Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Fragen und Antworten rund um die FH-Professur
neuling2018
Beiträge: 84
Registriert: 02.05.2017, 18:06
Hat sich bedankt: 8 Mal
Danksagung erhalten: 2 Mal

Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von neuling2018 »

Hallo zusammen,

ich würde gerne mal den großen Kassensturz machen und eine Stelle als FH-Prof in Bayern gegen eine Festanstellung mit 100k EUR vergleichen.

Angestellter
Ich nehme als Musterperson einfach mal einen 40-jährigen, 2 Kinder, Bayern, Angestelltengehalt von 100.000 EUR, gesetzlich versichert, Steuerklasse 4, Arbeitszeit 40 Stunden, Kirchensteuerpflichtig.

Brutto 100.000 EUR
Netto 56.925 EUR
Gesetzliche Rente (netto) ab 67: 1.800 EUR (Brutto ca. 2500 EUR)

(Annahme einer bAV von ca. 80.000 EUR zum Renteneinstieg)

W2-Professur
Musterperson 40-jährigen, 2 Kinder, Bayern, W2 Prof, privat versichert, Steuerklasse 4, Arbeitszeit 40 Stunden, Kirchensteuerpflichtig..

Brutto 83236.34 EUR
Netto 58838.35 EUR
aber Abzug ./. Krankenversicherung 3600 EUR
Netto (nach Abzug) 55.238,35 EUR

Ruhegehalt Brutto 2.665 EUR
Pension Netto 2.250 EUR
Annahme Gesetzliche Rente Netto: 625 EUR (Brutto 700 EUR)
Insgesamt Rente/Pension = 2.375 EUR (nach Abzug KV)


****
Unter dem Strich würde sich mit der Beispielrechnung eine Tätigkeit als W2 Professor vs. einer Angestelltentätigkeit mit 100.000 EUR Gehalt ja nicht wirklich lohnen - weder im Berufsleben noch als Pensionär/Rentner? (das ideelle und die Freiheit als Prof mal außen vor gelassen). Übersehe ich etwas?

Dank und Gruß

Update: Netto Rente bei Angestelltenjob eingetragen
Zuletzt geändert von neuling2018 am 07.04.2023, 16:01, insgesamt 3-mal geändert.
johndoe
Beiträge: 417
Registriert: 31.12.2018, 12:57
Status: Prof. Dr.
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von johndoe »

Einerseits hast du bei der Rente auch Abgaben, also Netto Rente ist entsprechend geringer, wie bei der Pension auch.

Andererseits hat ein 40jähriger vll schon 15 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt und hat diese Teil-Ansprüche später zusätzlich zur Pension. Da gibt's zwar ne deckelung, aber ich glaube, da ist man immer noch weit weg, weil man eben erst so spät einsteigt ins Beamtentum.

Beachten müsste man auch, ob der Arbeitnehmer privat oder freiwillig gesetzlich krankenversichert ist - es wird auch hier Abweichungen geben zur privaten Beihilfeversicherung eines Beamten.
neuling2018
Beiträge: 84
Registriert: 02.05.2017, 18:06
Hat sich bedankt: 8 Mal
Danksagung erhalten: 2 Mal

Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von neuling2018 »

Danke, habe die Besteuerung der gesetzlichen Rente eingetragen und die Tatsache ergänzt, dass man dann Gesetzliche Rente UND Pension erhält.

Wie meinst Du dies mit der Krankenversicherung? Ich habe testweise bei einem Vergleichsportal die priv. KV für Beamte mit Beihilfe gerechnet.
neuling2018
Beiträge: 84
Registriert: 02.05.2017, 18:06
Hat sich bedankt: 8 Mal
Danksagung erhalten: 2 Mal

Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von neuling2018 »

Falls die Zahlen so ansatzweise stimmen, ist es wirklich ernüchternd... Wie wollen die Hochschulen denn fähige Mitarbeiter/ggf. sogar Führungskräfte aus Großkonzernen rekrutieren? (Finanziell ja schon mal eher nicht). Wenn man die sich verändernde Arbeitswelt anschaut (teilweise geht ja bis zu 100% Home Office, usw.) ... sehe ich da auf die Hochschulen im wiss. Nachwuchs/Professuren echt eine ziemlich große Herausforderung. :blume:
Wierus
Beiträge: 1101
Registriert: 11.05.2009, 20:43
Status: Dr. phil.
Hat sich bedankt: 38 Mal
Danksagung erhalten: 79 Mal

Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von Wierus »

neuling2018 hat geschrieben:Unter dem Strich würde sich mit der Beispielrechnung eine Tätigkeit als W2 Professor vs. einer Angestelltentätigkeit mit 100.000 EUR Gehalt ja nicht wirklich lohnen - weder im Berufsleben noch als Pensionär/Rentner? (das ideelle und die Freiheit als Prof mal außen vor gelassen). Übersehe ich etwas?
Ja. Du hast zwar Gehalt und Rente in deine Überlegungen einbezogen sowie Idealismus und kreative Entfaltungsmöglichkeiten ausgeklammert, aber gänzlich unerwähnt blieb der Faktor "berufliche Sicherheit".

Also wenn der W2-Professor ein Beamter ist, dann ist dessen Vorteil doch völlig offensichtlich: Selbst ein Angestellter in der höheren Managementebene kann jederzeit gekündigt werden, bei einem Beamten ist das nur schwer möglich - gerade in Krisenzeiten ein heftiger Vorteil.

