Aufstocken während dem Promovieren: Als Referentin an der Uni oder Ingenieurin in der freien Wirtschaft

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Stelle als Referentin an der Uni oder Berechnungsingenieurin im Unternehmen

Referentin direkt an der Uni
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Berechnungsingenieurin im Unternehmen
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nici
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Aufstocken während dem Promovieren: Als Referentin an der Uni oder Ingenieurin in der freien Wirtschaft

Beitrag von nici »

Hallo zusammen,

manche würden mich jetzt vermutlich für ein wenig bekloppt halten und irgendwie klingt das alles auch nach "Meckern auf hohem Niveau" aber ich selbst brauche gerade einfach mal die Sicht von Außen....

Zuerst: Während dem Masterstudium (Maschinenbau) wurde mir die Möglichkeit einer Promotion angeboten. Diese Möglichkeit fand ich extrem toll und ich habe mich gefreut (daran hat sich bisher auch nichts geändert, ich freue mich wirklich sehr darüber). Die Doktorarbeit soll im Herbst/Winter dann auch offiziell starten und ist auf 5 Jahre angelegt, finanziert werde ich seit April 23 über eine 65%-Stelle als Wissenschaftliche Hilfskraft direkt an der Uni. Ich habe lediglich 2 SWS Lehrverpflichtung und darf mich ansonsten ganz meiner Dissertation widmen. Die Tätigkeit ist allerdings auf 3 Jahre befristet. Es bestünde wohl die Möglichkeit auf einen Antrag auf Verlängerung für 1 Jahr und anschließend ein Brückenstipendium - aber sicher ist nichts. Soviel zur derzeitigen Situation.

Nun wollte man mir an der Uni die Möglichkeit geben, meine Stelle um weitere 25% aufzustocken. Hierzu würde ich als Referentin angestellt werden und würde mich ganz grob gesagt um die Betreuung von Studierenden während ihres Studiums und diversen Praxisprojekten kümmern. Ich mochte während dem Studium schon extrem die Arbeit als Tutorin und fand/finde diese Stelle wunderbar. Außerdem sehe ich die Profs/Mitarbeitern fast schon als Familie an und verstehe mich mit ihnen wirklich toll. Als Haken könnte man u.U. nennen, dass auch diese Stelle bis Ende 2025 befristet ist. Danach geht es meines Wissens auch nicht weiter.

Parallel zu dieser Möglichkeit wurde ich nun aber auch von dem Unternehmen (hat ursprünglich mal angefangen im Bereich der erneuerbaren Energien und deckt mittlerweile die komplette Welt der numerischen Simulation ab), bei dem ich mich eigentlich (initiativ wohlgemerkt) um einen Platz als Masterandin beworben habe. Damals hatten sie keine passenden Projekte für mich - jetzt suchen sie Verstärkung für ihr Team im Bereich Engineering. Grob gesagt bei der Entwicklung ihres Simulations-Tools. Kernaufgabe wird MKS-Simulation sein, FEM würde ich aber auch machen. Zusätzlich dazu würden sie mich gerne auch bei den Kunden einsetzen (Support etc.). Im Gegensatz zur oben genannten Stelle handelt es sich um eine jetzt schon unbefristete Stelle (abgesehen von den 6 Monaten Probezeit). Stundentechnisch entspricht die Arbeit bei denen dann 35% von 40 Stunden, sodass ich dann insgesamt auf ein Vollzeit-Niveau komme, wobei ich wie gesagt die 65% (abzüglich der zwei SWS Lehre) komplett für die Dissertation verwenden darf. Als ich meine Sorgen bezüglich des Aufwandes a la "Was ist, wenn ich für meine Promotion mehr Zeit brauche" wurde mir gleich gesagt, dass das gar kein Problem sei, ich habe ja ein Gleitzeitkonto und könne in ruhigen Phasen Stunden auf und in stressigen Phasen Stunden abbauen. Man würde für mich auch eine Regeländerung bzgl. der max. Schwankungen einbauen. Finanziell habe ich von denen ein Gehalt vorgeschlagen bekommen, das meinen eigenen Angaben um knapp 700€ überbietet...

