Sorry, super lang! Gedankenchaos und Unsicherheit
Verfasst: 22.03.2023, 17:39
Hallo zusammen,
diesen Beitrag möchte ich nutzen, um einfach mal meine Gedanken loszuwerden.
Ich spiele ich mit dem Gedanken, meine Promotion abzubrechen. Ich fühle mich in meinem Institut nicht mehr richtig aufgehoben und zweifle daran, ob ich unter diesen Umständen sinnvoll promovieren kann. Mittlerweile habe ich ein Frustrationslevel erreicht, welches seit Monaten nicht abflachen mag.
Zu mir und meiner Situation: Ich bin Mitte 20, befinde mich mittlerweile im fast dritten Jahr meiner Promotion und arbeite an einem naturwissenschaftlichen Institut. Mein Projekt unterscheidet sich thematisch und methodisch sehr von denen meiner Kolleg:innen. Ich bin nämlich Gesundheits-/Sozialwissenschaftlerin und habe mich damals auf ein spannendes Projekt beworben. Aufgrund der großen thematischen und methodischen Differenzen fehlt mir jedoch der nötige Austausch mit Kolleg:innen und Expert:innen. Dies habe ich bereits bei meinem DV und anderen Kolleg:innen angesprochen und auch versucht, das ganze selbst in die Hand zu nehmen. Leider habe ich keine Unterstützung erhalten und auch das individuelle Network-Gesuch hat mir kaum an den Stellen weitergeholfen, wo ich es mir gewünscht hätte. Mein Projekt läuft nur schleppend voran und ich habe ständig Angst, meine Arbeit nicht wissenschaftlich gut zu verrichten, da ich keinerlei handfestes Feedback erhalte.
In den ersten zwei Jahren habe ich kaum an meinem Projekt gearbeitet. Stattdessen musste ich irgendeine spontane Projektidee meines DV umsetzen, die komplett gar nichts mit meiner Arbeit, meinem Projekt oder meinem Promotionsthema zu tun hatte. Aber da ich erst so kurz am Institut war, konnte und wollte ich die Idee nicht abschlagen. Die Zeit war insgesamt gar nicht schön und hat mich emotional und körperlich total ausgelaugt. Es hätte auch wahrscheinlich niemand damit gerechnet, dass eine Idee für ein „kurzes“ Projekt, solange dauern würde. Mittlerweile weiß ich aber, dass unrealistische Zeitpläne bei uns gang und gäbe sind. Am Ende ist eine Publikation dabei rumgekommen. Was eigentlich super ist, ich aber wegen sehr schwieriger Umstände irgendwie nicht wirklich annehmen kann und auch nicht stolz drauf bin.
Ich bin mittlerweile also schon lange da. Das macht die Entscheidung nicht gerade leichter – im Gegenteil. Während ich ursprünglich fürs Thema gebrannt habe, kam das andere Projekt dazwischen und mittlerweile möchte ich, ich gebe es zu, einfach nur noch den Titel und weg. Die Frage ist nur: zu welchem Preis?
Es liegt noch ein Haufen Arbeit vor mir. Dieser soll in diesem Jahr bewältigt werden. D.h. zwei Paper müssen angenommen werden, die noch lange nicht eingereicht sind. Ich kann das einfach nicht mehr als one-man-show, ohne jegliche Hilfe oder Bestätigung.
Ich fühle mich nicht danach, mit meinem DV zu sprechen. Ich habe bereits Dinge angesprochen und auch schon mal ein längeres Gespräch mit im geführt. Aber da kommt nichts an. Das Meeting wird doch beendet mit „Was sind deine neusten Resultate?“. Egal ob ich ihm meine Gedankengänge offenbare, ich ihm mein Study Design vorstelle oder mitteile, dass ich gerade mit der Auswertung nicht weiterkomme.
