FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

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DrNo
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von DrNo »

Schwierig hier eine vernünftige Antwort zu geben, weil "gebacken kriegen" soviel Interpretationsspielraum lässt. Was ist denn Dein Anspruch an Dich selbst in Lehre und Forschung? Was sind die Indikatoren die Dir zeigen, dass Du der Verantwortung, die Du für Deine Studierenden trägst gerecht wirst?
Wenn Du ein bisschen zu wenig machst geht nirgends eine rote Lampe an und wenn du soviel zu wenig machst, dass andere Dir das deutlich sagen, ist es wohl schon viel zu wenig.
Bei mir sind es auch eher 50h und ich bin nie der Meinung, dass es nicht noch was sinnvolles zu tun gäbe.
Könnte ich meine Ansprüche runterschrauben und weniger machen? Sicher, aber ich wäre nicht zufrieden.
neuling2018
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von neuling2018 »

DrNo hat geschrieben: ↑08.03.2024, 13:52 Bei mir sind es auch eher 50h und ich bin nie der Meinung, dass es nicht noch was sinnvolles zu tun gäbe.
Entschuldige die Nachfrage, aber wie kann ich mir die 50h konkret verteilt vorstellen? Und sind diese durchgehend (d.h. im Semester und in den Semesterferien?)?
johndoe
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von johndoe »

neuling2018 hat geschrieben: ↑06.03.2024, 21:18 Kurzum: Für mich irgendwie unschlüssig. Scheint so, dass die 50h / Woche Durchschnitt sehr großzügig bemessen sind. Wenn da das abendliche vor dem TV auf der Couch rumlungern und ansehen einer Reportage dazuzählt bin ich dabei. Ansonsten finde ich persönlich 50h nicht gerade erstrebenswert, egal, wie frei man ist. Bin ich naiv oder ist es unrealistisch eine Professur mit 30-40h / Woche gebacken zu bekommen?!
Naja man macht halt buchstäblich alles selbst. Bei uns konfigurieren die Profs sogar die Einschreibung in ihre Kurse im elearning System fürs neue Semester, nur als Beispiel. Und da gibt's viel solchen Kleinkram.

Und gerade die ersten Semester sind ein Höllenritt. Da wäre ich über 50h froh gewesen!

Wie der Vorposter schon schrieb: man hat einen Anspruch an sich selbst. Ich grüble zb ständig über didaktischen Methoden, allein das multipliziert den Zeitaufwand für die Vorbereitung deutlich. Aber ich will halt auch nicht 90 Minuten da vorne stehen und aus nem Buch vorlesen.

Man müsste es machen wie Harald Lesch. Der ruft zumindest ganze Vorträge aus dem Stegreif ab. dann wäre der Aufwand exakt bei 18sws pro Woche.
DrNo
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von DrNo »

neuling2018 hat geschrieben: ↑08.03.2024, 21:45
DrNo hat geschrieben: ↑08.03.2024, 13:52 Bei mir sind es auch eher 50h und ich bin nie der Meinung, dass es nicht noch was sinnvolles zu tun gäbe.
Entschuldige die Nachfrage, aber wie kann ich mir die 50h konkret verteilt vorstellen? Und sind diese durchgehend (d.h. im Semester und in den Semesterferien?)?
Kein Problem zum Fragenstellen ist das Forum doch da! Allerdings fürchte ich, dass ich Dir auch hier wieder nicht die Antwort geben kann, die Du Dir erhoffst. Die Ausgestaltung der Arbeitszeit ist so vielseitig wie die Aufgaben und kein Tag sieht genauso aus wie der Andere :D.
Diese Woche habe ich schwerpunktmässig an einem Forschngsatrag gearbeitet und an der Konzeption einer neuen VL. Parallel dazu Projektarbeiten korrigiert, an einem Leitfaden zur Erstellung von Projektarbeiten geschrieben, meine HP aktualisiert und eine neue studentische Hilfskraft eingewiesen.
In der Woche davor haben wir mit Kolleg*Innen eine Informationsveranstaltung für Schüler*Innen bei uns im Haus vorbereitet, ich habe ein Paper reviewt und an einem eigenen Paper geschrieben. Dann war ich noch bei einem Unternehmen aus der Region zu Besuch um über eine Forschungskooperation und eine Bachelorarbeit zu sprechen.
Generell hätte die Woche aber auch ganz anders aussehen können - ich glaube es gibt wenig Berufe in denen man aus einem so großen Angebot möglicher Betätigungen wählen kann und daher wird Deine Professur auch anders aussehen als meine oder die von jemand anderem.
Generell würde ich sagen die Professur ist für mich der beste Job den es gibt nur manchmal etwas zu viel davon :wink:
Falls die 40h Woche ein hartes Ausschlusskriterium für Dich ist, dann würde ich eher abraten.
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von mm42 »

