FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

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Cybarb
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von Cybarb »

johndoe hat geschrieben: 08.10.2024, 22:19 Sicher Honorarprofessur? Oder Lehrauftrag?

Ich frage, weil erstere sehr selten vergeben wird und dann auch eher an altgediente LBs oder Leute aus der Wirtschaft mit Einfluss. Und beide Eigenschaften passen nicht zur erwähnten Mini-Berufserfahrung.
Ja, ganz sicher Honorarprofessur, wurde vor geraumer Zeit mit Pressemitteilung und Gedöns verliehen.

Ich kenne es auch so wie du: Honorarprofessur als "Lohn" für Menschen, die über lange Zeit für die Hochschule verdient gemacht haben oder sich eben mit einem "Titel" schmücken wollen (und wiederum die Hochschule mit ihrem Namen schmücken). All das trifft auf diese Person nicht zu. Das Forschungsprofil ist sicher nicht schlecht, aber nicht wirklich passgenau, und die Berufserfahrung ist eben so mini, wie ich beschrieben hatte ...
Nordisc
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von Nordisc »

Konkurrentenklage ist der armselige Versuch sein eigenes Scheitern mit anderen Mitteln zu erzwingen. Klar mag es die ein oder andere BK geben, wo man das Gefühl hat, der zu Berufende steht schon fest. Aber hey: Nehmt es doch mal sportlich. Am Ende entscheidet der Fachbereich. Und glaubt wirklich jemand, anhand von einem gegoogelten Lebenslauf kann man beurteilen, ob jemand passend ist oder nicht? Wie frustriert muss man sein?

Ich habe schon auf dem Papier passende Kandidaten gesehen, die einen so grottigen Eindruck in Probevortrag oder beim anschließenden Gespräch hinterlassen haben, dass wir in der BK gesagt haben: Den Kandidaten garantiert nicht. Der oder diejenige muss auch immer in den Fachbereich passen. Die Berufung ist eine Ehe auf 30 Jahre. Da fließen so viele Gründe mit ein. Wenn ich hier lese, man solle die Karte der Konkurrentenklage ziehen, werde ich darin bestärkt, penibelst darauf zu achten, keine Formfehler zu machen. So einen Kandidaten will ich in meinem Fachbereich nicht haben!
Cybarb
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von Cybarb »

Nordisc hat geschrieben: 09.10.2024, 22:53 Konkurrentenklage ist der armselige Versuch sein eigenes Scheitern mit anderen Mitteln zu erzwingen.
Dieser Satz ergibt zwar von vorne bis hinten keinen Sinn, aber dennoch danke für deine Meinung.
Nordisc hat geschrieben: 09.10.2024, 22:53Aber hey: Nehmt es doch mal sportlich. Am Ende entscheidet der Fachbereich.
Um die Metapher weiterzuführen: Hey, war vielleicht Handspiel, aber am Ende entscheiden Ceferin, Infantino oder die Scheichs.
Ohne Metapher: Es geht hier nicht um Sportsgeist, sondern um ein integres Verfahren, Einhaltung der publik gemachten Standards, auch wenn das Resultat deren Einhaltung dem Fachbereich womöglich nicht gefällt (das ist übrigens ein Kennzeichen von Integrität) und nicht zuletzt auch um Artikel 33 GG.
Nordisc hat geschrieben: 09.10.2024, 22:53Und glaubt wirklich jemand, anhand von einem gegoogelten Lebenslauf kann man beurteilen, ob jemand passend ist oder nicht?
Hat niemand behauptet. Aber man hat damit Indizien dafür, ob jemand die Mindestanforderungen erfüllt oder nicht. Und Publikationsverzeichnisse sind durchaus ein guter Indikator dafür, ob jemand fachlich auf die ausgeschriebene Professur passt. Es sei denn, jemand schreibt in sein öffentliches Publikationsverzeichnis manche Publikationen nicht hinein, sehr wohl aber in seine Bewerbungsunterlagen. Aber wer käme auf eine solche Idee?
Nordisc hat geschrieben: 09.10.2024, 22:53werde ich darin bestärkt, penibelst darauf zu achten, keine Formfehler zu machen.
Das solltest du auch - denn das ist dein Job.
Grounded
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von Grounded »