Wenn der W2-Professor hingegen nicht verbeamtet sein sollte, dann handelt es sich in beiden Fällen um Angestelltenverhältnisse; und dann hinkt der Vergleich ziemlich.
neuling2018
Beiträge: 84
Registriert: 02.05.2017, 18:06
Hat sich bedankt: 8 Mal
Danksagung erhalten: 2 Mal

Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von neuling2018 »

Danke, das stimmt natürlich! Sicherheit hatte ich in der "Verbeamtung" mal ausgeklammert. Ich muss aber sagen, dass ich eine Anstellung bei einem Großkonzern jetzt auch mal als recht "sicher" einstufen würde. Ist sicherlich ein Argument, welches in die Gesamtbetrachtung eingehen muss. Für mich persönlich jetzt aber kein gewichtiges - da hat aber jeder sicher eine andere Auffassung!
Wierus
Beiträge: 1101
Registriert: 11.05.2009, 20:43
Status: Dr. phil.
Hat sich bedankt: 38 Mal
Danksagung erhalten: 79 Mal

Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von Wierus »

neuling2018 hat geschrieben: ↑07.04.2023, 16:51Ich muss aber sagen, dass ich eine Anstellung bei einem Großkonzern jetzt auch mal als recht "sicher" einstufen würde.
Wenn es die deutsche Wirtschaft tatsächlich schaffen sollte, an der Rezession vorbeizuschrammen, hast du vermutlich recht.

Allerdings wird auch bei Konzernübernahmen oder Fusionen, die ja ständig stattfinden, gerade unter gut bezahlten Angestellten ausgesiebt. Dann beginnt die frohe Zeit der Freistellungsvereinbarungen.
johndoe
Beiträge: 417
Registriert: 31.12.2018, 12:57
Status: Prof. Dr.
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von johndoe »

neuling2018 hat geschrieben: ↑07.04.2023, 15:58
Wie meinst Du dies mit der Krankenversicherung? Ich habe testweise bei einem Vergleichsportal die priv. KV für Beamte mit Beihilfe gerechnet.
Ich meine im Alter.
johndoe
Beiträge: 417
Registriert: 31.12.2018, 12:57
Status: Prof. Dr.
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von johndoe »

neuling2018 hat geschrieben: ↑07.04.2023, 16:51 Danke, das stimmt natürlich! Sicherheit hatte ich in der "Verbeamtung" mal ausgeklammert. Ich muss aber sagen, dass ich eine Anstellung bei einem Großkonzern jetzt auch mal als recht "sicher" einstufen würde. Ist sicherlich ein Argument, welches in die Gesamtbetrachtung eingehen muss. Für mich persönlich jetzt aber kein gewichtiges - da hat aber jeder sicher eine andere Auffassung!
Wenn man sich mit dem Job im Konzern arrangieren kann und Geld das einzige Kriterium ist, dann ist die Sache doch klar.
kruemelix
Beiträge: 8
Registriert: 14.01.2021, 21:54
Danksagung erhalten: 4 Mal

Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von kruemelix »

meine persönliche Erfahrung als frisch gekürter FH-Prof: Es it anders, nicht prinzipiell besser oder schlechter.

Ich war selber in der Industrie und hatte dort besagte 100k verdient, ein Aufstieg bis 120-130k wäre auch noch möglich gewesen. Vom Monetären her gibt es sich daher nicht viel oder ist sogar ein Rückschritt (inkl. Berücksichtigung der Pensionen/Renten). Auch die Verbeamtung ist zwar nett, aber nicht wirklich notwendig - alle meine Freunde in vergleichbaren Poitionen in der Industrie sind aufgrund der demografischen Situation tiefentspannt was etwaige Jobsicherheit angeht.
Vergleiche ich mich mit manch anderem Bekannten, war Promotion -> Industrie -> FH-Prof finanziell sogar die blödste Entscheidung, die ich machen konnte. Jahrelang als Doktorand nichts verdienen, nur um dann nach ein paar Jahren Industrieerfahrung sein Gehalt für den Rest des Lebens einzufrieren - keine Beförderungen mehr, nichts. Manchmal beneide ich diesbezüglich die dualen Studenten, welche direkt nach dem Abitur schon ein regelmäßiges Gehalt beziehen.

Der Grund, wieso ich es gemacht habe? Mir gefällt die Lehre und die Freiheit an der Hochschule. Die Dinge die ich jetzt mache, mache ich, weil ich Lust drauf habe und nicht, weil es in der aktuellen Sprintplanung so festgesetzt wurde. Will ich forschen, schreibe ich Anträge. Habe ich Lust, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, halte ich halt meine 18 SWS und werde DiMiDo-Prof. Interessieren mich neue Themen, habe ich genug Zeit, mich neben der eigentlichen Arbeit tief einzuarbeiten. Im Großkonzern hat man vielen die innere Anspannung angemerkt: Man traf Leute nicht, weil man sie interessant fand, sondern um gesehen zu werden und sich einen eigenen Vorteil für die nächste Beförderung zu verschaffen. Das fehlt bei uns komplett. Irgendwo habe ich mal gelesen, Prof zu sein ist wie ein staatlich alimentierter Künstler - wenn es einem nur ums Geld geht, definitiv nicht das richtige. Aber es kann für den einen oder anderen der absolute Traumjob sein.

Gleichwohl möchte ich nicht die Nachteile verschweigen: Die Bürokratie ist lähmend und die Verwaltungsaufgaben neben den Lehrverpflichtungen nehmen laut Kollegen immer mehr zu. Der Job verstärkt irgendwie die Charakterzüge - wer vorher schon motiviert war, freut sich über die Freiheit und geht voll darin auf. Und wer nur auf die 18 SWS schielte, wird fett und grummelig.
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag