Gehalt an privater HAW bzw. FH - W2-Äquivalenz?

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suranjo
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Gehalt an privater HAW bzw. FH - W2-Äquivalenz?

Beitrag von suranjo »

Hallo zusammen,

ich benötige mal eine Einschätzung zum Gehalt an privaten FHs. Hintergrund ist meine Bewerbung, bei der die Gehaltsvorstellungen (Bruttojahresgehalt) angegeben werden sollen.

Mich würde interessieren:
- Wie errechnet sich ein W2-Äquivalent, d.h., wieviel muss ich brutto verdienen, um mit KV, Rente vs. Pension in etwa gleich viel rauszubekommen.
- Wie schätzt ihr die Angabe eines solchen Wunschgehalts ein? Was wird an privaten realistisch gezahlt? Klar, hängt das auch vom Einzelfall ab, mich interessiert eher eine Overall-Einschätzung.

Ich freue mich über eure Informationen und Erfahrungen. Vielen Dank!
echolot
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Re: Gehalt an privater HAW bzw. FH - W2-Äquivalenz?

Beitrag von echolot »

Hallo,

also zunächst einmal sind Gehälter an privaten Hochschulen frei verhandelbar. Da es Wirtschaftsunternehmen sind, versuchen die natürlich ihre Kosten niedrig zu halten, sind aber durchaus auch in der Lage, deutlich mehr zu zahlen als staatliche HS, wenn sie jemanden unbedingt haben wollen.

Das du als Bewerber dich an W2 orientierst, ist nachvollziehbar und wird auch i.d.R. so gemacht und verstanden. Ich würde für eine grobe Näherung wie folgt vorgehen:
1. Ermittle die Besoldungshöhe für dich, wenn du an einer staatlichen Hochschule im gleichen Bundesland mit W2 verbeamtet wärest: https://oeffentlicher-dienst.info/beamte/land/ - dort auch auf Familienzulagen achten! (verheiratet/Kinderzahl...).
2. Das dort ermittelte NETTOgehalt gibst du anschließend in einem Rechner ein, der Netto in Brutto umwandeln kann, z.B. https://www.webrechner.de/netto-brutto-rechner/. Damit bekommst du das BRUTTOgehalt, dass du als ANGESTELLTER verdienen müsstest, um auf das oben berechnete NETTOgehalt der Verbeamtung zu kommen.

Fehlt noch die Krankenversicherung. Hier ist es in der Regel so, dass du als Beamter behilfeberechtigt bist. Die Behilfe zahlt je nach Bundesland rund 80% deiner medizinischen Versorgung (auch für deine Kinder) und für den Rest (20%) brauchst du eine private KV. Die ist dann aber deutlich günstiger als eine reguläre PKV, da sie ja nur die 20% der Kosten abdecken muss. Da müsstest du mal die Regelungen bei der Behilfestelle in deinem Bundesland anschauen.

Rente ist sehr viel schwerer. Die genaue Summe einer Beamtenpension zu errechnen, ist sehr schwer, da bei W2 (mit Verbeamtung) die Pension von diversen Faktoren abhängt, z.B. anrechenbare Vorbeschäftigungszeiten, Dienstjahre, letzte Besoldungshöhe usw. Gesetzliche Rente unterliegt anderen Nebenbedingungen (eingezahlte Beiträge, Jahre, ...). Da kann sich quasi nur Modellrechnungen geben lassen und versuchen, die Differenz über die Kosten für aktienfondsbasierte Zusatzrente zu bestimmen und diese dann auf das benötigte Nettogehalt aufzuschlagen.

Klingt nach sehr viel Arbeit und ist es vermutlich auch. Allerdings hat man damit schon eine gute Argumentationsgrundlage gegenüber der HS, die dann erstmal begründen muss, warum sie dich im Gehalt nicht mit der Tätigkeit an einer staatlichen HS gleichstellen kann oder will.

Viel Erfolg!
donkeydoeshisphd
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Re: Gehalt an privater HAW bzw. FH - W2-Äquivalenz?

Beitrag von donkeydoeshisphd »

Ergänzend ein Überblick über die Beihilfeleistungen der einzelnen Bundesländer: https://www.beihilfe-pkv.de/beihilfereg ... deslaender

Bei einem oder keinem kindegeldberechtigtem Kind (unter 25, wenn es sich in einer Ausbildung befindet) sind es durchaus häufig 50%, die du selbst absichern musst.

Falls deine Kinder in die PKV müssen, da übernimmt die Beihilfe sehr viel (bis 80% je nach Bundesland) und die PKV-Kinderversicherungen für die restlichen 20% sind sehr günstig (50€ im Monat ca.)