Ich sehe in beiden Stellen eine tolle Möglichkeit, beide haben ihre Benefits. Aber ganz ehrlich, ich bin gerade wirklich hin- und Hergerissen zwischen Stelle 1 und Stelle 2. Es steht quasi "Familie" gegen "finanzieller Sicherheit", im Ersteren arbeite ich mit Studierenden zusammen, was mir Spaß macht, beim Zweiten steige ich direkt irgendwie in die Wirtschaft ein... Allerdings mag ich das Programm, mit dem ich arbeiten soll, noch nicht so (wobei ich da noch nicht sooooo viel gemacht habe...)

Für die Zukunft fand/finde ich den Gedanken einer Professur extrem spannend. Für eine FH-Professur brauche ich eh Arbeitserfahrung, damit könnte ich ja quasi anfangen. Mit Studenten gearbeitet zu haben ist da aber sicherlich auch kein Nachteil? Insgesamt wurde mir aber auch schon öfter gesagt, dass eine Professur eh nur Glückssache ist...

Tendenziell möchte ich mir den Weg in die freie Wirtschaft aber nicht "verbauen". Ich bin knapp 28 (hatte vorher eine einschlägige Ausbildung gemacht), nach der Promotion also 33. Oft liest man ja, dass in der Industrie die Arbeitserfahrung zählt und der Einstieg nach der Promotion dann auch öfters mal zum Problem werden kann? Stimmt das? Das "Problem" hätte ich bei Version 2 ja nicht.

Ach, ihr seht... Fragen über Fragen... Aber jetzt seid ihr dran. Haut raus, was euch einfällt. Was würdet ihr machen? Wo gehen eure Gedanken hin?

Liebe Grüße!
cheffe112
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Re: Aufstocken während dem Promovieren: Als Referentin an der Uni oder Ingenieurin in der freien Wirtschaft

Beitrag von cheffe112 »

nici hat geschrieben: ↑21.06.2023, 17:12 Für eine FH-Professur brauche ich eh Arbeitserfahrung, damit könnte ich ja quasi anfangen.
Achtung, üblicherweise zählt die Arbeitserfahrung erst ab einer 50%-Stelle voll. Deshalb wirst du mit deiner 35%-Stelle mehr als die 3 bzw. 5 geforderten Jahre brauchen - inwieweit das teilweise angerechnet wird, kann vielleicht jemand anders hier beantworten.
nici
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Re: Aufstocken während dem Promovieren: Als Referentin an der Uni oder Ingenieurin in der freien Wirtschaft

Beitrag von nici »

cheffe112 hat geschrieben:
> Achtung, üblicherweise zählt die Arbeitserfahrung erst ab einer 50%-Stelle
> voll. Deshalb wirst du mit deiner 35%-Stelle mehr als die 3 bzw. 5
> geforderten Jahre brauchen - inwieweit das teilweise angerechnet wird, kann
> vielleicht jemand anders hier beantworten.

Echt? Vielen lieben Dank für den wertvollen Hinweis! Das wusste ich gar nicht... Hmm, das war jetzt eines der Argumente für die Stelle beim Unternehmen. Schwierige Angelegenheit (zumindest empfinde ich das so..). Ich wollte mir noch das Wochenende Zeit nehmen um mir zu überlegen, was ich möchte. Aber vielleicht finden sich hier ja noch ein paar gute Denkansätze...

