Thema vom DV doppelt vergeben (war: Namensänderung für Doktorarbeit)

... und die Fragen, die sich davor und dabei ergeben.
Neue Fragen bitte hierher.

goingstu
Beiträge: 6
Registriert: 05.05.2023, 02:31
Status: angefangen

Thema vom DV doppelt vergeben (war: Namensänderung für Doktorarbeit)

Beitrag von goingstu »

Hallo an alle,

Ich habe ein Anliegen und würde mich über eure Erfahrungen freuen.

Ich habe eine statistische medizinische Doktorarbeit. Ich habe das Thema vor 4 Jahren vom damaligen Chefarzt bekommen (mein 2. Betreuer). Ich habe mich lange Zeit damit nicht beschäftigt. Nun habe ich die Ergebnisse fertiggestellt und dem (alten) Chef zugeschickt. Er schreibt zurück und sagt, dass weil er lange Zeit von mir nichts gehört hat, dass er das Thema jmdm anderes gegeben hat und dass diese Person wohl das abgegeben hat bei einer anderen Uni. Er habe vorgeschlagen, dass ich eine Namensänderung vornehme.

Ich bin nun mehrfach irritiert. Darf er grundsätzlich das Thema weitergeben ohne Rücksprache? Letztendlich war ich regelmäßig Doktorand und habe die Semestergebühren bezahlt. Zweitens obwohl das Kernthema der Doktorarbeit gleich geblieben ist, habe ich weitere Varianten auch untersucht. Ist das üblich, dass man deswegen tatsächlich ohne weiteres eine Namensänderung benatragen kann?
Muss man bestimmte Dinge beachten? Es ist echt frustrierend.

Danke.
Zuletzt geändert von Sebastian am 05.05.2023, 17:31, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Betreff des Themas hoffentlich treffend geändert.
Sebastian
Admin
Beiträge: 1977
Registriert: 30.08.2006, 12:41
Status: Schon länger fertig
Hat sich bedankt: 32 Mal
Danksagung erhalten: 55 Mal
Kontaktdaten:

Re: Namensänderung für Doktorarbeit

Beitrag von Sebastian »

Ich erkenne überhaupt keinen Zusammenhang zwischen (melderechtlicher?!) Namensänderung und dem Promotionsverfahren. Was soll das miteinander zu tun haben?
Cybarb
Beiträge: 220
Registriert: 12.06.2011, 16:57
Status: fertig
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 17 Mal

Re: Namensänderung für Doktorarbeit

Beitrag von Cybarb »

Hallo!
Sebastian hat geschrieben: ↑05.05.2023, 09:05 Ich erkenne überhaupt keinen Zusammenhang zwischen (melderechtlicher?!) Namensänderung und dem Promotionsverfahren. Was soll das miteinander zu tun haben?
Ich glaube, der Ratschlag des Profs bezieht sich auf den "Namen" (Titel) der Dissertation, nicht den Familiennamen des TE. :wink:

Zum Thema: Ganz ehrlich - wenn ich lange Zeit (wie lange denn?) nichts von einem Doktoranden hören würde, würde ich das Thema auch weitergeben. Gut, jetzt könnte man sagen, dass der Doktorvater ja auch selbst mal bei dir den aktuellen Stand hätte erfragen können. Hat er das? Oder umgekehrt: Hast du ihm denn transparent mitgeteilt, dass du für X Monate/Jahre nicht daran weiterarbeiten wirst? - Mir fehlen da einfach noch Informationen, wie die Kommunikation gelaufen ist.
Aber generell will ich, wenn ein Thema vergebe, natürlich auch Antworten in angemessener/vertretbarer Zeit. Wenn die Antworten ausbleiben, suche ich mir eben jemanden, der sie mir erarbeitet.

Wie das nun mit der Titeländerung und einer Re-Fokussierung des Themas läuft, müsstest du wohl bei der Fakultät erfragen. Was natürlich problematisch wird, ist, wenn das Delta zwischen deiner und der bereits veröffentlichten Arbeit zu gering ist. Diese musst du so oder so in deine Arbeit einbeziehen.

Gruß
Cyb
Wierus
Beiträge: 1100
Registriert: 11.05.2009, 20:43
Status: Dr. phil.
Hat sich bedankt: 38 Mal
Danksagung erhalten: 79 Mal

Re: Namensänderung für Doktorarbeit

Beitrag von Wierus »

Ich stimme Cybarb zu. Denke auch, dass der Professor ist in diesem Fall -- evtl. aus Verlegenheit -- sehr kulant ist und dir anbietet, den Titel deiner Arbeit zu ändern.

