Durchhalten!
Verfasst: 28.05.2019, 08:16
Hallo Doktorandenforum, du hast mir während einer der dunkelsten Zeiten in meinem Leben wichtige Unterstützung gegeben. Es war lange Zeit unglaublich wichtig für mich hier in der Anonymität von den Höhen und Tiefen der Promotionen anderer zu erfahren und dadurch die Kraft zu gewinnen durchzuhalten.
Ich bin mittlerweile geraume Zeit erfolgreich durch mit meiner Promotion und wollte mich revanchieren, indem ich einen Teil meiner Geschichte teile.
Ich habe ein naturwissenschaftliches Fach studiert und habe in einem neuen Themengebiet des Fachs eine Promotion in einem strukturierten Promotionsprogramm mit einem High-Risk Projekt zunächst, wie wohl die meisten, mit großem Enthusiasmus angefangen. Der erste Fall kam nach circa einem Jahr voller harter Arbeit und im Labor verbrachter Nächte. Das Projekt hatte sich nicht bewegt. Es war der Punkt an dem ich mir Unterstützung durch meinen DV oder einen mich „betreuenden“ Post-Doc erhoffte. Von hier an wurde alles aber nur schlimmer.
Der Post-Doc, zu dem ich auch ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hatte stellte sich nicht als sonderlich integre Person heraus; nicht bösartig, aber definitiv egozentrisch. Mein DV hielt große Stücke auf jenen Post-Doc; Dies wurde aber erst problematisch, als die Initialen Ergebnisse des Projekts (vom PD initiiert) publiziert werden sollten und ich beide darauf aufmerksam machte, dass eine Ihrer Messungen falsch ist. Mir wurde kein Gehör geschenkt bis ich mit mehreren Kontrollen Messungen durchführte und Ihnen diese vor den Latz knallte. Keine große Sache, aber irgendwie eine Enttäuschung hinsichtlich des wissenschaftlichen Gedankens und der persönlichen Beziehung zu beiden.
Im Gesamtverkauf bekam ich von beiden Keinerlei Unterstützung obwohl mein DV bis zum Ende davon ausging, dass mich dieser „tolle“ PD wundervoll unterstützt. Da mein Projekt bisher nirgends hingeführt hatte, war es eine „rational Choice“ nach einem Nebenprojekt zu fragen, dass vielleicht eher Ergebnisse abwirft, als mein einziges „High-Risk“- Projekt. Dies wurde vom DV aber mehrfach abgelehnt, da er „an das Projekt glaube“.
Basierend auf dieser Erfahrung entschloss ich mich mein Netzwerk vor Ort zu erweitern und selbst nach Kooperationsmöglichkeiten zu suchen. Nachdem ich dies erfolgreich getan hatte, in dieser Richtung sogar Experimente durchgeführt hatte und aufzeigen konnte, dass dies eine sinnvolle Erweiterung meines Promotionsthemas darstellen würde, kam vom DV.....genau, keine Unterstützung. Ich hatte zusätzlich auch weiterhin mit viel Einsatz am Hauptthema gearbeitet ohne dort einen Durchbruch erzielen zu können. Ich musste nun also leider meine Bestrebungen in der Richtung des Nebenprojekts einstellen, da ich zum Weitermachen (Kooperation, Messzeiten) definitiv Hilfe von „oben“ gebraucht hätte.
Frustriert, nach einem weiteren Jahr ohne sinnvollen Ergebnisse machte ich mich also daran mein Hauptthema weiter zu beackern. Im dritten Jahr hatte mein DV zwar eine Idee zum Projekt, jedoch keine die das Risiko verringerte, sondern nur den Gesamtansatz mit einer Kollaboration verbreiterte. Surprise, that didnt work either:D
Ich war nun gefangen in einem High-Risk Projekt, ohne Nebenprojekte, ohne Zeit und mit einem ignoranten Chef und einem Labor indem niemand an einem ähnlichen Thema arbeitete. An diesem Punkt war ich auch so depressiv, dass ich manchmal morgens nicht mehr zur Arbeit ging; ich spielte auch täglich mit dem Gedanken aufzugeben. Davon hielt mich nur die Zusprache von Freunden ab.
