Qualitative Interviews ohne schriftliche Einwilligung nutzen

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Planlos
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Qualitative Interviews ohne schriftliche Einwilligung nutzen

Beitrag von Planlos »

Moin zusammen,

im Rahmen meiner Dissertation führe ich qualitative Interviews.

Ich forsche in einem, für manche meiner Interviewpartner, aufenthaltsrechtlich und persönlich sehr sensiblem Bereich.

Nun haben mir zwei meiner Interviewpartnerinnen geantwortet, dass sie gerne mit mir ein Interview machen würden,
allerdings nicht bereit sind mir eine schriftliche Einwilligung zu unterschreiben, aus welcher ihr Klarname hervorgeht.

War jemand mal in einer solchen Situation und kann mir Erfahrungswerte geben wie er/sie damit umgegangen ist?

Ich plane meine Betreuerin diesbezüglich zu fragen, habe meinen nächsten Kontakt mit ihr allerdings erst in 2 Wochen
und die Termine für die Interviews wären davor.

Danke im Voraus.
ana_z
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Re: Qualitative Interviews ohne schriftliche Einwilligung nutzen

Beitrag von ana_z »

Hi Planlos,

aus deinem Beitrag ist schon abzulesen, dass du weißt, was in der Situation (nicht) zu tun ist ;)

Ich hatte bereits ähnliche Situationen, die sich allerdings nach einer (teilweise sehr!) ausführlichen Aufklärung zum Datenschutzkonzept und ggf. noch Datenmanagement der Studie erledigt haben. Als Proband*in tut man sich häufig mit dem Konzept einer Einwilligungserklärung schwer und das ist durchaus nachvollziehbar - dass die eigenen personenbezogenen Daten eben durch schriftliche Kennzeichnung und Bestätigung dieser geschützt werden, kommt einem schon ziemlich schräg vor.
Ich würde das nächste Treffen mit deiner Betreuerin nicht abwarten, sondern sie direkt anschreiben und um Unterstützung in diesen Gesprächen bitten, falls du auch selber diesen Weg gehen willst.

Drücke dir die Daumen!
deen_everstin
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Re: Qualitative Interviews ohne schriftliche Einwilligung nutzen

Beitrag von deen_everstin »

Ich war/bin in einer ähnlich sensiblen Situation. Im Rahmen meiner qualitativen Datenerhebung habe ich u.a. Interviews mit ehemaligen Inhaftierten aus einschlägigen Bereichen mit weiterhin aktiven Kontakten in bestimmten Szenen geführt. Die wollten natürlich auch tunlichst vermeiden, dass irgendwo ihr Name auftaucht. Ich habe ihnen dann zugesichert, dass ihr Klarname sowie sämtliche personenbezogenen Informationen, die Rückschlüsse auf sie geben könnten, innerhalb der Dissertation und allen Datensätzen pseudonomisiert werden. Dazu habe ich versichert, dass die von ihnen unterschriebene Einwilligungserklärung ausdrücklich nicht veröffentlicht sowie nach erfolgreichem Abschluss des Promotionsverfahrens datenschutzkonform nach den Löschfristen vernichtet wird.

Das hat bisher allen gereicht. Ich habe an der Stelle auch stets versucht, alle Sorgen und kritischen Fragen ernst zu nehmen und sie nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten und stets zu unterstreichen, dass es mir bei meiner Forschung natürlich nicht darum geht, ihnen negative Konsequenzen aufgrund ihrer Bereitschaft, mich zu unterstützen, zu bereiten. Wenn man das authentisch kommuniziert und das Forschungsdesign entsprechend sensibel gestaltet, hat das zumindest in meinem Fall bisher immer dazu geführt, dass die Interviews (datenschutzkonform) stattfinden konnten.
Wierus
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Re: Qualitative Interviews ohne schriftliche Einwilligung nutzen

Beitrag von Wierus »

Hallo,

soweit ich weiß sind anonymisierte Interviews in der empirischen Sozialforschung häufiger der Fall.

Wäre es möglich, die Unterschrift einer leitenden Person der betreffenden Einrichtung zu erhalten? Vielleicht kann Direktor*in/Leiter*in bestätigen, dass du im Rahmen deines Forschungsprojekts diese Interviews mit soundsoviel Personen geführt hast?

Das wäre natürlich nur eine Verlegenheitslösung, aber besser als garnichts, oder?
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