I know, Ferdi Fuchs, I know.



Ja, man. Power-Beiträge. IMMER Empowerment. In meinem Seminaren, in irgendwelchen Kolloquien, wenn ich mit den Leuten dann offn Gang stehe, IMMER kommen die stärkenden Sachen. Meinen Studierenden schreibe ich in drei, vier Seiten meine gesammelten Hinweise, Tipps, Tricks für ihr Studium, den Vorbereitungsdienst und den Beruf. Lade das hoch, zur echt-ma-allgemeinen Bestärkung. Dass die z.B. wissen, dass man das Referendariat in Teilzeit nun machen können, sowas. Da gucken mich manche an, wie n LKW! So dass sie bestärkt werden, selbst-souverän zu werden, eben sein-zu-können, sich ihr Leben und ihre wertvolle Lebensteit SO machen, einrichten können, wie SIE es wollen, und nicht, wie es irgendwer anders will. Souveränität herstellen, Möglichkeiten aufzeigen manchmal in der äußeren strukturellen Hardware ("Ich mache das aufgrund des Gesetzes vom so und soten nämlich in Teilzeit und nehme mir den Stress raus!") oder "nur" in innerer Souveränität ("Hier, pass uff, lass Dir von den Käseköppn nüschts sarrn, versuche das Meiste aus deinen empirischen Daten zu ziehen, was geht. Kannst Dich mal hier beraten lassen, bei der Methodenberatung Göttingen, versuchs mal!"). Ist so mein handfestes, hemdsärmliges Naturell. Arbeiterkind der DDR. Vater Stahlarbeiter, ging robust zu bei uns zu Hause. Keine Bücher im Haushalt, gut, ein zwei Kochbücher, absolut keinen Bildungshintergrund, wenig Impulse, geistige Armut, ja. Das kann sich gar keiner vorstellen...da, wo ich herkomme, haben die ersten mit 15 ne Drogenpsychose, landen im Knast, suizidieren sich, werden kriminell, fahren vorn Baum...Vielleicht bestärke ich deshalb, wo ich kann, weil ich weiß, wie biographie-entscheidend das sein kann. Und auch, weil ich Glück hatte. Ich konnte alles nachholen, geistig fix nachreifen und prozessieren. Heute kann ich Verträge und Stipendien kündigen, die andere gar nicht bekamen. Weiß der Himmel, warum. Aus den Boxen dröhnt derweil ACDC, EinsZwo, Knorkator, im Seminar kreuze ich in Metal-Shirts auf, in abgelatschten Assiletten, manchmal barfuß. Ich brooche kinnen Lack, um zu glänzen, brooche kinn Auftritt, um Eindrücke zu verschaffen, brooche kein Dissen von Dritten, um mich gut zu fühlen, brooche kein Downpressen von andren, um zu wissen, was möglich und machbar ist. Was ich will, ist, dass Leute, ob hier oder meine Studierenden beflügelt, ggf mit Rat, mit verwertbaren Infos inner Kralle ihres Weges gehen (können). Wennsch dazu was leisten kann, habe ich meinen Dienst erfüllt. Warum nicht alle so sein können, weiß ich nicht. Aber es wird kein Tag kommen, an dem ich mir mein Feuer nehmen lasse, der Zug is abjefahrn. Ganz im Kern, irgendwo drinnen im Gebälk, weiß ich, dass mir keiner was kann, da sind Brennstäbe, meiner, da kann man ran wollen, ma gucken, ob man habhaft werden kann, aber "se ham doch keine Tschanggse!" sie sind zugriffssicher, untouchable. Das zaubert mir ein Grinsen auf´s Gesicht. Die Welt hat´s nicht gegeben, die Welt kann´s nicht nehmen. Wer auch immer das rafft, soll sich wiederfinden und bestärkt sein!

Ah, zum Kollegen von oben wollte ich noch sagen. Du kommst frisch ausm Studium, da hat man sozusagen gewissermaßen den Impetus, dass alles nahtlos und möglichst fix weitergehen soll. Man ist geneigt Entscheidungen, an deren Konsequenzen man ggf. Jahre gebunden ist, schnell zu treffen. Bei Stellen ist das kein Ding. Die kann man kündigen, viele sind eh befristet und laufen aus. Aaaaber bei ner Diss ist es etwas, das man dann mit sich trägt, wohin man auch stellenmäßig geht. Wenn Du dir n neuen Doktorbetreuer suchst, lass dir Zeit dazu, schaue, ob der Typ schon mal Leute überhaupt promoviert hat (Webpage von dem checken, scrollen, ggf. nachfragen um drei Ecken, googeln, oft sind Dissertationen online und man kann da reinlesen, stöbern inner Danksagung!) und was die sagen, ob die weiter gefördert worden sind, wo die heute sind, ob die noch Lust haben zu Forschen, DAS sagt vieles indirekt über die Promotionszeit von denen aus. Ich war mal bei einem, der 15 Jahre niemanden promoviert hat, also noch gar keinen, erst SPÄTER (!) erfuhr ich leibhaftig, warum. Dem hätte ich vorbeugen können, indem ich mich umgehört hätte....Zeit lassen, nicht dem erst "besten" Angebot nachm Studium gleich offn Leim gehen. Der ideale Doktorvater/mutter hat viele promoviert, die sind alle in guten Arbeitsstellen gelandet, machen weiter, der Doktorvater/mutter spricht noch in Erinnerungen von denen und zwar GUT...so Indikatoren eben. Genau, mit dem mehrgleißig fahren meinte ich, dass er viele Bewerbungen raushaun sollte und sich derweil Zeit, Bedenkzeit für die Diss lassen sollte. Das Ding ist auch: DAS Beste ist, wenn Chef und Betreuer nicht identisch sind. Du schreibst bei iwem die Diss, triffst Dich immer mal. Und bei ner anderen Uni biste angestellt, da kannste wechseln wiede willst bei ggf. besseren Angeboten, OHNE dass einer angepisst ist. Plus: Der Zugriff ("Frau XY mir ist zu ihrer Diss noch was eingefallen, kommen Sie in einer halben Stunde in meine Büro?") ist nicht so da, weil Du woanders deine Kohle verdienst, fixe Ideen werden dann eher wegen der Undurchführbarkeit schnell wieder fallen gelassen, BEVOR Du in Arbeitschleifen gelegt wirst. Das ist so meine Erfahrung noch. So würde ich das heute von vorn machen. Muss nicht immer alles schnelli schnelli gehen. Suche Dir ne Stelle, dass der Knack jeden Monat kommt und sondiere langsam mit der Diss.
Ja, mein Stil ist genauso. Ich denke, handle und rede, wie ich schreibe. Harte Worte, weiches Herz.
So, lang jetzt hier. Viele Grüße! Alles Gute!
spiro