Also machte ich weiter, aber anders als es der DV wohl gewollt hätte. Ich war gefangen im Projekt, 3 Jahre hatten keine Ergebnisse geliefert, also fing ich an mir Möglichkeiten zu überlegen wie ich beweisen kann, dass die Hypothesen des DV zum Projekt schlichtweg falsch, zu optimistisch oder zu unausgereift waren. Nach einem halben Jahr hatte ich mit einfachsten Mitteln ein paar interessante Ergebnisse erhalten. Mein DV hatte dazu vorallem eine Reaktion ala „Lächeln und Winken“ übrig. Er verstand die Methodik nicht und dachte ich bin bescheuert. Andere Professoren fanden den Ansatz interessant... Mein DV ließ mich aber immerhin gewähren, leider auch keine Selbstverständlichkeit.
Mit einem Sammelsurium aus Messungen und meinem kleinen Block konsistenter Ergebnisse und kleiner Theoriesektion wollte ich dann nicht länger Zeit verschwenden und meine Arbeit zusammenschreiben. Gottseidank war hierzu das Publizieren von Papern keine Pflicht ! Zu meiner Überraschung wurde mein Vorstoß in diese Richtung unterstützt, so dass ich nach einer nochmals furchtbaren Schreibphase voller Selbstzweifeln und dem ständigen Versuch aus einem Flickenteppich eine zusammenhängende Arbeit zu erzeugen, nach 4 Jahren meine Dissertationsschrift einreichen konnte! Ich glaube mir spielte es in die Hände, dass es auch politisch für den DV nicht gut aussieht wenn bei ihm Doktoranden scheitern.
Ich habe hier viele fiese Details ausgelassen und über die wirklich lächerlich persönliche und nicht fachliche Bewertung meiner Diss und Dispu will ich garnicht reden, aber die Schlussfolgerung aus meiner, wie aus vielen anderen Geschichten ist klar: Durchhalten kann sich auszahlen! Ich habe meinen Dr.rer.nat. und bin nun wirklich glücklich und unbefristet außerhalb der Tretmühlen der Academia.
Viele Grüße an euch alle!
Ich bin mittlerweile geraume Zeit erfolgreich durch mit meiner Promotion und wollte mich revanchieren, indem ich einen Teil meiner Geschichte teile.
Ich habe ein naturwissenschaftliches Fach studiert und habe in einem neuen Themengebiet des Fachs eine Promotion in einem strukturierten Promotionsprogramm mit einem High-Risk Projekt zunächst, wie wohl die meisten, mit großem Enthusiasmus angefangen. Der erste Fall kam nach circa einem Jahr voller harter Arbeit und im Labor verbrachter Nächte. Das Projekt hatte sich nicht bewegt. Es war der Punkt an dem ich mir Unterstützung durch meinen DV oder einen mich „betreuenden“ Post-Doc erhoffte. Von hier an wurde alles aber nur schlimmer.
Der Post-Doc, zu dem ich auch ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hatte stellte sich nicht als sonderlich integre Person heraus; nicht bösartig, aber definitiv egozentrisch. Mein DV hielt große Stücke auf jenen Post-Doc; Dies wurde aber erst problematisch, als die Initialen Ergebnisse des Projekts (vom PD initiiert) publiziert werden sollten und ich beide darauf aufmerksam machte, dass eine Ihrer Messungen falsch ist. Mir wurde kein Gehör geschenkt bis ich mit mehreren Kontrollen Messungen durchführte und Ihnen diese vor den Latz knallte. Keine große Sache, aber irgendwie eine Enttäuschung hinsichtlich des wissenschaftlichen Gedankens und der persönlichen Beziehung zu beiden.
