Berufliche Veränderung nach Promotion in Psychologie
Verfasst: 07.06.2019, 13:08
Vor fünf Monaten habe ich meine Promotion erfolgreich abgeschlossen und obwohl ich mit sieben Jahren ganz schön lange gebraucht habe und mich auch nicht gerade für den besten Doktoranden gehalten habe, hat es noch für cum laude gereicht. Ich hab mich da wirklich durchgequält und da ich leider keine Stelle an der Uni abbekommen habe und die DFG-Förderung abgelehnt wurde, musste ich nebenbei immer arbeiten (also nicht an der Uni, sondern „draußen“, mal Vollzeit, mal Teilzeit).
Ich hatte Psychologie und Englisch studiert und war parallel zur Diss in Psychologie immer in ganz normalen Psychologenjobs tätig – mal Klinik, mal Personalberatung, mal Rehazentrum. Mir hat aber nichts so richtig gefallen. Am schlimmsten fand ich die Kliniken, weil man da nur herumgescheucht wurde und sich natürlich in die Struktur der Klinik brav einfügen musste – wehe, wenn man da mal 10 min für einen Termin länger gebraucht hat oder früh im Stau stand und daher später kommt.
Ein Jahr vor Abschluss meiner Promotion habe ich in der Klinik gekündigt und bin zu einem Bildungsträger gewechselt, der Jugendliche im berufsvorbereitenden Jahr ausbildet und da muss vorschriftsmäßig auch ein Psychologe mit dabei sein. Das finde ich besser als alle vorhergehenden Jobs, da ich dort keine genauen Termine habe und wenn ich früh mal 15 min später komme ist es auch egal. Mit manchen der Jugendlichen komme ich sehr gut aus, die schreiben mir auch immer noch nach Feierabend, was sie den ganzen Tag machen usw. - das finde ich eigentlich niedlich. Aber es gibt auch Schwierige in der Gruppe, die vor Erwachsenen gar keinen Respekt haben und von denen dann, wenn man eine unerwünschte Aufforderung macht, ein „F**k dich“ zu hören ist. Ich weiß, das ist halt deren Reifeverzögerung, aber toll ist es dennoch nicht. Ich kontere dann meistens mit einem lustigen Spruch, aber es ärgert mich innerlich doch sehr.
Die Arbeit beim Bildungsträger umfasst drei Tage in der Woche. Parallel dazu habe ich eine kleine Online-Marketing-Agentur (selbst gegründet). Das mache ich schon seit Jahren und habe das immer mehr ausgebaut, gemeinsam mit einem BWLer – das ist auch meine Haupteinkommensquelle. Angestellte haben wir keine, weil wir beide nicht der Typ für Mitarbeiterführung sind, also viel mehr wachsen kann die Firma nicht. Finanziell läuft das ganz gut, aber so richtig zufrieden bin ich insgesamt auch nicht.
Ich weiß aber nicht, was ich sonst machen soll. Mir ist im Laufe meiner verschiedenen Jobs immer mehr klar geworden, dass ich eigentlich eher ein Mensch bin, der gerne frei vor sich hinarbeitet, ohne sich an irgendwelche Strukturen halten zu müssen. Ganz schlimm finde ich es, wenn mir andere Termine vorgeben (um 10 das, um 10.30 das, um 11 das....). Aber ich frage mich auch manchmal, ob Psychologie das Richtige für mich war. Ich musste beispielsweise in der Klinik Seminare und Entspannungstrainings für Patienten halten, das kam mir nach kurzer Zeit zu den Ohren raus, Entspannungstrainings sind für den, der sie durchführt, wahnsinnig langweilig. Mir wurde da immer gesagt, dass meine Seminare ganz toll wären und ich wurde öfters auf irgendwelche Tagungen zum Halten von Vorträgen geschickt, weil ich das ja so gut könne, aber gern gemacht habe ich das nicht, es war eher das Spielen einer Rolle und dieses Verstellen fand ich sehr anstrengend.