Nordisc hat geschrieben: 09.10.2024, 22:53. Und glaubt wirklich jemand, anhand von einem gegoogelten Lebenslauf kann man beurteilen, ob jemand passend ist oder nicht? Wie frustriert muss man sein?
Glaubst Du wirklich, du könntest anhand eines kurzen Vortrags und eines Gesprächs einschätzen, ob jemand persönlich passt? Wie selbstzufrieden muss man sein? Da nimmt man doch lieber eine ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin, die für ein Semester an einer anderen Hochschule tätig war. Oder sonst irgendeine Person, die man schon kennt, die in der Stellenbeschreibung aufgeführten Kriterien aber nur rudimentär erfüllt. Na danke. Ich weiß nicht, ob ich mich mit Aussicht auf solche dreckigen Verfahren überhaupt noch einmal bewerben möchte.
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von Blau »

Grounded hat geschrieben: 10.10.2024, 08:22 Na danke. Ich weiß nicht, ob ich mich mit Aussicht auf solche dreckigen Verfahren überhaupt noch einmal bewerben möchte.
Ja, es ist leider oft ernüchternd, und man darf nicht den Fehler machen, zu denken, es hätte ausschließlich an einem selber gelegen. Ich war als Studi in einigen Berufungsverfahren mit dabei, und war teilweise echt erschüttert, welche Entscheidungen da getroffen wurden. Selten, dass mal wirklich die Kompetenz im Vordergrund stand, meist ging es um strategische Dinge, wie: wer kann mit wem, bringt welche Kontakte mit und wem würde man gegebenenfalls auf den Schlips treten. Manchmal wirklich wie Kindergarten.
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von johndoe »

Grounded hat geschrieben: 10.10.2024, 08:22 Da nimmt man doch lieber eine ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin, die für ein Semester an einer anderen Hochschule tätig war. Oder sonst irgendeine Person, die man schon kennt, die in der Stellenbeschreibung aufgeführten Kriterien aber nur rudimentär erfüllt.
Solche Fälle gibt es an meiner Fakultät leider auch. Ich beobachte derzeit auch einen Kollegen, der seit Jahren als Lehrkraft angestellt ist und gerade promoviert, um kurz vor der Verbeamtungsgrenze fertig zu werden. Einen ähnlichen Fall gab es bereits mit dem Ergebnis der Berufung. Vermutlich soll der Fall wiederholt werden.

Und mal von persönlichen Befindlichkeiten abgesehen: solche Kollegen hätten woanders keine Chance. Fokus auf Lehre, kaum geforscht und seit 10+x Jahren kein Unternehmen mehr von innen gesehen. Wer will denn solche Profs? Da kann man auch Lehrer vom Gymnasium abwerben.

Ich war letztes Jahr übrigens in einer BK, bei der wir uns gegen einen langjährigen LB entschieden haben zugunsten einer persönlich unbekannten, aber überzeugenden Kandidatin. Damit will ich sagen: überall läuft es dann doch nicht so mies ab.

Andererseits: vll fühlt sich dieser Bewerber auch ungerecht behandelt, weil er denkt, wir geben automatisch Frauen den Vorzug. Ich glaube, man kann es von außen einfach schlecht bewerten, was wirklich abläuft (von offensichtlichen Bevorzugungen abgesehen)
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von johndoe »

Cybarb hat geschrieben: 09.10.2024, 23:58
Nordisc hat geschrieben: 09.10.2024, 22:53 Konkurrentenklage ist der armselige Versuch sein eigenes Scheitern mit anderen Mitteln zu erzwingen.
Dieser Satz ergibt zwar von vorne bis hinten keinen Sinn, aber dennoch danke für deine Meinung.

So pauschal gehe ich da auch nicht mit, aber ich hab bei uns bislang eine solche Klage miterlebt und sowas wird sehr transparent gehandhabt, bspw im Fakultätsrat. Und letztlich war das unbegründet, weil der berufene Kollege zwar persönlich bekannt war, aber dennoch ausgewiesener Experte auf seinem Gebiet ist. Das eine schließt das andere ja nicht aus.

Ich hab auch schon einen Bewerber erlebt, der kam einfach nicht zum Vorsingen und hat dann in einer verrückten Mail einen Rundumschlag verteilt an unsere Hochschule. Ich will ja niemandem zu nahe treten, aber oft schwingt schon mangelnde Selbstreflexion mit.
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von Grounded »

johndoe hat geschrieben: 10.10.2024, 09:08
Grounded hat geschrieben: 10.10.2024, 08:22 Da nimmt man doch lieber eine ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin, die für ein Semester an einer anderen Hochschule tätig war. Oder sonst irgendeine Person, die man schon kennt, die in der Stellenbeschreibung aufgeführten Kriterien aber nur rudimentär erfüllt.
Solche Fälle gibt es an meiner Fakultät leider auch. Ich beobachte derzeit auch einen Kollegen, der seit Jahren als Lehrkraft angestellt ist und gerade promoviert, um kurz vor der Verbeamtungsgrenze fertig zu werden. Einen ähnlichen Fall gab es bereits mit dem Ergebnis der Berufung. Vermutlich soll der Fall wiederholt werden.

