Angst vor Disputation
Verfasst: 03.06.2019, 21:12
Hallo zusammen!
Nachdem ich in den letzten Wochen viel in diesem Forum gelesen habe, habe ich mich entschlossen, auch einen Beitrag zu veröffentlichen.
Ich habe Jura studiert und hatte immer gute Noten, alles lief stets am Schnürchen. Seit dem 2. Semester habe ich am Lehrstuhl meines späteren Doktorvaters jahrelang gearbeitet (der mit meiner Arbeit am Lehrstuhl stets sehr zufrieden war), der mir nach dem 1. Staatsexamen angeboten hat, bei ihm zu promovieren. Er gab mir das Thema vor. Ich habe die Promotion neben meinem Referendariat, später auch neben meiner Arbeit in der Justiz geschrieben und in der ganzen Zeit keine Unterstützung erfahren. Im Jahr 2014 habe ich einen Erstentwurf eingereicht, den mein Doktorvater größtenteils durchgewunken hat, wobei er für das Lesen über ein Jahr gebraucht hat. Ich sollte noch ein paar Sachen ändern, was ich in der Folge tat, und reichte die Arbeit (er wollte sie sich nicht nochmals vor der offiziellen Einreichung anschauen) im April 2017 ein. Monate und Monate, in denen ich immer wieder Alpträume wegen meiner Diss hatte, vergingen. Bei Nachfragen wurde ich stets vertröstet.
Im Februar 2019 (!!!) - laut Promotionsordnung haben die Korrektoren nur 3 Monate Zeit, um ihr Gutachten zu erstellen - habe ich die Gutachten erhalten. Und was soll ich sagen - das Erstgutachten ist nicht berauschend, aber noch ok, während das Zweitgutachten eine Katastrophe (rite) ist.
Ich habe von vornherein nicht erwartet, dass ich unter diesen Bedingungen (keine Betreuung, Arbeit nebenbei) gute Noten erhalten werde. Trotzdem hat es mich eiskalt erwischt und ich kann nachts nicht mehr schlafen. Ich war immer erfolgsverwöhnt, der Gedanke, mich nach diesem miesen Zweitgutachten vor die Prüfungskommission zu stellen, lässt mich nachts nicht mehr schlafen. Die Gutachten wurden mit einem Schreiben der Uni versandt, wonach ich mit meinem Doktorvater einen Termin zur Disputation abstimmen soll. Nachdem ich mich nicht gemeldet hatte, habe ich letzte Woche von der Uni einen Termin zur Disputation für Juni 2019 erhalten, den ich unter Berufung auf meine Vollzeittätigkeit absagen konnte. Das Dekanat hat mich abermals darauf verwiesen, mit meinem Doktorvater einen Termin abzustimmen.
Ich schäme mich unglaublich und weiß nicht, was ich machen soll. Ich strebe auch keine Karriere mehr in der Wissenschaft an, sondern habe einen Lebenszeitjob in der Justiz. Meine Familie und Freunde raten mir alle, es durchzuziehen, da ich es andernfalls irgendwann bereuen würde. Aber der Gedanke, mich wieder nach der Arbeit wochenlang mit dieser nicht mehr aktuellen Arbeit zu beschäftigen, ohne Unterstützung hinsichtlich des von mir erwarteten Vortrags in der Disputation und mich der Prüfungskommission, vor der ich mich schäme, zu stellen, macht mich einfach nur fertig. Außerdem hab ich Angst, dass ich in der mündlichen Prüfung durchfallen könnte.
Eine Kontaktaufnahme zu meinem Doktorvater, der wissenschaftlich sehr hohe Ansprüche hat, dürfte auch keinen großen Erfolg versprechen. Zumal er mir im Gespräch 2014 noch gesagt hat, er werde einen Juniorprofessor als Zweitkorrektor wählen, dann aber einen strengen Professor gewählt hat (weil der Experte auf meinem Thema sei....schön nur, dass dieser mir dann im Zweitgutachten vorwirft, mein Thema sei nicht mehr aktuell - das Thema wohlgemerkt, das mir mein Doktorvater zugewiesen hat...).
Ich habe die Promotion auf die zu leichte Schulter genommen. Jetzt hab ich die Quittung kassiert. Obwohl ich immer gesagt habe, es kommt mir nicht auf die Note an, fühle ich mich einfach nur mies und bin von mir selbst enttäuscht und beschämt. Der Einwand, ich hätte doch nebenbei promoviert, kann mich irgendwie nicht trösten.
