Finanzielle Sorgen während meiner externen Promotion

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Lastipasti
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Finanzielle Sorgen während meiner externen Promotion

Beitrag von Lastipasti »

Hallo zusammen,

ich habe jetzt bald 1 Jahr meiner Promotion hinter mir und komme an eine schwierige finanzielle Grenze. Ich mache eine externe Promotion in den Naturwissenschaften, was mir viel Zeit und Laborarbeit abverlangt. Ursprünglich hatte ich mit meinen Eltern vereinbart, dass ich während meiner Promotion von meinen Eltern finanziell unterstützt werde und ich zeitgleich noch einen weiteren Nebenjob abwickle um wenigstens ein halbwegs stabiles Einkommen zu haben um mich über Wasser zu halten. Zeitgleich "dürfte" ich bis zum Ende meiner Promotion in deren Wohnung kostenfrei wohnen. Wichtig: Die Promotion war am Anfang vor allem von meinen Eltern gewollt und da ich das Forschungsthema so interessant fand, bin ich darauf eingegangen trotz der mir bewussten finanziellen Nachteile. Nun haben sich aber meine Eltern (primär meine Mutter) umentschieden und mir meine finanziellen Mittel gekappt und zeitgleich angefangen Wohnkosten von mir zu verlangen, da sie ja schon nicht davon profitieren würden wenn sie die Wohnung nicht andernweitig weitervermieten können. Außerdem wurde mir nun eine Frist von zwei Jahren zum Beendigen meiner Promotion gesetzt. Sollte ich es in dem Zeitraum nicht schaffen, werde ich rausgeworfen. Aus diesem Grund habe ich mir nun noch einen zweiten Nebenjob geholt um irgenwie über die Runden zu kommen, allerdings passt das alles hinten und vorne nicht. Sie selbst sind finanziell sehr wohlständig, allerdings wollen sie mir mit diesen Maßnahmen die "Härte des Lebens" aufzeigen und selbst noch etwas an mir verdienen. Dementsprechend fühle ich mich nun ziemlich verarscht. Meine Eltern meinen, ich solle noch mehr arbeiten gehen und mehr Geld verdienen (drei Jobs neben der Promotion??), aber durch die ganze Laborarbeit in der Uni findet sich dafür überhaupt keine Zeit, bzw. würden nur Homeoffice Jobs mit flexiblen Arbeitszeiten in Frage kommen, wo ich mich schon lange nach umgeschaut habe. Weiterhin musste ich nun noch Reisekosten für mich und einen Arbeitskollegen für Messungen an einer anderen Uni selbst übernehmen, die mir aber zumindest anteilig erstattet werden später. Allerdings kann ich mir dies für zukünftige Trips definitiv nicht mehr leisten. Meine Professorin habe ich zwar darüber informiert, allerdings scheint sie dies nicht wirklich ernst genommen bzw. bewusst ausgeblendet zu haben und geht immer noch davon aus, dass ich mir dies alles leisten kann da meine Eltern recht vermögend sind. Ich durfte mir bei Restaurantbesuchen mit Ihr und weiteren Arbeitskollegen schon herablassende Kommentare anhören bezüglich meines eigenen finanziellen Hintergrundes und den meiner Eltern. Dabei konnte ich mir in den letzten 2 Jahren nicht mal mehr neue Klamotten mehr leisten.

Ich will meine Promotion keineswegs aufgeben, da ich das Thema so unglaublich faszinierend finde und die Thematik sehr einmalig ist. Und abgesehen des milden Mobbings durch meine Professorin erhalte ich überwiegend recht gutes Feedback und sinnvolle Kritik von ihr. Eine weitere Gelegenheit meine Traumpromotion zu machen werde ich dann ganz sicher nicht mehr bekommen. Jedoch weis ich nicht wie ich nun mit meiner finanziellen Situation umgehen soll, da von mir regelmäßig Ergebnisse erwartet werden und ich neben meiner Promotion bereits zwei Nebenjobs habe und ich nicht noch mehr Zeit entbehren kann. Ich hatte auch nicht erwartet, dass mir meine Eltern hier so in den Rücken fallen und in keinster Weise meine Arbeit zu schätzen wissen. Es fühlt sich alles wie ein schlechter Scherz an um es milde auszudrücken. Mir ist bewusst, dass ich mich für eine Finanzierung meiner Promotion bewerben kann bei einigen Stiftungen, allerdings habe ich da sehr wenig Hoffnung bei den angegebenen Auswahlkriterien bzw. auch keine positive Rückmeldung dazu von meiner Professorin erhalten. Weiterhin ist mir der Arbeitsaufwand zu hoch für die sehr geringe Wahrscheinlichkeit dort Erfolg zu haben.