Im Gesamtverkauf bekam ich von beiden Keinerlei Unterstützung obwohl mein DV bis zum Ende davon ausging, dass mich dieser „tolle“ PD wundervoll unterstützt. Da mein Projekt bisher nirgends hingeführt hatte, war es eine „rational Choice“ nach einem Nebenprojekt zu fragen, dass vielleicht eher Ergebnisse abwirft, als mein einziges „High-Risk“- Projekt. Dies wurde vom DV aber mehrfach abgelehnt, da er „an das Projekt glaube“.
Basierend auf dieser Erfahrung entschloss ich mich mein Netzwerk vor Ort zu erweitern und selbst nach Kooperationsmöglichkeiten zu suchen. Nachdem ich dies erfolgreich getan hatte, in dieser Richtung sogar Experimente durchgeführt hatte und aufzeigen konnte, dass dies eine sinnvolle Erweiterung meines Promotionsthemas darstellen würde, kam vom DV.....genau, keine Unterstützung. Ich hatte zusätzlich auch weiterhin mit viel Einsatz am Hauptthema gearbeitet ohne dort einen Durchbruch erzielen zu können. Ich musste nun also leider meine Bestrebungen in der Richtung des Nebenprojekts einstellen, da ich zum Weitermachen (Kooperation, Messzeiten) definitiv Hilfe von „oben“ gebraucht hätte.
Frustriert, nach einem weiteren Jahr ohne sinnvollen Ergebnisse machte ich mich also daran mein Hauptthema weiter zu beackern. Im dritten Jahr hatte mein DV zwar eine Idee zum Projekt, jedoch keine die das Risiko verringerte, sondern nur den Gesamtansatz mit einer Kollaboration verbreiterte. Surprise, that didnt work either:D
Ich war nun gefangen in einem High-Risk Projekt, ohne Nebenprojekte, ohne Zeit und mit einem ignoranten Chef und einem Labor indem niemand an einem ähnlichen Thema arbeitete. An diesem Punkt war ich auch so depressiv, dass ich manchmal morgens nicht mehr zur Arbeit ging; ich spielte auch täglich mit dem Gedanken aufzugeben. Davon hielt mich nur die Zusprache von Freunden ab.
Also machte ich weiter, aber anders als es der DV wohl gewollt hätte. Ich war gefangen im Projekt, 3 Jahre hatten keine Ergebnisse geliefert, also fing ich an mir Möglichkeiten zu überlegen wie ich beweisen kann, dass die Hypothesen des DV zum Projekt schlichtweg falsch, zu optimistisch oder zu unausgereift waren. Nach einem halben Jahr hatte ich mit einfachsten Mitteln ein paar interessante Ergebnisse erhalten. Mein DV hatte dazu vorallem eine Reaktion ala „Lächeln und Winken“ übrig. Er verstand die Methodik nicht und dachte ich bin bescheuert. Andere Professoren fanden den Ansatz interessant... Mein DV ließ mich aber immerhin gewähren, leider auch keine Selbstverständlichkeit.
Mit einem Sammelsurium aus Messungen und meinem kleinen Block konsistenter Ergebnisse und kleiner Theoriesektion wollte ich dann nicht länger Zeit verschwenden und meine Arbeit zusammenschreiben. Gottseidank war hierzu das Publizieren von Papern keine Pflicht ! Zu meiner Überraschung wurde mein Vorstoß in diese Richtung unterstützt, so dass ich nach einer nochmals furchtbaren Schreibphase voller Selbstzweifeln und dem ständigen Versuch aus einem Flickenteppich eine zusammenhängende Arbeit zu erzeugen, nach 4 Jahren meine Dissertationsschrift einreichen konnte! Ich glaube mir spielte es in die Hände, dass es auch politisch für den DV nicht gut aussieht wenn bei ihm Doktoranden scheitern.
Ich habe hier viele fiese Details ausgelassen und über die wirklich lächerlich persönliche und nicht fachliche Bewertung meiner Diss und Dispu will ich garnicht reden, aber die Schlussfolgerung aus meiner, wie aus vielen anderen Geschichten ist klar: Durchhalten kann sich auszahlen! Ich habe meinen Dr.rer.nat. und bin nun wirklich glücklich und unbefristet außerhalb der Tretmühlen der Academia.
Viele Grüße an euch alle!