Ich bin unglücklich, sehr unglücklich. Ich weine mehrfach die Woche und drehe innerlich vor jedem Meeting mit dem DV total durch. Ich würde nichts lieber, als die Arbeit einfach zu Ende bringen. Jedoch glaube ich A) teilweise arbeitsunfähig zu sein und evtl. einen Burn-out zu haben und B) habe ich in allen Situationen Angst. Angst, Fehler zu machen; Angst, viele Dinge nicht zu sehen; Angst, nicht hinter meiner Doktorarbeit stehen zu können; Angst, eine Kündigung im Nachhinein zu bereuen und noch unglücklicher zu werden.
Zu allem Übel habe ich Depression und befinde mich schon seit fast zwei Jahren in Therapie. Die Doktorarbeit ist definitiv nicht der Auslöser meiner Depression, aber momentan mein stärkster Trigger.
Ich war mir von Anfang an bewusst, dass das kein einfacher Spaziergang sein wird und ich möchte diese Möglichkeit ungern leichtfertig aufgeben.
Wenn ich jetzt kündigen sollte, dann weiß ich nicht, ob ich dem Ganzen nochmal eine Chance geben werde oder ob ich sie überhaupt bekommen würde. Momentan weiß ich aber auch gar nicht wohin mit mir. Mir hat die wissenschaftliche Arbeit immer Spaß gemacht, aber da ich bzgl. meiner Arbeit nie in den Austausch gelange (habe wirklich unzähliges versucht), glaube ich auch gar nicht mehr an meine methodische oder wissenschaftlich gute Arbeit.
Ich habe mir vorgenommen, bis Ende nächster Woche eine Entscheidung zu treffen. Warum bis dann? Weil die Fristen zur Kündigung sonst nur noch länger werden und mir eine Entscheidung im Anschluss nur noch schwerer fallen würde. Außerdem werde ich nächste Woche, als letzte Instanz, mit der Ombudsperson sprechen.
Bisher konnte ich keine zufriedenstellende Lösung finden und fühle mich deshalb zunehmend unsicher und unwohl. Zudem raubt mir das Hin und Her viel zu viel Kraft und Zeit.
Vielleicht wissen einige von euch Rat. Ich würde mich freuen.
Liebe Grüße und DANKE
fletti
diesen Beitrag möchte ich nutzen, um einfach mal meine Gedanken loszuwerden.
Ich spiele ich mit dem Gedanken, meine Promotion abzubrechen. Ich fühle mich in meinem Institut nicht mehr richtig aufgehoben und zweifle daran, ob ich unter diesen Umständen sinnvoll promovieren kann. Mittlerweile habe ich ein Frustrationslevel erreicht, welches seit Monaten nicht abflachen mag.
Zu mir und meiner Situation: Ich bin Mitte 20, befinde mich mittlerweile im fast dritten Jahr meiner Promotion und arbeite an einem naturwissenschaftlichen Institut. Mein Projekt unterscheidet sich thematisch und methodisch sehr von denen meiner Kolleg:innen. Ich bin nämlich Gesundheits-/Sozialwissenschaftlerin und habe mich damals auf ein spannendes Projekt beworben. Aufgrund der großen thematischen und methodischen Differenzen fehlt mir jedoch der nötige Austausch mit Kolleg:innen und Expert:innen. Dies habe ich bereits bei meinem DV und anderen Kolleg:innen angesprochen und auch versucht, das ganze selbst in die Hand zu nehmen. Leider habe ich keine Unterstützung erhalten und auch das individuelle Network-Gesuch hat mir kaum an den Stellen weitergeholfen, wo ich es mir gewünscht hätte. Mein Projekt läuft nur schleppend voran und ich habe ständig Angst, meine Arbeit nicht wissenschaftlich gut zu verrichten, da ich keinerlei handfestes Feedback erhalte.