Hat jemand vielleicht einen guten Rat?
Cybarb
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Re: Finanzielle Sorgen während meiner externen Promotion

Beitrag von Cybarb »

Hallo,

vorneweg: Ich war nie selbst in einer solchen Situation und kenne auch niemanden, dem es mal so ging. Daher kann ich es nur "aus dem Lehnstuhl" beurteilen, ohne eigene Erfahrungswerte.

Aber mein einziger Rat lautet: Hau da ab!

Ich kann verstehen, dass es dir schwerfällt, ein solches Herzensprojekt aufzugeben. Aber ich erachte es für fatal, wenn man das eigene Lebensglück an eine Promotion hängt, die Rahmenbedingungen aber vorne und hinten nicht stimmen. Unabhängigkeit ist m. E. das, was du suchen solltest, und das beziehe ich sowohl auf deine Eltern als auch deine Professorin.

Auf das positive Feedback deiner Professorin würde ich rein gar nichts geben, wenn sie sich anderweitig charakterlich derart defizitär benimmt. Es ist gut möglich, dass sie dich dann, wenn es ernst wird, in die Pfanne haut. Und zum Umgang deiner Eltern mit dir möchte ich kein Wort verlieren.

Daher mein Rat: Such dir einen Job, ob nun in der Industrie oder an einer Uni (= Promotion mit Arbeitsvertrag). Aber setze dich nicht länger diesen Einflüssen aus.

Gruß
Cyb
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Re: Finanzielle Sorgen während meiner externen Promotion

Beitrag von daherrdoggda »

Wer dich fuer Laborarbeit nicht bezahlt, hat dich nicht verdient.
Vollkornpizza
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Re: Finanzielle Sorgen während meiner externen Promotion

Beitrag von Vollkornpizza »

Hallo Lastipasti,

ich möchte mich Cybarbs Rat anschließen. Let it go.

Du hast eine Master in einem naturwissenschaftlichen Fach. Du brauchst dich weder von deinen Eltern fertig machen zu lassen, noch von einer Professorin milde mobben zu lassen.

Ein Jahr ist nichts. Sie bedroht dich damit, dich in 2 Jahren rauszuwerfen. Aber außer an den Instituten der Forschungsgesellschaften schafft doch fast niemand eine Promotion in so kurzer Zeit.

Ich kann mich in deine Situation gut reinfühlen, denn es geht/ging mir ähnlich wie dir: Meine Eltern haben an sich genug Geld, haben mir aber während des Studiums den Geldhahn zugedreht, um ihren Scheidungskrieg auf meinem Rücken auszutragen. Das war dann auch sehr schwierig für mich und ich habe versucht, so schnell wie es geht zu studieren, um aus der Misere raus zu kommen. Aber du hast es besser als ich in dieser Zeit. Du hast schon einen Abschluss.

Wir haben hier im Forum schon genug schreckliche Geschichten gelesen und es ist nicht ohne Grund, dass hier bei den Mitforist*innn alle Alarmglocken angehen.

Wenn du magst, sende mir gerne eine PN. Ich würde dir gerne helfen, einen guten Ausweg zu finden.

Viele Grüße
VP
Grinch

Re: Finanzielle Sorgen während meiner externen Promotion

Beitrag von Grinch »

Drohen deine Eltern, dich nach zwei Jahren aus der Wohnung zu werfen, oder die Professorin, dich nach zwei Jahren rauszuwerfen?

Grundsätzlich glaube ich, dass hier zwei Sachen, die unabhängig voneinander sicherlich beide scheisse sind, vermischt werden, nämlich die Sache mit deinen Eltern und die Sache mit deiner Doktormutter.

Ersteres darf dich finde ich gar nicht in deiner Entscheidung beeinflussen, auch wenn es in der Realität sicher schwierig wird.

Falls die Beziehung zur Doktormutter aber gut ist (das habe ich wie gesagt nicht herauslesen können; versteht sie den Ernst der Lage und würde sie dir helfen? Für mich klang das eher so als wäre es bei ihr noch nicht wirklich angekommen -- nicht aus Boshaftigkeit, sondern eher aus Verpeiltheit?)

Warum ist ein Stipendium keine Option?

Ich würde generell eher retten, als aufgeben -- aber ich verstehe auch durchaus die besorgten Kommentare der anderen!
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