neuling2018 hat geschrieben: ↑06.03.2024, 21:18 Ansonsten finde ich persönlich 50h nicht gerade erstrebenswert, egal, wie frei man ist. Bin ich naiv oder ist es unrealistisch eine Professur mit 30-40h / Woche gebacken zu bekommen?!
In diesem Buch (das ich selbst noch nicht gelesen habe und das man anscheinend nur noch gebraucht bekommt) stehen vielleicht Tipps drin, wie man eine Professur mit geringem zeitlichen Aufwand hinbekommt: https://www.amazon.de/Professor-Untat-f ... 3430200180
In dem Buch geht es vielleicht eher um Uni-Professuren, wo es i.d.R. Doktoranden/Mitarbeiter gibt, an die der Prof Aufgaben delegieren kann.
woosai
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von woosai »

neuling2018 hat geschrieben:
> Bin ich naiv oder ist es unrealistisch eine
> Professur mit 30-40h / Woche gebacken zu bekommen?!

Ich kann nur für meine kleine FH auf dem Land sprechen, aber dort ist es definitiv möglich. Wobei man dazu sagen muss, dass es ziemlich ungleich verteilt ist. Vom Gefühl her arbeiten sich 10% der Kollegen zu Tode, 10% tun nichts (entweder ohne Material reden oder aus Buch vorlesen) und der Rest hält seine fertig vorbereiteten Vorlesungen und hat sein Eck gefunden, das mit vertretbarem Aufwand bearbeitet wird (sei es Selbstverwaltung, Forschung, Industriekooperation, ...). Die ersten zwei Wochen eines jeden Semesters sind fordernd, da Seminare/Exkursionen/Studentenprojekte organisiert werden muss. Das restliche Semester über hat man Routine und in der vorlesungsfreien Zeit (ein bzw. zwei Monate) lässt man die Kollegen gefälligst in Ruhe ;) Da kann dann jeder machen worauf er Lust hat.

Persönlich kommen die 30-40h unter dem Semester gut hin, in der vorlesungsfreien Zeit sinkt es auf 5-20h ab (je nachdem, ob ich gerade Lust auf Arbeiten habe oder nicht). Wobei es schwer ist, eine klare Trennlinie zu ziehen: Wenn ich z.B. in meiner Freizeit leidenschaftlich gerne programmiere und dann eine Vorlesung darüber halte: Sind die Einarbeitung in die Programmiersprache und die Projekte jetzt Freizeit oder Arbeitszeit?

Was mir auch aufgefallen ist und wo ich die Einschätzung von anderen Kollegen hier im Forum bräuchte: Es gibt gefühlt ein Stadt/Land-Gefälle, sowohl beim NIveau als auch bei der Arbeitsbelastung. Wir haben ein paar Kollegen, die aus der Großstadt hergewechselt sind und die "entspannte" Atmosphäre schätzen. Es ist vieles anscheinend legerer, weniger durchstrukturiert und dadurch für den Einzelnen angenehmer. Auf der anderen Seite können wir beim Forschungsoutput und den Projekten bei weitem nicht mit der Großstadt konkurrieren und sind auch bei der Verwaltung ineffizienter, was es vermulich wieder ein wenig ausgleicht.
Prometheus
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von Prometheus »

