Unsicherheiten und Angst kurz vor Finalisierung der Diss

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Clementine86
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Unsicherheiten und Angst kurz vor Finalisierung der Diss

Beitrag von Clementine86 »

Liebe Alle,

ich befinde mich momentan in der finalen Schreibphase meiner Diss. Seit einigen Wochen zerrt ein strakes Angstgefühl an mir, das immer stärker wird. Gerade ist es so schlimm, dass ich mich gar nicht mehr konzentrieren kann. Bisher habe ich versucht einfach durch das Arbeiten selbst und die Fokussierung darauf mit meiner Angst umzugehen. Letzte Woche war ich in einem Kolloquium von einem Prof, der nicht mein DV ist, allerdings meine Arbeit seit ca. einem Jahr (mit)begleitet. Ich habe seine bisherigen Einladungen, wie beispielsweise zu Workshops, Konferenzen oder zu Kolloquien, eigentlich immer als Interesse an meiner Forschung interpretiert sowie seine direkte Anfrage, ob ich für ein Buchprojekt einen Artikel beisteuern kann. Im Kolloquium haben wir dann einen Artikel von mir besprochen (für ein anderes Buchprojekt). Der Artikel ist nicht sonderlich gelungen, daher hatte ich auch gefragt, ob ich ihn in der Gruppe besprechen kann. Neben dem Feedback zum Artikel, hat der Prof im Kolloquium immer wieder Kommentare zu meiner Diss gemacht (die bisherigen Kapitel hatte ich ihm vor 2 Monaten geschickt, da er mir das Angebot gemacht hat, sie zu lesen). Was mich nun seit dem Kolloquium wirklich nicht mehr loslässt, sind seine Kommentare zu der Diss, wie etwa: Sie sei zu politikwissenschaftlich und er verstehe nicht, was das mit Theaterwissenschaft zu tun hat, er findet meine Quellen problematisch (da hat er eigentlich nur eine bestimmte Autorin genannt, die allerdings in der Slawistik einen guten Ruf hat, aber abgesehen davon einfach zu meinem Thema sehr viel gutes und wichtiges geschrieben hat) und er sagte, ich würde sehr viel ausholen und erklären (ich schreibe über Performance aus Südosteuropa, er ist Slawist). Mir ist bewusst, dass das wahrscheinlich alles gar nicht so tragisch ist, vielleicht habe ich ihn an einem schlechten Tag erwisch, ich hatte aber stark den Eindruck, dass er 'Lust' hat, mich da ein wenig fertig zu machen. Zwei Tage später schickt er mir Literatur usw. Wie gesagt, vielleicht alles nicht so tragisch, aber dennoch stark verwirrend für mich und es ist gerade sehr hart mit den Gefühlen der Angst umzugehen, die seine Kommentare noch zusätzlich verstärkt haben und das gerade kurz vor Schluß. Daher schreibe ich hier an Euch mit der Hoffnung auf einen Austausch, denn manchmal tut es ganz gut aus der eigenen Blase auszubrechen, Abstand zu nehmen und zu sehen, wie es anderen mit ähnlichen Erfahrungen geht usw. Ich freue mich auf Eure Kommentare!

Danke und liebe Grüße
Denkerin
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Re: Unsicherheiten und Angst kurz vor Finalisierung der Diss

Beitrag von Denkerin »

Ich verstehe dich total! Du scheinst (wie ich) eher von der Sorte Mensch zu sein, die bei jeglicherlei Hinweis (erstmal ganz neutral Hinweis) denkt, es sei Kritik. Und nicht nur Kritik, sondern eben "abwertende Kritik". Diese Leute (also inklusive mir und so wie ich das einschätze auch dir) schauen erst einmal: Oh Gott, hab ich irgendwo einen Fehler gemacht, der jetzt jemandem aufgefallen ist? Das scheint mir hier aber gar nicht der Fall zu sein. Ein Promotionsprojekt bedeutet ja neben einer schriftlichen Arbeit ja auch Diskussion von Ideen und Hypothesen. Bei vielen Sachen gibt es ja auch kein richtig und kein falsch - nur gute Begründungen und schlechte.

Dein Beispiel mit der Autorin, die eben in der Slawistik einen guten Ruf hat, aber womöglich im Fachbereich deines Betreuers nicht, kenne ich 1:1 von mir. Ich würde das zur Kenntnis nehmen und vielleicht etwas ausführlicher darauf eingehen, warum sie für die Fälle, wo du sie heranziehst, eine gute Wahl ist.

Die Sache mit der politikwissenschaftlichen Ausrichtung ist vielleicht bisschen kniffeliger. Ich würde ihn vielleicht mal auf diese beiden Punkte ansprechen und erläutern, warum du das so gemacht hast, wie du es gemacht hast. Vielleicht lässt es sich ja ganz einfach lösen. Manchmal wollen die Leute ja einfach nur eine gute Erklärung. Für Angst ist es meines Erachtens noch bisschen früh... :-)

Für die Literaturvorschläge würde ich mich bedanken und schauen, was ich da aus meiner Sicht gut verwerten kann.

Ich glaube einfach, dass es gesünder ist mit einer positiven Einstellung an die Sache ranzugehen ("Der will mich unterstützen/Der hat Interesse an einer qualitativ hochwertigen Arbeit,...") und nicht direkt denken, dass einem jemand etwas böses will. Das ist auch für den eigenen Stresspegel gesünder.
Clementine86
Beiträge: 2
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Re: Unsicherheiten und Angst kurz vor Finalisierung der Diss

Beitrag von Clementine86 »

Liebe Denkerin,

vielen Dank für deinen Kommentar! Klar, es ist gesünder die Kommentare mit einer positiven Einstellung anzunehmen und ich habe mich auch gefreut, dass er mir Literatur geschickt hat und mich natürlich bedankt. Ich hatte dennoch das Gefühl, dass er im Kolloquium angriffslustig war, was prinzipiell auch vollkommen in Ordnung ist, wenn gewisse Grenzen nicht überschritten werden, aber nicht ok finde ich es wenn er bspw. sauer einen Satz von mir zitiert und sagt, er würde das so nie schreiben, anschließend in die Gruppe fragt, was sie dazu denkt und als die anderen einstimmig sagen, dass sie es auch so formulieren würden, er die Diskussion darüber mit "ja wie auch immer" beendet.
Interessant ist auch (wie ich später herausgefunden habe), dass er mit der besagten Autorin, die ich zitire, so einige gemeinsame Publikationen hat und beide auch an der selben Uni gearbeitet haben usw. Aber ja, ich werde das alles noch mit ihm besprechen, ich finde so extrem gegensätzliches Verhalten (Unterstützen, einladen usw. und dann so vor der Gruppe dissen) einfach echt krass und dann kommt meine eh schon ziemlich fragile Verfassung dazu usw. Naja, aber wie gesagt, Du hast Recht und ich werde versuchen das wegzuschieben.
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