Uneinigkeit über Promotionsart

Gesperrt
ToBi
Beiträge: 2
Registriert: 30.03.2022, 10:39
Status: Vorbereitung
Hat sich bedankt: 1 Mal

Uneinigkeit über Promotionsart

Beitrag von ToBi »

Wie denkt ihr über folgenden Sachverhalt?

Bin auf Betreuersuche für meine Diss, habe ein Angebot von einem Prof und er möchte, dass ich kumulativ promoviere.
Aus verschiedenen thematischen, organisatorischen, strukturellen und persönlichen Gründen plädiere ich jedoch für eine Monografie.
Laut der Promotionsordnung wären beide Arten der Promotion erlaubt und in dem Fachgebiet wird auch beides praktiziert.
Gründe für seine Haltung möchte der Prof. nicht nennen, er erwartet nur, dass ich mein Thema so verändere, dass es kumulativ machbar wird.

Wie seht ihr das? Muss ich mich nach seiner Meinung richten, auch wenn ich die kumulative Arbeitsweise für mein Vorhaben als inhaltlich nachteilig und in der Umsetzung riskant erachte?
SSCI
Beiträge: 120
Registriert: 23.11.2018, 11:30
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 18 Mal

Re: Uneinigkeit über Promotionsart

Beitrag von SSCI »

Wes Brot Du isst, des Lied Du singst
FerdiFuchs
Beiträge: 150
Registriert: 07.12.2015, 22:51
Status: Assistant Professor
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 11 Mal

Re: Uneinigkeit über Promotionsart

Beitrag von FerdiFuchs »

Auf der formalen Ebene:

Der Betreuer ist in einer Machtposition, er bestimmt über die Annahme und Bewertung deiner Promotion. Wenn ihm was nicht in den Kram passt und er Argumenten nicht zugänglich ist, gibt es da wenig Spielraum. Selbst wenn die Promotionsordnung eine Monographie zulässt, könnte er deine Promotion trotzdem ablehnen (insbesondere aus vorgeschobenen Gründen).

Auf der inhaltlichen Ebene:

Kumulativ ist vermutlich die risikoärmere Variante, weil man auf mehrere kleinere Meilensteine zuarbeitet statt auf einen großen. Also, selbst, wenn der Prof keine Argumente nennt, gibt's vielleicht dennoch welche, die es sich lohnen könnte zu berücksichtigen.

Auf der persönlichen Ebene:

Wenn du dich mit einem Prof rumschlagen musst, der seine Anforderungen nicht begründen kann, sondern nur stur beharrt und fordert - ist das wirklich ein vielversprechender Start für ein intensives mehrjähriges gemeinsames Projekt, bei dem du am Ende auf sein Wohlwollen angewiesen bist? Würde ich mir eher zweimal überlegen.
Ich würde mich auch fragen, was das soll, so auf etwas zu beharren bei gleichzeitigem Verzicht auf Gründe. Geht vielleicht in die Richtung Machtspielchen.
Wierus
Beiträge: 1100
Registriert: 11.05.2009, 20:43
Status: Dr. phil.
Hat sich bedankt: 38 Mal
Danksagung erhalten: 79 Mal

Re: Uneinigkeit über Promotionsart

Beitrag von Wierus »

ToBi hat geschrieben: ↑09.04.2022, 17:57Aus verschiedenen thematischen, organisatorischen, strukturellen und persönlichen Gründen plädiere ich jedoch für eine Monografie.
Kannst du uns deine Fachrichtung verraten?

Dass dein Professor auf einer kumulativen Promotion beharrt, mag verschiedene Gründe haben:
- er möchte ein insgesamt größeres Output seines Lehrstuhls
- es ist an seinem Institut üblich
- er will den Abbruch eines lang währenden Großprojekts vermeiden (was bei traditionellen Dissertationen leider häufig passsiert)
- er will, dass seine Doktoranden erste Publikationserfahrung sammeln

Ich würde das also nicht ganz so eng sehen; außer vielleicht, du kommst aus einer traditionellen Geisteswissenschaft, in der Monografien zählen.
ToBi
Beiträge: 2
Registriert: 30.03.2022, 10:39
Status: Vorbereitung
Hat sich bedankt: 1 Mal

Re: Uneinigkeit über Promotionsart

Beitrag von ToBi »

Danke für eure Meinung und Denkanstöße @FerdiFuchs und @Wierus, da sind ein paar Punkte dabei, über die ich mir nochmal Gedanken machen werde.

Insbesondere der Verdacht auf "Machtspielchen" hat mir die Augen geöffnet, tatsächlich habe ich den Eindruck in diesem Konflikt ein gutes Stück Vertrauen zu dem potenziellen Betreuer verloren zu haben. Mir ist ein fairer Umgang miteinander sehr wichtig und bin an einer langfristig möglichst konstruktiven Zusammenarbeit interessiert, sodass ich wirklich in Frage stellen werde, ob das menschlich mit ihm eine gute Basis wäre. Mein Bauchgefühl spricht aktuell aufgrund seines Verhaltens eher dagegen, denn so stelle ich mir das Miteinander eigentlich nicht vor.

Mein Fachgebiet kann ich leider nicht verraten aber ich habe bereits einiges publiziert und dabei festgestellt, dass das zwar irgendwie das Ego bauchpinselt, mich jedoch auch ordentlich Kraft kostet und ich auf Dauer nicht in der Wissenschaft bleiben, sondern zur Seite der Wirtschaft / Praxis / Anwender wechseln möchte. Da fühle ich mich viel wohler, auch wenn ich dadurch natürlich auf akademisches Prestige verzichte.

Der Punkt "Risiko" ist auch noch bedenkenswert, vielen Dank für den Input diesbezüglich. Wahrscheinlich bieten beide Promotionsarten verschieden gelagerte Risiken (frühzeitiger Abbruch vs. Ablehnung von der Zeitschrift etc.), hier werde ich mir überlegen, welche Risiken ich eingehen möchte und welche ich minimieren kann. Habt ihr noch Tipps, wo man sich fernab der allgemeinen Tipps bzgl. der Promotionsart noch darüber informieren kann?
Gesperrt