In den ersten zwei Jahren habe ich kaum an meinem Projekt gearbeitet. Stattdessen musste ich irgendeine spontane Projektidee meines DV umsetzen, die komplett gar nichts mit meiner Arbeit, meinem Projekt oder meinem Promotionsthema zu tun hatte. Aber da ich erst so kurz am Institut war, konnte und wollte ich die Idee nicht abschlagen. Die Zeit war insgesamt gar nicht schön und hat mich emotional und körperlich total ausgelaugt. Es hätte auch wahrscheinlich niemand damit gerechnet, dass eine Idee für ein „kurzes“ Projekt, solange dauern würde. Mittlerweile weiß ich aber, dass unrealistische Zeitpläne bei uns gang und gäbe sind. Am Ende ist eine Publikation dabei rumgekommen. Was eigentlich super ist, ich aber wegen sehr schwieriger Umstände irgendwie nicht wirklich annehmen kann und auch nicht stolz drauf bin.
Ich bin mittlerweile also schon lange da. Das macht die Entscheidung nicht gerade leichter – im Gegenteil. Während ich ursprünglich fürs Thema gebrannt habe, kam das andere Projekt dazwischen und mittlerweile möchte ich, ich gebe es zu, einfach nur noch den Titel und weg. Die Frage ist nur: zu welchem Preis?
Es liegt noch ein Haufen Arbeit vor mir. Dieser soll in diesem Jahr bewältigt werden. D.h. zwei Paper müssen angenommen werden, die noch lange nicht eingereicht sind. Ich kann das einfach nicht mehr als one-man-show, ohne jegliche Hilfe oder Bestätigung.
Ich fühle mich nicht danach, mit meinem DV zu sprechen. Ich habe bereits Dinge angesprochen und auch schon mal ein längeres Gespräch mit im geführt. Aber da kommt nichts an. Das Meeting wird doch beendet mit „Was sind deine neusten Resultate?“. Egal ob ich ihm meine Gedankengänge offenbare, ich ihm mein Study Design vorstelle oder mitteile, dass ich gerade mit der Auswertung nicht weiterkomme.
Ich bin unglücklich, sehr unglücklich. Ich weine mehrfach die Woche und drehe innerlich vor jedem Meeting mit dem DV total durch. Ich würde nichts lieber, als die Arbeit einfach zu Ende bringen. Jedoch glaube ich A) teilweise arbeitsunfähig zu sein und evtl. einen Burn-out zu haben und B) habe ich in allen Situationen Angst. Angst, Fehler zu machen; Angst, viele Dinge nicht zu sehen; Angst, nicht hinter meiner Doktorarbeit stehen zu können; Angst, eine Kündigung im Nachhinein zu bereuen und noch unglücklicher zu werden.
Zu allem Übel habe ich Depression und befinde mich schon seit fast zwei Jahren in Therapie. Die Doktorarbeit ist definitiv nicht der Auslöser meiner Depression, aber momentan mein stärkster Trigger.
Ich war mir von Anfang an bewusst, dass das kein einfacher Spaziergang sein wird und ich möchte diese Möglichkeit ungern leichtfertig aufgeben.
Wenn ich jetzt kündigen sollte, dann weiß ich nicht, ob ich dem Ganzen nochmal eine Chance geben werde oder ob ich sie überhaupt bekommen würde. Momentan weiß ich aber auch gar nicht wohin mit mir. Mir hat die wissenschaftliche Arbeit immer Spaß gemacht, aber da ich bzgl. meiner Arbeit nie in den Austausch gelange (habe wirklich unzähliges versucht), glaube ich auch gar nicht mehr an meine methodische oder wissenschaftlich gute Arbeit.
Ich habe mir vorgenommen, bis Ende nächster Woche eine Entscheidung zu treffen. Warum bis dann? Weil die Fristen zur Kündigung sonst nur noch länger werden und mir eine Entscheidung im Anschluss nur noch schwerer fallen würde. Außerdem werde ich nächste Woche, als letzte Instanz, mit der Ombudsperson sprechen.
Bisher konnte ich keine zufriedenstellende Lösung finden und fühle mich deshalb zunehmend unsicher und unwohl. Zudem raubt mir das Hin und Her viel zu viel Kraft und Zeit.
Vielleicht wissen einige von euch Rat. Ich würde mich freuen.
Liebe Grüße und DANKE
fletti