Hallo Forum,
ich bin promovierte wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem naturwissenschaftlichen Forschungsinstitut auf einer befristeten Stelle. Kürzlich habe ich gemeinsam mit einem Kollegen eines anderen Instituts einen Drittmittelantrag geschrieben, was einiges an Arbeit bedeutete. Unmittelbar vor der Einreichung schaltete sich nun mein Gruppenleiter ein und ist der Meinung, er und der Professor des anderen Instituts sollten als alleinige Antragsteller gelistet werden, wir Postdocs wurden einfach gestrichen.
Wir werden nun also in einem Antrag, den wir komplett selbst konzeptioniert und geschrieben haben, und der auf Arbeiten aufbaut, in denen die Führungskräfte nicht einmal Ko-Autoren sind, weder als Antragsteller geführt noch überhaupt namentlich erwähnt. Sollte der Antrag erfolgreich sein, ist er uns also nicht zuzuordnen.
Nun meine Frage, wie würdet ihr mit dieser Situation umgehen? Ich finde es höchst frustrierend so viel Energie in etwas gesteckt zu haben, was mein Vorgesetzter nun einfach als seine Arbeit ausgibt. Ein erster Versuch es anzusprechen war nicht erfolgreich, mir wurde beschieden, das sei halt Usus und er würde sich bestimmt bemühen uns auch Sichtbarkeit zu geben (worauf ich nicht zu viel geben würde). -- Ist dieses Vorgehen so üblich? Wie kann ich Sichtbarkeit für Drittmittel bekommen, schließlich ist das ein relevantes Kriterium für die weitere Laufbahn?
Chef beansprucht alleinige Autorenschaft für Drittmittelantrag
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Re: Chef beansprucht alleinige Autorenschaft für Drittmittelantrag
Was sagen denn die Richtlinien des Antrags, wer mit welcher Voraussetzung einen Antrag stellen darf? Es gibt zb welche, die richten sich nur an FH Profs, die seit max 5 Jahren ernannt sind. Ergo, hier könnte ein WiMa oder Post Doc tatsächlich den Antrag nicht selbst stellen, auch wenn er/sie die fachliche Leitung innerhalb des Instituts inne hat. Selbes gilt für Profs, die länger als 5 Jahre an Bord sind
Wenn es solche Einschränkungen nicht gibt, ist das mE nicht rechtens, sondern nur der Versuch, sich seine Reputation durch scheinbar eingeworbene Fördermittel zu schönen. Eine Summe, die natürlich auf deinem Konto dann fehlen würde bei späteren Bewerbungen.
Wenn es solche Einschränkungen nicht gibt, ist das mE nicht rechtens, sondern nur der Versuch, sich seine Reputation durch scheinbar eingeworbene Fördermittel zu schönen. Eine Summe, die natürlich auf deinem Konto dann fehlen würde bei späteren Bewerbungen.
Re: Chef beansprucht alleinige Autorenschaft für Drittmittelantrag
Antragsberechtigt ist jede Person mit abgeschlossener Promotion, was auf mich zutrifft. Die Chef-Logik ist: Da meine Stelle befristet ist, könnte beim Drittmittelgeber der Eindruck entstehen, ich sei dann gar nicht da um das Projekt durchzuführen. Er möchte mich aber auch nicht als Mit-Antragsteller aufführen, da ihm sonst zu viele Antragsteller auf zu wenig Mittel sind - es geht um ca 160 kEUR auf 2 Jahre für mein Institut.
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Re: Chef beansprucht alleinige Autorenschaft für Drittmittelantrag
DFG schreibt hierzu:
"Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die befristete Verträge haben, können bei der DFG Anträge stellen. Dazu ist die Angabe, dass es sich um ein befristetes Arbeitsverhältnis handelt und wann es endet, im Antrag notwendig. Auf Basis dieser Informationen geschieht dann die Begutachtung. Hilfreich ist eine formlose Erklärung der Institutsleitung, die belegt, dass die Weiterbeschäftigung für die Projektlaufzeit beabsichtigt ist."
Es würde mich auch wundern, wenn das ein Ausschlusskriterium wäre, denn unser Uni-System ist ja praktisch auf Zeitverträgen aufgebaut. So kämen Post Docs ja nie an eine Förderung.
Für mich klingt das ehrlich gesagt nach einem toxischen Arbeitsumfeld. Da kann ich nur zur Vorsicht raten.
"Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die befristete Verträge haben, können bei der DFG Anträge stellen. Dazu ist die Angabe, dass es sich um ein befristetes Arbeitsverhältnis handelt und wann es endet, im Antrag notwendig. Auf Basis dieser Informationen geschieht dann die Begutachtung. Hilfreich ist eine formlose Erklärung der Institutsleitung, die belegt, dass die Weiterbeschäftigung für die Projektlaufzeit beabsichtigt ist."
Es würde mich auch wundern, wenn das ein Ausschlusskriterium wäre, denn unser Uni-System ist ja praktisch auf Zeitverträgen aufgebaut. So kämen Post Docs ja nie an eine Förderung.
Für mich klingt das ehrlich gesagt nach einem toxischen Arbeitsumfeld. Da kann ich nur zur Vorsicht raten.
Re: Chef beansprucht alleinige Autorenschaft für Drittmittelantrag
Ich kann aus dem Bereich Ingenieurswissenschaften berichten. Hier war es so, dass ich erst 3 Jahre Post-Doc Zeit hinter mich gebracht habe, bevor ich selbst als PI in Anträgen aufgetreten bin. Davor hat mein Mentor als Professor den Antrag gestellt und ich wurde teilweise im Antrag als Gruppenleiter erwähnt, teilweise aber auch nicht. Die Anträge habe trotzdem ich geschrieben und konzeptioniert. Mit genug eigenen Publikationen als Letztautor im Gebiet, habe ich dann aber meine eigenen Anträge ohne ihn gestellt. Das war mit Beginn der Post-Doc Phase auch so untereinander abgesprochen. Das erste große Kooperationsprojekt mit Industrie und mehreren wissenschaftlichen Partnern hat er beantragt aber ich geleitet und konnte so viel Erfahrung gewinnen und gute Kontakte knüpfen.
Ich kenne den Förderaufruf bzw. die Förderschiene nicht, aber je nach Ausmaß des Wettbewerbes ist ein Professor als PI einfach erfolgreicher als ein noch unbekannter Post-Doc.
Du hast trotzdem völlig recht, dass eigens eingeworbene Drittmittel sowohl für FH- als auch für Universitätsprofessuren ein wichtiger Gradmesser für die Berufbarkeit in naturwissenschaftlichen Fächern sind. Daher würde ich das Thema vor dem Hintergrund deiner Entwicklung nochmal klar ansprechen und wenn er dir da keine Perspektive aufzeigt ggf. eine neue Anstellung suchen.
Ich kenne den Förderaufruf bzw. die Förderschiene nicht, aber je nach Ausmaß des Wettbewerbes ist ein Professor als PI einfach erfolgreicher als ein noch unbekannter Post-Doc.
Du hast trotzdem völlig recht, dass eigens eingeworbene Drittmittel sowohl für FH- als auch für Universitätsprofessuren ein wichtiger Gradmesser für die Berufbarkeit in naturwissenschaftlichen Fächern sind. Daher würde ich das Thema vor dem Hintergrund deiner Entwicklung nochmal klar ansprechen und wenn er dir da keine Perspektive aufzeigt ggf. eine neue Anstellung suchen.
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