Erfahrungen beim ersten Job im Unternehmen nach der Promotion - verstehe die Welt nicht mehr
Verfasst: 02.03.2018, 14:42
Liebe alle,
ich habe eine bwl-nahe sozialwissenschaftlichen Promotion im Januar abgeschlossen. Vor dem Studium hatte ich eine einschlägige handwerkliche Lehre gemacht, 2. Bildungsweg. Abgegeben hatte ich Ende Sept 2016 und bin gleich danach (sprichwörtlich am Tag nach der Abgabe) in ein kleines Unternehmen in einer ländlichen Gegend im Norden Deutschlands eingestiegen. Gehalt ist ok, unbefristeter Vertrag, Markt, auf dem das Unternehmen unterwegs ist, ist unglaublich spannend. Total familiärer Laden, jeder duzt sich, zum Teil ist man miteinander verwandt oder kennt sich seit jahrzehnten. Viel Wandel gibt es nicht, normal sind die Mitarbeiter viele Jahre dort, Unternehmenswachstum ist nicht überragend, aber solide, es kommen halt pro Jahr immer so 1 oder 2 neue Gesichter hinzu.
Beim Vorstellungsgespräch wurde mir damals gesagt, ich solle gleich ein größeres Projekt übernehmen, wo ich auch methodische Kenntnisse meiner Arbeit brauche, was mir sehr gut gefallen hat. Ich bin einem Team ("Abteilungsleiter", Stellvertreter, zwei Kolleginnen) zugeteilt worden, in dem niemand außer mir einen Studienabschluss geschweige denn eine Promotion besitzt. Abteilungsleiter ist seit 10 Jahren dabei und hat sich von der Pike auf hochgearbeitet. Nun bin ich dorthingekommen mit dem Auftrag, das Projekt zu übernehmen. Allerdings hat mein Abteilungsleiter überall intern kommunziert, dass es sein Projekt ist, mir ganz oft wesentliche Dinge nicht kommuniziert oder halt irgendwelche Eigenentwicklungen gemacht, in die ich überhaupt nicht involviert war und dementsprechend nicht darauf reagieren konnte.
Inzwischen bin ich fast vollständig losgeeist von dem Projekt, wenn Besprechungen mit anderen Unternehmen sind, die ebenfalls involviert sind, trägt sich mein Abteilungsleiter oft selbst bei Terminen ein, was die Geschäftsführer der anderen Unternehmen sehr wundert, die teilweise nur über mich kommunizieren. Dazu muss man sagen, dass die Branche eher konservativ ist, dass heißt, wir duzen uns zwar alle untereinander in der Firma, die Gesschäftsführer der anderen Unternehmen sprechen mich mit Titel an, was mir eher unangenehm ist, gerade wegen der Situation mit meinem Abteilungsleiter und auch, weil ich nie so der förmliche Mensch war und selbst am liebsten jede duze, außer natürlich, es erscheint mir als unangebracht. Dieser gibt mir inzwischen auch "eigene" Aufgaben, von denen bislang die anspruchsvollste war, dass ich einen Werbeflyer gestalten sollte - ich durfte sogar entscheiden, wie viel Text er haben sollte... Erschreckenderweise hat der Geschäftsführer mir mal nebenbei gesagt, dass ich fast so viel verdiene wie mein Abteilungsleiter. Was mich sehr geschockt hat - gerade angesichts meiner Aufgaben, die auch ein Praktikant gut hinbekommen könnte. Und weil ich erheblich weniger arbeite (38 Stunden mit Stempeln, mein Abteilungsleiter arbeitet oft bis spät am Abend und stempelt nicht mehr)
In einem Monat ist die Probezeit zu Ende, ich habe von meinem Abteilungsleiter nur Lob bekommen vom Geschäftsführer auch und bin schon für verschiedene Aufgaben und Termine im 3. und 4. Quartal eingeteilt worden (auch wieder nix anspruchsvolles). Ich verstehe die Welt nicht mehr.....
Ist es normal nach dem Berufseinstieg, dass man so lange braucht, bis man anspruchsvolle Aufgaben bekommt? Hat jemand was ähnliches erlebt? Oder kommt irgendwann das Dicke Ende in Form einer Kündigung für mich? Wie lange soll ich denn da bleiben, bis ich mich auf eine anspruchvollere Stelle bewerben kann? Dachte da so an 1 - 1,5 Jahre, damit ich das als erste Berufserfahrung nach der Zeit am Lehrstuhl verkaufen kann. Ich habe ein super Verhältnis zu meinen Kollegen, mit denen ich auch privat Dinge unternehme und wie gesagt nur Lob von Chef und Geschäftsführer bekommen, die ich auch schonmal zur Hälfte der Probezeit um ein Feedback zu meiner Leistung gebeten habe.