An deiner Stelle würde ich dem Doktorvater vorschlagen, dass du dich im Schlusskapitel mit den Ergebnissen der anderen, thematisch nahen Doktorarbeit näher auseinandersetzen und herausstellen wirst, was deren Autor in deinen Augen gut gemacht hat und was du besser oder zumindest anders gemacht hast. Evtl. könntest du auch einen 'Methodenvergleich' versuchen.

Abschließend würde ich noch ein "Forschungsdesiderat" formulieren, das nach Lektüre beider Doktorarbeiten bleibt, und dann wäre es geschafft.

Könnte also alles halb so wild sein. :wink:
goingstu
Beiträge: 6
Registriert: 05.05.2023, 02:31
Status: angefangen

Re: Namensänderung für Doktorarbeit

Beitrag von goingstu »

Sebastian hat geschrieben:
> Ich erkenne überhaupt keinen Zusammenhang zwischen (melderechtlicher?!)
> Namensänderung und dem Promotionsverfahren. Was soll das miteinander zu tun
> haben?

Es war tatsächlich die Titeländerung damit gemeint.
abcde
Beiträge: 33
Registriert: 10.04.2023, 13:47
Status: fertig
Danksagung erhalten: 2 Mal

Re: Namensänderung für Doktorarbeit

Beitrag von abcde »

Ich gehe davon aus, dass eine Titeländerung gemeint ist. Nun ist es damit natürlich an sich nicht getan. Du müsstest Dir die andere Doktorarbeit durchlesen, deren Ergebnisse (als bekannt und Stand der Forschung) bei Dir einarbeiten und wenn dann noch genug übrig ist, dann hast Du Deine Dissertation. Ob es ausreicht, hängt stark vom Einzelfall ab. Evtl. hat der andere Doktorand eine ganz andere Methodik verwendet und Du kannst einfach Deine Ergebnisse damit vergleichen. Wenn er natürlich genau das gleiche mit dem gleichen Ergebnis gemacht hat, hast Du ein Problem. Jedenfalls wäre das normalerweise so, hier sprechen wir aber von Medizin. In Medizin wurden ja schon wortgleiche Arbeiten abegiefert und vom gleichen Betreuer akzeptiert. Also: Schau Dir die Promotion an, sprich mit dem Betreuer, er scheint ja hilfsbereit.
Ach ja, darf der Betreuer das Thema nochmal vergeben? Darf er, es gibt kein Recht auf exklusive Forschungsbereiche. Ist es menschlich schön? Das hängt von Kommunikation ab. Wenn Du Jahrelang nicht auf Emails antwortest, muss er natürlich davon ausgehen, dass Du raus bist.
goingstu
Beiträge: 6
Registriert: 05.05.2023, 02:31
Status: angefangen

Re: Namensänderung für Doktorarbeit

Beitrag von goingstu »

Cybarb hat geschrieben:
> [Doppelpost]

Hallo,
Danke für die Antwort.
Das Thema habe ich vor 4 Jahren bekommen. Ich bin aber seit 2 Jahren nicht mehr in dieser Klinik. Aber auch davor weder er noch ich haben die Sache nicht mehr wirklich thematisiert.
Allenfalls das ist jetzt eine vollendete Sache und er hat das nun mal weitergegeben. Da ich aber auch mittlerweile seit 1 Jahr intensiv daran arbeite, möchte ich die Sache nicht platzen lassen und weiterhin friedlich damit umgehen.
Viel wichtiger ist, was soll man nun der Fakultät sagen? Einfach sagen, dass der Betreuer den Titel ändern möchte, obwohl das Thema größtenteils (jedoch nicht 100%) das Gleiche ist?

Zum anderen Punkt: die Fakultäten sind per se misstrauisch und wenn man in der eigenen Arbeit erwähnt, dass es mit einer anderen Arbeit große Überschneidungen gibt, dann würde man sich ins eigene Knie schießen, oder nicht?

Vielleicht ist alles tatsächlich halb so wild. Aber ich habe bislang weder auf dem Chef geantwortet noch der Fakultät kontaktiert, bevor ich paar Meinungen dazu höre.

