Nach krankheitsbedingtem Abbruch: Noch mal promovieren?

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Valentina92
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Nach krankheitsbedingtem Abbruch: Noch mal promovieren?

Beitrag von Valentina92 »

Hallo zusammen,

Ich bin recht fertig mit meiner jetzigen Situation und bitte euch um Ratschläge!

Ich habe 2019 angefangen zu promovieren in einem Unternehmen, habe aber 2020 die Promotion abgebrochen wegen einer schlimmen Krankheit. Die Firma hat das Arbeitsverhältnis aufgelöst weil ich sehr lange Zeit gefehlt habe. Weil ich schlimm krank war, habe ich gar nicht arbeiten können.

Seit Anfang des Jahres 2022 bin ich wieder komplett gesund und ich habe wieder angefangen, Stelle zu suchen, natürlich ohne Doktortitel nur mit Masterabschluss. Ich weiß nicht was ich tun soll, ob ich noch mal promovieren soll. Ich bin schon 30 und nicht mehr jung, stehe ganz ohne Arbeitserfahrung da bis auf Hiwi Tätigkeit während dem Studium. Habe eine Abschlussnote von 1,6, was nur als "gut" gilt.

Was ist euer Meinung? Soll ich noch mal promovieren oder soll ich direkt arbeiten gehen? Habe nämlich eine job Zusage in einer R&D Abteilung bei einem Unternehmen....

Ich bin dankbar für jeder Ratschlag!

Lg Valentina
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Re: Nach krankheitsbedingtem Abbruch: Noch mal promovieren?

Beitrag von Zwonk »

Hallo Valentina,

das hängt aus meiner Sicht von zwei Faktoren ab:

1. Was ist die Motivation für die Promotion?
2. Was ist das Studienfach?

Wenn Du nicht eine unglaublich starke intrinsische Motivation für die Promotion hast, würde ich es lassen. Aber, ohne diese Infos zu haben, fällt es schwer, sich hier eine Meinung zu bilden.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
Florina
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Re: Nach krankheitsbedingtem Abbruch: Noch mal promovieren?

Beitrag von Florina »

Hi Valentina,

toll, dass es dir wieder gut geht!
Wie Zwonk schrieb, warum willst du promovieren? Ich glaube, eine akademische Karriere mit Ziel einer Professur kannst du aufgrund deiner Krankheit nicht mehr gehen. Du würdest, meiner Erfahrung nach, maximal bis zur apl. Prof. kommen. Eine Dauerstelle ist eventuell auch nicht mehr möglich. In der Hinsicht lasse dich am besten einmal beraten.
Manchmal verschieben Menschen auch den Promotionswunsch und promovieren dann mit Mitte Vierzig, um noch ein Stück weiter aufzusteigen. Sie sind dann aber schon fest im Unternehmen, haben eine Führungsposition und ein Projekt, dass sie für ihre Promotion nutzen können.
Grundsätzlich ist dein Alter kein Problem. Kolleg:innen von mir sind auch in diesem Alter eingestiegen - ohne Berufserfahrung im Fach. Da gab es dann vorher bspw. eine Ausbildung o.ä.

Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg und bei deiner Entscheidung!
Man muß daran glauben, für eine bestimmte Sache begabt zu sein, und diese Sache muß man erreichen, koste es, was es wolle. - Marie Curie
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Re: Nach krankheitsbedingtem Abbruch: Noch mal promovieren?

Beitrag von johndoe »

Naja, akademische Karriere muss ja nicht nur W3-Professur an einer deutschen Uni bedeuten. Manch einen ziehts an die FH, wieder andere ins Ausland mit vielfältigeren Karriere-Optionen an der Uni und manch einer wird auch im industriellen RnD-Bereich glücklich. Ich will hier keine Kalendersprüche verbreiten, aber wirklich vorbei ist die Karriere erst, wenn man unter der Erde liegt. Und mit 30 ist noch alles drin - ich hab selbst erst mit knapp 30 meine Promotion berufsbegleitend gestartet und bin jetzt (immer noch U-40) FH-Prof. Ich sag nicht, dass es leicht war, aber will nur nochmal unterstreichen: wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
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Re: Nach krankheitsbedingtem Abbruch: Noch mal promovieren?

Beitrag von Wierus »

johndoe hat geschrieben: ↑20.08.2022, 14:05 akademische Karriere muss ja nicht nur W3-Professur an einer deutschen Uni bedeuten (...). Ich will hier keine Kalendersprüche verbreiten, aber wirklich vorbei ist die Karriere erst, wenn man unter der Erde liegt.
Nicht zu vergessen all die Medien, Institute, Denkfabriken und öffentlichen Einrichtungen mit Bedarf an wissenschaftlich voll ausgebildetem Personal. Auch da ist es zwar in den meisten Fällen schwer reinzukommen, aber es gibt diese Optionen nun einmal. Und das mit dem Alter und der 'Karriere' ist imho eine völlig richtige Einschätzung.