Ich würde kalkulatorisch (stark vereinfacht) 500 Euro mit zwei Kindern ansetzen, für dich alleine 400 - ja, kann sehr abweichen, ich weiß, aber es geht ja um eine pragmatische Schätzung.
neuling2018
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Re: Gehalt an privater HAW bzw. FH - W2-Äquivalenz?

Beitrag von neuling2018 »

Eine W2 in Bayern mit 2 Kindern liegt netto bei ca. 60.000 EUR - ohne Zulagen. Jetzt hat man aber noch die PKV mit angenommen 300 Eur im Monat, die abgehen, liegt also bei ca. 57.000 EUR.

Als Angestellter in der freien Wirtschaft ca. 100.000 EUR Brutto. Jetzt aber natürlich die "schlechtere" KV, und ggf. schlechtere bAV und Risiko des Berufs generell ("Entlassung", etc.)-wieviel dies jemandem Wert ist ist individuell. Aber eine private FH müsste dann schon m.E. irgendwo ab 150.000 EUR Gehalt liegen, damit es attraktiv wird. Ist das ein realistisches Gehalt?
mahatmagandhi
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Re: Gehalt an privater HAW bzw. FH - W2-Äquivalenz?

Beitrag von mahatmagandhi »

neuling2018 hat geschrieben: ↑18.04.2024, 22:11 Eine W2 in Bayern mit 2 Kindern liegt netto bei ca. 60.000 EUR - ohne Zulagen. Jetzt hat man aber noch die PKV mit angenommen 300 Eur im Monat, die abgehen, liegt also bei ca. 57.000 EUR.

Als Angestellter in der freien Wirtschaft ca. 100.000 EUR Brutto. Jetzt aber natürlich die "schlechtere" KV, und ggf. schlechtere bAV und Risiko des Berufs generell ("Entlassung", etc.)-wieviel dies jemandem Wert ist ist individuell. Aber eine private FH müsste dann schon m.E. irgendwo ab 150.000 EUR Gehalt liegen, damit es attraktiv wird. Ist das ein realistisches Gehalt?
Wieso muss die private FH mehr bezahlen als ein Unternehmen in der freien Wirtschaft?
donkeydoeshisphd
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Re: Gehalt an privater HAW bzw. FH - W2-Äquivalenz?

Beitrag von donkeydoeshisphd »

Vergleich Wirtschaft/FH ist sicher nicht sinnvoll um ein Prof. Gehalt herauszukriegen, denn es geht um unterschiedliche Jobs.

Ich habe als Ergänzung noch gefunden,dass jedenfalls die grossen privaten FHs bei Kununu und Co sind. Da gibt es auch Angaben zu Professorengehälten. Hier mal als Beispiel: https://www.kununu.com/de/iu-internatio ... ule/gehalt

Bei der IU liegt demnach ein Prof Gehalt zwischen 60 und 100k brutto, Mittwelwert 70k.

Da muss berücksichtigt werden, dass dies eine FH für "die breite Masse" ist. Bei Einrichtungen mit "elitärem Anspruch" und entsprechenden Studiengebühren dürfte die Gehaltsrange anders sein (WHU und Co). Aber vllt finden sich auch dazu Infos auf Kununu und Co.

Ausserdem ist nicht klar,ob es hier um das Grundgehalt geht und wie die Stellenanteile sind. Eine Range 70-90k mit so 80k im Mittel halte ich daher (jedenfalls für IU) für ne realistische Hausnummer
abcde
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Re: Gehalt an privater HAW bzw. FH - W2-Äquivalenz?

Beitrag von abcde »

Nach meinem Eindruck zahlen die privaten FHs eher "schlecht". Gut und schlecht sind natürlich relativ, aber wenn man unterstellt, dass die Leute, die Professor werden, ausserhalb der Hochschulen nicht bloss Durchschnitt verdienen würden, dann zahlen die FHs schlecht. Die hier für die IU genannten Gehälter scheinen mir eher gut für eine FH, ich habe da auch schon schlechteres gesehen. Letztlich muss man halt sehen, was die FHs bieten und sich entsprechend entscheiden. Aber 150k u. ä. sind meiner Erfahrung nach völlig utopisch. M. E. nach setzen die FHs statt auf hohe Gehälter auf folgendes:
1. Professoren-"Titel" - in vielen Fällen _das_ Argument schlechthin. Dafür, sich mit "Herr Professor" anreden zu lassen, tuen viele einiges.
2. Nebentätigkeiten - gut bezahlte Beratungs-, Gutachter usw.-Tätigkeiten können gutes Geld einbringen, oft wird erwartet, dass wer Geld will, das auf diese Weise verdient. Der "Titel" hilft dabei
3. Ruhigerer Job - mit etwas Routine ist der Job nicht extrem stressig. Wer sich Stress machen will, kann dies für Nebentätigkeiten nutzen, siehe auch Punkt 2.
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