Wie viel Arbeit muss in einer "Forschungsskizze" stecken?
Verfasst: 02.06.2020, 02:56
Vielleicht bin ich komplett daneben, vielleicht bin ich auch nur gebrandmarkt von meiner Masterarbeit, aber wie weit muss man (in der Regel) vorbereitet sein, um soetwas wie ein "Dissertatiosnvorhaben" zu haben, das bei der Bewerbung für Promotionsstellen notwendig ist - und wie verhält sich das bei Betreuungsanfragen?
Ich habe mein Studium abgeschlossen und habe nicht viel mehr als Ideen, in die ich weiter gehen könnte - Ideen, hinter denen noch keine Literaturrecherche steckt, bei denen die methodischen Überlegungen nicht ausgearbeitet sind, sondern (beispielsweise!) auf der Ebene: "Beobachtungen und Auswertung nach Grounded Theory wäre gut, um Kategorien zu bilden", gefolgt von ca. 10 Zeilen Überlegungen dazu, warum gerade Beobachtungen und was die Kategoriebildung bringen soll.
Skizzen auf dieser Stufe sind ja in ein bis zwei Stunden für verschiedenste Themen möglich, und insofern auch an die jeweiligen Promotionsstellen anpassbar. "Eine Diskursanalyse zur Debatte um die ausschreitungen in den USA wäre interessant. Vergleichend zwischen konservativen und linksgerichteten Fernsehsendern"; eine Idee, die man in eienr halben Minute mal haben kann. Ob die Idee gut ist oder nicht, wie viel es dazu schon gibt, das Studium der Disruse in vergleichbaren fällen - all das muss ja noch gemacht werden. Aber auch ohne Recherche kann man ja eine Skizze machen. Beispielsweise eine, in dem man reinschreibt, dass der erste Schritt die Suche danach ist, ob es bereits Arbeiten zu vergleichbaren Fällen gibt.
Wenn man das auf ein, bis zwei Seiten ausgearbeitet hat, ist das dann ausreichend für eine "Forschungsskizze" - und ist es ausreichend, um sich an einen Betreuer zu wenden?
Oder muss bereits eine umfassende Recherche vorhanden sein - 2000 Abstracts lesen, dann die 100 relevantesten Artikel und die 20 wichtigsten Bücher lesen, die Grundlegenden Konzepte (Begriffe) seiner Dissertation theoriebasiert festlegen und dann eine Methode entwickeln, die "auch wirklich funktionieren sollte"? Da ist Arbeit, die gut und gerne ein halbes Jahr oder länger dauert; das kann ich nicht einschätzen.
Oder sollten in einer socleh Skizze etwa so viel Arbeit stecken, wie in einer Seminararbeiten? Die wichtigsten 10 Autoren genannt, 5-10 Essays neu gelesen, 5-10 Essays, die man sowieso schon kennt, und darauf aufbauen eine Idee entwickeln? Das ist für eine individuelle Bewerbung halt eindeutig zu viel Arbeit, weil es ja doch ein bis zwei wochen dauert.
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Ich kann das wirklich nicht einschätzen, weil die Erfahrungen bei meiner Materarbeit (die, auch wenn ich hier so unsicher klinge immerhin sehr gut war) sehr widersprüchlich war. "Ich würde gerne über Thema X schreiben. Würden Sie mich dazu betreuen" wurde doch recht persönlich mit "peinlich und unprofessionell ohne auch nur irgendeiner konkreten Fragestellung oder Kenntnis der Literatur" abgeschmettert, während ich bei einem anderen Betreuer noch nicht einmal ein Thema gebraucht habe, um abzuklären, dass er grundsätzlich bereit dazu ist, mich zu betreuen. Das thema haben wir dann gemeinsam geklärt.
