Fachhochschule: Das Niveau sinkt.
Verfasst: 07.12.2024, 23:40
Hallo,
ich bin Professor an einer staatlichen FH in Baden-Württemberg. Mein Lehrgebiet liegt im MINT-Bereich. Von Jahr und Jahr muss ich beobachten, wie das Niveau sinkt. Kollegen aus den Wirtschaftswissenschaften berichten ähnliches.
Meines Erachtens gibt es zu viele Hochschulen und zu wenige Bewerber. Die Hochschulleitung (Rektorat, Senat) versuchen diesem Trend entgegenzuwirken, indem die Studien- und Prüfungsordnung immer mehr aufgeweicht wird. Jeder soll studieren dürfen und zum Abschluss gebracht werden. Das Ziel ist klar: Die Anfängerzahlen müssen hoch und die Abbruchquote niedrig sein. Je mehr Studenten lange an der Hochschule verbleiben, desto besser sind die finanziellen Zuwendungen des Landes an die Hochschule. Die MINT-Studiengänge stehen unter Druck, weil dort die Anfängerzahlen sehr niedrig sind. Es werden neue Studiengänge mit relativ fragwürdigen Inhalten eingerichtet, um Bewerber anzuziehen.
Einige Kollegen sprechen bereits davon, dass die Entwicklung zu einer Förderhochschule bzw. Deppenakademie hingeht. Ich kenne mittlerweile auch eine Handvoll von Fällen, bei denen sich Arbeitgeber über die Ausbildung einzelner Absolventen beschwert haben. Nach dem Motto, wie es sein könne, dass die Person einen Hochschulabschluss bekommen hat.
Es gibt berechtigte Zweifel, ob die Hochschule ihren Aufgaben aus dem LHG gerecht wird. Dort heißt es: "die Hochschulen für angewandte Wissenschaften vermitteln durch anwendungsbezogene Lehre und Weiterbildung eine Ausbildung, die zu selbstständiger Anwendung und Weiterentwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden oder zu künstlerischen Tätigkeiten in der Berufspraxis befähigt; sie betreiben anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung"
Ich frage mich, welche Möglichkeiten man hat (evtl. juristische Schritte), um die Hochschule dazu zu zwingen, dass sie ihre Aufgaben (wie vom Gesetzgeber verlangt) erfüllt.
Das Land müsste wahrscheinlich mal Tabula rasa machen und die Hochschullandschaft konsolidieren.
Beobachtet ihr ähnliche Entwicklungen an euren Hochschulen und wie geht ihr damit um?
Viele Grüße
ich bin Professor an einer staatlichen FH in Baden-Württemberg. Mein Lehrgebiet liegt im MINT-Bereich. Von Jahr und Jahr muss ich beobachten, wie das Niveau sinkt. Kollegen aus den Wirtschaftswissenschaften berichten ähnliches.
Meines Erachtens gibt es zu viele Hochschulen und zu wenige Bewerber. Die Hochschulleitung (Rektorat, Senat) versuchen diesem Trend entgegenzuwirken, indem die Studien- und Prüfungsordnung immer mehr aufgeweicht wird. Jeder soll studieren dürfen und zum Abschluss gebracht werden. Das Ziel ist klar: Die Anfängerzahlen müssen hoch und die Abbruchquote niedrig sein. Je mehr Studenten lange an der Hochschule verbleiben, desto besser sind die finanziellen Zuwendungen des Landes an die Hochschule. Die MINT-Studiengänge stehen unter Druck, weil dort die Anfängerzahlen sehr niedrig sind. Es werden neue Studiengänge mit relativ fragwürdigen Inhalten eingerichtet, um Bewerber anzuziehen.
Einige Kollegen sprechen bereits davon, dass die Entwicklung zu einer Förderhochschule bzw. Deppenakademie hingeht. Ich kenne mittlerweile auch eine Handvoll von Fällen, bei denen sich Arbeitgeber über die Ausbildung einzelner Absolventen beschwert haben. Nach dem Motto, wie es sein könne, dass die Person einen Hochschulabschluss bekommen hat.
Es gibt berechtigte Zweifel, ob die Hochschule ihren Aufgaben aus dem LHG gerecht wird. Dort heißt es: "die Hochschulen für angewandte Wissenschaften vermitteln durch anwendungsbezogene Lehre und Weiterbildung eine Ausbildung, die zu selbstständiger Anwendung und Weiterentwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden oder zu künstlerischen Tätigkeiten in der Berufspraxis befähigt; sie betreiben anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung"
Ich frage mich, welche Möglichkeiten man hat (evtl. juristische Schritte), um die Hochschule dazu zu zwingen, dass sie ihre Aufgaben (wie vom Gesetzgeber verlangt) erfüllt.
Das Land müsste wahrscheinlich mal Tabula rasa machen und die Hochschullandschaft konsolidieren.
Beobachtet ihr ähnliche Entwicklungen an euren Hochschulen und wie geht ihr damit um?
Viele Grüße