Vielen Dank für eure Tipps und sry für Tippfehler, schreibe aus dem Zug
Donkey
ich habe eine bwl-nahe sozialwissenschaftlichen Promotion im Januar abgeschlossen. Vor dem Studium hatte ich eine einschlägige handwerkliche Lehre gemacht, 2. Bildungsweg. Abgegeben hatte ich Ende Sept 2016 und bin gleich danach (sprichwörtlich am Tag nach der Abgabe) in ein kleines Unternehmen in einer ländlichen Gegend im Norden Deutschlands eingestiegen. Gehalt ist ok, unbefristeter Vertrag, Markt, auf dem das Unternehmen unterwegs ist, ist unglaublich spannend. Total familiärer Laden, jeder duzt sich, zum Teil ist man miteinander verwandt oder kennt sich seit jahrzehnten. Viel Wandel gibt es nicht, normal sind die Mitarbeiter viele Jahre dort, Unternehmenswachstum ist nicht überragend, aber solide, es kommen halt pro Jahr immer so 1 oder 2 neue Gesichter hinzu.
Beim Vorstellungsgespräch wurde mir damals gesagt, ich solle gleich ein größeres Projekt übernehmen, wo ich auch methodische Kenntnisse meiner Arbeit brauche, was mir sehr gut gefallen hat. Ich bin einem Team ("Abteilungsleiter", Stellvertreter, zwei Kolleginnen) zugeteilt worden, in dem niemand außer mir einen Studienabschluss geschweige denn eine Promotion besitzt. Abteilungsleiter ist seit 10 Jahren dabei und hat sich von der Pike auf hochgearbeitet. Nun bin ich dorthingekommen mit dem Auftrag, das Projekt zu übernehmen. Allerdings hat mein Abteilungsleiter überall intern kommunziert, dass es sein Projekt ist, mir ganz oft wesentliche Dinge nicht kommuniziert oder halt irgendwelche Eigenentwicklungen gemacht, in die ich überhaupt nicht involviert war und dementsprechend nicht darauf reagieren konnte.
Inzwischen bin ich fast vollständig losgeeist von dem Projekt, wenn Besprechungen mit anderen Unternehmen sind, die ebenfalls involviert sind, trägt sich mein Abteilungsleiter oft selbst bei Terminen ein, was die Geschäftsführer der anderen Unternehmen sehr wundert, die teilweise nur über mich kommunizieren. Dazu muss man sagen, dass die Branche eher konservativ ist, dass heißt, wir duzen uns zwar alle untereinander in der Firma, die Gesschäftsführer der anderen Unternehmen sprechen mich mit Titel an, was mir eher unangenehm ist, gerade wegen der Situation mit meinem Abteilungsleiter und auch, weil ich nie so der förmliche Mensch war und selbst am liebsten jede duze, außer natürlich, es erscheint mir als unangebracht. Dieser gibt mir inzwischen auch "eigene" Aufgaben, von denen bislang die anspruchsvollste war, dass ich einen Werbeflyer gestalten sollte - ich durfte sogar entscheiden, wie viel Text er haben sollte... Erschreckenderweise hat der Geschäftsführer mir mal nebenbei gesagt, dass ich fast so viel verdiene wie mein Abteilungsleiter. Was mich sehr geschockt hat - gerade angesichts meiner Aufgaben, die auch ein Praktikant gut hinbekommen könnte. Und weil ich erheblich weniger arbeite (38 Stunden mit Stempeln, mein Abteilungsleiter arbeitet oft bis spät am Abend und stempelt nicht mehr)
In einem Monat ist die Probezeit zu Ende, ich habe von meinem Abteilungsleiter nur Lob bekommen vom Geschäftsführer auch und bin schon für verschiedene Aufgaben und Termine im 3. und 4. Quartal eingeteilt worden (auch wieder nix anspruchsvolles). Ich verstehe die Welt nicht mehr.....
Ist es normal nach dem Berufseinstieg, dass man so lange braucht, bis man anspruchsvolle Aufgaben bekommt? Hat jemand was ähnliches erlebt? Oder kommt irgendwann das Dicke Ende in Form einer Kündigung für mich? Wie lange soll ich denn da bleiben, bis ich mich auf eine anspruchvollere Stelle bewerben kann? Dachte da so an 1 - 1,5 Jahre, damit ich das als erste Berufserfahrung nach der Zeit am Lehrstuhl verkaufen kann. Ich habe ein super Verhältnis zu meinen Kollegen, mit denen ich auch privat Dinge unternehme und wie gesagt nur Lob von Chef und Geschäftsführer bekommen, die ich auch schonmal zur Hälfte der Probezeit um ein Feedback zu meiner Leistung gebeten habe.
Vielen Dank für eure Tipps und sry für Tippfehler, schreibe aus dem Zug
Donkey