Noch vier Wochen bis Abgabe

[Robert_Okey]

Hallo zusammen,

ich befinde mich aktuell im Endspurt meiner Diss.

Ich bin externer Promovierender an einem politikwissenschaftlichen Institut. Da ich berufstätig bin, und zwei kleine Kinder habe, hat sich mein Projekt ziemlich in die Länge gezogen. Aber ich denke ich kann ein recht ordentliches Buch abgeben Ende Februar.

Leider ist die Betreuung alles andere als intensiv gewesen. Und gerade jetzt am Ende ist es ziemlich dünn geworden. Ich hatte im November mit meinem Betreuer vereinbart, dass ich ihm bis Weihnachten eine Rohfassung schicken werde, damit er zwischen den Jahren mal vorab reinschauen kann. Das habe ich getan, aber leider bis heute keinerlei Rückmeldung erhalten (trotz kontinuierlicher Updates und Nachfragen meinerseits). Das ist für mich natürlich irritierend, weil sein Feedback mir immer weniger bringen wird, wenn ich es so spät bekomme. Wir hatten zwar ein distanziertes aber kein unfreundliches Verhältnis. Deshalb kann ich mir nur schwer erklären, was ihn davon abhält, wenigstens mal kurz zu schreiben "ich hab's noch nicht geschafft, melde mich".

Ich kann und werde die Arbeit natürlich trotzdem abgeben. Genug zu tun habe ich bis dahin sowieso. Aber es ist schon schade, wenn man auf den letzten Metern gar keine Rückmeldung bekommt. Hat hier jemand ähnliches erlebt? Erklärungsideen? Vorschläge zum Vorgehen?

[Wierus]

Hallo,

Glückwunsch zum vorläufigen Abschluss der Schreibarbeiten. Bevor ich weiter darauf eingehe eine Verständnisfrage: Hat dein DV denn irgendwas geantwortet? Nicht wenigstens eine Bestätigung, dass er die Arbeit erhalten hat?

[Robert_Okey]

Hallo, und Danke für die Rückfrage.

Nein, er hat bisher keinerlei Lebenszeichen abgegeben.
Das merkwürdige ist, dass wir ja eine Verabredung hatten, dass er sich die Arbeit zwischen den Jahren mal ansehen will. Entsprechend habe ich Anfang Januar noch mal nachgehakt und ihm auch ein Update geschickt, weil ich in der Zwischenzeit noch etwas redigiert hatte. Aber darauf kam auch keine Nachricht. Den Vorgang würde ich jetzt nochmal wiederholen.

Mir würde es ja schon reichen, wenn er irgendwie sagt "ich schaffe es nicht". Dann weiß ich wenigstens, was los ist

Ansonsten habe ich mir überlegt, dass ich es nochmal über sein Sekretariat versuche, und damit eine etwas formalere Anfrage stelle. Möglicherweise kann ich dadurch seine Aufmerksamkeit erreichen.

[Grounded]

Auch von mir: Glückwunsch Dann sind die Arbeiten an deiner Diss schon weit gediehen.
Es sind viele verschiedene Erklärungen für die fehlende Rückmeldung zu deiner Diss denkbar: Er könnte es schlicht vergessen haben, oder sein Hund hat deine Email gefressen
Was mir mit Blick auf den Kalender einfällt: Die Zeit von Ende Dezember bist Anfang Februar kann sehr stressig sein. Gerade aktuell stehen oft Prüfungsleistungen an, die auch noch bewertet werden müssen. Das könnte eine naheliegende Erklärung für die Funkstille sein. Und auch die ausbleibende Antwort könnte ein Hinweis darauf sein, dass er einfach viel um die Ohren hat. Ich kenne das leider auch von meinem DV, dass er geschwiegen hat, statt einfach "melde mich später" zu schreiben.
Und: Als Promovend bist du nur eine von vielen "Baustellen" deines DV. Das vergessen manche Doktorand:innen schnell mal, insbesondere, wenn man gerade so unter Druck steht wie du. Ist nicht böse gemeint, ich spreche aus Erfahrung.

[Wierus]

Ok. Hast du dich mal informiert, was bei deinem DV zur Zeit Sache ist? Könnte er vllt. krank sein oder ein Forschungssemester eingelegt haben?

