Externe Promotion und Corona-Frust
Verfasst: 13.07.2021, 00:35
Liebe Doktoranden,
ich bin hier schon ein Weilchen registriert, aber eigentlich lediglicher Leser. Aber zur Zeit muss ich mir einfach etwas Luft machen und ich hoffe, dass ich hier den Rahmen dafür habe und die Stelle auch angebracht ist.
Ich promoviere seit 2018 extern, direkt im Anschluss an mein in Regelstudienzeit beendetes geisteswissenschaftliches Studium. Leider habe ich feststellen müssen, dass für mich ein Umstand, der während Studienzeiten und Masterarbeit nie ein großes Problem war - die mangelnde Betreuung - mich nun als Doktorandin doch sehr schlaucht. Ich hab 2 Jahre neben einem kleinen Nebenjob mehr schlecht als recht ein wenig "vor mich hin gestümpert", aber es ist immer mal wieder was passiert, obschon weniger, als ich es von mir gemessen an meinem Studium gewohnt war. Mein Doktorvater erkundigt sich eigentlich gar nicht nach mir und wenn ich um Feedback bitte, bekomme ich auch leider nicht immer welches zurück. Alles ein wenig diffus, aber man wurschtelt sich eben durch.
Dann ergab sich Anfang 2020 die Chance Vollzeit in ein Projekt einzusteigen, das mich ziemlich genau in die Nähe dessen brachte, wo ich am Ende einmal hin möchte. Diese Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen und bin dann also einmal quer durch halb Deutschland umgezogen. Das ist auch soweit so in Ordnung, aber quasi pünktlich zum Stellenbeginn kam Corona - und seit dem ist bei mir an der Diss irgendwie nichts mehr passiert.
Neue Stadt, neuer Job bzw. erster wirklich "richtiger" Job, aber keine Möglichkeit ein neues Umfeld aufzubauen, vollumfänglicher Wegbruch meiner gewohnten Hobbys und damit meines Ausgleichs neben Arbeit und Diss, da diese in der aktuellen Lage nicht mehr stattfinden konnten, dann der überraschende Schlaganfall meiner Mutter mit Klinik, Reha und allem was dazu gehört, samt der Monate langen Sorge, ob sie wieder einigermaßen wie früher werden wird...
Es war einfach unfassbar viel für mich und in meinem Kopf hatte die Diss aufeinmal absolut keinen Platz mehr.
Doch nun, ein Jahr später, normalisiert sich alles allmählich wieder - nur mein Kopf ist immernoch in einem Ausnahmezustand und ich bin vollkommen ratlos. Ich komme weder ins Schreiben, noch ins Wieder-Einlesen, und erst recht nicht in die Feldforschung dort, wo sie noch nötig wäre, rein - und alles während ein beißend schlechtes Gewissen an mir nagt, weil ich ja "ein Jahr lang gefaulenzt habe".
Wie kommt man denn aus so einem Tief heraus? Ich bin völlig überfragt und dass ich mich nun auch noch dafür, dass ich es irgendwie nicht schaffe wieder zu funktionieren und außerdem so lange nichts gemacht habe, auch noch selbst fertig mache hilft der Sache natürlich eher nicht.
Da kommen dann Zweifel, Sorgen und Ängste ob man "vielleicht nicht dafür gemacht sei". Aber ich mag mein Thema, wirklich, es interessiert mich auch genug, dass ich hin und wieder noch Dokus schaue, die es anreißen, aber sobald das, was ich tue, den Dünkel der Diss bekommt, blockt mein Kopf wieder ab. Ich bin jetzt Mitte-Ende-Zwanzig und weiß, dass das alterstechnisch für Geisteswissenschaftler in der Promotion noch kein Alter zu sein scheint. Aber dennoch bin ich in einer entsetzlichen mentalen Spirale nach diesem Jahr und fühle mich schlicht wie gelähmt und ziemlich allein gelassen mit dem Projekt.
Tut mir Leid, dass ich das Forum an dieser Stelle als Kummerkasten missbrauche, zumal ich auch kaum erwarten kann, dass mir eine Patentlösung präsentiert wird. Aber dennoch habe ich wirklich ein großes Bedürfnis ich einfach einmal mitzuteilen, denn irgendwie lässt mich dieses Gefühl, dass jeder "Corona irgendwie nutzen konnte", nur ich bin vollkommen von der Spur geraten, einfach nicht los und wird noch zusätzlich zur Last in meiner kleinen Misere...
ich bin hier schon ein Weilchen registriert, aber eigentlich lediglicher Leser. Aber zur Zeit muss ich mir einfach etwas Luft machen und ich hoffe, dass ich hier den Rahmen dafür habe und die Stelle auch angebracht ist.