Zum Anliegen des/der TE dennoch ein kleiner Einwand meinerseits:
Mit einem angeschlagenen bzw. vorbelasteten Nervenkostüm so etwas Aufreibendes wie eine Promotion durchzustehen, halte ich für riskant. Es hängt sicherlich vom Fachbereich ab, aber die mehreren Jahre der sozialen Isolation und der ständigen Zweifel, die das Promovieren in manchen Fachbereichen zwangsläufig mit sich bringt, sollten nicht unterschätzt werden.
Valentina92
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Re: Nach krankheitsbedingtem Abbruch: Noch mal promovieren?

Beitrag von Valentina92 »

Zwonk hat geschrieben:
> Hallo Valentina,
>
> das hängt aus meiner Sicht von zwei Faktoren ab:
>
> 1. Was ist die Motivation für die Promotion?
> 2. Was ist das Studienfach?
>
> Wenn Du nicht eine unglaublich starke intrinsische Motivation für die
> Promotion hast, würde ich es lassen. Aber, ohne diese Infos zu haben, fällt
> es schwer, sich hier eine Meinung zu bilden.


Hi Zwonk,

Herzlichen Dank für deinen Beitrag!

Ich habe ein naturwissenschaftliches Fach studiert, bei dem viele nach dem Studium promovieren gehen, laut Statistik liegt der Anteil in Deutschland ca. 80%.

Ich fürchte, wenn ich den Dr Titel nicht habe, kann meine zukünftige Karriere erschwert werden, bezüglich Aufstieg im Unternehmen usw.

Akademische Karriere sowie Professor werden kommt für mich nicht in Frage. Mein originale Plan war nach der Promotion in der Industrie zu arbeiten.

Es wird mich freuen, wenn du deine Meinung mitteilst!

Liebe Grüße
Valentina
Zuletzt geändert von Sebastian am 25.08.2022, 20:27, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Dieser Beitrag wurde versehentlich erst am 25.08.2022 freigegeben.
Zwonk
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Re: Nach krankheitsbedingtem Abbruch: Noch mal promovieren?

Beitrag von Zwonk »

Hallo Valentina,

danke für Deine Ausführung. Aus meiner Sicht sieht es doch so aus:

1. In Deinem Fach ist in der Industrie die Promotion für Dein Fortkommen relevant.
2. Du strebst eine Karriere in der Industrie an.

Aus meiner Sicht läuft es doch dann eher auf eine Promotion hinaus. Die Frage ist dann, für mich, eher, wie man die ausgestaltet. Gibt es die Möglichkeit, in irgendeiner Form unter Beteiligung eines Unternehmens zu promovieren, z.B. in einer Kooperation zwischen Hochschule und Firma? Das wäre vermutlich eine sehr gute Option, weil Du dann den einen Vorteil (Promotion) nicht um einen Nachteil (später Berufseinstieg) erkaufst.

Ich kenne leider Deine Branche nicht, würde es aber auch für keine schlechte Idee halten, die R&D-Stelle anzunehmen. In vielen Bereichen ist der Markt ja gerade enorm arbeitnehmerfreundlich und es ist oft überraschend leicht, beim Arbeitgeber auch Unterstützung für Dinge wie eine Promotion zu bekommen.
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Re: Nach krankheitsbedingtem Abbruch: Noch mal promovieren?

Beitrag von deen_everstin »

Hey Valentina,

erst einmal schön zu hören, dass du wieder gesund bist! Das ist das Wichtigste. :) Und bzgl. deiner Promotion würde ich wohl auch vorschlagen, die Stelle im R&D Bereich anzunehmen und dass du dich parallel um eine externe Promotionsstelle bewirbst. Da gibt es dann die Möglichkeit, dass du dich entweder bei deiner Firma informierst, inwiefern diese dazu bereit sind, dich bei dem Promotionsstudium berufsbegleitend zu unterstützen oder dich (nach erfolgreich bestandener Probezeit bzw. Entfristung) in Teilzeit mit den Stunden herunterstufen zu lassen, sobald du eine Zusage für eine externe Promotionsmöglichkeit erhalten hast. Dadurch sammelst du jetzt Berufserfahrung und nutzt die Zeit bis zur Zusage, die ja gut und gern mehrere Monate in Anspruch nehmen wird.

Auf jeden Fall sprechen weder dein Alter noch deine Note kategorisch dagegen, dass du noch einmal den Schritt wagst und deine Promotion erneut wagst. Erst recht, wenn du keine akademische Karriere anstrebst, sondern dadurch beruflich bessere Perspektiven erarbeiten möchtest. Selbst wenn du "erst" mit Mitte oder Ende 30 mit deiner Diss fertig bist, warten ja schließlich immer noch 30 Berufsjahre oder mehr auf dich - es lohnt sich also definitiv!
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