Chester hat geschrieben: ↑05.05.2023, 21:33Bei einer monografischen Veröffentlichung bedarf es ja auch eine intensive Betreuung, wegen dem Peer Review Verfahren über einem Verlag? Oder was meinst du mit über dem Uni-Server?
Das 'Peer Review' erfolgt in dem Fall durch die Gutachter: Zwei bis drei habilitierte Wissenschaftler schreiben ein Gutachten zur Dissertation. Diese muss dann vor den Gutachtern (plus Beisitzern) in einer mündlichen Prüfung verteidigt werden.
Die Bereitstellung über einen Uniserver sehe ich im Übrigen als erweitertes 'Peer Review' an: Die Arbeit verschwindet nicht in einer Mini-Auflage verschämt zwischen den Regalen einiger weniger Bibliotheken (siehe den Fall KT Guttenberg), sondern kann ab dem Tage des Uploads von jedermann gelesen und auf Fehler bzw. Ungereimtheiten abgeklopft werden. Ein besseres 'Peer Review' geht nicht. Der Upload per Uniserver für die Weltöffentlichkeit des Internets ist praktisch ein 'Persistent Peer Review'.
Chester hat geschrieben: ↑05.05.2023, 21:332. Wie stellt der Doktorand dann überhaupt sicher, dass es wissenschaftlich korrekt ist, was in seiner Diss schreibt? z.B. korrekte Methodenauswahl, Vorgehen usw. Ich dachte immer, dass der Doktorvater das Doktorkind in die Hand nimmt und eine Art vom Coaching anbietet.
Ja, das stimmt alles, jedoch nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Irgendwann sind aber Fragestellung, Struktur und Methoden soweit abgesprochen, dass es nur noch an dir ist, die eigentliche Forschung durchzuführen.
Bei mir war es so, dass ich im ersten Jahr relativ häufiger Kontakt zum DV hatte. Der hat mir einige gute Tipps gegeben und mich auch mal zurechtgebogen, als ich mich in einen Nebenschauplatz des Themas zu verrennen schien. Aber danach war es allein meine Sache, wie es weitergeht. Einer der letzten Sätze vom DV, bevor wir dann die nächsten drei oder vier Jahre keinen Kontakt hatten, war dieser: "Bleiben Sie dran. Manche brauchen ewig, um fertig zu werden." Wie wahr, wie wahr...
Meine Individualpromontion mit (sehr) wenig Betreuung mag durchaus ein Sonderfall sein, aber ich gehe davon aus, dass diese Form der Promotion gut auf die harte Realität echter, eigenständiger Forschung vorbereitet. In meinen Augen ist das definitiv besser als eine Kuschelpromotion mit wöchentlichen 'Updates' bei Kuchen und Kaffee, wo sich am Ende schon irgendwie auch die Frage stellt, warum die Dissertation überhaupt noch 'verteidigt' werden muss.
Was die universitären Abschlussarbeiten angeht, würde ich zum besseren Verständnis folgende Einteilung vornehmen:
Bachelorarbeit = Mittlerer Anspruch, viel Betreuung.
Masterarbeit = Höherer Anspruch, viel Betreuung.
Doktorarbeit = Hoher Anspruch, wenig Betreuung.
Habilitationsschrift = Hoher Anspruch, keine Betreuung.