Da kamen mir zum ersten Mal Zweifel an der Wahl meines Studiums...Was mir hingegen schon bei meiner Diplomarbeit und später auch bei der Diss gefallen hat, war es, einfach nur vorm PC zu sitzen und da z.B. Daten auszuwerten. Ich bin wahrscheinlich tief im Innersten eigentlich ziemlich misanthropisch und habe das nur zu spät gemerkt.
Nun habe ich meine Diss in der Tasche und ich nehme den Effekt, dass man mit Doktortitel an mancher Stelle anders behandelt wird, auch gerne mit, aber was ich nun beruflich damit mache, ist mir unklar. An der Uni komme ich nicht „rein“, ich hatte mich schon mehrfach auf Stellen dort beworben, aber da ich externer Doktorand war, hab ich da keine Chance. Das hat mir auch mein Doktorvater bestätigt – PostDoc-Stellen bekommt man nicht, wenn man extern promoviert hat. Einmal raus aus dem Unibetrieb, immer raus. Das müsste ohnehin eine reine Forschungsstelle ohne Lehre sein, denn Lehre möchte ich nicht machen.
Eine Psychotherapeuten-Ausbildung lehne ich auch eher ab; ich will nicht den ganzen Tag einen Patienten nach dem anderen behandeln und ich habe auch ehrlich gesagt nach all dem Stress mit der Diss gar keine Lust mehr, diese umständliche und lange Psychotherapeuten-Ausbildung zu durchlaufen, irgendwas Neues zu lernen und wieder Prüfungen absolvieren zu müssen. Habe auch mal überlegt, ob ich nicht noch Informatik studieren sollte, aber wie gesagt, da muss man ja auch wieder Prüfungen absolvieren und ich bin zumindest in Mathe kein Ass, das wäre ungünstig....
Vielleicht gibt es ja noch einen Bereich, an den ich bisher noch gar nicht gedacht habe. Habt Ihr eine Idee, in welche Richtung ich nochmal denken könnte? Forschung fände ich ja nicht schlecht, aber ohne Lehre und in einer Umgebung, wo einem nicht so viele ins Handwerk hineinreden, wüsste aber nicht wo... oder etwas, wo man dafür zuständig ist, wissenschaftliche Daten auszuwerten und zu interpretieren.
Ich hatte Psychologie und Englisch studiert und war parallel zur Diss in Psychologie immer in ganz normalen Psychologenjobs tätig – mal Klinik, mal Personalberatung, mal Rehazentrum. Mir hat aber nichts so richtig gefallen. Am schlimmsten fand ich die Kliniken, weil man da nur herumgescheucht wurde und sich natürlich in die Struktur der Klinik brav einfügen musste – wehe, wenn man da mal 10 min für einen Termin länger gebraucht hat oder früh im Stau stand und daher später kommt.
Ein Jahr vor Abschluss meiner Promotion habe ich in der Klinik gekündigt und bin zu einem Bildungsträger gewechselt, der Jugendliche im berufsvorbereitenden Jahr ausbildet und da muss vorschriftsmäßig auch ein Psychologe mit dabei sein. Das finde ich besser als alle vorhergehenden Jobs, da ich dort keine genauen Termine habe und wenn ich früh mal 15 min später komme ist es auch egal. Mit manchen der Jugendlichen komme ich sehr gut aus, die schreiben mir auch immer noch nach Feierabend, was sie den ganzen Tag machen usw. - das finde ich eigentlich niedlich. Aber es gibt auch Schwierige in der Gruppe, die vor Erwachsenen gar keinen Respekt haben und von denen dann, wenn man eine unerwünschte Aufforderung macht, ein „F**k dich“ zu hören ist. Ich weiß, das ist halt deren Reifeverzögerung, aber toll ist es dennoch nicht. Ich kontere dann meistens mit einem lustigen Spruch, aber es ärgert mich innerlich doch sehr.
