Habilitation und HAW-Berufungsverfahren

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Wierus
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Re: Habilitation und HAW-Berufungsverfahren

Beitrag von Wierus »

mashdoc hat geschrieben: ↑07.02.2024, 07:56 Richtig, nur wie findet man einen Betreuer bei Option c?
Externe Habilitationen sind keine Seltenheit. In der Fachrichtung Medizin gibt es sie sogar recht häufig.
Von daher erfolgt die Betreuersuche über die klassischen Wege der Kontaktaufnahme: Sprechstunde, Telefongespräch, Email etc.
Allerdings hat der "Habilitationsbetreuer" eine völlig andere Rolle als noch die Erstbetreuer der Bachelor-, Master- und Doktorarbeit.

johndoe hat geschrieben: ↑07.02.2024, 09:21Insofern ist doch die Juniorprofessur das beste Mittel, um sich für eine Uni-Professur zu profilieren und qualifizieren. Man hat am meisten Zeit (kaum Lehre ), sammelt Erfahrung an der Uni, kann als Prof netzwerken und ist danach immer noch jung genug für alle Optionen, auch außerhalb Uni.
Also ich habe gelesen, dass das Lehrdeputat der Juniorprofessur durchaus üppig ist und man von hier auf jetzt zur Einwerbung von Drittmitteln angehalten ist. Obendrauf kommt das Evaluationsprozedere wie ein Damoklesschwert. Unter derartigen Bedingungen zu habilitieren stelle ich mir alles andere als rosig vor. Und dass mittlerweile häufiger während der Juniorprofessur habilitiert wird, kann man in diesem Thread nachlesen: viewtopic.php?t=8009&start=20

Dann wohl doch lieber die HAW-Professsur in Teilzeit , was an mindestens zwei ganzen Tagen pro Woche die Arbeit am Habilitationsprojekt erlauben und einen freien Sonntag bescheren sollte.

DrNo hat geschrieben: ↑07.02.2024, 09:36Es wirkt auf den ersten Blick also so, als ob die Habil. quasi im Vorbeigehen möglich wäre.
Die Habilitation ist ihrem Anspruch nach eine "Dissertation plus", also im Regelfall ein wissenschaftlich noch anspruchsvolleres Projekt.
Ob das einfach so im Vorbeigehen erledigt werden kann, halte ich mindestens für fraglich. :mrgreen:
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Re: Habilitation und HAW-Berufungsverfahren

Beitrag von DrNo »

Wierus hat geschrieben: ↑07.02.2024, 20:56
DrNo hat geschrieben: ↑07.02.2024, 09:36Es wirkt auf den ersten Blick also so, als ob die Habil. quasi im Vorbeigehen möglich wäre.
Die Habilitation ist ihrem Anspruch nach eine "Dissertation plus", also im Regelfall ein wissenschaftlich noch anspruchsvolleres Projekt.
Ob das einfach so im Vorbeigehen erledigt werden kann, halte ich mindestens für fraglich. :mrgreen:
Ich denke die Hauptarbeit ist getan wenn eine ausreichende Anzahl von Veröffentlichung erstellt wurde. Das was dann noch fehlt um diese in eine Habilitation zu gießen sollte vom Aufwand her viel geringer sein.
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Re: Habilitation und HAW-Berufungsverfahren

Beitrag von johndoe »

Wierus hat geschrieben: ↑07.02.2024, 20:56
johndoe hat geschrieben: ↑07.02.2024, 09:21Insofern ist doch die Juniorprofessur das beste Mittel, um sich für eine Uni-Professur zu profilieren und qualifizieren. Man hat am meisten Zeit (kaum Lehre ), sammelt Erfahrung an der Uni, kann als Prof netzwerken und ist danach immer noch jung genug für alle Optionen, auch außerhalb Uni.
Also ich habe gelesen, dass das Lehrdeputat der Juniorprofessur durchaus üppig ist und man von hier auf jetzt zur Einwerbung von Drittmitteln angehalten ist. Obendrauf kommt das Evaluationsprozedere wie ein Damoklesschwert. Unter derartigen Bedingungen zu habilitieren stelle ich mir alles andere als rosig vor. Und dass mittlerweile häufiger während der Juniorprofessur habilitiert wird, kann man in diesem Thread nachlesen: viewtopic.php?t=8009&start=20

Dann wohl doch lieber die HAW-Professsur in Teilzeit , was an mindestens zwei ganzen Tagen pro Woche die Arbeit am Habilitationsprojekt erlauben und einen freien Sonntag bescheren sollte.
Ist echt nicht mein Thema, aber ein bisschen Googlen hilft: "Insgesamt wird das Verfahren der Zwischenevaluation von der überwiegenden Mehrheit der JuniorprofessorInnen positiv bewertet: 70 % antworten, dass sie das Verfahren überwiegend als angemessen bewerten; lediglich 13 % bezeichnen es als eher oder gar nicht angemessen." Lt. CHE Befragung.