Und mal von persönlichen Befindlichkeiten abgesehen: solche Kollegen hätten woanders keine Chance. Fokus auf Lehre, kaum geforscht und seit 10+x Jahren kein Unternehmen mehr von innen gesehen. Wer will denn solche Profs? Da kann man auch Lehrer vom Gymnasium abwerben.

Ich war letztes Jahr übrigens in einer BK, bei der wir uns gegen einen langjährigen LB entschieden haben zugunsten einer persönlich unbekannten, aber überzeugenden Kandidatin. Damit will ich sagen: überall läuft es dann doch nicht so mies ab.

Andererseits: vll fühlt sich dieser Bewerber auch ungerecht behandelt, weil er denkt, wir geben automatisch Frauen den Vorzug. Ich glaube, man kann es von außen einfach schlecht bewerten, was wirklich abläuft (von offensichtlichen Bevorzugungen abgesehen)
Du hast sicherlich recht, man sollte solche Verfahren differenziert sehen. Nur weiß ich als Bewerberin vorab leider nicht, ob sich die BK sportlich (d. h. regelkonform) entscheiden wird.
Nordisc
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von Nordisc »

Grounded hat geschrieben: 10.10.2024, 08:22 Glaubst Du wirklich, du könntest anhand eines kurzen Vortrags und eines Gesprächs einschätzen, ob jemand persönlich passt? Wie selbstzufrieden muss man sein? Da nimmt man doch lieber eine ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin, die für ein Semester an einer anderen Hochschule tätig war. Oder sonst irgendeine Person, die man schon kennt, die in der Stellenbeschreibung aufgeführten Kriterien aber nur rudimentär erfüllt. Na danke. Ich weiß nicht, ob ich mich mit Aussicht auf solche dreckigen Verfahren überhaupt noch einmal bewerben möchte.
Dann muss ich wohl an einer Ausnahmehochschule unterwegs sein, wenn wir in den BKs Wert auf Industrieerfahrung legen. Und ja, wenn jemand einen schrottigen Vortrag hält und das Studierendenvotum logischerweise gleichermaßen mies ausfällt, dann nehme ich mir heraus, dass er oder sie es scheinbar nicht besser kann. Nach was, wenn nicht nach Eindrücken in Gespräch und Vorträgen willst du denn sonst entscheiden? Die grundsätzliche fachliche Eignung wird nach Aktenlage entschieden, bevor die Einladungen zum Vorsingen rausgehen.

Und nochmal zum Thema Konkurrentenklage: Nun nehmen wir mal an, es gäbe einen Formfehler. Und nehmen wir mal an, das Verfahren würde nochmals aufgerollt und der unterlegene Kandidat wäre wieder im Rennen. Willst du so einen Kandidaten in deinem Fachbereich haben, der sich auf die Stelle klagen will? Sorry für meine Ehrlichkeit, aber ich nicht. Diese Kandidaten sind bei Berufungsverfahren übrigens ein rotes Tuch, da das selbstverständlich über Hochschulgrenzen hinweg die Runde macht. Muss jeder wissen, ob es ihm das wert ist und ob das Gefühl (!!) man wäre ungerecht behandelt worden auch tatsächlich inhaltlicher oder formaler Diskriminierung entsprach. In vielen Fällen ist es das nämlich nicht und auf einmal gibt es doch inhaltliche Gründe die für oder gegen den Kandidaten sprechen.

Wie gesagt: Bei einigen muss der Frust ganz schön tief sitzen.
Grounded
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von Grounded »

Nordisc hat geschrieben: 12.10.2024, 21:03 Nach was, wenn nicht nach Eindrücken in Gespräch und Vorträgen willst du denn sonst entscheiden? Die grundsätzliche fachliche Eignung wird nach Aktenlage entschieden, bevor die Einladungen zum Vorsingen rausgehen.
Man könnte auch mit einigen besonders geeigneten Kandidat:innen Assessment-Center-Übungen durchführen, um eine begründete Endauswahl treffen zu können. Wenn beispielsweise "Führungskompetenz" überprüft werden, dann eignet sich eine Präsentation nicht, eine Gruppendiskussion oder eine Konstruktionsübung hingegen schon.
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