Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Fragen und Antworten rund um die FH-Professur
neuling2018
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Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von neuling2018 »

kruemelix hat geschrieben: ↑07.04.2023, 21:20 meine persönliche Erfahrung als frisch gekürter FH-Prof: Es it anders, nicht prinzipiell besser oder schlechter.
...
Danke Dir, dein Beitrag spricht mir zu 100% aus der Seele . Auch wenn der Post eigtl nur gedacht war mal die reinen Fakten zu vergleichen, finde ich es schön wie er sich entwickelt hat.

Für mich persönlich ist der Wunsch einer FH Prof. genau diese Freiheit zu haben die Du beschreibst - wenn man viel machen will, macht man viel; wenn man gerade persönlich mehr Zeit braucht (z.B. Kinder oder auch Pflegebedürftige Verwandte) kann man das machen. Zumindest stelle ich es mir so vor ;-) und schön, dass Du dies ein bisschen bestätigst. In der Industrie ist man dann doch immer "abhängig" Beschäftigt und muss im Zweifel dann das fünfte Projekt machen auch wenn man persönlich lieber etwas anderes machen würde.
johndoe
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Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von johndoe »

kruemelix hat geschrieben: ↑07.04.2023, 21:20
Ich war selber in der Industrie und hatte dort besagte 100k verdient, ein Aufstieg bis 120-130k wäre auch noch möglich gewesen.
Diese finanzielle Dynamik muss man natürlich mit betrachten. Als w2 Prof macht man keine großen Sprünge mehr, anders als im Konzern, wo im AT-Bereich über die Jahre unverschämt viel Kohle gemacht werden kann. Idr ist man als FH Prof für solche Karrieren ebenso qualifiziert. Und diese Opportunitätskosten muss man eigentlich mit einkalkulieren.

... Wenn es einem nur ums Geld geht.

Aber es ist eben auch ein ganz anderer Job, wie kruemelix schon geschrieben hat. Deshalb ist das ein Vergleich wie Taxifahrer vs Krankenpfleger. Das kann man auch rein finanziell betrachten, aber man blendet dabei sämtliche qualitativen Kriterien aus.
mashdoc
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Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von mashdoc »

Der Vergleich des OP liest sich für mich eher deutlich Contra Angestelltenjob. Ein annähernd gleiches Gehalt wie beim 100k-Konzern-Dasein und beim W2 keine Vorgesetzten, hohe Freiheit (fast schon Autonomie), Unkündbarkeit, vorlesungsfreie Zeiten.
Die weiteren Gehaltssprünge fehlen bei W2, wle jemand bereits schrieb. Höchstens Inflationsausgleich dürfte es bei W2 geben (abseits der Leistungszulagen).

Erlebe zwei große Gruppen an der FH: die einen Profs haben eher Forschungsinstitutshintergründe. Für die wird das sichere W2 eine Offenbarung sein. Die anderen waren mehr oder weniger hohe Tiere in der freien Wirtschaft. Für die sind die Argumente oben wichtig.
kmc
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Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von kmc »

kruemelix hat geschrieben: ↑07.04.2023, 21:20alle meine Freunde in vergleichbaren Poitionen in der Industrie sind aufgrund der demografischen Situation tiefentspannt was etwaige Jobsicherheit angeht.
Da wär ich aber vorsichtig - die demographische Situation kann dann auch dazu führen, dass die vermeintlich sicheren Jobs verschwinden, weil ganze Standorte geschlossen werden. Das passiert auch oft genug in Unternehmen, die als unverrückbare Urgesteine der lokalen Wirtschaft gelten. Ich habe selbst einige hochqualifizierte Ex-Kollegen, die nun "Berater" in Form von Ich-AGs sind - nicht weil sie das wollten, sondern weil sie im besten Alter mit Golden Handshake verabschiedet wurden und mit 40-50+ keinen vergleichbaren Quereinstieg woanders mehr schaffen.

Diese Sicherheit in der (späten) Beamtenlaufbahn ist wirklich nicht zu unterschätzen und nirgendwo anders vergleichbar zu bekommen. Wobei ich mir ehrlich gesagt trotzdem noch nicht sicher bin, was ich entscheiden werde, wenn dann mal ein Ruf da sein sollte...wenn man einmal deutlich jenseits der 100k ist, ist W2 schon ein herber Rückschritt, und dann rechne ich erstmal mit 1-2 sehr arbeitsintensiven Jahren in die Lehre reinzukommen, ohne die große Freiheit zu spüren.
neuling2018
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Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von neuling2018 »

Schön zu lesen, dass das Thema doch mehr als nur "Geld" ist und zumindest eine Hand voll Menschen interessiert. :D