mm42 hat geschrieben: ↑12.03.2024, 12:43
neuling2018 hat geschrieben: ↑06.03.2024, 21:18 Ansonsten finde ich persönlich 50h nicht gerade erstrebenswert, egal, wie frei man ist. Bin ich naiv oder ist es unrealistisch eine Professur mit 30-40h / Woche gebacken zu bekommen?!
In diesem Buch (das ich selbst noch nicht gelesen habe und das man anscheinend nur noch gebraucht bekommt) stehen vielleicht Tipps drin, wie man eine Professur mit geringem zeitlichen Aufwand hinbekommt: https://www.amazon.de/Professor-Untat-f ... 3430200180
In dem Buch geht es vielleicht eher um Uni-Professuren, wo es i.d.R. Doktoranden/Mitarbeiter gibt, an die der Prof Aufgaben delegieren kann.
Das Buch ist geschrieben von dem (eher umstrittenen) FH-Marketing-Professor Uwe Kamenz, der erfolglos seine Plagiatssoftware verkaufen wollte. Denke nicht, dass die Lektüre seines Buches erhellend sein wird.
mm42
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von mm42 »

Prometheus hat geschrieben: ↑16.03.2024, 15:47 Das Buch ist geschrieben von dem (eher umstrittenen) FH-Marketing-Professor Uwe Kamenz, der erfolglos seine Plagiatssoftware verkaufen wollte. Denke nicht, dass die Lektüre seines Buches erhellend sein wird.
Wollte er mit diesem Buch den Verkauf seiner Plagiatserkennungs-Software promoten? Das Buch ist 2007 erschienen, die Plagiasaffäre Guttenberg war aber erst 2011 ... war davor Plagiatserkennungs-Software schon ein großes Thema?
neuling2018
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von neuling2018 »

Danke euch für eure Einblicke! Schön zu sehen, dass der Beruf doch die Vielfalt bietet es in "normalen" Zeiten von 30-40h Wochenarbeitszeit aber auch potential zu 50h plus bietet. Ich bin auch sehr perfektionistisch und anspruchsvoll unterwegs, aber mir wird immer mehr klar, dass man (oder zumindest ich) auf Dauer nicht 50h fahren kann ohne Privatleben zu vernachlässigen oder zumindest sich selbst aufzuopfern mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen. Meine Frage war jetzt daher nicht als ein "der will nur faulenzen" zu verstehen, sondern ob ein "gesundes" Maß an Professur möglich ist, oder eben alle diese "10% zu Tode arbeitenden Profs" sind.

Edit: Die Ergebnisse der oben zitierten Studie zeigen ja erstmals, dass die Work Life Balance in der Akademischen Welt deutlich nachgelassen hat..
kmc

Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch VII - ab 2024

Beitrag von kmc »

Schön zu sehen, dass der Beruf doch die Vielfalt bietet es in "normalen" Zeiten von 30-40h Wochenarbeitszeit aber auch potential zu 50h plus bietet.
Es hängt halt auch von den ganz lokalen Bedingungen an der jeweiligen Fakultät und Hochschule ab. Ich habe hier z.B. mal gelesen, dass an einer HS alle Profs zur Berufung automatisch einen halben Hiwi bekommen. (Leider nicht an meiner!) Manchmal ist das Kollegium sehr zusammenarbeitsfreudig, hilft einander und tauscht gerne Materialien aus, manchmal nicht. Manchmal gibt es ein extrem gutes und hilfreiches Sekretariat, anderswo rennt man jeder Kleinigkeit selbst hinterher. Vielleicht bist du für dein Fachgebiet ein Einzelkämpfer an der Fakultät, vielleicht bist du einer von vielen. Und so weiter. Das wirkt sich alles auf deinen Zeitaufwand aus.

Ich habe aus meinen Verfahren gelernt, dass man solche Dinge so gut wie möglich in den Gesprächen herauskitzeln muss. Klar sagen alle, bei uns ist es ganz toll, aber man merkt schon im persönlichen Kontakt, wie die Stimmung ist.
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