Lehrauftrag an einer privaten oder staatlichen FH?

Fragen und Antworten rund um die Professur an Fachhochschule (FH) bzw. Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW)
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Blackbeart13
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Lehrauftrag an einer privaten oder staatlichen FH?

Beitrag von Blackbeart13 »

Liebe Community,

zunächst einmal vielen Dank für die tollen Beiträge hier im Forum. Ich habe vor einiger Zeit meine Promotion erfolgreich abgeschlossen und als neues langfristiges Ziel eine (staatliche) FH-Professur ins Auge gefasst. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung und Berufung auf eine FH-Professur wurden bereits in verschiedenen Beiträgen erläutert. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass sich die einzelnen Anforderungen im Durchschnitt wie folgt gewichten lassen. (Ich bitte um Korrekturen :D).

1.) Ausreichende Berufserfahrung (mindestens 3 Jahre, gerne mehr. In meinem Fachbereich scheint es geschätzt zu werden, wenn hier und da schon mal eine Karrierestufe erklommen wurde).

2.) didaktische Erfahrung, im besten Fall positiv evaluiert

3.) Publikationen

4.) Einwerbung von Drittmitteln

Eine sehr gut abgeschlossene Promotion setze ich als Mindestanforderung voraus. Mir ist bewusst, dass die Erfüllung der Punkte zumindest für eine Einladung zur Probevorlesung qualifiziert. Ab dann sind der "Nasenfaktor" und die Leistung in der Probevorlesung entscheidend.


In meinem Fall sehe ich eine große Lücke im zweiten Punkt meiner Frage:

Um meine Lehrerfahrung zu erweitern, überlege ich, einen Lehrauftrag an einer Fachhochschule anzunehmen. Neben der klassischen staatlichen FH könnte ich dies auch an einer privaten tun. Macht die Berufungskommission einen Unterschied, wo die didaktische Eignung erworben wurde? Bei einem Lehrauftrag an einer staatlichen FH sehe ich das Problem der Vereinbarkeit von Lehre und Beruf, während die privaten FHs teilweise mit zeitlicher und örtlicher Flexibilität werben.

Ich würde mich über Erfahrungsberichte freuen.
johndoe
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Re: Lehrauftrag an einer privaten oder staatlichen FH?

Beitrag von johndoe »

Für mich wäre das unerheblich, solange die Lehrform vergleichbar ist, dh richtige Vorlesungen vor Ort mit physisch anwesenden Teilnehmern.

Online Lehre, Lernvideos etc ist sicher nicht unwichtig und lässt sich besser mit deinem Job vereinbaren, aber entspricht allein (für mich) nicht das full picture der didaktischen Erfahrung.
Jucy23
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Re: Lehrauftrag an einer privaten oder staatlichen FH?

Beitrag von Jucy23 »

Mit Blick auf die Berufung hätte diese Frage in den Verfahren, an denen ich beteiligt war, keine Rolle gespielt. Wichtig ist, dass überhaupt Lehrerfahrungen vorhanden sind. Nicht nur für deine Beurteilung, sondern auch um die Probelehrveranstaltung gut über die Bühne zu kriegen.
DrNo
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Re: Lehrauftrag an einer privaten oder staatlichen FH?

Beitrag von DrNo »

Ich würde mir garnicht soviel gedanken dazu machen was der BK auf dem Papier am besten gefällt. Bei uns werden die Probevorlesungen sehr hoch gewichtet und die Beurteilung der didaktischen Eignung erfolgt gerade anhand dieser Vorträge. Deswegen ist meine Empfehlung Lehrerfahrung zu sammeln, die dich optimal auf die Lehrproben vorbereitet. Zusätzlich empfehlenswert ist es eine Vorstellung zu entwickeln in welche Richtung man die eigene Lehre entwickeln möchte. Hier ist es natürlich gut sich mit aktuellen Trends und Themen auseinander zu setzen und eine eigene Position zu entwickeln.
echolot
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Re: Lehrauftrag an einer privaten oder staatlichen FH?

Beitrag von echolot »

Ich schließe mich allen Ausführungen meiner Vorredner an und möchte noch folgende Gedanken ergänzen:
1. Lehraufträge verschaffen DIR einen guten Eindruck davon, ob Lehre für dich eine interessante Tätigkeit ist - an der FH ja der Schwerpunkt. Wenn du wider Erwarten keine Freude daran hast, ist das m.E. eine gute Information und deutet eher darauf hin, das FH-Prof vielleicht doch nichts für dich ist.

2. Richtigerweise wurde schon gesagt, dass die Bedeutung der Lehrerfahrung sowohl für die Papierlage (Bewerber hat freiwillig Lehrauftrag gemacht, hat Interesse an Lehre) als auch für die Probevorlesung (Wie baut man so eine VL didaktisch auf, wie bindet man Studierende ein etc). Hier merkt die BK schnell, wer da auf sicherem Terrain ist und wer nicht.

3. Zur Frage private vs. staatliche FH: Dort sehe ich nicht so sehr den Unterschied in der "Wertigkeit" der Lehrerfahrung, sondern beide schaffen unterschiedliche Chancen für dich: Bei den Privaten sind es oft berufsbegleitende, duale, hybride Studienformen mit z.T. älteren, erfahreneren Studierenden. Bei den Staatlichen eher Vollzeit und Präsenzlehre mit üblicherweise dem typischen "Abiturienten" (nicht despektierlich gemeint). Wenn man beides mal gesehen hat, kann man Lehrkonzepte und -formen besser für sich selbst reflektieren und wird damit zu einer "reiferen" Lehrperson.

4. Zusatzgedanke: Taktisch klug ist es, sich Hochschulen für Lehraufträge zu suchen, bei denen du inhaltlich möglichst gut passende Module machen kannst, um so deinen Schwerpunkt zu schärfen. Falls du eine "Ziel-FH" bzw. "Wunsch-FH" hast, würde ich es direkt dort probieren, das ist bei Berufungsverfahren sehr nützlich, wenn bekannt ist und sich schon bewährt hat.

Viel Erfolg!
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