Die Argumente muss sicher jeder für sich abschätzen, aber ich finde zudem dass die Dynamik seit Corona mit teilweise 100% HomeOffice und weiteren Annehmlichkeiten in der Privatwirtschaft, wie aus dem Ausland arbeiten, usw. zumindest in meiner Perspektive die bisher doch großen Differenzen zwischen dem engen Korsett eines Angestelltenjobs und der unendlichen Freiheit einer Professur kleiner hat werden lassen. Das führt zumindest bei mir zu einem starken Abwägeprozess, ob nun ein gut bezahlter Konzernjob mit viel HomeOffice nicht subjektiv besser ist als eine FH-Professur zu der ich im Zweifel 1-2 Stunden pendeln muss. Zudem steht uns tendenziell ja der Renteneintritt der "Boomer" erst noch bevor (glaube 2030), sodass es zumindest für ein paar Jahre noch sehr angenehm in der Privatwirtschaft werden sollte für spezialisierte Fachkräfte (wovon ich jetzt einfach ausgehe, wenn das Profil auch FH Prof tauglich sein soll). Jetzt bin ich sicher nicht der Einzige, der solche Überlegungen anstellt (auch wenn ich mich hier im Forum umsehe), sodass es vermutlich aktuell "etwas einfacher" sein sollte an eine FH-Professur zu kommen als noch vor den oben genannten Änderungen, da jetzt doch vielleicht der ein oder andere es sich im HomeOffice gemütlich gemacht hat :lol:

Wenn man jetzt nur noch wüsste, was die Zukunft bringt ;-) wäre die Entscheidung einfacher
abc
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Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von abc »

Bzgl. Geld kommt es sicher auf den Fachbereich an. Im Bereich sozialer Arbeit ist W2 im Verhältnis vermutlich in der Relation recht gut, im IT Bereich eher weniger.
Was man aber auch nicht vergessen sollte, ist die Möglichkeit von Nebenverdiensten. Wenn man sein Gehalt optimieren will, kann man da ja auch einiges zusätzlich machen.

Ich kenne bisher niemand, der den Schritt zum Prof bereut hätte. Aber vermutlich machen das auch nur Leute, die zu dem Job auch motiviert sind. Allein der Ablauf und Dauer der Bewerbung schreckt ja alle anderen wohl schon ab.
johndoe
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Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von johndoe »

neuling2018 hat geschrieben: ↑11.04.2023, 20:36 Das führt zumindest bei mir zu einem starken Abwägeprozess, ob nun ein gut bezahlter Konzernjob mit viel HomeOffice nicht subjektiv besser ist als eine FH-Professur zu der ich im Zweifel 1-2 Stunden pendeln muss.
man kann gar nicht oft genug betonen, dass es sich um 2 grundverschiedene Berufe handelt. Da bin ich wieder bei den Äpfeln und Birnen - die kann ich auch nach Preis und Gewicht unterscheiden, dann wähle ich vll das günstigste, aber schwerste Obst - und bin dann vielleicht überrascht, dass mir Birnen gar nicht schmecken :prost:
neuling2018
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Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von neuling2018 »

johndoe hat geschrieben: ↑12.04.2023, 23:55
neuling2018 hat geschrieben: ↑11.04.2023, 20:36 Das führt zumindest bei mir zu einem starken Abwägeprozess, ob nun ein gut bezahlter Konzernjob mit viel HomeOffice nicht subjektiv besser ist als eine FH-Professur zu der ich im Zweifel 1-2 Stunden pendeln muss.
man kann gar nicht oft genug betonen, dass es sich um 2 grundverschiedene Berufe handelt. Da bin ich wieder bei den Äpfeln und Birnen - die kann ich auch nach Preis und Gewicht unterscheiden, dann wähle ich vll das günstigste, aber schwerste Obst - und bin dann vielleicht überrascht, dass mir Birnen gar nicht schmecken :prost:
Ja, es sind zwei verschiedene Berufe, aber ich finde den Vergleich zu machen und Unterschiede aufzuzeigen durchaus legitim und es hilft mir und vielleicht anderen die Unterschiede besser zu verstehen. Denn genau zwischen diesen zwei Welten muss man sich als FH Prof oder eben Angestellter ja entscheiden?

Und neben den Vorteilen und Nachteilen der verschiedenen Aspekte wie Verbeamtung (ist diese immer vorteilhaft?), Gehalt, persönliche Freiheit (kann man als FH Prof wirklich den Alltag komplett frei wählen? Oder bremst mich doch jemand meine Veranstaltungen nur DiMiDo zu legen?), Selbstverwirklichung, etc abzuwägen ist aus meiner Sicht jetzt nicht so einfach. Unter anderem auch darum weil die Privatwirtschaft verstanden hat, oder zumindest langsam versteht, dass sie es den Angestellten etwas angenehmer machen muss ( mehr Freiheit wann man arbeitet und wie man arbeitet), sonst sind sie weg. Vielleicht sehe ich eine FH Professur auch nur insgesamt zu pessimistisch und es ist wirklich so, dass man ein gutes Gehalt bekommt und den Tag über machen kann was man will, Vorlesungstermine frei wählen kann - irgendwie bezweifle ich das etwas, lasse mich aber gerne überzeugen :-)
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Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von Jucy23 »