Ich hab eben Sorge, dass ich mir in gewisser Weise durch eine falsche Entscheidung die Zukunft "verbaue". Entscheide ich mich für die Referentenstelle, so mach ich zwar etwas, was mir im Moment (denke ich) viel Spaß macht und "enttäusche" die involvierten Profs nicht, mit denen ich zusammenarbeite und auch ein gutes Verhältnis habe aber ich könnte den Anschluss in die Wirtschaft verpassen (?)... Umgekehrt bin ich direkt von Beginn an "zweigleisig aufgestellt" und gehe aber das Risiko ein, dass es mir doch nicht Spaß macht, ich mit der Zeit nicht hinkomme, kündige und dann das Angebot der Hochschule "verpasst" habe.. Versteht man, was mein Problem ist? :roll:
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Re: Aufstocken während dem Promovieren: Als Referentin an der Uni oder Ingenieurin in der freien Wirtschaft

Beitrag von Wierus »

nici hat geschrieben: ↑22.06.2023, 18:46 cheffe112 hat geschrieben:
> Achtung, üblicherweise zählt die Arbeitserfahrung erst ab einer 50%-Stelle
> voll. Deshalb wirst du mit deiner 35%-Stelle mehr als die 3 bzw. 5
> geforderten Jahre brauchen - inwieweit das teilweise angerechnet wird, kann
> vielleicht jemand anders hier beantworten.

Echt?
Ich habe schon von mehreren Seiten das genaue Gegenteil gehört. Will heißen: ALLES zählt als Arbeits- bzw. Berufserfahrung.

Dazu academics.de:
Grundsätzlich gelten alle Tätigkeiten als Berufserfahrung, in denen praktische Erfahrung gesammelt werden kann: Vollzeit- und Teilzeitjobs, angestellt oder selbstständig. Praktika. Praxissemester im dualen Studium.
Inwiefern für Chefs/Personaler auch Teilzeitjobs als Berufserfahrung zählen, müsste das jeweilige Bewerbungsgespräch klären. Und wenn man bis dahin überzeugen konnte, dann würde ich mir über diese Frage wirklich keine Gedanken machen. :wink:
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Re: Aufstocken während dem Promovieren: Als Referentin an der Uni oder Ingenieurin in der freien Wirtschaft

Beitrag von cheffe112 »

Wierus hat geschrieben: ↑22.06.2023, 20:43 Ich habe schon von mehreren Seiten das genaue Gegenteil gehört. Will heißen: ALLES zählt als Arbeits- bzw. Berufserfahrung.

Dazu academics.de:
Grundsätzlich gelten alle Tätigkeiten als Berufserfahrung, in denen praktische Erfahrung gesammelt werden kann: Vollzeit- und Teilzeitjobs, angestellt oder selbstständig. Praktika. Praxissemester im dualen Studium.
Inwiefern für Chefs/Personaler auch Teilzeitjobs als Berufserfahrung zählen, müsste das jeweilige Bewerbungsgespräch klären. Und wenn man bis dahin überzeugen konnte, dann würde ich mir über diese Frage wirklich keine Gedanken machen. :wink:
Bei dem Zitat und meiner Antwort ging es explizit um Berufserfahrung für FH-Professuren, und da sollte man mit Tätigkeiten <50% vorsichtig sein, weil diese im Berufungsverfahren eventuell nicht voll angerechnet werden - nicht mehr und nicht weniger. Dazu gab es, glaube ich, hier auch schon einige Beiträge im Forum; harte Fakten (Gesetzestext o.ä.) habe ich dafür aber leider keine zu bieten.

Bei Bewerbungen in der Industrie oder für andere akademische Stellen sieht das natürlich ganz anders aus. Da stimme ich dir zu, Wierus.
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Re: Aufstocken während dem Promovieren: Als Referentin an der Uni oder Ingenieurin in der freien Wirtschaft

Beitrag von Wierus »

cheffe112 hat geschrieben: ↑23.06.2023, 10:38Bei dem Zitat und meiner Antwort ging es explizit um Berufserfahrung für FH-Professuren, und da sollte man mit Tätigkeiten <50% vorsichtig sein, weil diese im Berufungsverfahren eventuell nicht voll angerechnet werden - nicht mehr und nicht weniger. Dazu gab es, glaube ich, hier auch schon einige Beiträge im Forum; harte Fakten (Gesetzestext o.ä.) habe ich dafür aber leider keine zu bieten.

