: Wie zugesagter Promotionsstelle wieder absagen?

Verfasst: 18.02.2025, 21:11
von NLPDG_Guy
Hi!

Natürlich wolltest du sie nur hinhalten, aber das sind ja auch nicht deine Freunde, sondern es ist ein Arbeitgeber. Der kennt sowas und macht das auch bei seinen eigenen Belangen nicht anders. Auf keinen Fall würde ich denen die "Wahrheit" sagen. Man sollte da taktisch vorgehen, denn du willst für dich die beste Konstellation erreichen und für die Beziehung zu seinem Partner sollte man schon alle Register ziehen.

Viele Grüße
Maik

Re: Wie zugesagter Promotionsstelle wieder absagen?

Verfasst: 19.02.2025, 13:41
von deen_everstin
Hallo Mousley,

es ist in jedem Fall ehrenwert, dass du mit offenen Karten spielen möchtest. Wie Maik schon geschrieben hat, musst du dann allerdings damit rechnen, dass dein zukünftiger Arbeit-/Promotionsstellengeber eben auch nach eigenen Interessen abwägt und die Stelle dann womöglich anderweitig besetzen wird. Denn egal, wie du es formulierst, ist es trotzdem ein Hinhalten und Optionen offenhalten und diese Botschaft kann man trotz wohl gewählter Worte ziemlich leicht dechiffrieren.

Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich vermutlich die Option Stadt A erst einmal unterschreiben und mit dieser Sicherheit schauen, ob sich die andere Möglichkeit in Stadt B tatsächlich ergibt. Und falls ja, kannst du dann immer noch offen und ehrlich antworten, dass sich kurzfristig eine Promotionsstelle in einer anderen Stadt ergeben hat, die mit deinem Privatleben deutlich besser vereinbar ist und du deshalb höflichst um einen Aufhebungsvertrag bittest. Das wird mit Sicherheit nicht auf Begeisterung stoßen, gleichzeitig läufst du bei diesem Vorgehen aber eben nicht Gefahr, im Zweifel keine von beiden Optionen wahrnehmen zu können und komplett neu suchen zu müssen.

So oder so wünsche ich dir viel Erfolg, dass alles so ausgeht, wie du es dir vorstellst und natürlich würde ich mich freuen, wenn du uns hier im Forum auch ein Update zu deiner letztlichen Entscheidung gibst. :)

Re: Wie zugesagter Promotionsstelle wieder absagen?

Verfasst: 20.02.2025, 21:00
von Bobo87
Das ist ein gar nicht so seltenes Dilemma und letztendlich Gewissenssache. Es ist ehrenwert, dass du dich moralisch korrekt verhalten willst aber solche "Rückzieher" von einem Vertrag kommen ebenfalls gar nicht selten vor.

Ich würde an deiner Stelle Vertrag A unterschreiben und dann um eine Aufhebung bitten, falls du Vertrag B bekommen und unterschrieben hast. Die Vertrag A Uni wird genervt sein aber vermutlich den Aufhebungsvertrag nicht verweigern, da sie ja nicht eine unmotivierte Person bei sich arbeiten lassen wollen. Ansonsten könntest du auch fristlos vor Stellenantritt kündigen. Dann könnten sie dich vl. finanziell rechtlich belangen aber ich habe noch nie gehört, dass eine Uni sowas tatsächlich macht.