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1:1 gleiche Promotion wie anderer Doktorand

Verfasst: 22.12.2020, 12:58
von Aurelie
Liebes Forum,

ich habe kürzlich meine Promotion begonnen. Nun hat sich herausgestellt, dass mein Doktorvater für meine Promotion geplant hat, dass ich 1:1 an den selben Dingen arbeite wie ein anderer Doktorand (sämtliche Publiaktionen für eine kumulative Promotion sind mit geteilter Erstautorenschaft geplant). Für mich erfüllt das nicht den Sinn einer Promotion.
Ich arbeite gerne im Team, wenn jeder klar abgegrenzte Aufgabengebiete hat. Aber ich kann mich nicht für das Projekt motivieren, wenn es sich überhaupt nicht um "mein" Projekt handelt. Bei allem was ich übernehme, fühlt sich der andere Doktorand auf den Schlips getreten und hat den Eindruch ich nehme im "sein" Projekt weg. Umgekehrt muss ich aber auch an dem Projekt arbeiten. Bei Gesprächen mit dem anderen Doktoranden kamen leider nur viele Worte aber seine Handlungen sehen dann ganz anders und nicht sehr kooperativ aus.
Leider handelt es sich um ein sehr großes zusammenhängendes Projekt, sodass eine inhaltliche Aufteilung in zwei kleinere Projekte nur sehr schwierig ist. Ich habe auch bereits mit meinem Doktorvater gesprochen aber sein Lösungsvorschlag war nur kleinteilig die Aufgaben aufzuteilen. Ich habe aber gezielt den Weg einer Promotion gewählt um eigenverantwortlich und selbstorganisiert an einem Projekt arbeiten zu können, nicht um in meinem Handeln ausgebremst zu werden. Ich möchte weder nicht "Herr" über mein Projekt sein, noch für jemand anderes dessen Promotion durchziehen...


Hat von euch jemand Erfahrung mit einer solchen Situation und kann mir vielleicht einen Tipp geben, was ich tun kann? Ich weiß echt nicht weiter...

Vielen lieben Dank und viele Grüße
A.

Re: 1:1 gleiche Promotion wie anderer Doktorand

Verfasst: 22.12.2020, 16:38
von FerdiFuchs
Hast du deine Bedenken an deinen Betreuer herangetragen und wie hat er reagiert?

Re: 1:1 gleiche Promotion wie anderer Doktorand

Verfasst: 22.12.2020, 20:01
von Aurelie
Hallo FerdiFuchs,

danke für deine Antwort!
Ja, das habe ich. Er sah als Lösung, dass er etwas mehr vorgeben kann in jedem Meeting an was wer von uns arbeiten soll. Aber das ist sehr "kleinteilig". Dann übernimmt zwar für den nächsten Tag/die nächste Woche Person x eine Aufgabe, aber man ist trotzdem nicht verantwortlich für ein (Teil-)Projekt. Leider kann ich mich auch bei so einer Aufteilung nicht wirklich darauf verlassen, dass von anderer Seite Aufgaben dann auch eingehalten werden. Irgendwann meinte er könne man ja dann vielleicht schauen, ob man eine kleine Nebenfragestellung entwickeln kann, die alleine bearbeitet werden kann. Ich hatte mir für die Promotion aber insgesamt mehr Eigenverantwortlichkeit erhofft.

Liebe Grüße
A.

Re: 1:1 gleiche Promotion wie anderer Doktorand

Verfasst: 22.12.2020, 23:25
von daherrdoggda
Macht ihr denn methodisch das gleiche? Generiert ihr die selben Daten? Wenn ihr das selbe Projekt von methodisch/thematisch verschiedenen Seiten bearbeitet, seh ich kein Problem. Jede Seite macht dann zB eine Haelfte der Figures.

Re: 1:1 gleiche Promotion wie anderer Doktorand

Verfasst: 23.12.2020, 06:50
von Wierus
Das alles klingt schon etwas eigenartig. Aber vielleicht ist es in deinem Fachbereich oder in deinem speziellen Forschungsgebiet nichts Ungewöhnliches? Kannst du dazu eventuell Näheres verraten (aber Vorsicht: Anonymität geht vor) ?

Wenn nicht, würde ich mir an deiner Stelle die Dissertationen an deinem Lehrstuhl/deiner Uni aus den letzten fünf Jahren genauer ansehen. Eventuell ergeben sich daraus schon entscheidende Hinweise auf dein weiteres Vorgehen.

Re: 1:1 gleiche Promotion wie anderer Doktorand

Verfasst: 23.12.2020, 11:46
von johndoe
Aurelie hat geschrieben: 22.12.2020, 20:01 Irgendwann meinte er könne man ja dann vielleicht schauen, ob man eine kleine Nebenfragestellung entwickeln kann, die alleine bearbeitet werden kann.
Also das erscheint mir schon sehr dubios. Was wäre denn die Alternative? Dass ihr beide die gleichen Ergebnisse oder sogar die identische Arbeit veröffentlicht und beide damit promoviert werdet?

Ja, man kann auf Basis derselben Primärdaten unterschiedliche Forschungsziele bearbeiten (sofern die Daten das hergeben), wobei auch die Datenerhebung ein Teil der eigenständigen wissenschaftlichen Arbeit ist. Ich weiß, das sehen nicht alle so - bei mir war es aber definitiv gefordert.

Aber wenn die gleichen Daten benutzt werden, muss zumindest die Zielsetzung, Methodenwahl und Durchführung der Forschung klar getrennt sein.

Gibt es Post docs am Lehrstuhl oder andere Anlaufstellen an der Uni, wo du dich hierzu aufschlauen kannst? Ich denke, hier im Forum wird dir keiner weiterhelfen können, außer mit der Bestätigung: ja, eine Promotion sollte mehr sein als das, was für beschreibst.