Im Übrigen ist auch das ein konstruierter Vergleich. Das Äquivalent zur JP an der FH ist die Nachwuchsprofessur. Und streng genommen ersetzt die JP eine Habilitation als Qualifikation. Die Fachbereiche, an denen die Habilitation so hochgehalten wird trotz JP, sind aber oft die, die es an FHs kaum gibt. Im Gegenteil, in technischen Fächern haben auch Uni Profs oftmals nicht habilitiert. Somit ist diese Option äußerst theoretisch.

Aber letztendlich darf jeder seine Lebenszeit nach Belieben füllen. Und wer aus FH Prof Habilitation, noch mal promovieren, noch ein MBA,... auf der Agenda hat, soll halt einfach machen.
Wierus
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Re: Habilitation und HAW-Berufungsverfahren

Beitrag von Wierus »

johndoe hat geschrieben: ↑08.02.2024, 08:44Ist echt nicht mein Thema, aber ein bisschen Googlen hilft: "Insgesamt wird das Verfahren der Zwischenevaluation von der überwiegenden Mehrheit der JuniorprofessorInnen positiv bewertet: 70 % antworten, dass sie das Verfahren überwiegend als angemessen bewerten; lediglich 13 % bezeichnen es als eher oder gar nicht angemessen." Lt. CHE Befragung.

Im Übrigen ist auch das ein konstruierter Vergleich. Das Äquivalent zur JP an der FH ist die Nachwuchsprofessur. Und streng genommen ersetzt die JP eine Habilitation als Qualifikation. Die Fachbereiche, an denen die Habilitation so hochgehalten wird trotz JP, sind aber oft die, die es an FHs kaum gibt. Im Gegenteil, in technischen Fächern haben auch Uni Profs oftmals nicht habilitiert. Somit ist diese Option äußerst theoretisch.

Aber letztendlich darf jeder seine Lebenszeit nach Belieben füllen. Und wer aus FH Prof Habilitation, noch mal promovieren, noch ein MBA,... auf der Agenda hat, soll halt einfach machen.
Deine Polemik ist völlig unnötig.

Ich habe mich unlängst mit dem Thema "Juniorprofessur" befasst und weiß aus mehreren Quellen, dass diese Option nicht ohne ihre speziellen Nachteile ist. Sonst gäbe es auch das Phänomen der zusätzlichen Habilitation nicht, die eine Juniorprofessur ja eigentlich ersetzen sollte.

Dass das Evaluationsverfahren nicht so schlecht gesehen wird laut einer Umfrage von "CHE Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH", eines Think Tanks der Bertelsmann Stiftung, der offen für diese neoliberale Hochschulreform wirbt, mag ein Punkt für deine Position sein. Geschenkt.
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Re: Habilitation und HAW-Berufungsverfahren

Beitrag von echolot »

Um zurück auf die initiale Fragestellung des Themenstellers zu kommen: Eine Habilitation ist im Bewerbungsverfahren nicht nachteilig, solange man die anderen Anforderungen an eine FH-Professur erfüllt. Man braucht sich ja nur die Liste der Professuren an FHs anzuschauen, dort gibt es durchaus (je nach Fachgebiet) 10-30% Habilitierte.

Zu der Frage des Erwerbs einer Habilitation bei bestehender FH-Professur: Es ist absolut möglich, parallel zu einer bestehenden FH-Professur eine Habilitation durchzuführen. Wenn man einen Ruf auf eine Uni-Professur annimmt, ist die Durchführung bzw. der Abschluss eines Habilitationsverfahrens nach meiner Kenntnis hingegen nicht mehr möglich.