Also, ich bin mir gewissermaßen nicht sicher, ob ich jetzt erst einmal meine Energie darin investieren soll, eine Promotionsstelle zu finden, und dafür "kleine" Forschungsskizzen zu schreiben, die durchaus zu meinen Interessen passen, aber die flexibel ist, oder ob ich meine Energie in eine der Ideen, die ich habe stecken soll und dort mit der Recherchearbeit beginnen soll, und bei Promotionsstellen, die eine Skizze verlangen, die Bewerbung sein lassen (weil das ja doch potenzielle zukunfte Arbeitgeber sind, bei denen man sich halt auch nicht blamieren will)?
Dasselbe gilt für Betreuungsanfragen, also sollte ich, wenn ich jetzt auf null bin, fix davon ausgehen, dass ich mich frühestens nach einem halben Jahr Arbeit bei einerm Betreuer melden kann?
Der "größere" Fall würde halt auch bedeuten, dass ganz viele Promotionsstellen und potenzielle Betreuer wegfallen würden. Wenn ich eine Skizze zur oben genannten Diskursanalyse schreibe, dann bringt es nichts, sich für eine Promotionsstelle zu bewerben, die in der Arbeitssoziologie angesiedelt ist, und bei der erwartet wird, dass man in ihrem Bereich schreibt. Ein "Verbiegen" eines bereits fortgeschirttenen Dissertationsvorhaben ist zumindest "komisch" und "künstlich" und jedenfalls nicht viel fundierter als eine 2-Minutenskizze. Aus "Diskursanalyse zur Medialen Berichterstattung über die Ausschreitungen in den USA in konservativen und liberalen Fernsehsendern" kann man schon irgendwas machen, wie ... äh "Welchen qualitativen Einfluss hat die Arbeitssituation auf das Verhalten in den Demonstrationen rund um ... Floyd (so heißt der, oder?)?", aber das is' halt echt ein anderes Thema und hat dann auch nicht viel mehr Hand und Fuß als wenn man gleich nur eine halbe Stunde in die Skizze steckt.
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Also was sind eure Erfahrungen, das die Ansprüche bei Skizzen und Betreuunsanfragen betrifft?
Klingt übrigens ehrlich gesagt eher, als wollte ich "einfach nur promovieren, egal worüber". Das wirklich irendwie leidenschaftslos, aber ich habe natürlich Themen, die mich interessieren, Felder, die mich interesieren. Aber vielleicht steckt ja ein Funke Wahrheit darin.
Ich habe mein Studium abgeschlossen und habe nicht viel mehr als Ideen, in die ich weiter gehen könnte - Ideen, hinter denen noch keine Literaturrecherche steckt, bei denen die methodischen Überlegungen nicht ausgearbeitet sind, sondern (beispielsweise!) auf der Ebene: "Beobachtungen und Auswertung nach Grounded Theory wäre gut, um Kategorien zu bilden", gefolgt von ca. 10 Zeilen Überlegungen dazu, warum gerade Beobachtungen und was die Kategoriebildung bringen soll.
Skizzen auf dieser Stufe sind ja in ein bis zwei Stunden für verschiedenste Themen möglich, und insofern auch an die jeweiligen Promotionsstellen anpassbar. "Eine Diskursanalyse zur Debatte um die ausschreitungen in den USA wäre interessant. Vergleichend zwischen konservativen und linksgerichteten Fernsehsendern"; eine Idee, die man in eienr halben Minute mal haben kann. Ob die Idee gut ist oder nicht, wie viel es dazu schon gibt, das Studium der Disruse in vergleichbaren fällen - all das muss ja noch gemacht werden. Aber auch ohne Recherche kann man ja eine Skizze machen. Beispielsweise eine, in dem man reinschreibt, dass der erste Schritt die Suche danach ist, ob es bereits Arbeiten zu vergleichbaren Fällen gibt.
Wenn man das auf ein, bis zwei Seiten ausgearbeitet hat, ist das dann ausreichend für eine "Forschungsskizze" - und ist es ausreichend, um sich an einen Betreuer zu wenden?