Vielleicht hat jemand von euch einen Rat.
Danke im Voraus
Nachdem ich in den letzten Wochen viel in diesem Forum gelesen habe, habe ich mich entschlossen, auch einen Beitrag zu veröffentlichen.
Ich habe Jura studiert und hatte immer gute Noten, alles lief stets am Schnürchen. Seit dem 2. Semester habe ich am Lehrstuhl meines späteren Doktorvaters jahrelang gearbeitet (der mit meiner Arbeit am Lehrstuhl stets sehr zufrieden war), der mir nach dem 1. Staatsexamen angeboten hat, bei ihm zu promovieren. Er gab mir das Thema vor. Ich habe die Promotion neben meinem Referendariat, später auch neben meiner Arbeit in der Justiz geschrieben und in der ganzen Zeit keine Unterstützung erfahren. Im Jahr 2014 habe ich einen Erstentwurf eingereicht, den mein Doktorvater größtenteils durchgewunken hat, wobei er für das Lesen über ein Jahr gebraucht hat. Ich sollte noch ein paar Sachen ändern, was ich in der Folge tat, und reichte die Arbeit (er wollte sie sich nicht nochmals vor der offiziellen Einreichung anschauen) im April 2017 ein. Monate und Monate, in denen ich immer wieder Alpträume wegen meiner Diss hatte, vergingen. Bei Nachfragen wurde ich stets vertröstet.
Im Februar 2019 (!!!) - laut Promotionsordnung haben die Korrektoren nur 3 Monate Zeit, um ihr Gutachten zu erstellen - habe ich die Gutachten erhalten. Und was soll ich sagen - das Erstgutachten ist nicht berauschend, aber noch ok, während das Zweitgutachten eine Katastrophe (rite) ist.
Ich habe von vornherein nicht erwartet, dass ich unter diesen Bedingungen (keine Betreuung, Arbeit nebenbei) gute Noten erhalten werde. Trotzdem hat es mich eiskalt erwischt und ich kann nachts nicht mehr schlafen. Ich war immer erfolgsverwöhnt, der Gedanke, mich nach diesem miesen Zweitgutachten vor die Prüfungskommission zu stellen, lässt mich nachts nicht mehr schlafen. Die Gutachten wurden mit einem Schreiben der Uni versandt, wonach ich mit meinem Doktorvater einen Termin zur Disputation abstimmen soll. Nachdem ich mich nicht gemeldet hatte, habe ich letzte Woche von der Uni einen Termin zur Disputation für Juni 2019 erhalten, den ich unter Berufung auf meine Vollzeittätigkeit absagen konnte. Das Dekanat hat mich abermals darauf verwiesen, mit meinem Doktorvater einen Termin abzustimmen.
Ich schäme mich unglaublich und weiß nicht, was ich machen soll. Ich strebe auch keine Karriere mehr in der Wissenschaft an, sondern habe einen Lebenszeitjob in der Justiz. Meine Familie und Freunde raten mir alle, es durchzuziehen, da ich es andernfalls irgendwann bereuen würde. Aber der Gedanke, mich wieder nach der Arbeit wochenlang mit dieser nicht mehr aktuellen Arbeit zu beschäftigen, ohne Unterstützung hinsichtlich des von mir erwarteten Vortrags in der Disputation und mich der Prüfungskommission, vor der ich mich schäme, zu stellen, macht mich einfach nur fertig. Außerdem hab ich Angst, dass ich in der mündlichen Prüfung durchfallen könnte.
Eine Kontaktaufnahme zu meinem Doktorvater, der wissenschaftlich sehr hohe Ansprüche hat, dürfte auch keinen großen Erfolg versprechen. Zumal er mir im Gespräch 2014 noch gesagt hat, er werde einen Juniorprofessor als Zweitkorrektor wählen, dann aber einen strengen Professor gewählt hat (weil der Experte auf meinem Thema sei....schön nur, dass dieser mir dann im Zweitgutachten vorwirft, mein Thema sei nicht mehr aktuell - das Thema wohlgemerkt, das mir mein Doktorvater zugewiesen hat...).
Ich habe die Promotion auf die zu leichte Schulter genommen. Jetzt hab ich die Quittung kassiert. Obwohl ich immer gesagt habe, es kommt mir nicht auf die Note an, fühle ich mich einfach nur mies und bin von mir selbst enttäuscht und beschämt. Der Einwand, ich hätte doch nebenbei promoviert, kann mich irgendwie nicht trösten.
Vielleicht hat jemand von euch einen Rat.
Danke im Voraus