Ich promoviere seit 2018 extern, direkt im Anschluss an mein in Regelstudienzeit beendetes geisteswissenschaftliches Studium. Leider habe ich feststellen müssen, dass für mich ein Umstand, der während Studienzeiten und Masterarbeit nie ein großes Problem war - die mangelnde Betreuung - mich nun als Doktorandin doch sehr schlaucht. Ich hab 2 Jahre neben einem kleinen Nebenjob mehr schlecht als recht ein wenig "vor mich hin gestümpert", aber es ist immer mal wieder was passiert, obschon weniger, als ich es von mir gemessen an meinem Studium gewohnt war. Mein Doktorvater erkundigt sich eigentlich gar nicht nach mir und wenn ich um Feedback bitte, bekomme ich auch leider nicht immer welches zurück. Alles ein wenig diffus, aber man wurschtelt sich eben durch.
Dann ergab sich Anfang 2020 die Chance Vollzeit in ein Projekt einzusteigen, das mich ziemlich genau in die Nähe dessen brachte, wo ich am Ende einmal hin möchte. Diese Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen und bin dann also einmal quer durch halb Deutschland umgezogen. Das ist auch soweit so in Ordnung, aber quasi pünktlich zum Stellenbeginn kam Corona - und seit dem ist bei mir an der Diss irgendwie nichts mehr passiert.
Neue Stadt, neuer Job bzw. erster wirklich "richtiger" Job, aber keine Möglichkeit ein neues Umfeld aufzubauen, vollumfänglicher Wegbruch meiner gewohnten Hobbys und damit meines Ausgleichs neben Arbeit und Diss, da diese in der aktuellen Lage nicht mehr stattfinden konnten, dann der überraschende Schlaganfall meiner Mutter mit Klinik, Reha und allem was dazu gehört, samt der Monate langen Sorge, ob sie wieder einigermaßen wie früher werden wird...
Es war einfach unfassbar viel für mich und in meinem Kopf hatte die Diss aufeinmal absolut keinen Platz mehr.
Doch nun, ein Jahr später, normalisiert sich alles allmählich wieder - nur mein Kopf ist immernoch in einem Ausnahmezustand und ich bin vollkommen ratlos. Ich komme weder ins Schreiben, noch ins Wieder-Einlesen, und erst recht nicht in die Feldforschung dort, wo sie noch nötig wäre, rein - und alles während ein beißend schlechtes Gewissen an mir nagt, weil ich ja "ein Jahr lang gefaulenzt habe".
Wie kommt man denn aus so einem Tief heraus? Ich bin völlig überfragt und dass ich mich nun auch noch dafür, dass ich es irgendwie nicht schaffe wieder zu funktionieren und außerdem so lange nichts gemacht habe, auch noch selbst fertig mache hilft der Sache natürlich eher nicht.
Da kommen dann Zweifel, Sorgen und Ängste ob man "vielleicht nicht dafür gemacht sei". Aber ich mag mein Thema, wirklich, es interessiert mich auch genug, dass ich hin und wieder noch Dokus schaue, die es anreißen, aber sobald das, was ich tue, den Dünkel der Diss bekommt, blockt mein Kopf wieder ab. Ich bin jetzt Mitte-Ende-Zwanzig und weiß, dass das alterstechnisch für Geisteswissenschaftler in der Promotion noch kein Alter zu sein scheint. Aber dennoch bin ich in einer entsetzlichen mentalen Spirale nach diesem Jahr und fühle mich schlicht wie gelähmt und ziemlich allein gelassen mit dem Projekt.
Tut mir Leid, dass ich das Forum an dieser Stelle als Kummerkasten missbrauche, zumal ich auch kaum erwarten kann, dass mir eine Patentlösung präsentiert wird. Aber dennoch habe ich wirklich ein großes Bedürfnis ich einfach einmal mitzuteilen, denn irgendwie lässt mich dieses Gefühl, dass jeder "Corona irgendwie nutzen konnte", nur ich bin vollkommen von der Spur geraten, einfach nicht los und wird noch zusätzlich zur Last in meiner kleinen Misere...