Oder muss bereits eine umfassende Recherche vorhanden sein - 2000 Abstracts lesen, dann die 100 relevantesten Artikel und die 20 wichtigsten Bücher lesen, die Grundlegenden Konzepte (Begriffe) seiner Dissertation theoriebasiert festlegen und dann eine Methode entwickeln, die "auch wirklich funktionieren sollte"? Da ist Arbeit, die gut und gerne ein halbes Jahr oder länger dauert; das kann ich nicht einschätzen.
Oder sollten in einer socleh Skizze etwa so viel Arbeit stecken, wie in einer Seminararbeiten? Die wichtigsten 10 Autoren genannt, 5-10 Essays neu gelesen, 5-10 Essays, die man sowieso schon kennt, und darauf aufbauen eine Idee entwickeln? Das ist für eine individuelle Bewerbung halt eindeutig zu viel Arbeit, weil es ja doch ein bis zwei wochen dauert.
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Ich kann das wirklich nicht einschätzen, weil die Erfahrungen bei meiner Materarbeit (die, auch wenn ich hier so unsicher klinge immerhin sehr gut war) sehr widersprüchlich war. "Ich würde gerne über Thema X schreiben. Würden Sie mich dazu betreuen" wurde doch recht persönlich mit "peinlich und unprofessionell ohne auch nur irgendeiner konkreten Fragestellung oder Kenntnis der Literatur" abgeschmettert, während ich bei einem anderen Betreuer noch nicht einmal ein Thema gebraucht habe, um abzuklären, dass er grundsätzlich bereit dazu ist, mich zu betreuen. Das thema haben wir dann gemeinsam geklärt.
Also, ich bin mir gewissermaßen nicht sicher, ob ich jetzt erst einmal meine Energie darin investieren soll, eine Promotionsstelle zu finden, und dafür "kleine" Forschungsskizzen zu schreiben, die durchaus zu meinen Interessen passen, aber die flexibel ist, oder ob ich meine Energie in eine der Ideen, die ich habe stecken soll und dort mit der Recherchearbeit beginnen soll, und bei Promotionsstellen, die eine Skizze verlangen, die Bewerbung sein lassen (weil das ja doch potenzielle zukunfte Arbeitgeber sind, bei denen man sich halt auch nicht blamieren will)?
Dasselbe gilt für Betreuungsanfragen, also sollte ich, wenn ich jetzt auf null bin, fix davon ausgehen, dass ich mich frühestens nach einem halben Jahr Arbeit bei einerm Betreuer melden kann?
Der "größere" Fall würde halt auch bedeuten, dass ganz viele Promotionsstellen und potenzielle Betreuer wegfallen würden. Wenn ich eine Skizze zur oben genannten Diskursanalyse schreibe, dann bringt es nichts, sich für eine Promotionsstelle zu bewerben, die in der Arbeitssoziologie angesiedelt ist, und bei der erwartet wird, dass man in ihrem Bereich schreibt. Ein "Verbiegen" eines bereits fortgeschirttenen Dissertationsvorhaben ist zumindest "komisch" und "künstlich" und jedenfalls nicht viel fundierter als eine 2-Minutenskizze. Aus "Diskursanalyse zur Medialen Berichterstattung über die Ausschreitungen in den USA in konservativen und liberalen Fernsehsendern" kann man schon irgendwas machen, wie ... äh "Welchen qualitativen Einfluss hat die Arbeitssituation auf das Verhalten in den Demonstrationen rund um ... Floyd (so heißt der, oder?)?", aber das is' halt echt ein anderes Thema und hat dann auch nicht viel mehr Hand und Fuß als wenn man gleich nur eine halbe Stunde in die Skizze steckt.
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Also was sind eure Erfahrungen, das die Ansprüche bei Skizzen und Betreuunsanfragen betrifft?
Klingt übrigens ehrlich gesagt eher, als wollte ich "einfach nur promovieren, egal worüber". Das wirklich irendwie leidenschaftslos, aber ich habe natürlich Themen, die mich interessieren, Felder, die mich interesieren. Aber vielleicht steckt ja ein Funke Wahrheit darin.