Bei Bewerbungen in der Industrie oder für andere akademische Stellen sieht das natürlich ganz anders aus. Da stimme ich dir zu, Wierus.
Ausschlaggebend wird natürlich auch sein, womit man die <50%-Teilzeitstelle begründen kann. Wenn man nebenher seine Promotion oder sonstige Forschungsprojekte vorangetrieben hat, dürfte es schon wieder anders aussehen.
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Re: Aufstocken während dem Promovieren: Als Referentin an der Uni oder Ingenieurin in der freien Wirtschaft

Beitrag von Jucy23 »

Zur Anrechnungsfrage auf die Praxiszeit:
Teilzeit auch unter 50% zählt natürlich, ebenso wie freiberufliche Tätigkeiten, nur nicht als volle Monate. Es kann also sein, dass genau ausgerechnet wird, wie viel du in 3 Jahren 35%-Stelle an Vollzeitäquivalenz erfüllt hast und brauchst dann noch entsprechend weitere Zeiten für die 3 Jahre außerhalb der Hochschule. Ich habe zumindest vor einiger Zeit ein vergleichendes Gutachten für eine Berufung erstellt, in der ich das für die einzelnen Kandidat*innen so ausrechnen musste.

Ganz allgemein:
Habe ich das richtig verstanden, dass dein Angebot von der Hochschule lautet, 3 Jahre auf einer WHK (!)- Stelle zu promovieren? Wenn das so stimmt, habe ich eher den Eindruck, dass du an der Uni mit „Hier sind wir alle eine große Familie“ ganz schön ausgenutzt wirst…
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Re: Aufstocken während dem Promovieren: Als Referentin an der Uni oder Ingenieurin in der freien Wirtschaft

Beitrag von Jucy23 »

Ergänzung:
Jetzt habe ich es nochmal gelesen, die Stelle würde dann eine Referentenstelle. Die gehören bei uns traditionell zur Hochschulverwaltung.
nici
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Re: Aufstocken während dem Promovieren: Als Referentin an der Uni oder Ingenieurin in der freien Wirtschaft

Beitrag von nici »

Jucy23 hat geschrieben: ↑25.06.2023, 08:48 Ganz allgemein:
Habe ich das richtig verstanden, dass dein Angebot von der Hochschule lautet, 3 Jahre auf einer WHK (!)- Stelle zu promovieren? Wenn das so stimmt, habe ich eher den Eindruck, dass du an der Uni mit „Hier sind wir alle eine große Familie“ ganz schön ausgenutzt wirst…
Nein, keine Wissenschaftliche Hilfskraftstelle :) (das ist doch WHK, oder?). In der Stellenausschreibung stand auch explizit "Referent/in (m/w/d) für..." Wird wohl auch nach TV, E13 bezahlt.
Derzeit bin ich ja während der Bearbeitung meiner Doktorarbeit bereits als Wiss. Mitarbeiterin an der Hochschule angestellt... In diesen 65% sind 2 SWS Pflicht, was den Rest angeht habe ich keinerlei andere Verpflichtungen.

Zusammengefasst bezog sich meine Frage auf:
1. Stelle als wiss. Angestellte (65%) + Stelle als Referentin in der Hochschule (25%).
2. Stelle als wiss. Angestellte (65%) + Stelle als Ingenieurin in der Industrie (35%).
nici
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Re: Aufstocken während dem Promovieren: Als Referentin an der Uni oder Ingenieurin in der freien Wirtschaft

Beitrag von nici »

Jucy23 hat geschrieben: ↑25.06.2023, 08:51 Ergänzung:
Jetzt habe ich es nochmal gelesen, die Stelle würde dann eine Referentenstelle. Die gehören bei uns traditionell zur Hochschulverwaltung.
Kommt auch ziemlich genau mit dem Aufgabenbereich hin: Beratung von Studierenden bezüglich ihrer Studienlaufbahn/-planung, Betreuung während Projekten etc.
Zuletzt geändert von nici am 26.06.2023, 11:01, insgesamt 1-mal geändert.
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