Ich würde es zunächst einmal nicht übertreiben mit den Anfragen. Der DV sitzt am längeren Hebel und da muss ein Doktorand eben schlucken, durchatmen und abwarten. Ich denke, Mitte Februar wäre ein guter Zeitpunkt, mal in seine Sprechstunde zu gehen, direkt bei ihm anzurufen oder zumindest beim Sekretariat nachzufragen, was der Stand der Dinge ist.

[Robert_Okey]

Danke für die Einschätzungen.

Ich gehe auch davon aus, dass es was mit Workload zu tun hat und nehme es nicht sehr persönlich.

Aber es erscheint mir schon etwas eigenartig, dass er einem seiner Promovierenden die Chance nimmt noch sein Feedback einzuarbeiten. Außer mir betreut er bloß zwei andere, und die sind noch nicht so weit. Mir ist klar, dass ich für ihn im täglichen Geschäft keine große Rolle spiele. In meinem Job spielt die Diss auch keine Rolle. Aber so kurz vorher hatte ich irgendwie erwartet, dass er das zumindest einmal kurz höher priorisiert als den Standard-Workflow. Naja, Prof sein bedeutet natürlich auch nicht, dass man ein guter Manager ist, obwohl man diese Rolle faktisch hat. Er hat das wahrscheinlich nie gelernt, weil er nie außerhalb „Academia“ gearbeitet hat.

Ich werde es so machen, dass ich für Mitte Februar einen Termin einfordere. Wirklich viel ändern werde ich nicht mehr können dann. Aber so ist es dann halt.

[deen_everstin]

Ich kann an der Stelle ergänzen, dass mein DV mir erst letztens erzählt hat, dass er seit zehn Jahren straight 50-70h pro Woche arbeitet und bis zur Pension keine Besserung mehr in Sicht sei. Aus dem Grund soll ich zum Beispiel Abstand davon nehmen, einmal von ihm zugesagte Absprachen noch einmal abzustimmen, weil er dafür schlicht keine Zeit hat.

Wenn ich jetzt also unterstelle, dass dein DV ne ähnlichen Workload hat, dann würde ich an deiner Stelle zumindest nicht an dir oder an der Absprache zweifeln. Er wird höchstwahrscheinlich einfach noch nicht dazu gekommen sein. Insofern würde ich wahrscheinlich auch noch 1-2 Wochen Geduld empfehlen und dann einen erneuten Anlauf wagen.

In jedem Fall Glückwunsch zur fast fertigen Arbeit und viel Erfolg beim Endspurt!

[Robert_Okey]

50-70h würde ich bei der Rolle auch annehmen.
Rein quantitativ weicht das wahrscheinlich nicht großartig ab von vergleichbaren Positionen außerhalb der Uni. Aber was die Rolle „Prof“ anspruchsvoll, d.h. schön, aber auch anstrengend macht, ist die Heterogenität der Tätigkeiten, die man balancieren muss: von Einführungsvorlesungen über Gremien-/Verbandsarbeit, operatives Projektmanagement, Mitarbeiterplanung, und stupide Verwaltungsaufgaben bis tatsächliche Forschung oder Forschungskommunikation. Ich denke das macht es eher schwierig als die Stundenzahl, Prioritäten immer angemessen zu setzen.

Aber, Update: Ich bin inzwischen über das Sekretariat zu ihm durchgedrungen und habe für kommende Woche einen Termin bekommen. (Mal gespannt, ob er auch was gelesen hat.)

Danke nochmal an alle Mitdenkende und Mitfühlende für im Forum.

[andreas_w]

Die Ungeduld kurz vor Abgabe ist verständlich. Man möchte am besten schon sofort alle Antworten/Absprachen haben, um endlich Abgeben zu können.
Jedoch ist die Prio beim DV leider oft an letzter Stelle, daher führt es erfahrungsgemäß immer zu längeren Wartezeiten und es kann sich auch zum Schluss etwas ziehen.

Ich wollte letztes Jahr eigentlich schon im August abgeben und es ist der Dezember geworden. Ich würde immer eine ordentliche Absprache zwischen DV, Betreuer und Zweitprüfer vor der Abgabe empfehlen, auch wenn es viel Zeit in Anspruch nimmt, insbesondere als Externer. Falls man hier lange auf Rückmeldungen warten muss, dann hilft auch mal das persönliche Gespräch per Telefon.