Danke dir.
goingstu
Beiträge: 6
Registriert: 05.05.2023, 02:31
Status: angefangen

Re: Namensänderung für Doktorarbeit

Beitrag von goingstu »

Wierus hat geschrieben:
> Ich stimme Cybarb zu. Denke auch, dass der Professor ist in diesem Fall --
> evtl. aus Verlegenheit -- sehr kulant ist und dir anbietet, den Titel
> deiner Arbeit zu ändern.
>
> An deiner Stelle würde ich dem Doktorvater vorschlagen, dass du dich im
> Schlusskapitel mit den Ergebnissen der anderen, thematisch nahen
> Doktorarbeit näher auseinandersetzen und herausstellen wirst, was deren
> Autor in deinen Augen gut gemacht hat und was du besser oder zumindest
> anders gemacht hast. Evtl. könntest du auch einen 'Methodenvergleich'
> versuchen.
>
> Abschließend würde ich noch ein "Forschungsdesiderat"
> formulieren, das nach Lektüre beider Doktorarbeiten bleibt, und dann wäre
> es geschafft.
>
> Könnte also alles halb so wild sein. :wink:


Die andere Arbeit ist weder verteidigt noch veröffentlicht. Es wurde lediglich eingereicht.
Ich sage mal so: wenn Doktorand 1 in Fakultät X eine Doktorarbeit schreibt und gleichzeitig einen anderen Doktorvater in Fakultät Y das selbe Thema an Doktorand 2 gegeben hat, hat die die Doktorand 1 irgendwelche Verpflichtungen? Bestimmt nicht wenn man logisch denkt. Der Punkt ist, dass der Betreuer selber das selbe Thema an zwei Personen gegeben hat. Ist das letztendlich nicht seine Sache?

Es sind alles natürlich theoretische Überlegungen und hängt letztendlich von der Fakultät.
Wierus
Beiträge: 1100
Registriert: 11.05.2009, 20:43
Status: Dr. phil.
Hat sich bedankt: 38 Mal
Danksagung erhalten: 79 Mal

Re: Namensänderung für Doktorarbeit

Beitrag von Wierus »

goingstu hat geschrieben: ↑05.05.2023, 15:25Die andere Arbeit ist weder verteidigt noch veröffentlicht. Es wurde lediglich eingereicht.
Dann bleibt dir nur der Weg der Kommunikation, am besten mit dem Autor der Konkurrenzarbeit und mit deinem DV. Wenn ihr beide völlig unabhängig zum gleichen Thema geforscht habt, könnte ich mir das Gespräch als durchaus spannend vorstellen. Verloren ist zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall noch gar nichts.

Du könntest deinem DV vorschlagen, dass ihr euch mal zu dritt in seiner Sprechstunde trefft. Dann könntest du in dieser Runde im Beisein deines DV anbieten, die eingereichte Doktorarbeit zu lesen und in deinem Schlusskapitel darauf einzugehen. Eine andere Möglichkeit wäre, mit deinem DV auszuhandeln, die Veröffentlichung der anderen Doktorarbeit abzuwarten und danach dann in deiner eigenen Arbeit darauf einzugehen.

Egal wie es weiterlaufen sollte, du musst deinem DV auf jeden Fall zeigen, dass deine Doktorarbeit wirklich von dir selber verfasst wurde und in keinem Fall "seltsame" inhaltliche Ähnlichkeiten mit der bereits eingereichten Doktorarbeit hat. Ansonsten ist es in der Wissenschaft völlig legitim, dass zwei Personen unabhängig voneinander dasselbe Thema bearbeiten. Wenn sich die Methoden und Perspektiven deutlich unterscheiden, dann kann das sogar höchst produktiv sein.
johndoe
Beiträge: 414
Registriert: 31.12.2018, 12:57
Status: Prof. Dr.
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 80 Mal

Re: Namensänderung für Doktorarbeit

Beitrag von johndoe »

Ich verstehe die Diskussion über den Titel nicht ganz. Was zählt ist doch, welche Forschungsfragen mit welcher Methodik bearbeitet wurden. Wenn hier Deckungsgleichheit herrscht, dann gibt's mE ein Problem, denn damit erfüllt eine der beiden Arbeiten nicht den Anspruch, etwas Neues zum Forschungsgebiet beigetragen zu haben. Da kann man auch mit Titel nix schön reden.
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag