Kusmar hat geschrieben: ↑19.09.2019, 08:48
Ende gut, alles gut? (Noch) nicht. Das Ganze zerrt noch immer an mir und lässt mich nicht los. V.a. die Tatsache, weil ich den Eindruck hatte, dass mich meine Betreuenden absichtlich auflaufen liessen. Diese Hinterhältigkeit und Falschheit geht mir nach wie vor an die Nieren.
Kusmar hat geschrieben: ↑19.09.2019, 08:48
Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Ich kenne niemanden, der nicht solche Erfahrungen <an der Uni> in welchen Zusammenhängen auch immer gemacht hat. Ich kenne wirklich nur Leute, die <Dinger> erzählen könnten: bei dem einen lief die Diss ab wie bei Dir; andere wurden 2 Jahre am Einreichen gehindert, mussten zu Gesprächen mit der Promotionskommission, immer wieder Änderungen (obwohl beide Gutachten mit summa cum laude schon bewertet worden waren!!!); Mehrarbeit, Seminare halten ohne Ende, nicht zur eigenen Diss kommen, Vertrag zu Ende, Tschüss, über die Klinge springen; Ausgrenzung, schlechte Nachrede; Erzwingen einem Aufhebungsvertrag zuzustimmen; sexuelle Belästigung; Ausbeutung;...usw.
Viele Leute haben <Erinnerungen>, die an ihren Nerven zerren. Sicher, ich auch. Und: ich werde auch noch Erinnerungen zukünftig haben, die an mir hängen. Daran habe ich wenig Zweifel. Die Persönlichkeitsstrukturen gewisser Positionsinhaber*innen lässt keinen anderen Schluss zu: sich an der Ohnmacht des Gegenübers validieren. Ich bin mir gar nicht sicher, ob gewisse Leute tatsächlich Momente ihrer eigenen Täterschaft ("Hinterhältigkeit und Falschheit") erkennen, dazu braucht´s Reflektionsfähigkeit, die nicht Halt macht harsche Selbstkritik zu äußern. Also: Bewusstheit, auch wenns ans eigene Fleisch geht. Ich habe eine solche in diesen high places nie bemerkt. Das wäre mir aufgefallen.
Ich kann Dir nicht sagen, wie Du das am besten loskriegen kannst. Ich kann nur schildern, wie ich damit umgehe. Mit erlittenem Dreck und mit Dreck, den ich bei anderen mitansehen musste. Mir hilft (das meine ich technologisch: als Mittel zum Zweck!): es anders zu machen, auch wenn ich (unmittelbar) <nichts davon habe>. Wie oft hätte ich bspw. bei Abschlussarbeiten zu meinem Forschungsthema die Studierenden geflissentlich auf Details hier und da, und diese Publikation, und muss geändert werden, usw. hinweisen können, stattdessen war ich wohlwollend, habe nur angeregt, Dinge zur Sprache gebracht, die beide Seiten einsehen konnten, oft nur eine Sache - ich wollte die Motivation erhalten, die Widmung zur Sache/Abschlussarbeit. Die Studierenden sollten <klar> rausgehen aus meinem Büro, nicht schwankend - nicht wie ich nach diesen ominösen >Betreuergesprächen> immer. Ich denke heute, dass ich das tatsächlich besser/angebrachter gemacht habe und mache. Ich war on-demand für die Leute mit ihren Fragen da. Bottom-up, nicht mich und meine ah-so-granatentolle-Kenntnis den Leuten aufgedrückt, um zu zeigen, wie dope ich sei. Ich brauche das nicht. Diese Art von Validierung am Gegenüber.
Es wird Situationen geben, wo Du auch so sein könntest, wie deine Erfahrungen. Im großen wie im Kleinen. Vllt fällt Dir das sogar gleich auf: vllt kannst Du dich durchringen es <anders> zu machen. Wie bei Effi Briest, die wurde auch ausgeschlossen wegen Ehebruch, Kinder weg, Hausstand weg, Reputation weg, aber die schreibt n Brief dann, wo sie letztlich ihren Ex-Mann um ihren faulen Hund Rollo bittet ("Rollo, ja, das ginge; der ist mir auch nicht gram. Das ist der Vorteil, daß sich die Tiere nicht so drum kümmern'") und die hohen Leuten lesen den und sagen nur: "die ist uns über". Moralisch und von innerer Verortung "über". So ungefähr. Tja, die Welt <sieht das nicht>, ich kriege dafür keine Kohle, keine Anerkennung, keine Stellen - all die Insignien der Welt haben nicht diese <Währung>, aber ich fühle und weiß mich, erhoben, enthoben sogar. Wie als ob die mir bekannten Mechanismen keine Macht über mich haben - und die Zersetzung, die von solchen falschen und hinterhältigen Leuten ausgeht (,die sich dieser Mechanismen bedienen - bewusst oder unbewusst - müssen!), hat keine Macht über mich. Ich werde nicht wie Sie, keine grauen Herren, ich darf frei und freudvoll meiner kleinen Wege ziehen. Ist das nicht köstlich?
Ich bin befreit zu einem ganz anderen Handeln, Denken und Fühlen.
Plus: mir hilft die Gewissheit sehr, dass wir alle, jeder Mensch, der je gelebt hat, lebt und leben wird, aus dem Leben hinausgeht - und kann nichts mitnehmen. Das kann btw heute sein. Wer weiß das schon. Vielleicht ist die Essenz unseres Lebens der Tod, der uns zeigen wird, wie wir gelebt haben, was wir tatsächlich sind, abgeschilft von aller Kohle, Titeln, Erfahrungen, usw. Das ist so eine Eigenart von mir, Dinge auf einer globaleren Skale zu sehen. Es wird alles so nichtig und irrelevant. Nur, ich finde, die Momente, wo ich mich für Demut, Hilfe, Empathie, Perspektivwechsel entschieden habe - wider besseren Wissens über die Gesetze dieser Welt und auch <ohne was davon zu haben> - werde ich mitnehmen dürfen. Die bleiben bei mir, weil ich zu diesen werden durfte.
Vielleicht kann das ein Impuls sein, heute an einem Donnerstag im September 2019.
Der Weltmensch will nehmen, greifen, haben, einsacken, bekommen - ich bin am freisten, wenn ich im Loslassen empfangen darf. Wenn deine Diss in der Abwicklung so verlief, wirst Du traurig sein. Du fühlst Dich abgelehnt, vorgeführt. Du darfst - das hat hier schon Papierturm geschrieben - darüber trauern und traurig sein. In diese Art von Schmerz und Verletzung <hinein gehen>. Diese Gefühle <adressieren>, benennen, aufschreiben, rausbrüllen, heulen, gegen was treten. Immer und auch immer wieder. Sich entgiften. Iterativ. Immer wieder. Bis es abgeschilft ist. Bis die Larven und Namen der Leute verblassen. Bis Du wieder von deinem <Positiv>, deinem Leben, ausgehen wirst. In Abgrenzung, in deiner Intuition ("Mensch, ich habe das Alles gerissen! Und mein Büchlein kommt auch raus und sieht schmuck aus! Es wird seine Abnehhmer*innen finden!"). Mir haben immer Wanderungen geholfen, einmal sächsische Schweiz hoch und runter, Bärenstein, Lilienstein usw., allen Dreck ablaufen und bei den klugen Waldtieren lassen, <für sich sein>, Eremitage, innerlich prozessieren, weil CPU überhitzt. Vielleicht ist das auch was für Dich. Vielleicht ist es gut, dass Du gerade eine Pause haben darfst, vielleicht ist diese genau <dafür> da. Ein Raum an Möglichkeiten liegt vor Dir. Fülle ihn je und je.
In the end what you dont surrender,
well, the world just strips away.
spiro