Mein Eindruck nach etwas mehr als zwei Jahren ist, dass die Freiheit vor allem auf inhaltlicher Ebene liegt. Organisatorisch bewegt man sich natürlich immer in einem gewissen institutionellen Rahmen, der von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich ist, hat einzuhaltende DLs (z.B. bei der Begutachtung von Prüfungsleistungen) und die Verpflichtung, sich an der Selbstverwaltung zu beteiligen, wo auch nicht jede*r Hurra schreit, jede Aufgabe super interessant ist und man auch mit Kolleg*innen Dinge aushandeln muss.
Und an erster Stelle stehen natürlich bei aller inhaltlicher Freiheit auch die Interessen und Bedarfe der Studierenden, die durchaus deutlich rückmelden, ob sie mit den gewählten Inhalten und didaktischen Zugängen zufrieden sind 😉
Ich finde, es ist eine wunderbare Tätigkeit und ich weiß trotz der genannten Einschränkungen die gegebenen Freiräume sehr zu schätzen - ich bin aber auch in einem Bereich unterwegs, wo ein Angestelltenjob mit 100k Einkommen als Alternative gar nicht zur Debatte steht…
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Re: Gehaltsvergleich W2-Prof vs. Angestellter

Beitrag von johndoe »

neuling2018 hat geschrieben: ↑13.04.2023, 15:34
johndoe hat geschrieben: ↑12.04.2023, 23:55
neuling2018 hat geschrieben: ↑11.04.2023, 20:36 Das führt zumindest bei mir zu einem starken Abwägeprozess, ob nun ein gut bezahlter Konzernjob mit viel HomeOffice nicht subjektiv besser ist als eine FH-Professur zu der ich im Zweifel 1-2 Stunden pendeln muss.
man kann gar nicht oft genug betonen, dass es sich um 2 grundverschiedene Berufe handelt. Da bin ich wieder bei den Äpfeln und Birnen - die kann ich auch nach Preis und Gewicht unterscheiden, dann wähle ich vll das günstigste, aber schwerste Obst - und bin dann vielleicht überrascht, dass mir Birnen gar nicht schmecken :prost:
Ja, es sind zwei verschiedene Berufe, aber ich finde den Vergleich zu machen und Unterschiede aufzuzeigen durchaus legitim und es hilft mir und vielleicht anderen die Unterschiede besser zu verstehen. Denn genau zwischen diesen zwei Welten muss man sich als FH Prof oder eben Angestellter ja entscheiden?

Und neben den Vorteilen und Nachteilen der verschiedenen Aspekte wie Verbeamtung (ist diese immer vorteilhaft?), Gehalt, persönliche Freiheit (kann man als FH Prof wirklich den Alltag komplett frei wählen? Oder bremst mich doch jemand meine Veranstaltungen nur DiMiDo zu legen?), Selbstverwirklichung, etc abzuwägen ist aus meiner Sicht jetzt nicht so einfach. Unter anderem auch darum weil die Privatwirtschaft verstanden hat, oder zumindest langsam versteht, dass sie es den Angestellten etwas angenehmer machen muss ( mehr Freiheit wann man arbeitet und wie man arbeitet), sonst sind sie weg. Vielleicht sehe ich eine FH Professur auch nur insgesamt zu pessimistisch und es ist wirklich so, dass man ein gutes Gehalt bekommt und den Tag über machen kann was man will, Vorlesungstermine frei wählen kann - irgendwie bezweifle ich das etwas, lasse mich aber gerne überzeugen :-)
Ich kann ja mal meine Top und Flop 3 auflisten, die mir (mittlerweile im 2.Semester) so gewahr werden.

Top3:
- Freiheit! Ich kann prinzipiell unterrichten, was ich will und auch wann ich will.
- Lehre! Mir macht der Unterricht (meistens) Spaß, mir macht auch die Vorbereitung Spaß, mich mit didaktischen Methoden zu beschäftigen etc.
- Ferien! Hatte zwar noch nicht viel davon (Fortbildungen, Vorbereitungen nächstes Semester, ...), aber der Ausblick ist schon mal nicht schlecht.

Flop3
- Stress! V.a. am Anfang. Vielleicht müsste ich da mehr Mut zur Lücke zeigen, aber jede Woche aufs Neue mehrere 4SWS-Veranstaltungen auf die Beine zu stellen, das zehrt schon an der Substanz. Denn die nächste Veranstaltung kommt, ob du bereit bist oder nicht. Mittlerweile kommen auch Abschluss- und Seminararbeiten dazu, Abstimmungen mit Studis etc ... also langweilig wird einem nicht.
- Einzelkämpfer! Nix mit Managen und Delegieren. Ob bei technischen Problemen im Hörsaal, beim Vorbereiten von Projekten oder beim Drucken von Klausuren - wenn man Glück hat,hat jemand von den Laboringenieuren Zeit oder man bekommt mal eine SHK genehmigt. Aber tendenziell ist man eine One-Man-Show.
- Ineffiziente Verwaltung! Ich muss so viele Daten zigfach irgendwo angeben, gefühlt gibt es keine Datenbanken, sondern es wird alles immer von Neuem erfasst... das nervt tatsächlich. Und die FH kann da oft gar nicht allein was dafür, weil oft mit anderen Behörden zusammengearbeitet wird, die ihrerseits Problem haben...

...mal aus der Hüfte geschossen. Würde ich es trotzdem wieder machen? Auf jeden Fall!
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