Die Arbeit beim Bildungsträger umfasst drei Tage in der Woche. Parallel dazu habe ich eine kleine Online-Marketing-Agentur (selbst gegründet). Das mache ich schon seit Jahren und habe das immer mehr ausgebaut, gemeinsam mit einem BWLer – das ist auch meine Haupteinkommensquelle. Angestellte haben wir keine, weil wir beide nicht der Typ für Mitarbeiterführung sind, also viel mehr wachsen kann die Firma nicht. Finanziell läuft das ganz gut, aber so richtig zufrieden bin ich insgesamt auch nicht.
Ich weiß aber nicht, was ich sonst machen soll. Mir ist im Laufe meiner verschiedenen Jobs immer mehr klar geworden, dass ich eigentlich eher ein Mensch bin, der gerne frei vor sich hinarbeitet, ohne sich an irgendwelche Strukturen halten zu müssen. Ganz schlimm finde ich es, wenn mir andere Termine vorgeben (um 10 das, um 10.30 das, um 11 das....). Aber ich frage mich auch manchmal, ob Psychologie das Richtige für mich war. Ich musste beispielsweise in der Klinik Seminare und Entspannungstrainings für Patienten halten, das kam mir nach kurzer Zeit zu den Ohren raus, Entspannungstrainings sind für den, der sie durchführt, wahnsinnig langweilig. Mir wurde da immer gesagt, dass meine Seminare ganz toll wären und ich wurde öfters auf irgendwelche Tagungen zum Halten von Vorträgen geschickt, weil ich das ja so gut könne, aber gern gemacht habe ich das nicht, es war eher das Spielen einer Rolle und dieses Verstellen fand ich sehr anstrengend.
Da kamen mir zum ersten Mal Zweifel an der Wahl meines Studiums...Was mir hingegen schon bei meiner Diplomarbeit und später auch bei der Diss gefallen hat, war es, einfach nur vorm PC zu sitzen und da z.B. Daten auszuwerten. Ich bin wahrscheinlich tief im Innersten eigentlich ziemlich misanthropisch und habe das nur zu spät gemerkt.
Nun habe ich meine Diss in der Tasche und ich nehme den Effekt, dass man mit Doktortitel an mancher Stelle anders behandelt wird, auch gerne mit, aber was ich nun beruflich damit mache, ist mir unklar. An der Uni komme ich nicht „rein“, ich hatte mich schon mehrfach auf Stellen dort beworben, aber da ich externer Doktorand war, hab ich da keine Chance. Das hat mir auch mein Doktorvater bestätigt – PostDoc-Stellen bekommt man nicht, wenn man extern promoviert hat. Einmal raus aus dem Unibetrieb, immer raus. Das müsste ohnehin eine reine Forschungsstelle ohne Lehre sein, denn Lehre möchte ich nicht machen.
Eine Psychotherapeuten-Ausbildung lehne ich auch eher ab; ich will nicht den ganzen Tag einen Patienten nach dem anderen behandeln und ich habe auch ehrlich gesagt nach all dem Stress mit der Diss gar keine Lust mehr, diese umständliche und lange Psychotherapeuten-Ausbildung zu durchlaufen, irgendwas Neues zu lernen und wieder Prüfungen absolvieren zu müssen. Habe auch mal überlegt, ob ich nicht noch Informatik studieren sollte, aber wie gesagt, da muss man ja auch wieder Prüfungen absolvieren und ich bin zumindest in Mathe kein Ass, das wäre ungünstig....
Vielleicht gibt es ja noch einen Bereich, an den ich bisher noch gar nicht gedacht habe. Habt Ihr eine Idee, in welche Richtung ich nochmal denken könnte? Forschung fände ich ja nicht schlecht, aber ohne Lehre und in einer Umgebung, wo einem nicht so viele ins Handwerk hineinreden, wüsste aber nicht wo... oder etwas, wo man dafür zuständig ist, wissenschaftliche Daten auszuwerten und zu interpretieren.