Der kumulative Weg ist hierbei sicher am risikoärmsten, wenn man sowieso publiziert. Sinnvoll ist es hierbei, mit Kollegen von der Uni zusammenzuarbeiten, die dann auch die Habil vollziehen sollen. Den Aufwand für habilitationstaugliche hochwertige Publikationen, die auch noch in einem konzeptionellen Zusammenhang stehen, sollte man jedoch nicht unterschätzen.

Ob und wie weit eine Habil als FH-Prof sinnvoll ist, war ja gar nicht die Frage, wenngleich die Bedeutung im Hinblick auf (künftiges) Promotionsrecht von FHs / FH-Professoren sowie Einwerbung öffentlicher Drittmittel sicherlich gegeben ist.

Hier hat mal ein Kollege ein paar Gedanken zur Habilitation als FH-Professor aufgeschrieben: https://www.researchgate.net/publicatio ... in_2842017.
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Re: Habilitation und HAW-Berufungsverfahren

Beitrag von Jucy23 »

Spannende Diskussion!

Ich hätte inzwischen ausreichend Publikationen beieinander, um eine kumulative Habilitation anzugehen, nicht nur aus Eigensicht, sondern auch aus Sicht der potentiellen Betreuerin, die das begonnene Habilprojekt zu Beginn (da war ich Post Doc) begleitet hat.

Was mich daran hindert, das tatsächlich anzugehen, ist neben der Grundfrage Wozu? vor allem die absolute Unlust, nach Bewerbungsverfahren etc. sich nochmal so einer Prüfungs- und Beurteilungsrunde zu stellen. Kommission zusammensuchen, Themen für Kolloquium und Vortrag überlegen, Manteltext schreiben, etc.
Ich bin da inzwischen einfach müde und auch leid, da wieder performen zu müssen „Seht her, ich bin wirklich so schlau“

Vielleicht kommt die Motivation irgendwann… ich weiß es nicht.
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Re: Habilitation und HAW-Berufungsverfahren

Beitrag von Grounded »

Jucy23 hat geschrieben: ↑10.02.2024, 22:51 Ich hätte inzwischen ausreichend Publikationen beieinander, um eine kumulative Habilitation anzugehen, nicht nur aus Eigensicht, sondern auch aus Sicht der potentiellen Betreuerin, die das begonnene Habilprojekt zu Beginn (da war ich Post Doc) begleitet hat.

Was mich daran hindert, das tatsächlich anzugehen, ist neben der Grundfrage Wozu? vor allem die absolute Unlust, nach Bewerbungsverfahren etc. sich nochmal so einer Prüfungs- und Beurteilungsrunde zu stellen. Kommission zusammensuchen, Themen für Kolloquium und Vortrag überlegen, Manteltext schreiben, etc.
Ich bin da inzwischen einfach müde und auch leid, da wieder performen zu müssen „Seht her, ich bin wirklich so schlau“
Ich kann absolut verstehen, dass man sich eine solche Prüfungssituation nicht nochmals antun will. Zumal es auch Habilitand:innen geben soll, die durchgefallen sind.
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Re: Habilitation und HAW-Berufungsverfahren

Beitrag von Wierus »

Jucy23 hat geschrieben: ↑10.02.2024, 22:51 Ich hätte inzwischen ausreichend Publikationen beieinander, um eine kumulative Habilitation anzugehen [...]
Was mich daran hindert, das tatsächlich anzugehen, ist neben der Grundfrage Wozu?
Ich denke, einer der großen Vorteile der Habilitation wäre, nicht nur bei spezialisierten Fachverlagen oder kleinen kommerziellen Wissenschaftsverlagen, sondern auch bei großen kommerziellen Verlagen Beachtung zu finden -- natürlich nur sofern Thema und Qualität stimmen. Ansonsten ist der "Dr. habil." aber einfach nur eine weitere Stufe in der akademischen Hackordnung; und je größer die Konkurrenz, desto wichtiger selbst solche formalen 'Unterschiede'.

Wenn man also die formalen Voraussetzungen für die Habilitation erfüllt, sehe ich kaum Gründe, die wirklich dagegen sprechen. Der Arbeitsaufwand für einen Rahmentext dürfte im Vergleich zu den originären Forschungsbeiträgen gering ausfallen.
mashdoc
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Re: Habilitation und HAW-Berufungsverfahren

Beitrag von mashdoc »

Angenommen man habilitiert nebenbei. Müsste man das als Nebentätigkeit bei der FH anmelden?
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